Nach allem, was ich weiß, lebten Handwerker, sofern in Zünften organisiert, generell ziemlich gut, sonst wären sie nicht in den Stadtgremien vertreten.
Das Handwerker regelmäßig in den Stadträten mit vertreten waren, ist allerdings eine Entwicklung, die zumeist erst mit dem Spätmittelalter einsetzt und dass auch bei weitem nicht überall.
Manche Handwerker (z.B. Schmiede) standen höher in der Gunst als z.B. Schneider – wobei man auch da unterschieden muss, für welche Klientel dieser schneiderte.
Das dürfte deutlich zu kapitalistisch gedacht sein.
Der offenen Konkurrenz innerhalb der Handwerkszweige die es einzelnen Akteuren erlaubt hätten sich besonders von den anderen Handwerkern dieses Zweiges abzusetzen standen ja die regulierenden Mechanismen der Zünfte entgegen.
Ei zünftig organsierter Handwerker konnte nicht einfach alles, was er gern wollte feilbieten und schon gar nicht eine eigene autonome Preispolitik fahren, die die Entwicklung zu einem exklusiven Betrieb hin ermöglicht hätte, da hätte er Ärger mit der Zunftorganisation bekommen, wenn er das versucht hätte.
Ganz oben in der sozialen Hierarchie einer Stadt standen meist die Händler – hier besonders die Fernhändler.
Nicht unbedingt. Das städtische Patriziat, dass nicht zwangsläufig im Handel tätig war, sollte man nicht übersehen.
Fernhandel war wegenn der dait verbundenen Aufwendungen und Risiken auch in der Regel nicht das Metier einzelner Händler, sondern von Zusammenschlüssen, denen einzelne Händler zwar angehören konnten, die sie aber nicht besonders heraushoben, zumal diverse Handelszusammenschlüsse auch einfach nur Vereinbarungen auf Zeit waren, die immer wieder neu ausgehandelt werden mussten.
Allerdings lebten nur Handwerksmeisterfamilien gut, schon ein Geselle, der eigentlich das gleiche handwerkliche Können drauf hatte, konnte gerade noch für sich sorgen, konnte keine Familie ernähren, lebte oft im Haus des Meisters, so dass ein guter Teil seine Lohns in Kost und Logis bestand
Allerdings bildet sich der Gesellenstand in der Handwerker hierarchie erst relativ spät innerhalb der Zünftigen Handwerkszweige heraus, betrieben vor allem von den Meistern, die versuchten sich klarer abzugrenzen und zunehmend versuchten ihren Kreis exklusiver zu halten.
Beim aufkommen des Zunftwesens, gab es die Stufe des Gesellen häufig noch nicht, so dass ein ausgelernter Lehrling zügig Meister werden konnte.
Ein Handwerker berechnete seine Preise nach dem Materialwert und der Arbeitszeit, die er für die Herstellung eines Produktes benötigte, plus Gewinnmarge.
Nein, jedenfalls nicht, wenn er zünftig organisiert war.
Wenn er zünftig organisiert war, handelte er Preise über die Zunft sehr häufig mit seinen Kollegen aus, um ruinöse Konkurrenz und böses Blut zu vermeiden und die Profite schön oben zu halten, damit alle davon gut leben konnten.
Selbstständige Preisgestaltung der Produzenten gehört in eine Gesellschaft mit zunehmend kapitalistischer Produktionsweise, die von ihrem Wertesystem her wirtschaftliche Konkurrenz als vorteilhaft für alle und damit legitim akzeptiert.
Das tat die mittelalterliche Gesellschaft nicht, weswegen über Privilegien, die z.B. die Zünfte als Organisation und ihre Mitglider inhaben konnten ein System der dezidierten Konkurrenzvermeidung geschaffen wurde.
Die Zunft, wird man in diesem Sinne als ein Kartell eines bestimmten Erwerbszweiges betrachten können, dass von der damaligen Gesellschaft als legitimer Zustand akzeptiert wurde.
