Hallo El Quijote,
Vielen Dank für Deine Antwort.
Ich habe Deinen vorherigen Beitrag nochmals gelesen und ich bin nicht der Meinung, dass ich Dich falsch verstanden habe. Ich habe Deinen Beitrag vielleicht anders interpretiert als Du es erwartet hättest.
Wenn Du im Kontext dieser Forumsdiskussion eine Aussage triffst wie
"Wer seinen Selbstwert daraus zieht, was seine vermeintlichen oder tatsächlichen Vorfahren vor 2.300 Jahren geleistet haben, hat offensichtlich nichts, worauf er stolz sein kann."
interpretiere ich diese Aussage eben in diesem Kontext und verstehe diese als Kritik / Vorwurf an diejenigen, die sich mit der Geschichte ihres Landes identifizieren, sie hätten nichts "geleistet".
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass dies auf die Mehrheit der Menschen auf dem Balkan zutrifft, halt ich diese Unterstellung für verallgemeinernd.
Genauer genommen trifft es nicht nur auf die Menschen auf dem Balkan zu, sondern auch auf sehr viele andere Länder dieser Welt. Dies ist jedoch ein anderes Thema.
Falls Du mit Deiner Aussage irgendwelche durchgeknallten Neonazis gemeint hast, dann hätte ich es für gut befunden, wenn Du das deutlich formuliert hättest.
Im Kontext dieser Diskussion jedoch, so wie diese hier geführt wurde, kann ich keinen solchen Teilnehmer erkennen, der zumindest bei mir den Eindruck erweckt hätte, er gehöre zu einer solchen Gruppierung.
Die ganze Diskussion ist doch an Paranoia (ein griechisches Wort) kaum noch zu überbieten.
Dass "Paranoia" ein griechisches Wort ist, ist mir klar, nur ich weiß nicht, worauf Dein Verweis abzielt.
Ich interpretiere das so, dass Du der Meinung bist, dass die Griechen (oder ein Teil davon) unter etwas leiden, dessen Bezeichnung aus dem Wortschatz der eigenen Sprache stammt.
Was Deiner Motivation dahinter ist, die Herkunft des Begriffes explizit zu erwähnen kann ich nur vermuten und diese Vermutung behalte ich mal für mich.
Ob diese Anmerkung sachlich ist und zur Diskussion konstruktiv beiträgt, kann jeder selbst beurteilen.
Das ist die falsche Frage. Jemand der etwas leistet, hat Grund stolz zu sein und muss sich nicht auf irgendwelche Krieger annodazumal berufen.
Wenn man jemanden unterstellt, dass er die Taten seiner Vorfahren gut findet und daher er einen gewissen "Stolz" empfindet,
WEIL er in seinem Leben nichts geleistet hat, dann ist die Frage, was er denn leisten muss, damit er sich von diesem (aus Deiner Sicht wahrscheinlich gefährlichen) "Stolz" befreit konsequent und richtig,.
Zur Klarstellung: Ich persönlich habe meine Probleme mit dem Begriff "Stolz" und wie dieser von vielen gelebt und interpretiert wird. Mir ist es bewußt, dass dieser Begriff von verkappten Neonazis und anderem Gesocks missbraucht wurde und wird, da Du diesen jedoch verwendet hast, übernehme ich diesen einfach. Bitte hab Verständnis dafür, das ich diesen in Anführungsstrichen verpacke.
Nun zur meiner Ansicht:
Zu unterstellen, dass jeder der ein Gemälde der Akropolis an der Wand hängen hat und sich bei dessen Anblick darüber freut, dass es seine Vorfahren waren, die dieses Werk vollbracht haben, es nur deswegen tut, weil er sonst nicht geleistet hat, halte ich für falsch.
Ja, das hast Du so nicht gesagt, das ist aber was es bei mir ankam. Du kannst jetzt sagen, das wäre mein Problem, und ich würde Dir Recht geben, werde mich dafür jedoch nicht entschuldigen.
Man kann von mir aus durchaus darüber diskutieren, ob es für jemanden Sinn macht darüber "stolz" zu sein , dass Alexander der Große, Perikles, Sokrates, Tito, Karl der Große, Napoleon, Gandhi, you name it, sein Vorfahre ist.
