Geldgeschichte transkulturell

Richtig, der Dirham kommt von der Drachme und der Dīnār (im Mittelalter eine Goldmünze) ist vom Denar (in der Antike eine Silbermünze) abgeleitet.
 
In Europa. Im arabischen Raum (Dīnār) war es eben eine Goldmünze. Witzigerweise wurde der Morabetino/Maravedí (almoravidischer Dīnār) mit der Zeit wieder zur Silbermünze.
 
In Europa. Im arabischen Raum (Dīnār) war es eben eine Goldmünze. Witzigerweise wurde der Morabetino/Maravedí (almoravidischer Dīnār) mit der Zeit wieder zur Silbermünze.
Und in einigen Sprache wurde der Dinar doch auch als Sammelbegriff verwendet:spa.Denero,frz.dargent(Silbermünze?)
Der Begriff Fulus ,den du einmal nanntest aber nicht oder ist es kein arabischr Begriff sondern vlt.Dialekt.
 
span. dinero ist einfach das Geld. Das kommt natürlich vom lat. denarius, über regressive Unlautung hat das -i- von -ius das -a- zu [e] umgeformt:

Metathese ari > air > er
denarius bzw. denarium > *denairus/denairum > dinero.
 
Mich würde erstaunen, wenn span. Denero und franz. argent eine gemeinsame sprachliche Wurzel hätten
Argent heißt auf französisch auch Silber, von latein argentum. Auf spanisch ist Silber hingegen plata. Man muss wohl schon willkürlich ein d vor argent klatschen, damit man eine Nähe zum Denar konstruieren kann. Gibt es auf spanisch eigentlich tatsächlich das Wort
? Ich dachte dort sagt man "denario".
 
Gibt es auf spanisch eigentlich tatsächlich das Wort
? Ich dachte dort sagt man "denario".

span. dinero ist einfach das Geld. Das kommt natürlich vom lat. denarius, über regressive Unlautung hat das -i- von -ius das -a- zu [e] umgeformt:

Metathese ari > air > er
denarius bzw. denarium > *denairus/denairum > dinero.
Das Erbwort, von lateinisch denarius ist dinero 'Geld'. Denario ist das bildungssprachliche Lehnwort, mit dem historisch interessierte Menschen die römische Nominale bezeichnen, die wir 'Denar' nennen.

Ich gehe davon aus, dass MFelix Marokkaner ist. Arabisch geprägte Menschen haben Schwierigkeiten zwischen e und i und o und u zu unterscheiden, oder je nach Dialekt auch zwischen a und e. Weil es im Arabischen nur sechs Vokale gibt (offiziell sind das a - i - u bzw. ā - ī - ū). Im Deutschen gibt es 19 Vokale (ja, wir schreiben nur 5, phonetisch sind es aber 19).
Für Araber ist es daher schwer, im Vokalismus immer ganz treffsicher zu sein. So wie wir manche arabische Konsonanten nicht aussprechen können, weil wir sie nicht zu unterscheiden wissen. Wir müssen gar nicht so weit gehen, schon im Polnischen gibt es etliche Konsonanten, deren Aussprache Deutschen schwer fällt. Ich bitte daher hier um Nachsicht für die nicht ganz korrekte Schreibung , die vermutlich von der Aussprache herrührt.

Ich hatte vor Jahren mal eine Diskussion mit tekker über die Aussprache von ʿIrāq, der meinte das hieße Irak. Im Arabischen hört es sich eher an wie [ajraq], aber dies ist schon ein Zugeständnis meinerseits an europäische Hörgewohnheiten, weil der erste Laut im Grunde genommen gar kein Vokal, sondern ein Konsonant ist (genau wie in (ʿarabī). So wie wir diesen Konsonanten nicht hören und nicht aussprechen können, so fällt es eben Arabern schwer, die Vielfalt der Vokale zu hören und auszusprechen.
 
Argent heißt auf französisch auch Silber, von latein argentum. Auf spanisch ist Silber hingegen plata. Man muss wohl schon willkürlich ein d vor argent klatschen, damit man eine Nähe zum Denar konstruieren kann. Gibt es auf spanisch eigentlich tatsächlich das Wort
? Ich dachte dort sagt man "denario".

