Planeten, Götter und die Wochentage...

Und das kann man auf die deutschen Wochentagsnamen übertragen?
Meinst du meinen Beitrag?

Wenn dem so ist: Es ging mir nur darum zu zeigen, dass "jüngster Beitrag in der Forschungsdiskussion schlägt alle älteren Beiträge" eben kein Automatismus ist. Der Forschungsstand wird nicht durch einen einzelnen Beitrag definiert, sondern dadurch, dass eine Mehrheit der Forscher eine Theorie aufgrund ihrer soliden Datenbasis und stimmigen Argumentation als "wahr" akzeptiert, solange, bis die nächste Theorie, welche diese ablöst, als "wahr" akzeptiert wird.

In der Sache habe ich mich nicht dazu geäußert, ob der Erstach von Ares oder von Arius oder von einem zum Arius umgedeuteten Ares kommt.

Wenn ich mich aber dazu äußern würde, dann würde ich annehmen, dass der nach einer Person benannte Tag wohl eher unwahrscheinlich ist und der Gottesname vorzuziehen ist. (Und das sind außersprachwissenschaftliche Argumente.) Des Weiteren würde ich noch mal Sepiolas Hinweis berücksichtigen:

...die Goten haben [...] Arius nicht verehrt, sie verstanden sich auch nicht als "Arianer" (die ursprünglich polemische gemeinte Bezeichnung "Arianer" wurde für Gruppen verwendet, die mit der Lehre des Arius nichts am Hut hatten).

Die Umlautung aus dem Germanischen (und damit auch der ins Germanische eingegangenen Lehnworte vor der Umlautung) von anlautendem <a-> in <e-> ist einigermaßen normal. Wir finden das in Attila > Etzel, in Astnide > Essen, in asinus > asellus > Esel, acetum > Essig...
 
Die germanischen Wochentagsgötter gelten als eine Art Missing Link zwischen den antiken Interpreatio romana und den mittelalterlichen Quellen. Damit gelingt es scheinbar die germanischen Hauptgötter, die Tacitus u.a. nur in der Interpretatio romana als Merkur, Mars und Herkules überliefern, mit den im Frühmittelalter überlieferten, zu identifizieren.

Ob die antiken Germanen tatsächlich schon die Namensformen wie Wodan und Donar benutzt haben, bleibt unklar. Aus der inschriftlichen Überlieferung sind jedenfalls ganz andere Namen bekannt.
Mars Thincsus ist auch der einzige aus Inschriften bekannte germanische Gott, der es zum deutschen Wochentag geschafft hat. Das ist sehr ungewöhnlich.
Es gibt durchaus andere antike Gottheiten wie der Mars Lenus der Treverer, Nehalenia oder Hercules Magusans, die es nicht zum Wochentagsnamen geschafft haben, obwohl sie inschriftlich viel häufiger überliefert sind als Thincsus.

Wodan und Donar sind auf der frühmittelalterlichen Runeninschrift der Nordendorfer Fibel überliefert, ebenso in altdeutschen Taufgelöbnissen. Wodan und Frija kommen in anderer Schreibweise auch in langobardischen Quellen vor. Im 2. Merseburger Zauberspruch werden Frija und Wodan genannt.
Von einer Gott namens *Ziu gibt es in kontinentalgermanischer Überlieferung anscheinend aber nur den schwäbischen Wochentag. Die angelsächsische Überlieferung für *Tiw beschränkt sich auch nur auf den Wochentag. Das ist vergleichsweise dünn.

Ich sehe den deutschen Wochentagsnamen als Hinweis, dass der Name Thincsus insbesondere am Niederrhein eine höhere Bedeutung hatte, während bei Angelsachsen und Alamannen getrennt von einander der andere germanische Mars (*Tiw oder althochdeutsch verschoben *Ziu) wichtiger war.
Du nennst z.T. keltische Götternamen die überliefert sind, die Treverer waren auch Kelten, keine Germanen.
Natürlich ist davon auszugehen, dass nahöstliche, griechische, römische, keltische, germanische etc. Göttervorstellungen vor allem über die Identifikation der jeweiligen Aufgaben und/oder Attribute miteinander verschmolzen. Insofern wäre es überhaupt nicht abwegig anzunehmen, dass - so wie das aus dem Griechischen positiv belegt ist (Erstag/Pfinztag) - auch aus dem Keltischen Götternamen (wobei dies natürlich nur für Ers- < Ares nicht für Pfinz- < pente gilt) oder Begriffe zumindest in das Südwestgermanische (sprich in die Vorgängersprachen des Deutschen eingegangen wäre).

