Historisch korrekt dargestellte Spielfilme und Serien gesucht

Bonni

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Moin, zusammen.

Ich bin auf der Suche nach Serien oder Spielfilmen, die die Zeit, in der sie spielen, möglichst korrekt darstellen. Ich weiß natürlich, dass es sehr viele Filme oder Serien gibt, die in den verschiedensten Epochen spielen, aber ich weiß auch, dass bei vielen der Zeitgeist die Darstellung stärker beeinflusst hat als gute Recherche.

Als Positivbeispiel würde ich starten mit der Serie „Mad Men“, die die Zeit von 1960 bis 1970 extrem akkurat zeigt, bis hin zu an Wetterberichte von damals angepasste Garderobe (in kalten Jahren tragen die Darsteller dickere Wintermäntel als in warmen Jahren).

Bestimmt gibt es eine ganze Reihe gut recherchierter Filme oder Serien. Welche fallen euch ein? Die Epoche ist dabei egal, je breiter das Spektrum ist, desto besser. :cool:
Vielen Dank für eure Mithilfe!
 
Gar nicht so leicht, und umso schwieriger je weiter man zurück geht. Das erste, was mir einfällt, ist ein absolutes Negativbeispiel...

Aber gut, was gäbe es da? "Alexander" von 2004 ist einer der historisch besseren. Der hat seine Längen, gewisse und nicht immer deutliche Straffungen, damit das Ganze in einen Film passt, und auch historisch einige Fehler. Kam auch nicht gut an. Dennoch wird er zumindest bei mir an der Uni auch immer wieder von Geschichtsdozenten positiv empfohlen. Denn mal abgesehen von einer spannungstechnischen und schauspielerischen Leistung, die, naja..., nicht der Grund ist, dass ich ihn immer wieder schaue, ist er historisch mindestens mal besser als die meisten. Besonders die ausführliche Darstellung der Schlacht bei Gaugamela ist hervorragend.
Die Netflix-Serie "Barbaren" soll ganz gut sein bis auf die Varusschlacht, habe ich aber selbst noch nicht gesehen, deshalb kann ich dazu nichts sagen.

Sonst fallen mir im Moment nur solche ein, die man eher "historisch orientiert/inspiriert" nennen könnte. Es gibt leider einfach so viele Produktionen, die behaupten es zu versuchen, die teilweise auch wirklich gute Berater haben, aber am Ende wird doch wieder alles der "Spannung" und "Dramatik" geopfert, als ob die Realität nicht dramatisch genug wäre. Und am Ende kommt es ja auch auf den Erfolg an, und die meisten sind historisch weniger bewandert. Und dann sehen sie einen Film wie Alexander und glauben vor der Frage zu stehen "historisch oder interessant". Naja, jeder Filmschaffende weiß, was er dann will.
 
Ja, Alexander war von der Ausstaatung ziemlich weit vorne; leider fand ich ihn abseits der Schlachtszenen sterbenslangweilig, aber das war ja nicht die Frage...

Barbaren hab ich auch nicht gesehen, aber nach dem Trailer und ein paar Ausschnitten zu urteilen: So akkurat sind römische Legionäre noch nie über den Bildschirm paradiert. Werd ich i-wann ansehen müssen, auch wenn laut Hörensagen ab der 4. Folge oder so dann doch Hollywood, und nicht Cassius Dio & Friends die Regie führt...

Ähnlich, aber (mE) spannender waren Waterloo von 1970 und Gettysburg von 1193. Ausstattung etc extraklasse, zeigen die militärische Vorgänge (für Spielfilme) sehr gut, auch wenn man über die Portraitierung der historischen Persönlichkeiten sicher streiten kann; steck ich auch nicht genug in den Biographien drin, um das beurteilen zu können. Ähnliches gilt für die Darstellung politischer Positionen, die grad im Falle Gettysburg ja durchaus kontrovers sein kann...

Gefallen hat mir auch Rome von 2005-07. Ja, da wurd an die Biographien ua historischen Sachen ziemlich rumgeschraubt, aber die Darstellung des römischen Alltagslebens, das Stadtbild uvm fand ich schon verdammt überzeugend und hübsch anzusehen.

