Hildebrandslied – Wikisource
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Ich sehe da zwar Partizipien, aber keine Hilfsverben. Statt dessen etwa:
"Ik gihorta dat seggen" (Ich hörte das sagen)
althochdeutsche Tatian-Übersetzung:
- Der 12jährige Jesus im Tempel: "uuard giuuortan zuelif iaro" (war zwölf Jahre geworden)
- Original: "factus fuisset annorum duodecim"
- Wüstenaufenthalt: "ther heilant uuas gileitit in vvuostinna" (Der Heiland wurde geleitet / geführt in die Wüste.)
- Original: "Ihesus ductus est in deserto"
- Schriftlichkeit: "ouh ist giscriban" (auch ist geschrieben)
Hier ist natürlich sehr viel dem Lateinischen nachgebildet, was durchaus auf eine Übernahme hindeutet. Der kurze (und damit zuffallsbedingte) Blick in ein Lesebuch zeigt, dass es zumindest einige andere wie im Hildebrandsllied machen. Es müsste also quasi ein Stammbaum anhand der Autoren erstellt werden, um die Entwicklung und die Zahlenverhältnisse zu verfolgen, also Gleichzeitigkeit und Entwicklung kombiniert statt isoliert.
Edit:
Gerade beim Aufschlagen viel mein Blick auch auf das Vater unser: "geheiligt werde dein Name"
Weißenburger Katechismus, 9.Jh.: "..., giuuihit si namo thin."
Notker, +1022: "Dîn namo uuerde geheîiligot."
Auslegungsgedicht, 12. Jh.: "..., geheiliget werde der name din."
Martin Luther, 1545: "Dein Name werde geheiliget."
Im 9. Jahrhundert ist es noch eine Prädikation und keine Zeitbildung. (Ja, kein Perfekt, aber ...)
(Bergmann, Pauly, Moulin, Alt- und Mittelhocchdeutsch Arbeitsbuch zur Grammatik der älteren deutschen Sprachstufen und zur deutschen Sprachgeschichte, Göttingen 2004, S. 11 f. Eine schöne Einführung, wenn es nicht gleich mehr in die Tiefe gehen soll.)
Der Heliand ist natürlich altsächsisch. Und im Altsächsischen wird es komplizierter sein, da im Niedersächsischen z.B. die Partizipbildung mit 'ge-' regional fehlt und auch andere Entwicklungen nicht geklärt sind.
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