Nun haben wir

Dtsch. - Engl. - Niederl. - Dän./Norw. - Schwed.
Sonntag - sunday - zondag - Søndag - söndag
Montag - monday - maandag - Mandag - måndag

Dienstag - tuesday - dinsdag - Tirsdag - tisdag
Mittwoch - wednesday - woensdag - Onsdag - onsdag
Donnerstag - thursday - donderdag - Torsdag - torsdag
Freitag - friday - vrijdag - Fredag - fredag

Samstag - saturday - zaterdag - Lørdag - lördag

Angesichts der Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Wochentagen (ich habe Färöisch und Isländisch als archaisch-konservative Sekundärdialekte und Scots als vom Englischen halbwegs abgekoppelten angelsächsischen Dialekt mal ausgelassen) fällt doch vor allem auf, dass die Wochentage weitestgehend identisch sind.
Es fallen im Deutschen und Niederländischen der Thingstag heraus, sind aber inschriftlich (interpretatio romana) mit Mars verbunden und der Marstag der romanischen Sprachen fällt mit dem Týrstag der germanischen Sprachen zusammen. Dann im Deutschen der einzige wirklich sprechende Wochentag (Am Sonntag schien die Sonne, am Montag kam Herr Mohn, am Dienstag hatte Herr Taschenbier Dienst, Mittwoch ist Mitte der Woche, das war sowieso klar, am Donnerstag donnerte es und am Freitag hatte Herr Taschenbier frei. Und am Samstag kam das???), der aus der Reihe tanzt, wie am Samstag der Sabbaton mit dem eingeschobenen Gleitlaut -m- (Samstag < Sambstag < sambaton < sabbat), dagegen ebenfalls aus der Reihe tanzend, weil den lateinischen Gott wählend, die englische und niederländische Namensvariante. Sonntag und Montag wahrscheinlich Lehnübersetzungen von dies solis und dies lunae.

Angesichts einer solcher weitestgehender Gemeinsamkeit verstehe ich die Zweifel nicht.

Das kann schon sein, ist aber etymologisches Rätselraten.
Er wäre jedenfalls nicht der einzige bairische Wochentag für den eine griechische Etymologie vermutet wird. Der Pfinztag (Donnerstag) soll auch griechischen Ursprungs sein.
Ich bin ja eigentlich kein Freund von allzu positivistischen Herangehensweisen, aber das ist mir dann doch zu negativ.

Auch Donnerstag als fünfter Tag der Woche (griechisch pénte 'fünf', pémpti 'Donnerstag') ist absolut plausibel, einschließlich hochdeutscher Lautverschiebung, womit der Pfinztag vor derselben in einen Teil der südgermanischen Dialekte p>pf eingegangen sein muss. Man denke auch an Pfingsten (pentekostes, 50. tag nach der Auferstehung).
 
Das Übliche, Beleg mit überholter wissenschaftlicher Literatur, basierend auf einem noch älteren Werk.

Und was schreibt DWDS zu Samstag gegen Ende?
Samstag ist ein Wort der gotisch-arianischen Mission, das donauaufwärts zuerst den deutschsprachigen Südosten erreicht und sich von hier aus verbreitet.


Tendenziell ist jüngere Literatur der älteren zwar vorzuziehen, aber das ist kein Automatismus. Wenn sich die Datenlage nicht verbessert hat (also Zwischenformen gefunden wurden, die in der älteren Literatur noch nicht berücksichtigt wurden/werden konnten), dann sind das zunächst einmal - abhängig von der Qualität und Faktenbasiertheit der Argumentation - nur nebeneinanderstehende Meinungen.

Hatte ich nicht intendiert oder gesagt. Das gotische Christentum war homöisch geprägt, die nicht zutreffende Gleichsetzung mit 'Arianismus' geht vielfach auf germanozentrische/germanophile Deutungen seit dem späten 19. Jh. bis weit nach 1945 zurück. Die Germanen/ostgermanischen Goten hatten demnach (zufällig) eine von Rom unabhängige bzw. nicht römisch-katholische, sondern speziell für Germanen geeignetere Form des Christentums rezipiert. Doch selbst schon Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte, 1960, S. 119, Abschnitt i, mit den Anspielungen auf die geistige Stufe der Goten, nennt das gotische Bekenntnis homöisch (rechnet es allerdings noch zum Arianismus).

Siehe die breite, neuere wissenschaftliche (Foschungs-)Lit., die ich vor wenigen Jahren bei Tante Wiki bei den Stichwörtern Wulfila (auch Abschnitt Lehre) oder Arianismus (dort besonders Abschnitt Heterousianer, Homöer und Homöusianer) vorsichtig eingearbeitet habe.
 
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