Informationen zur Person Bismarcks

Turgot

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In diesen Faden möchte ich unregelmäßig Informationen zu Otto von Bismarck posten.

Zu Beginn des Jahres 1882 wurde Bismarck von einer hartnäckigen Grippe geplagt. Er sah sich am 25.März gezwungen nach Friedrichsruh zurückzuziehen. Die Grippe besserte sich zwar, aber er konnte seine Dienstgeschäfte aber erst wegen heftiger Schmerzen im Gesicht, Hexenschuss und einer Lähmung am 05.Juni 1882 in Berlin wieder aufnehmen.

Als Bismarck dann in der Hauptstadt ankam, versagte ih die Stimme. Er begab sich am 20.Juni wegen Arbeitsüberlastung nach Varzin. Er blieb dort bis zum 03.Dezember.

Als Bismarck dann wieder in Berlin war, wurde er von einer Venenentzündung im Bein, die wiederkehrende Gesichtsneuralgie und heftigen Magenschmerzen geplagt. Er war nicht in der Lage seinen Dienstverpflichtungen voll umfänglich nachzukommen. Auch die Morphinbehandlung durch den Chef der Berliner Charité Professor Friedrich Frerichs verschaffte den Kanzler keineLinderung. Am 02.07.1883 begab sich Bismarck erneut nach Friedrichsruh und reiste am 28.Juli 1883 mit Genehmigung des Kaiser auf Kur nach Kissingen, im September dann nach Gastein. Die Anwendung der Bäder und eine vom Münchener Arzt Ernst Schweninger verordnete drastische Änderung der Lebensweise führten dann tatsächlich zu einer Besserung des Gesundheitszustandes des Kanzlers.

Aber trotz seiner Krankheiten, Schmerzen und Behinderungen kann überhaupt gar kein Zweifel darüber bestehen, das Bismarck auch in der langen Zeit seiner Abwesenheit von Berlin die Regierungsgeschäfte fest in der Hand behielt. Da legen schon die 982 eigenhändig verfasste, unterzeichnete, paraphierte oder diktierten Dokumente Zeugnis von ab.

Beispielswiese wies der Kanzler Hatzfeld in der Ägyptenfrage, nachdem er ihm die Richtung vorgegeben hatte, vollkommen selbstständig zu agieren. Hatzfeld sollte Bismarck lediglich auf dem Laufenden halten. Hatzfeld genoß das Vertrauen Bismarcks

Quelle: Otto von Bismarck, Neue Friedrichsruher Ausgabe, Band 5
 
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Bismarcks Musikgeschmack:

Beethoven und Schubert liebte er.

Mendelsohn hörte Bismarck immer gerne, wenn auch nicht so gern wie Beethoven. Nach dem Präludium in e-Moll sagte er einmal: " Dem Mann geht es aber wirklich sehr schlecht."

Schuhmann wurde ebenfalls geschätzt, das galt für die symphonischen Etüden, von denen er sagte: "Sehr hübsch."

Von Chopin hörte Bismarck lieber die leidenschaftlich bewegten als die träumerischen Stücke.

Quelle: Robert Keudell, Fürst und Fürstin Bismarck
 
So hart, ja brutal und erbarmungslos Bismarck gegen illoyale oder unbotmäßige Minister, Gesandte, Botschafter etc.vorging, so fürsorglich, ja großzügig behandelte er die ihm nahestehenden Kollegen und Mitarbeiter. Lothar Buch hielt er schlicht für unentbehrlich und verweigerte ihm die Versetzung in dem Ruhestand. Andere Kollegen wie Maybach, Lucius oder Boetticher redete er gut zu, im Arbeitsalltag Erholung und Gesundheit nicht zu vergessen oder die Rekonvalezenz nach Erkrankung nicht durch vorschnelle Rückkehr in dem Dienst zu gefährden. Sehr bemüht war Bismarck auch um sein "bester Pferd im Stall" Paul Hatzfeld. Hatzfeld solltr Staatssekretär im Auswärtigen Amt werden, war aber durch seine Scheidung hochverschuldet. Bismarck unterstützte Hatzfeld bei der Regulierung der Schulden.

