Diskussion um das Vorurteil "dunkles Mittelalter"

Diese Frage wird leider bei Wikipedia nicht seriös beantwortet, auch Belege fehlen ...
Ja, da gibt es keinen Beleg. Aber beim zweiten Zitat (über das Rädern) gibt es einen Beleg: Menschen im Schatten der Kathedrale. S. 180 (Abschnitt „Bestattungsriten“) – das Buch ist geschrieben 1998 von Historikern Ernst Schubert, Gerd Althoff und Hans-Werner Goetz, aber weil das nicht in deine Argumentation passt, hast du’s einfach übergangen und nichts dazu gesagt. o_O
 
Jetzt dann doch:

Ich schreibe das und stelle die Fragen am Schluss, weil ich nicht verstehe, was du willst oder bezweckst?

Der Glaube an einen allmächtigen Gott ist nicht weniger rational als seine Ablehnung. Und der Glaube an einen allmächtigen Gott impliziert nun einmal die Möglichkeit eines Teufels.

Quelle des Glaubens sind Offenbarungen in welcher Form auch immer und nicht der Zeitgeist. Du aber verlangst, dass ein Glaube, speziell das römisch-katholische Christentum, deinen von der heutigen Populärkultur geprägten Vorstellungen folgt.

Ernsthaft? Du erklärst deinen Glauben zur verpflichtenden Orthodoxie und tust selbst, was du anderen vorwirfst?

Und du greifst selektiv einzelne, teils nur vermeintliche Fakten heraus, um deine Sichtweise zu bestätigen, wenn es um Religionsgeschichte geht? Was hat das mit Geschichte zu tun?

Du weißt doch, wie gearbeitet wird, tust es zu anderen Themen auch selbst, und weißt damit genau, dass so etwas nicht durchkommt. Dazu habe ich gerade nur ein ganz großes 'Hä?' im Kopf.
 
Der Glaube an einen allmächtigen Gott ist nicht weniger rational als seine Ablehnung. Und der Glaube an einen allmächtigen Gott impliziert nun einmal die Möglichkeit eines Teufels.
Der Glaube an einen Teufel ist eine Krücke, um einem geliebten und allmächtigen Gott nicht alles Leid der Welt zuschreiben zu müssen.

Quelle des Glaubens sind Offenbarungen in welcher Form auch immer und nicht der Zeitgeist. Du aber verlangst, dass ein Glaube, speziell das römisch-katholische Christentum, deinen von der heutigen Populärkultur geprägten Vorstellungen folgt.
Ich verlange gar nichts, ich wundere mich nur, dass es diesen Glauben an imaginäre Kräfte noch gibt, schließlich haben wir die Antike und das Mittelalter, in denen solcher Glaube durchaus seine Berechtigung hatte, schon lange hinter uns gelassen.

Und du greifst selektiv einzelne, teils nur vermeintliche Fakten heraus, um deine Sichtweise zu bestätigen, wenn es um Religionsgeschichte geht? Was hat das mit Geschichte zu tun?
Wo habe ich zuletzt – bei der Frage der leiblichen Auferstehung – „teils nur vermeintliche Fakten“ genannt?

Was hat das mit Geschichte zu tun?
Mein letzter Hinweis auf ein Buch, das 3 Historiker geschrieben haben, ist wohl der Beweis genug, dass es sich bei der hier zuletzt behandelten Frage um eine geschichtliche Frage handelt.

Du weißt doch, wie gearbeitet wird, tust es zu anderen Themen auch selbst, und weißt damit genau, dass so etwas nicht durchkommt.
Das habe ich nicht verstanden: Was soll da nicht durchkommen?
 
Ja, entweder verstehst du es nicht oder das ist eine sehr dreiste Antwort.

Kleiner Tipp: Texte sind im Zusammenhang zu verstehen.
 
Bei dem einen Zitat aus Wikipedia gab es keinen Beleg, aber bei dem zweiten Zitat schon. Das habe ich extra geschrieben, aber das übergehst du wie auch @Sepiola es bisher übergangen hat.