Das hat oben schon El Q. dargelegt:

span. dinero ist einfach das Geld. Das kommt natürlich vom lat. denarius, über regressive Unlautung hat das -i- von -ius das -a- zu [e] umgeformt:

Metathese ari > air > er
denarius bzw. denarium > *denairus/denairum > dinero.

Man denke dabei auch an den Popsong aus den 80er Jahren der italienischen Gruppe Righeira No tengo dinero (ich habe kein Geld) - bitte ggf. auf einer großen Videoplattform suchen.
 
In Europa. Im arabischen Raum (Dīnār) war es eben eine Goldmünze. Witzigerweise wurde der Morabetino/Maravedí (almoravidischer Dīnār) mit der Zeit wieder zur Silbermünze.
Der almoravidische Dīnār war eine sehr beliebte Goldmünze.

Ich bin mir nicht ganz sicher ob der Dinar eine Goldmünze überhaupt darstellen soll denn es gibt da noch den Qintar.
Beide Ausdrücke findet sich mit dem Dirham im quranischem Kontext und soll eine Gewichtseinheit sein aber wer hat vorgeschrieben das es Gold sein sollte?Wenn man davon ausgeht das der Dirham ein Lehnwort sein soll dann dürfte sich die Gewichtseinheit an dem Metall der Drachme orientieren dürfte man meinen und behaupten.
 
Ich bin mir nicht ganz sicher ob der Dinar eine Goldmünze überhaupt darstellen soll denn es gibt da noch den Qintar.
Sowohl dirham (< drachme) als auch dīnār (< denarius) und qinṭār (< centenarius > dt. Zentner) sind Lehnworte. Auch die arabische Kupfermünze fils/fals (Pl. fulūs) geht auf den follis zurück.
Münzen hatten natürlich spezifische Gewichte. Denn sie sollten ja einen stabilen Wert darstellen. Heute ist der Wert einer Münze unabhängiger von Metall und Gewicht, aber in Mittelalter und Antike spielte das eine Rolle.

Beide Ausdrücke findet sich mit dem Dirham im quranischem Kontext und soll eine Gewichtseinheit sein aber wer hat vorgeschrieben das es Gold sein sollte?
Es ist nun mal so, dass der Dīnār in den mittelalterlichen muslimischen Emiraten und Sultanaten eine Goldmünze ist. Im Osten 4,45 g im Westen 4,5 g.

Wenn man davon ausgeht das der Dirham ein Lehnwort sein soll dann dürfte sich die Gewichtseinheit an dem Metall der Drachme orientieren dürfte man meinen und behaupten.
Du hast witzigerweise gleichzeitig Recht und Unrecht. Die Übernahme des Wortes bedeutet nicht zwingend, dass man man den Inhalt voll übernimmt. Semantische Verschiebungen kommen schon innerhalb einer Sprache vor, aber bei der Entlehnung vermutlich noch häufiger. So stammt etwa das arabische Wort für Gefängnis (siǧn) vom lateinischen Feldzeichen (signum). Die Wortgeschichte dazu ist sehr interessant und am Ende v.a. auch plausibel.
Wir können das an der lateinisch-arabisch-spanischen Wortverflechtungsgeschichte von denarius > dīnār und dīnār murābiṭūnī > maravedí gut nachvollziehen:
Der römische denarius ist - wie die griechische Drachme - eine Silbermünze. Die Goldmünze ist der Aureus bzw. später der Solidus.
Die erste islamischen Dīnāre waren Kopien byzantinischer Solidi.

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Man beachte das Kreuz auf dem mehrstufigen Podest und die Kreuze auf den Stäben des Imperators Heraclius und seiner Söhne:

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Und das macht dann die frühen Kalifen daraus:

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Zugegeben: Es gibt mehrere frühe muslimische Prägungen, die eigentlich barbarisierte Kopien des byzantinischen Originals sind, also mit pseudogriechischen Lettern. Ich habe nur Exemplare mit arabischer Schrift für die Darstellung ausgewält.

