Servus Forum!
Die Augustusstatue von Primaporta stellt bekanntlich den ersten römischen Kaiser Augustus dar.
Ausser einer Tunika und einem Brustpanzer trägt der Kaiser ein um die Hüfte geschlungenes Tuch, dessen Ende vom linken Unterarm etwas hochgehoben wird.
Frage: Welche Funktion hat das Textil bei dieser Darstellung? Sollte es die Erhabenheit bzw Göttlichkeit des Kaisers vermitteln? Oder ist es schlicht als ein zusätzliches Dekorationsdetail zu verstehen?
MfG,
Chris
Ist das auf dem Brustpanzer abgebildete Feldzeichen ein sog. Legionsadler?
Der Augustus von Prima Porta war mit großer Wahrscheinlichkeit die Kopie einer Augustus-Statue die an offizielle Stelle stand. Sie wurde anscheinend nach Augustus Tod und seiner Vergöttlichung angefertigt. Der Princeps ist barfuß dargestellt. Zu seinen Füßen trägt ein Delphin den als Putto dargestellten Genius des Kaisers über den Fluss der Unterwelt.
Augustus ist im Kriegsornat als Imperator dargestellt. Das Textil ist der Kriegsmantel, das Sagum im Unterschied zur zivilen Toga. Sagum premere, bzw. sagum ponere. Das Sagum nehmen oder das Sagum ablegen, war synonym für Krieg führen oder Krieg beenden.
Augustus ist zwar im Kriegsornat als siegreicher Imperator dargestellt. Die ganze Konzeption und die Motive auf dem Brustpanzer symbolisieren aber Augustus als "Friedenskaiser". Auf dem Brustpanzer sind eine Trauernde dargestellt als Allegorien der (unterworfenen) Provinzen Gallia und Pannonia.
In der Mitte übergibt ein Mann in der Kleidung der Parther einem römischen Offizier einen Legionsadler.
Das war eigentlich ungeheuerlich, denn wie kam ein "Barbar" in den Besitz eines römischen Feldzeichens und wie konnte sich ein römischer Offizier herablassen, so etwas anzunehmen.
Die Vorgeschichte ist etwas heikel und sie war mit einer der schlimmsten Niederlagen verbunden, die römische Legionen je erlitten: Das Debakel von Carrhäe 53 v. Chr.
Marcus Licinius Crassus hatte mit Caesar und Pompeius eine private Übereinkunft das sogenannte erste Triumvirat (60 v. Chr.) Crassus war der reichste Römer seiner Zeit. Keiner hatte bei den sullanischen Proskriptionen so gierig zugelangt wie er. Von Crassus wurde überliefert, das er mal sinngemäß sagte, wer nicht eine eigene Armee ausrüsten könne, sei eigentlich ein Habenichts. Mit militärischen Lorbeeren war es aber etwas mau bei Crassus. Er konnte an Kriegstaten nur die Niederschlagung des Spartacus-Aufstands verweisen, bei der er sich eher durch Brutalität, als durch Kriegskunst auszeichnete. Er hatte mehrere römische Einheiten dezimieren lassen und hatte 6000 Sklaven kreuzigen lassen und die Via Appia damit geschmückt. Pompeius aber hatte die kilikischen Piraten geschlagen und hatte als ein neuer Alexander den Osten befriedet und neu geordnet. Caesar hatte ganz Gallien erobert. Um mit seinen Konkurrenten gleichzuziehen, wollte Crassus das Partherreich erobern.
Einen Kriegsgrund gab es nicht. Es herrschte Frieden, und es gab auch keine aktuellen Konflikte. Als Crassus einmarschierte und ein Satrap anfragte, sagte er, in Ktesiphon wollte er darauf eine Erklärung geben.
Crassus kam erst unter überraschenden Umständen in die Hauptstadt. Bei Carrhae wurde Crassus geschlagen, seine Armee zum großen Teil vernichtet. Cassius einer der Caesarmörder erwarb sich Kriegsruhm, weil es ihm gelang, sich als Stabsoffizier mit einem größeren Kontingent nach Syrien zurückzuziehen. Crassus aber geriet bei Waffenstillstandsverhandlungen mit den Partnern in Streit und wurde erschlagen. Der Satrap Surenas ließ Crassus Kopf in Honig kochen und konservieren und schickte ihn in die Residenz Seleukia-Ktesiphon. Dort hatte gerade der Kronprinz Hochzeit und zu seinen Ehren führte eine griechische Truppe die Bachantinnen des Euripides auf.
Darin wird der König von Theben, der Dionysos beleidigt hatte, im Wahn von den Mänaden erschlagen, weil sie ihn für einen Löwen halten.
Als der Schauspieler, der die Rolle der Königinmutter spielte, die berühmten Verse zitierte:
Wir bringen vom Berge nach Hause getragen
Die herrliche Beute, das blutige Wild."
holte der Schauspieler Crassus präparierten Kopf aus einem Körbchen was frenetischen Beifall auslöste.
Caesar trug sich mit dem Gedanken, einen Feldzug gegen Parthien zu führen, und Augustus Mit-Triumvir Marcus Antonius hatte sich mit wenig Erfolg daran versucht.
Augustus erreichte auf dem Verhandlungswege, dass die Parther die erbeuteten Legionsadler an Tiberius zurückgaben. Dieses Ereignis ist auf dem Brustpanzer dargestellt.
Augustus war kein großer Krieger. Bei Philippi wurde sein Flügel von Brutus geworfen, und der spätere Augustus musste sich ein paar Tage verstecken, bis er erfuhr, dass er einen grandiosen Sieg erfochten hatte. Besser gesagt, Marc Anton hatte seinerseits den Flügel von Cassius geworfen, und Brutus und Cassius hatten sich umgebracht. Augustus hat aber dennoch das Römische Reich ausgedehnt wie nur wenige Kaiser. Galatien, Ägypten und Pannonien wurden römische Provinzen. Grundsätzlich aber betrachtete Augustus das Imperium als saturiert. Rom und die Provinzen erfreuten sich unter Augustus einer langen Friedenszeit, und Augustus konnte die Bürgerkriege beenden. Nach seiner Herrscherideologie war er es, der die Römische Republik wieder herstellte.