Dass derjenige es jedoch deswegen tut, weil es sonst nichts geleistet hat, ist das wogegen ich argumentiere und wenn ich ehrlich bin nicht akzeptiere.
Ich möchte mich jedoch ohne jeglicher Ironie bedanken, dass Du auf meine Frage eingegangen bist, obwohl Du diese für falsch hältst:
Ein Haus bauen, eine Berufsausbildung absolvieren, seine Kinder erfolgreich erziehen, etwas positives für die Gesellschaft leisten. Es muss nichts großes sein, einfach etwas sinnvolles. Dann muss man sich auch nicht mehr um den Großen Alexander kloppen, wem der "gehört". Das ist nationalistischer Kokolores!
Zunächst einmal: Ein Haus zu bauen und alles andere was Du hier erwähnst, haben viele (verkappte und offene) rechtsradikale Nationalisten in verschiedenen Ländern auch geleistet.
Daher kann man nicht behaupten, dass auch bei tatsächlich (ich hoffe hier sind wir uns einig) kranken politischen Vorstellungen, die von Dir genannten ich nenne sie mal Errungenschaften nicht geholfen haben.
Sehr viele Menschen (ich meine die, die nichts mit dem Gesocks, das ich eben erwähnt habe zu tun haben ), die "stolz" darauf sind, Alexander der Großen als Vorfahren zu haben " und sich darüber kloppen wem dieser gehört", haben bereits all das geleistet, was Du in Deinem Beitrag erwähnst.
Apropos "sich kloppen wem dieser gehört": Ich gebe Dir Recht, dass die Diskussionen, die über die Makedonien - Frage in den letzten 30 Jahren geführt wurden, zu einem großen Teil auf die alleinige Frage reduziert wurden (und werden), ob Alexander der Große Grieche oder Makedone oder beides war.
Ich halte trotzdem die Erörterung dieser Frage für eine Komponente, die aufgrund der Art und Weise, wie die Kontroverse zwischen den beiden Ländern (aus meiner Sicht leider) entstanden ist und sich über die Jahre entwickelt hat für leider unverzichtbar.
Ich persönlich hätte es mir auch anders gewünscht aber man muss nun damit leben. Meiner Meinung nach, hat diese Frage, trotz der oben genannten Notwendigkeit, soviel Gewicht bekommen, dass es fast lächerlich wirkt.
Kontext- unabhängig aber, es aus geschichtswissenschaftlicher Sicht eine interessante Frage, die nicht erst seit den 90ern in Fachkreisen diskutiert wird.
Da es sich hier um ein Geschichtsforum handelt, scheint es für mich sinnvoll, dass man darüber auch hier diskutiert.
Es kommt natürlich auf die Art und Weise an, wie man das tut und da gebe ich Dir Recht, in diesem Faden zumindest, war es nicht immer der Fall. Wieso es so war, darüber kann sich jeder seine eigene Antwort bilden.
Falsch! Ich unterstelle den Menschen auf dem Balkan gar nichts. Ich unterstelle Individuen, die nationalistisch argumentieren und paranoid behaupten, man wolle ihnen Alexander oder gar ein Stück ihres Landes abnehmen.
Meine Meinung dazu, ob die Befürchtungen Griechenlands paranoid sind oder nicht, habe ich in anderen Beiträgen in diesem Faden angedeutet. Ich hätte diese auch gerne weiter ausgeführt und diskutiert, habe jedoch nach dem Verlauf dieses Fadens davon Abstand genommen.
Zum einen habe ich nicht die Zeit, dutzende von Büchern durchzugehen um Quellen zu liefern oder altgriechische Texte korrekt zu übersetzen, die ich seit Jahren nicht gelesen habe und zum anderen habe ich auch keine Lust über geopolitische Probleme zu diskutieren, wenn auf diesen Probleme bezogene, sachliche Argumente als Paranoia bezeichnet werden.
Aus meiner Sicht, sind Befürchtungen der Art "ein Stück ihres Landes abnehmen" auf dem Balkan in
jedem Land zu vernehmen. Das stimmt mich traurig, ist aber leider eine Tatsache. Diese Befürchtungen mit medizinischen Begriffen zu beschreiben ist etwas, was für mich jegliche Diskussion darüber überflüssig erscheinen lässt.