Auch war Bismarck auch mildtätig. Nicht selten erreichten ihn Bettelbriefe und das ein und andere Male machte er Geld locker.
 
Marschall Bazaine, der französische Heerführer, hat bekanntermaßen die Festung Metz nach mehreren Wochen Belagerung im Oktober 1870 übergeben. Wegen der Kapitulation und geheimen Verhandlungen zugunsten von Napoleon III. wurde Bazaine von der Republik zum Tode verurteilt. Sein alter Kamerad und Präsident der Republik MacMahon begnadigte ihm zu einer zwanzigjährigen Festungshaft. Bazaine gelang die Flucht nach Spanien. Von dort aus wandte er sich Bismarck um materielle Unterstützung.

Bismarck bewilligte Bazaine aus dem Reptilienfonds, sicher nach voriger Rücksprache mit Wilhelm I., sicher wissen tue ich es aber nicht, eine jährliche Pension in Höhe von 4.800 Mark.
 
Das erscheint mir seltsam. Würde sich Bazaine wirklich an Bismarck gewandt haben? Lebte der Mann in Spanien in solcher Armut? Denn wäre die Zahlung ruchbar geworden, hätte er ja all jene bestätigt, die ihn ungerechtfertigt einen Verräter geschimpft hatten.
 
Bazaine lebte in Spanien in der Tat in sehr beengten Verhältnissen und hat sich auch erst im Jahre 1888 an Bismarck gewandt. Da Bazaine aber bereits am 21.September 1888 verstorben war, war er nur für kurze Zeit im Genuss der Pension gekommen. Eine Dankesschuld wurde hier nicht beglichen, sondern es handelte sich vielmehr um ein Akt der Ritterlichkeit.
 
Das bezog sich darauf, das ich für eine Rückversicherung Bismarcks bei Wilhelm I. keine Quelle zur Hand habe.

Warum schreibst du „würde“?
 
Ulrich Lappenküpper hat auch ein Buch mit Anekdoten zu Bismarck veröffentlicht.
mit Ulf Morgenstern - Dem Otto sein Leben von Bismarck - die besten Anekdoten (2015)
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und es gibt auch ältere Werke:
Friedrich Schmidt-Hennigker - Bismarck Anekdoten (1885)
 
Sein alter Kamerad und Präsident der Republik MacMahon begnadigte ihm zu einer zwanzigjährigen Festungshaft. Bazaine gelang die Flucht nach Spanien.
Interessanter Vorgang, zumal Mac Mahon selbst derjenige war, der sich geweigert hatte einen aktiven Entsatzversuch für das eingeschlossene Metz, zu den ihm die Regierung gedrägt hatte auszuführen und der insofern selbst Anteile an der Kapitulation und Übergabe von Metz hatte.

Auch war Mac Mahon ja vor allem deswegen darum herumgekommen, selbst die das Desaster und die Kapitulation von Sedan zu verantworten, weil er wegen Verwundung das kommando abgeben konnte.
Ich meine es wäre Bremm, in seinem Buch über 1870/1871 gewesen, der an diesen Vorgang die Frage gestellt hat, ob die Verwundung tatsächlich so schwer war oder ob Patrice de MacMahon einfach einen Ausweg suchte um die politische Verantwortung nicht übernehmen zu müssen.
 
(ich mische ganz kurz mit, indem ich ein wenig erbauliches Kuriosum aus dem Nachlass Bismarcks verlinke: Ein Wagner-Gedicht mit Vorgeschichte. Leihgabe der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Berlin zu sehen - Otto-von-Bismarck-Stiftung
Wer sich das literarische Meisterwerk zu Gemüte führen will, wird hier auf Seite 98 fündig:

 
Bismarck gehört bis heute zu den Politikern, denen besonders gern Kuckuckszitate untergeschoben werden.
Aus einschlägigen Zitatsammlungen und Forenbeiträgen:

"Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd."