Und auf die Rückfragen (zu deinen zänkischen Sottisen), die ich dir gestellt habe, gibt es keine Antworten...
Ich zanke nicht – und die letzte Frage von dir, die ich nicht beantwortet habe, war diese:
Ernsthaft? Du erklärst deinen Glauben zur verpflichtenden Orthodoxie und tust selbst, was du anderen vorwirfst?
Was soll ich auf diese Unterstellung antworten? Oder meinst du eine andere Frage? Bitte um mehr Klarheit.

Mehr Klarheit bitte auch hier:
Ja, entweder verstehst du es nicht oder das ist eine sehr dreiste Antwort.
Sage bitte geradeaus, was du meinst.
 
Ja, da gibt es keinen Beleg. Aber beim zweiten Zitat (über das Rädern) gibt es einen Beleg: Menschen im Schatten der Kathedrale. S. 180 (Abschnitt „Bestattungsriten“) – das Buch ist geschrieben 1998 von Historikern Ernst Schubert, Gerd Althoff und Hans-Werner Goetz, aber weil das nicht in deine Argumentation passt,

Total falsch.
Derjenige, der Fakten zu ignorieren pflegt, wenn sie nicht in die Argumentation passen, bist eigentlich immer Du. Mein Stil ist das nicht.
Zur Frage Feuerbestattung/Auferstehung bin ich den Links nachgegangen, der eine belegt, dass die Christen an die Auferstehung glauben, was mir bereits bekannt war. Der andere belegt, dass Feuerbestattung katholischerseits 1886 verboten wurde, ohne dass der Auferstehungsglaube dazu bemüht wurde.

Das Buch Menschen im Schatten der Kathedrale habe ich (noch) nicht gelesen, daher kann ich natürlich im Moment nichts dazu sagen. Hast Du es gelesen?



Wo habe ich zuletzt – bei der Frage der leiblichen Auferstehung – „teils nur vermeintliche Fakten“ genannt?

Hier:

Es ist bekannt, dass die Kirche den Feuertod für Ketzer forderte, damit von ihren Körpern nichts für das Weiterleben nach dem Tod bliebe. Der Grund dafür ist der Glaube an die leibliche Auferstehung der Toten. Aus dem gleichen Grund wurden von der katholischen Kirche die Feuerbestattungen bis zum Jahr 1963 bekämpft

Das sind schon zwei steile Thesen, die Du durch nichts belegt hast.
Zu beiden Thesen hatte ich nachgehakt, zu keiner der beiden Thesen konntest Du einen Beleg liefern. Schon vergessen?
 
@Dion ...du musst jetzt sehr tapfer sein. Denn siehe:
Screenshot_20230112_225131_Chrome.jpg

Es gibt Buchstaben - das Alphabet. abcdefghijklmnopqrstuvwxyz
Der böse @dekumatland beginnt mit dem Buchstaben d
Der böse @Riothamus beginnt mit dem Buchstaben R
Das sind zwei verschiedene Buchstaben, wie auch Riothamus und dekumatland zwei verschiedene Personen sind.
;) ...so weit nachvollziehbar?
Und jetzt schaust du dir an, was ich extra für dich als Screenshot eingefügt habe - gut anschauen, dabei nochmal das mit den Buchstaben überdenken --- und dann mit hochroten Backen in die Ecke stehen und bis morgen feste schämen!
:D:D:D:p:p:p

Du darfst beim schämen allerdings Handy oder Notebook mitnehmen und die Fragen heraussuchen und beantworten, die @dekumatland an dich gerichtet hat.

(Solltest du nun beleidigt wegen dieses Beitrags sein, tja Kismet, wie in den Wald schallt....)
 
Sage bitte geradeaus, was du meinst.

Was ich meine steht in den Posts, zumindest wenn die Sätze nicht isoliert betrachtet werden: Da du sonst normal diskutierst, schließe ich, dass du das hier nicht tust, Da du engagiert schreibst, geschieht dies vielleicht unbewusst, was ich hier hinzufüge.
 
Im Christentum wurde die Feuerbestattung jahrhundertelang abgelehnt. Der Grund ist im Glauben an die leibliche Auferstehung der Toten zu suchen, zu der sich das Christentum im Glaubensbekenntnis bekennt.

Ne, das wird kaum der Grund für Ablehnung gewesen sein, denn das würde ja voraussetzen, dass etwa Opfer von Brandkatastrophen, ohne jedes eigene Verschulden genau so jenseits der Erlösung/Auferstehung gewesen wären.