Mein persönlicher Favorit (wenn auch vielleicht aus Kindheits-Nostalgie heraus) ist Sachsens Glanz und Preußens Gloria von 1985-87. Sehr schön anzusehen, oft an Orginalschgauplätzeen gefilmt, und die Ereignisse um den Siebenjährigen Krieg herum bildet es auch ganz gut ab (wieder, für ne Fernsehproduktion...).

Sachsens Glanz und Preußens Gloria & Waterloo kann man sich übrigens auf yt ansehen*. Außerdem kann ich den Kanal History Buffs empfehlen (für Englischkundige), wenn man sich für die historische Akuratesse von Filmen interessiert.

* Frage an die, die sich mit so was auskennen: Mir fällt grad auf, dass das genau die beiden Produktionen aus dem Ostblock sind, die da frei im Netz stehen. Ist das Zufall (so groß ist die Stichprobe ja nicht), oder liegt das an i-welchen Rechtsgeschichten/Copyright?
 
Oh, Rome, stimmt.

Und dazu fällt mir Deadwood ein. Das ist zwar nicht so "hübsch" wie Rome, eher verstörend, aber auch im Alltagsleben und was den Schauplatz angeht sehr überzeugend.
 
Mir ist bei dieser Fragestellung auch zuerst "Rome" eingefallen. Von der Ausstattung und der Darstellung des römischen Stadtlebens her soll die Serie recht akkurat gewesen sein. Leider gilt das nicht auch für die Handlung, die nur eher lose an die realen Ereignisse und Charaktere angelehnt ist. Die Zeit, in der sie spielt, stellt die Serie also nur vom Aussehen her ziemlich korrekt dar.
 
Als Hobbyhistoriker muss ich hier mal fragen...

Woher weiß man eigentlich ob im Film die einzelnen Szenen, wie in Überschrift des Threads gefordert, historisch korrekt dargestellt worden?
Ich kenne da auch so manchen Film, aber ich würde nie behaupten wollen der ist historisch korrekt.
 
Im Fall von "Rome" hat man z. B. bei der Gestaltung des Stadtbildes einerseits berücksichtigt, dass Rom (anders als in vielen Monumentalfilmen dargestellt) in der späten Republik noch nicht die Stadt der fortgeschrittenen Kaiserzeit war, sich andererseits auch an den Funden in Pompeii orientiert. Man hat berücksichtigt, was wir aus Inschriften, Graffiti (insbesondere in Pompeii), archäologischen Funden, aber auch manchen literarischen Quellen über das Alltagsleben der Römer wissen (was sich von der überhöhten und sauberen Darstellung in vielen anderen Produktionen unterscheidet).
 
Stanley Kubricks "Barry Lyndon" ist, was Requisite, Kostüme und Drehorte (u.a. drehte er 1975 in der DDR, im Neuen Palais in Potsdam) angeht, ziemlich nahe am Siebenjährigen Krieg. Mir gefällt auch die Story, aber ich bin soundso ein Kubrick-fan.
 
Wenn mich diese Frage beschäftigt schau ich mir an was zum Regisseur im Netz steht und auch nach den wesentlichsten Schausielern (Hauptrollen).

Es gibt bei mir historische Filme wo ich den Eindruck habe, könnte so gewesen sein.

Es gibt aber bei mir auch historische Filme die mir ganz den Eindruck machen nach Sensation und/oder Action.

Oft aber verbindet sich historische Wahrheit auch mit Action.

Wenn ich mir zum Beispiel am Schluss des 6teilers „Befreiung“ das Interview von den Historiker Wolfgang Leonhard anhöre – hat man ja selten das am Schluss des Filmes ein Historiker einen Film einschätzt - weiß ich, das meiste ist historisch Korrekt.

Bei „Krieg und Frieden“ nach L. Tolstois Weltroman kann ich nur glauben.

Das gleiche bei „Dr. Schiwago“.

Das gleiche denke ich bei einigen historischen Monumentalfilmen z.B. „Spartakus“ oder „Untergang des Römischen Reiches“.

Ähnlich auch bei den deutschen Film „Der Untergang“ oder „Das Boot“.

Bei den Regisseuren steht bei mir ganz oben Wolfgang Staudte. Und da z.B. „Die Mörder sind unter uns“ oder „Der Untertan“ oder „Der Seewolf“ mit z.B. Raimund Harmsdorf, um mal wenigsten einen Schauspieler zu nennen.
 