Und wer nur durch eine Zwangsmitgliedschaft in einem Kartell überhaupt an der Produktion und am Markt teilnehmen konnte, weil Unzünftigen die Ausübung der Handwerke, auf die die Zünfte ein regionales Monopol hatten untersagt war, der versuchte nicht duch eine eigene Preispolitik aus der Reihe zu tanzen, wissend, dass er damit seine Linzenz riskierte, weil die Zunft das gar nicht gern sehen konnte.
War er geschickt im Einkauf und vielleicht auch gut und fleißig, konnte seine Werkstatt mehr Produkte in gleicher Zeit billiger herstellen als die Konkurrenz und damit auch mehr Geld einnehmen.
Auch das setzt mehr Freiheiten vorraus, als gegeben waren.
Die Rohstofflieferanten und Händler waren ja in der Regel in ähnlicher Weise organisiert und konnten in ihren Preisen in der Regel ebenso nicht frei variieren.
Wenn man sich die Zunft als frühmoderne Kartelle denkt, wird man auch ins Kalkül ziehen müssen, dass es möglicherweise auch Absprachen über Produktionsquoten gab (jedenfalls in Bereichen, in denen die Nachfrage häufig durchaus ausgelastet werden konnte) um Konkurrenzkämpfe zu unterbinden.
Wenn man heutige Preise für Handwerksleistungen sieht, dann ist da von 50 € und mehr pro Stunde die Rede. Bei 8 Stunden wären das 400 € pro Tag oder ca. 8.000 € pro Monat. Davon gehen zwar noch Steuern und sonstige Vorsorgeaufwendungen ab, aber vom Rest kann man heute gut leben.
Davon gehen erstmal vor allem auch Material- und Transportkosten runter.
Außerdem sind davon ja auch noch die damit verbundenen Verwaltungsarbeiten zu bezahlen, auch wenn die in kleineren Handwerksbetrieben gern von Familienangehörigen übernommen werden.
Aber irgendwer muss ja neue Aufträge aushandeln, Terminieren etc. während bestehende Aufträge abgearbeitet werden, im Besonderen wenn es sich um Außenaufträge handelt und der Meister nicht mal eben zwischen Werkstatt und Büro hin und her springen kann.
Kosten für regelmäßige Erneuerung der Maschinen um konkurrenzfhähig zu bleiben und in der Regel größere Energikosten kommen auch dazu.
Aus den Stadt-Rechnungen der Zeit geht hervor, wieviel Geld für welche Leistungen ausgegeben wurden.
Aber nicht, was eine Leistung realiter in eine größeren Gebiet im Schnitt kostete.
In einer Stadt mit zünftigem Handwerk galten die von den Zunftstrukturen bestimmten Preise, die aber in der Regel hoch angsetzte Kartellpreise gewesen sein dürften.
20 Km außerhalb, in ländlichen Gebieten, die nicht mehr in die Jurisdiktion der Stadt fielen konnte es das gleiche Handwerk, oder jedenfalls einzelne Zweige davon auch in Form nicht zünftiger Handerker geben, die nicht an die Kartellpreise in der Stadt gebunden und daher wesentlich flexibler waren, was die Preisbildung angeht, die dafür aber eben vom städtischen Markt ansgeschlossen waren.
Irgendwo – vielleicht sogar in diesem Forum? – habe ich herausgefunden, dass im Hochmittelalter ein Reisender durchschnittlich 1 Gulden pro Tag für Kost und Logis in den Gasthäusern brauchte, bei einer billigen Absteige auch weniger.
Auch das wird davon abhängen, ob es eine Konkurrenzssituation gab und vor allem wird man bei Reisenden noch die Problematik der Wechselkurse oder der akzeptanz regional gültiger Währungen in Betracht ziehen müssen.
Was am Ende auf der Abrechnung steht, dass ist das Eine, was der Reisende tatsächlich zahlte, ganz etwas anderes, wenn er z.B. seine Mittel erst in eine akkzeptable Währung umtauschen und dafür möglicherweise noch horrende Aufschläge bezahlen musste, oder das Gasthaus selbst Fremdwährung zwar akzeptierte allerdings zu einem horrenden Wechselkurs, der möglichereise in keinem Verhältnis zu den sonst gängigen Wechselkursen in der Region stand.