Das aber hätte die Verbrennung als schlimmstmögliche Art der Bestrafung ad absurdum geführt.

Auch müsste das Christentum, wenn die Intakthaltung der Körper von Verstorbenen aus Gründen der Auferstehung von entscheidender Bedeutung gewesen wäre, en gros Konservierungspraktiken kennen, tut es aber nicht.


Da der Leib nach der Hinrichtung auf dem Rad verblieb und Tierfraß und Verfall überlassen wurde, hatte diese Form der Bestrafung, ähnlich der antiken Kreuzigung, eine sakrale Funktion über den Tod hinaus: Nach damaligem Glauben stand die unterbliebene Bestattung einer Auferstehung entgegen.

Eine unterbliebene Bestattung nach den entsprechenden religiösen Riten ist aber ein gänzlich anderes Thema und steht einer Feuerbestattung eigentlich nicht im Weg.

Außerdem gibt es im Hinblick auf dieses Zitat noch ein anderes Problem und das sind Seebestattungen.
Denn auch dabei wurde der Leichnahm letztendlich der Tierwelt zum Ausschlachten überlassen (wesentlich plakativer als im Hinblick auf Erdbestattungen), allerdings sind mir keine christlichen Texte geläufig nach denen auf See Verstorbene und auf See Bestattete auf die Auferstehung verzichten müssten.

Da scheinst du meinem Empfinden nach entweder etwas gewaltig falsch zu verstehen oder dich ohne es näher zu überdenken auf den Grund ziemlich steiler Thesen zu stellen.


Bevor die Kirche die Ressourcen der Länder an sich gerissen, haben der Staat und die Privatleute die Künstler finanziert – danach fast ausschließlich die Kirche mit ihrer sakraler Kunst. Und jetzt feierst du diese Usurpation der Künste als gute und große Tat – wie verblendet bist du denn?

Ich bitte da um Entschuldigung, aber wann soll das gewesen sein, dass Kunst durch die Kirche monopolisiert worden sei?
Es gab zu keiner Zeit ein wirksames Verbot profane Kunst zu schaffen und es gab auch zu keiner Zeit ein kirchliches Monopol auf künstlerisches Mäzenatentum.
Im Gegenteil setzt sich ja sogar ein nicht unbedeutender Teil der Kirchenschätze des Mittelalters aus den Stiftungen und Schenkungen weltlicher Großer zusammen, die da letztenlich aus Auftraggeber fungierten.

Genau so wenig war in vorchristlicher Zeit die Kunst generell eine Profane, wenn man bedenkt wie viele Antike Kunstwerke vor allem auch der Ausgestaltung von Tempeln und anderen sakralen Heiligtümern etc. dienten, auch wenn sie im Verlauf der Zeit möglicherweise nicht in situ belassen wurden.
Und selbstverständlich wurde auch nicht wenig davon durch die religiösen Kulte selbst finanziert.

Auch überlappen sich in der vorchristlichen Antike die Sphären profaner und sakraler Kunst massiv.
Vor dem Hintergrund des römischen Kaiserkultes etwa und der Verehrung der Imperatoren als lebende Gottheiten kann etwa jede einzelne römische Kaiserstatue oder -Büste etc. durchaus als sakrale Kunst interpretiert werden.
Und auch bei diversen Mythengestalten der antiken Welt, bei denen sich göttliche oder transzendente Aspekte ausmachen lassen, könnte man dies wohl so vorbringen.

Auch die Vorstellung die Kirche habe "die Ressourcen der Länder an sich gerissen", ist so nicht tragbar. In der Regel hat sie die nicht an sich gerissen, sondern sie sind ihr freiwillig von der weltlichen Obrigkeit übertragen worden, in Form von Belehnungen mit weltlichen Territorien, Schenkung und Stiftung von Güterkomplexen etc.

Das aber hat es auch in der Antike immer wieder gegeben.

Der große sakrale Komplex von Delphi etwa ist nicht in dieser Form entstanden, weil die Pristerschaft machtlos oder genügsam oder besonders genügsam gewesen wäre und genau so oder noch mehr als im Christlichen Europa haben in der Antike sakrale Monumentalbauten die Landschaft der Metropolen geprägt und auch deren Errichtung war nebenbei i.d.R. nicht aus der Portokasse bezahlt worden.