Danke schon einmal für alle Vorschläge und Infos bis jetzt. :cool: Da habe ich ja in der nächsten zeit einiges zu gucken.
 
Der "Name der Rose" ist meiner Meinung recht authentisch und historisch absolut stimmig. Allerdings wurde die mittelalterliche Mentalität (wie auch im Buch) - wenn auch zaghaft - in moderne Wertvorstellungen übertragen. Das ist in dramaturgischer Hinsicht allerdings auch notwendig - ein Film in welchem den Protagonisten die (soweit bekannt) Mentalitäten und Wertvorstellungen der entspr. Epoche verpasst werden, dürfte nur im Rahmen einer Sach-Doku geniessbar sein.
 
Das ist in dramaturgischer Hinsicht allerdings auch notwendig - ein Film in welchem den Protagonisten die (soweit bekannt) Mentalitäten und Wertvorstellungen der entspr. Epoche verpasst werden, dürfte nur im Rahmen einer Sach-Doku geniessbar sein.

Das könnte ich mir auch vorstellen. In dem Jugendroman, an dem ich derzeit arbeite, wird das auch so sein (müssen).

Wobei ich eine entsprechende Sachdoku auch sehr interessant fände.
 
Der "Name der Rose" ist meiner Meinung recht authentisch und historisch absolut stimmig.
Bernard Gui wird in Buch und Film als ziemlich blutrünstig dargestellt. Wer einmal in seine Fänge gerät, kommt da nicht mehr raus. Beim historischen Bernard Gui war das etwas anders, der war bei weitem nicht so fanatisch. Also nicht, dass ich in seine Fänge geraten sein wollte, aber bei seinen 900 erhaltenen Urteilen sind nur ein Bruchteil Todesstrafen. Ca. 40/900.
 
Es ist zwar nach Fernsehserien gefragt, Marcus Junkelmann beschäftigt sich in seinem Buch Hollywoods Traum von Rom eingehend mit filmischen Rekonstruktionsversuchen des antiken Roms und wie gut/schlecht das Filmen wie Gladiator gelungen ist. Ein sehr interessantes und lesenswertes Buch!

Was historische Genauigkeit an Kostümen und Zeit- und Lokalkolorit angeht, so zeichnet sich Stanley Kubricks "Barry Lyndon" durch große Authentizität aus.

Sehr detailgenau zumindest was historische Uniformen betrifft war auch der ZDF-Abenteuervierteiler "Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck.

Hier im Forum dürfte wohl der User Brissotin einer der kompetentesten Forianer sein was Kleidungsforschung/Kostümkunde des 17. 18. und frühen 19. Jahrhunderts betrifft. Brissotin hat eine ganze Menge Rezensionen zu Filmen und Serien geschrieben, die im 17., 18. oder frühen 19. Jahrhundert spielen.

Da dürftest du bestimmt etwas finden, das dich interessiert.
 
Als Kinofilm fällt mir da Master and Commander ein. Die Lebenswirklichkeit wurde hier gut dargestellt. Wobei Lord Cochrane, das Vorbild für Jack Aubrey, sehr human mit seinen Leuten umgegangen ist.
Das ganze spielt in der Zeit der Koalitioskriege.
 
Als Kinofilm fällt mir da Master and Commander ein. Die Lebenswirklichkeit wurde hier gut dargestellt. Wobei Lord Cochrane, das Vorbild für Jack Aubrey, sehr human mit seinen Leuten umgegangen ist.
Das ganze spielt in der Zeit der Koalitioskriege.

Master and Commander ist wirklich großartig. Der Streifen ist aber auch ein Beispiel dafür, dass ein Film, der Historikern gefällt, nicht unbedingt wirtschaftlich erfolgreich sein muss. Wenn man den Rezensionen trauen kann, war der Film an den Kinokassen eher ein Flop.
 
Stimmt. Es kann sein das er mit der Zweitverwertung, sprich DVD und Streamingdiensten langsam in die Gewinnzone kommt. Aber Seefahrt zieht nun mal nicht so wie Fantasy.
Es hat aber einige neuere Rezensionen bei Youtube gegeben, wo der Film wieder gut weg kommt.
 
Wo wir schon bei Seefahrt sind: "The Terror" ist zu 95% ziemlich authentisch, vom Rest siehst Du's bei 4% sofort, der Rest sind Kleinigkeiten.
 
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