Auf der Münze 'Abd al-Maliks, die als Caliph with Sword bekannt ist, kannst du - obwohl rasm (also unpunktiert) sehr schön lesen ḍuriba hadā 'l-dīnar (kleiner Schönheitsfehler: Es fehlt das alif. Daher auch 'l-dīnar anstatt 'l-dīnār. (Alternativ: Das ya' fehlt, dann müsste man dinār lesen*)

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Auf der berühmten bilingualen Münze, die den Erstbeleg des Namens al-Andalus darstellt, steht im Übirgen auch ḍuriba hadā 'l-dīnar bi-l-andalus sana(t) tamān wa tis'ayn
Die lateinische Seite der Münze gibt: FERITOS SOLIdus IN SPAN ANno (und dann fehlt auf manchen Exemplaren die Jahreszahl, obwohl Anno angegeben ist, auf anderen stimmen die im lateinischen Text und im arabischen Text angegebenen Jahreszahlen nach der Hiǧra nicht überein.

Auch der dīnār murābiṭūnī war selbstverständlich eine Goldmünze, die dann wiederum von Alfons VIII. nachgeprägt wurde und mit einem christlichen Text versehen wurde.

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Man sieht deutlich das Kreuz und das Monogramm ALF für Alfonso VIII. und im arabischenn Text werden Kirche und Papst in Rom erwähnt.
Spätere maravedíes waren dann wieder Silbermünzen. Also was der römische denarius ursprünglich mal gewesen war.

So, ich schrieb oben, dass du mit deiner Aussage witzigerweise gleichzeitig Recht und Unrecht hättest. In der Tat ist es so, dass antike Münzgewichte (von Fälschungen und mit Edelmetall überzogenen Kupferkernen (antike InNflation) mal angesehen) die Gewichte doch über Jahrhunderte recht stabil blieben und die islamischen Münzgewichte (zumindest im Mittelmeerraum) relativ nach wenn nicht identisch mit den früheren römischen Münzgewichten waren.


*da es sich um rasm, also unpunktierten arabischen Text handelt, lese ich einen Buchstaben, der alternativ nūn oder alif sein könnte, als nūn, weil er nach links verbunden wird, was beim alif niemals der Fall ist. Allerdings ragt er ein wenig hinaus, was für ein alif (oder ein Lām, aber das wäre hier fehl am Platz) spräche. Wenn nūn doch alif ist, fehlt das ya' und das nūn wäre eine Position nach rechts verschoben.
 
So stammt etwa das arabische Wort für Gefängnis (siǧn) vom lateinischen Feldzeichen (signum). Die Wortgeschichte dazu ist sehr interessant und am Ende v.a. auch plausibel.

Jetzt bin ich aber neugierig. Wie ist denn die Wortgeschichte? Ich vermute, dass in den Legionslager die Arrestzellen neben dem Fahnenheiligtum waren. Weiß man denn, wann und wo dieses Wort übernommen wurde? Das dürfte doch wahrscheinlich im damals lateinischsprachigen Nordafrika gewesen sein.

Nachtrag: noch schnell gegoogelt - hier steht es auf Englisch zum wie & warum:

س ج ن - Wiktionary
 
Jetzt bin ich aber neugierig. Wie ist denn die Wortgeschichte? Ich vermute, dass in den Legionslager die Arrestzellen neben dem Fahnenheiligtum waren. Weiß man denn, wann und wo dieses Wort übernommen wurde? Das dürfte doch wahrscheinlich im damals lateinischsprachigen Nordafrika gewesen sein.
Genauso ist es. Der Terminus ist vom Lateinischen ins Griechische, vom Griechischen ins Aramäische und vom Aramäischen ins Arabische gewandert. Näheres dazu hier: Jannis Niehoff-Panagiotidis: Romania Graeco-Arabica: lat. signum > gr. σίγνον > arab. siǧn. In Lüdke, Jens: Romania Arabica. Festschrift Reinhold Kontzi, Tübingen 1996.
 
*da es sich um rasm, also unpunktierten arabischen Text handelt, lese ich einen Buchstaben, der alternativ nūn oder alif sein könnte, als nūn, weil er nach links verbunden wird, was beim alif niemals der Fall ist. Allerdings ragt er ein wenig hinaus, was für ein alif (oder ein Lām, aber das wäre hier fehl am Platz) spräche. Wenn nūn doch alif ist, fehlt das ya' und das nūn wäre eine Position nach rechts verschoben.
Geschickt,geschickt :Dbin mir sicher du weißt was auf der Kehrseite steht und hast damit gerechnet das diese Diskussion in den April reicht.Also ist es eine FakeMünze!?
 
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