Auch wäre mir jetzt keine Studie bekannt, die jemals belegt hätte, dass die kirchliche Obrigkeit die Bevölkerung nun schlimmer bedrückt und ausgepresst hätte, als die Weltliche.

Im Übrigen, wenn du einerseits ausbeuterische Praktiken der Kirche anprangerst, und dem mehr oder minder unkritisch das Mäzenatentum antiker Staatlichkeit oder antiker Privatleute gegenüberstellst, übergehst du in deiner moralischen Empörung so ein Bisschen das Faktum, dass ein Großteil der beeindruckenden Kunst der Antike nur durch Kriegsbeute und Sklavenarbeit finanziert oder geschaffen (Monumentalbauten) werden konnte.

Selbst wenn man mal die abenteuerlichsten und widerwertigsten Finanzierungspraktiken der Kirchen, wie bestimmte Formen des Ablasshandels oder Schwindeleien mit Reliquien zum Maßstab nimmt, waren die verglichen mit den antiken Praktiken ganze Sklavenheere für bestimmte Projekte sprichwörtlich zu verheizen recht human.

Ebenso die Praxis seine Einnahmen aus einer regulären Besteuerung und nicht aus immer neuen Feldzügen und anderen Willkürakten zu bestreiten.

Wenn ich mir diesen kleinen Exkurs in den theoretischen Marxismus erlauben darf, der es meiner Meinung nach gut auf den Punkt bringt, ist dass was du hier tust nichts anderes, als die Vorzüge einer Sklavenhaltergesellschaft gegenüber einer Feudalgesellschaft anzupreisen, bzw. die Feudalgesellschaft zu verdammen und die Probleme der Sklavenhaltergesellschaft darüber hinaus zu ignorieren.

Man könnte dieses Geschichtsbild um mal in den Kategorien zu argumentieren, die du kürzlich im Bezug auf das Wirken eines unlängst verstorbenen geistlichen Würdenträgers bemüht hast, durchaus als "reaktionär" beschreiben, oder wenn man wohlmeinender wäre, als jedenfalls extrem selektiv, denn mangelndes Wissen um die antike Sklaverei, ihre Praktiken etc. wird man dir kaum unterstellen können.

Vor diesem Hintergrund solltest du dir vielleicht einmal (neben grundsätzlichen Konventionen der Höflichkeit) überlegen ob es dir zukommt die Beiträge anderer Mitglieder mit Kommentaren zu bedenken, die ihnen angebliche Verblendung unterstellen, wie du das in #178 geleistet hast.
 
2.

Am Ende meinst du gar, die Säkularisation mit ihren Enteignungen wäre gar nicht notwendig gewesen, sondern man hätte die Kirche weiter Vermögen anhäufen sollen, damit wir weiter Marien-, Jesus- und Heiligenbilder mit immer gleichen Geschichten dahinter bewunderten?

Inwiefern die Enteignungen notwendig waren, darüber kann man sicherlich streiten, immerhin kamen die letztendlich zu weiten Teilen nicht der Allgemeinheit, sondern dem Ausbau der weltlichen Fürstenherrschaft und ihren Allüren zu gute.
Ob jetzt die Kriege auf Kosten der Kirche mächtig gewordenen Fürstenstatten für die Allgemeinheit besser waren, als Investitionen in Heiligenbilder, darüber könnte man jetzt sicherlich trefflich streiten.
Die Säkularisierung und das weitgehende Herausdrängen der Kirche aus staatlichen Angelegenheiten ist sicherlich für die heutige Gesellschaft ein Segen hat aber relativ wenig mit der Rolle der Kirche (der protestantischen Kirchen ohnehin nicht) als Financier von Kunstwerken zu tun.

Aber man sollte doch bitte nicht so tun, als hätte man die Strukturen des alten Europa um des Allgemeinwohls und der Humanität abgeschafft, letztendlich hat man sie zunächst mal zu großen Teilen zwecks Bereicherung der weltlichen Oberschicht (Säkularisierung von Klosterbesitz etc.) oder gar zur Befriedigung imperialen Chauvinismusses (Reichsdeputationshauptschluss) abgeschafft.

Was Stadtstaat und Privatleute künstlerisch auf die Beine stellen können, haben z.B. Florenz und Venedig bewiesen – weil sie sich zeitweise weitgehend von der Kirche emanzipieren konnten.

Inwiefern waren Florenz und Venedig von der Kirche emanzipiert?

Venedig entzog sich weitgehend des Einflusses dem Einfluss des Papstes, weil der venezianische Staat wie fast alle italienischischen Staaten, ausgenommen vielleicht Mailand (aber auch Mailand emanzipierte sich ja bereits recht früh und immer wieder von der römischen Linie, so lange es eigenständig blieb), Savoyen und Genua Machtinteressen hatten, die sich mit denen des Kirchenstaates überlappten.

Der Umstand, dass Venedig auf staatlicher Ebene dem Kirchenstaat oft entgegentrat und dementsprechend auch das Wort des Papstes nicht so viel gelten ließ, sorgte aber durchaus nicht dafür, dass die Patriarchen von Grado, Aquileia und später dann Venedig ohne Einfluss gewesen wären.

Auch die Basilica di San Marco etwa (und die erreichte ihre endgültige Ausgestaltung erst im 17. Jahrhundert) in all ihrer Pracht, legt jetzt nicht unbedingt Zeugnis davon ab, dass den Venezianern die Religion egal gewesen wäre oder sie die Kirche unter allen Umständen kurz halten wollten.

Das ach so kirchenferne Florenz war unter anderem auch die Hausmacht meherer Medici-Päpste, was der Künstlerischen Entwicklung nicht im Wege stand, im Gegenteil die sind ja sogar durchaus als verständige Mäzene aufgefallen.

In Rom selbst und auch dezidiert im Auftrag der Kirche wirkten einige der berümtesten und innovativsten Rennaissance-Künstler.
Die sixtinische Kapelle hat sich nicht von selbst ausgemalt ;-).

Insofern kann ich auch hier die Schwarz-weiß-Malerei nicht ganz nachvollziehen.
Weder standen Florenz oder Venedig der christlichen Religion oder dem christlichen Klerus grundsätzlich reserviert gegenüber, so das der Klerus keinen Einfluss gehabt hätte, sondern sie wehrten sich vor allem gegen die territorialen Ambitionen des Kirchenstaates, aber das war eine Frage weltlicher Politik nicht grundsätzlicher Geisteshaltungen.

Noch war das Papsttum, im Besonderen das Rennaissance-Papsttum, dem man ja mit Recht einiges an Vorwürfen machen kann, in besonderer Weise kunstfeindlich.
Wäre es da gewesen, würde man im heutigen Rom wesentlich weniger zu bestaunen haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Glaube an einen Teufel ist eine Krücke, um einem geliebten und allmächtigen Gott nicht alles Leid der Welt zuschreiben zu müssen.

Da bin ich sogar ausnahmsweise mit dir mal einer Meingung.

Ich verlange gar nichts, ich wundere mich nur, dass es diesen Glauben an imaginäre Kräfte noch gibt, schließlich haben wir die Antike und das Mittelalter, in denen solcher Glaube durchaus seine Berechtigung hatte, schon lange hinter uns gelassen.

Inwiefern aber setzt der Eintritt in die Moderne zwangsweise voraus, dass eine Gesellschaft sich vom Glauben an übergeordnete oder transzendente Mächte oder Erscheinungen abwendet?

Das hat sich vielleicht in der europäischen Entwicklung so ergeben.
Schaut man sich aber die Gesellschaften etwa in den USA oder Japan an, die ihren Weg in die Moderne genau so gemacht haben, zeigt sie ein anderes Bild, da ist Religion und der Glaube an göttliche oder andere transzendente Mächte (Shinto-Kulte) weiterhin fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens.

Ich persönlich kann als faktischer Atheist zwar relativ wenig mit solchen Vorstellungen anfangen, komme aber nicht umhin anzuerkennen, dass deren breites gesellschaftliches Vorhandensein modernen Gesellschaftsstrukturen offenbar nicht unbedingt im Weg stehen muss.

Da würde ich dich auch durchaus fragen wollen, wie du zu dieser Vorstellung kommst, die mir doch etwas eurozentrisch scheint, wenn man sich demgegenüber die Verfasstheit anderer Weltregionen anschaut, in die die Moderne Einzug gehalten hat oder die mindestens an der Schwelle dazu stehen.
Ich denke, in diesem Punkt ist tatsächlich die Frage angebracht, ob die europäische Distanzierung von religiösen Vorstellungen (und in einigen Regionen wie Italien oder Irland würde ich die auch nicht unbedingt so stehen lassen wollen) tatsächlich die Regel für in die Moderne eintretende Gesellschaften ist, oder ob sie ein europäisches Spezifikum darstellt, dass sich aus der europäischen Geschichte herleitet, die mit dezidiert religiösen Auseinandersetzungen möglicherweise deutlich mehr belastet ist, als die Geschichte anderer Weltregionen.

Wo habe ich zuletzt – bei der Frage der leiblichen Auferstehung – „teils nur vermeintliche Fakten“ genannt?

An der Stelle an der das Modell das du vorbringst als spekulativ betrachtet weden muss, zumal es massive Fragen produziert, z.B. die diejenigen, die ich dir oben genannt habe.
 
Auch müsste das Christentum, wenn die Intakthaltung der Körper von Verstorbenen aus Gründen der Auferstehung von entscheidender Bedeutung gewesen wäre, en gros Konservierungspraktiken kennen, tut es aber nicht.
@Shinigami auch die vielen Heiligen und Märtyrer, deren Überreste in güldnen Schreinen über den orbis terrarum verstreut sind, dürften der Auferstehung nicht teilhaftig werden...
 
Der böse @dekumatland beginnt mit dem Buchstaben d
Der böse @Riothamus beginnt mit dem Buchstaben R
Das sind zwei verschiedene Buchstaben, wie auch Riothamus und dekumatland zwei verschiedene Personen sind.
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...so weit nachvollziehbar?
Ja - ich habe euch beide, @dekumatland und @Riothamus, leider verwechselt und bitte deswegen um Entschuldigung.

--- und dann mit hochroten Backen in die Ecke stehen und bis morgen feste schämen!
Das erweist dich als einen Anhänger der schwarzen Pädagogik – bis du vielleicht selbst so erzogen worden? Womöglich in einer kirchlichen Einrichtung? :D

Das Buch Menschen im Schatten der Kathedrale habe ich (noch) nicht gelesen, daher kann ich natürlich im Moment nichts dazu sagen. Hast Du es gelesen?
Nein, aber ich werde es demnächst lesen.

Ich schlage vor, wir vertagen diese Debatte über die Frage, ob nach damaligem Glauben die unterbliebene Bestattung einer Auferstehung entgegenstand, bis wir beide oder sonst jemand, der in dieser Diskussion mitmacht, das o.g. Buch gelesen haben.
 
Womöglich in einer kirchlichen Einrichtung? :D
... mit Lehrkräften wie Pater Dobo, den Aenais Nin so treffend beschrieben hatte? :D:D:D

Das erweist dich als einen Anhänger der schwarzen Pädagogik
JA!!!!
Aber nicht irgendeine plumpe Zuckerbrot-Peitsche-Pädagogik, sondern so, wie sie ein gewisser Grabbe 1822 unsterblich gemacht hat!!! "Das Ohr ist nützlich, die Feige süß":D:D:D

...upps, verzeih mir @Dion - bei dem Grabbe taucht der Teufel auf und frisst sieben Schneidergesellen (ohne sich eine Serviette vorzubinden)
 
Bevor die Kirche die Ressourcen der Länder an sich gerissen, haben der Staat und die Privatleute die Künstler finanziert – danach fast ausschließlich die Kirche mit ihrer sakraler Kunst. Und jetzt feierst du diese Usurpation der Künste als gute und große Tat – wie verblendet bist du denn?
Gerade in der griechisch-römischen Antike hatte Kunst häufig einen religiösen Hintergrund.
Weiter oben hast Du geschrieben, dass ohne Christentum "auf unseren Bühnen immer noch Stücke aus dem alten Griechenland gespielt" würden. Die griechische Tragödie entwickelte sich aus Chorgesängen bei religiösen Veranstaltungen, vor allem für Dionysos. Die berühmten attischen Tragödien und auch die Komödien wurden bei den Dionysien und den Lenäen, zwei Festen des Dionysos, aufgeführt. Insofern waren auch die "Stücke aus dem alten Griechenland" "sakral".
Nicht zu vergessen die bildende Kunst, die sich häufig auf Errichtung und Ausschmückung von Tempeln bezog.
 
Der Glaube, dass eine Verbrennung, also eine Nichtbestattung einer Auferstehung entgegenstünde
... dürfte aus christlicher Sicht einigermaßen absurd sein.

Augustinus äußert sich in De civitate Dei an vielerlei Stellen klar und eindeutig zur Frage, was passiert, wenn ein Leichnam nicht bestattet werden kann oder vernichtet wird. Er hat sogar eine eigene Schrift De cura pro mortuis gerenda (Die Sorge für die Toten) verfasst, in der ebenso unmissverständlich klargestellt wird: Die Vernichtung des Körpers tangiert den Glauben an die Auferstehung nicht im geringsten, und für die Toten ist es egal, wie und wo sie bestattet werden und ob sie überhaupt bestattet werden. Die Bestattung sei eine Hilfe für die Hinterbliebenen, nicht für die Toten:

"Daher sind alle diese Dinge wie die Sorge um die Aufbahrung, die Gestaltung des Begräbnisses und der Prunk des Totengeleites mehr ein Trost für die Hinterbliebenen als eine Hilfe für die Toten. Würde nämlich dem Bösen ein kostbares Begräbnis etwas nützen, so würde ja dem Guten ein armseliges oder gar keines schaden.
[...]
Dennoch dürfen aber deshalb die Leiber der Abgeschiedenen nicht mit Geringschätzung behandelt und beiseite geschafft werden, zumal nicht die der Gerechten und Gläubigen. Sie haben ja der Seele zu jeglichem guten Werk als Werkzeuge und Gefäße heiligen Dienst geleistet. Wenn schon ein Kleid und Ring der Eltern oder irgendein anderer Gegenstand dieser Art den Kindern um so teurer ist, je größer ihre Liebe zu den Eltern war, so darf man erst recht nicht die Leiber mißachten, die doch viel inniger und enger mit uns verbunden sind als irgendwelche Kleider, die wir tragen. Die Leiber sind nämlich nicht ein bloß äußerlich anhaftender Schmuck oder Behelf, sondern gehören zur eigentlichen Natur des Menschen. Deshalb wurde auch für die Bestattung der Gerechten der alten Zeit mit liebevollem Pflichtgefühl Sorge getragen: ein feierliches Leichenbegängnis wurde veranstaltet und Vorsorge für eine Grabstätte getroffen."​

Dasselbe gilt für den Ort der Bestattung:

"Denn wenn es schon ein Akt frommen religiösen Gefühls ist, sie im Schoß der Erde zu bergen, dann ist das erst recht der Fall, wenn auch darauf geachtet wird, wo sie bestattet werden. Für die Überlebenden sind solche Bemühungen gewiß tröstlich; können sie damit doch ihre zärtliche Liebe zu ihren Angehörigen zeigen. Aber ich sehe nicht, wie damit den Toten geholfen wird, außer es dient dazu, daß die Überlebenden, eingedenk des Ortes, an dem die Gebeine ihrer Lieben ruhen, diese in ihren Gebeten eben jenen Heiligen als ihren erwählten Schutzpatronen und Helfern bei Gott anbefehlen. Übrigens könnten sie das auch dann tun, wenn sie nicht die Möglichkeit haben sollten, ihre Toten an solchen Stätten zu begraben."​

die Intakthaltung der Körper von Verstorbenen aus Gründen der Auferstehung
... wäre aus christlicher Sicht Mumpitz, dazu bemüht Augustinus ein besonders drastisches Beispiel:

"In Gallien wurden die Leichen der Märtyrer den Hunden zum Fraße vorgeworfen; was die Hunde übrigließen, wurde zusammen mit den Gebeinen der Toten bis zum letzten Teilchen verbrannt und die Asche in die Fluten der Rhône gestreut, damit auch nicht das Geringste, das an die Märtyrer erinnern könnte, übrigbliebe."
Hier erklärt Augustinus, um zu zeigen, dass die beschriebene Behandlung der Leichen "in keiner Weise die christliche Glückseligkeit der Toten mindern würde" und "der Glaube an die Auferstehung auch vor der völligen Vernichtung der Leichen kein Grausen empfinden" sollte.

Nach damaligem Glauben stand die unterbliebene Bestattung einer Auferstehung entgegen.[9]
Auch diesen "Glauben" verwirft Augustinus:

"Sonst müßte man es nämlich als das größte Unglück betrachten, daß die Leichen einer so großen Anzahl von Märtyrern nicht bestattet werden konnten, und mit dem Wort: 'Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, und dann nichts mehr tun können' (Lk 12,4), hätte die Wahrheit sie belogen, wenn ihre Verfolger durch die grausame Behandlung, die sie ihnen zuteil werden ließen, sie an der Überfahrt zu den ersehnten Wohnsitzen hätten hindern können. Aber das ist ohne allen Zweifel grundfalsch. Die Verweigerung der Bestattung bringt den Gläubigen keinen Schaden, genauso wie die Ungläubigen aus der Gewährung derselben keinen Nutzen ziehen."​

(Übersetzung Gabriel Schlachter, in: Aurelius Augustinus, Die Sorge für die Toten, Würzburg 1975)

Aus theologischer Sicht spielt es für die Auferstehung keine Rolle, was mit der Leiche geschieht. Gleichwohl wird den Hinterbliebenen zur Pflicht gemacht, die Toten pietätvoll zu behandeln und für eine würdevolle Bestattung zu sorgen. Auch der Bestattungsort (möglichst in der Nähe eines Märtyrergrabs) spielte bereits zu Augustinus' Zeit eine wichtige Rolle; im Mittelalter wünschte man sich eine Bestattung in einer Kirche oder wenigstens in unmittelbarer Nähe einer Kirche.

Aber beim zweiten Zitat (über das Rädern) gibt es einen Beleg: Menschen im Schatten der Kathedrale. S. 180

Auf S. 180 lese ich:

Nicht minder wichtig war die ordnungsgemäße Art der Bestattung. Obwohl nach christlicher Vorstellung Gott den rechten Sachverhalt kannte und Äußerlichkeiten, so sollte man meinen, demnach eigentlich unwichtig waren, sah die Wirklichkeit anders aus. Das Sterben mußte ebenso "stimmen" wie das Begräbnis, das nicht nur in geweihter Erde, sondern möglichst auch in der Heimat stattfinden sollte.

(Es folgen Beispiele von Bestattungszeremonien, Trauerzügen etc. für prominente Persönlichkeiten: Herzog Konrad von Lothringen, Erzbischof Brun von Köln, Kaiser Otto III.)

Auf S. 182 heißt es, eine "würdige Bestattung" sei "gleichsam als Voraussetzung einer guten Wiederauferstehung angesehen" worden (ein Beleg dazu wird leider nicht geliefert), was freilich nicht heißt, dass man glaubte, durch eine formlose Bestattung außerhalb geweihter Erde die Auferstehung verhindern zu können.

Arbeo von Freising (8. Jahrhundert) beschreibt in der Emmeramsvita, welcher Aufwand getrieben wurde, um einen Sterbenden an einen "würdigen" Sterbeort zu bringen:
Arbeo schreibt, dass der tödlich verletzte Emmeram mit einem Wagen von Helfendorf nach Aschheim transportiert wurde, weil man ihn nicht in den schäbigen Gebäuden (vilia aedificia) sterben lassen wollte. In Aschheim befand sich die St.-Peters-Kirche - damals vermutlich das einzige Kirchengebäude weit und breit. Emmeram starb aber wenige Meilen vor Erreichen des Ziels auf freiem Feld (...). Seine Begleiter hoben den Sterbenden vom Wagen und "legten ihn in das liebliche Gras der einsamen Feldebene" (in amoeno gramine submiserunt in campestriae desertae planitiae.).
(Arbeo äußert sich nicht darüber, welchen Unterschied es macht, ob der Heilige nun in einer schäbigen Hütte, in einer Kirche oder auf der grünen Wiese sein Leben aushauchte, Zweifel an seiner Auferstehung sind ihm sicher nicht in den Sinn gekommen.)
 
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