"Gesetze sind wie Würste, man sollte besser nicht dabei sein, wenn sie gemacht werden."

"Deutsche Bücher in lateinischen Buchstaben lese ich nicht!"

"Ihr seid alle Idioten zu glauben, aus Eurer Erfahrung etwas lernen zu können, ich ziehe es vor, aus den Fehlern anderer zu lernen, um eigene Fehler zu vermeiden."

"Die Franzosen neigen dazu, sehr dünne Steaks zu grillieren, die kaum 200 Gramm wiegen. Für mich ist das Aufschnitt."

"Wenn die Welt untergeht, so ziehe ich nach Mecklenburg, denn dort geschieht alles 50 Jahre später."

"Alle menschlichen Einrichtungen sind unvollkommen - am allermeisten staatliche."

"Die Voraussetzung jeder völkischen Politik ist der Mut zur Wahrheit."

"Die Macht Russlands kann nur durch die Trennung der Ukraine von Russland untergraben werden."

"Wenn irgendwo zwischen zwei Mächten ein noch so harmlos aussehender Pakt geschlossen wird, muss man sich sofort fragen, wer hier umgebracht werden soll."

"Die größte Torheit meines diplomatischen Lebens war der Berliner Kongreß. Ich hätte Rußland und England sich gegenseitig auffressen lassen sollen, wie die zwei Löwen im Walde, von denen nur zwei Wedel übrig blieben, dann hätten wir jetzt mehr Einfluß, Ruhe und weniger Gefahr. Aber ich habe damals Politik gemacht wie ein Stadtverordneter."

"Ich habe alle himmlischen Bücher, die von Gott zur Leitung herabgeschickt worden sind, sorgfältig studiert. Durch die Verfälschungen konnte ich die Wahrheit, die ich suchte, nirgendwo finden. Die Gesetze sind zu weit entfernt, das Glück der Menschheit zu sichern. Aber der Koran der Mohammedaner ist frei von diesen erschwerenden Geboten. Ich habe den Koran von jeder Seite und auf jeden Punkt hin untersucht. In jedem Wort habe ich eine große Weisheit gefunden.“

"When You Want To Fool the World, Tell the Truth" (Dieses Pseudo-Zitat scheint es nur auf Englisch zu geben)





Eine Sammlung echter Bismarck-Sprüche gibt es hier:
 
Ein weiteres Zitat, das Bismarck in die Schuhe geschoben wurde, lautet:


"Wenn Heringe so teuer wären wie Kaviar, würden ihn die Leute weitaus mehr schätzen "

(Es gibt mehrere Varianten davon.)

Tatsächlich stammt das Zitat ursprünglich von Alexandre Dumas (d. Ä.) und lautet:

"Le hareng frais est un excellent poisson dont on ferait le plus grand cas, s’il était cher et s’il était rare."

(Frischer Hering ist ein exzellenter Fisch, dem man größte Wertschätzung entgegenbringen würde, wenn er teuer und selten wäre.)​


Das Pseudozitat wird gerne benutzt, um Bismarck die Namensgebung für den Bismarck-Hering anzudichten. Für die kann er aber auch nichts.
Als Bismarck auf dem Zenit seiner Popularität stand, hängte man seinen Namen allerhand Gerichten an, um eben diese Gerichte populär zu machen und besser vermarkten zu können.

"Ob er das nun wollte oder nicht, denn natürlich wurde er nicht gefragt.​
So gab es damals auf den Speisekarten auch ein Seezungenfilet à la Bismarck mit einer getrüffelten Fischfarce, Austern, Miesmuscheln und Sauce Hollandaise, ein italienisches Bistecca alla Bismarck (ein Steak mit zwei Spiegeleiern), einen Bismarck-Salat, eine Bismarck-Torte und Bismarck-Eier mit gekochtem Schinken, Parmesan und Mayonnaise. Und es ist gewissermaßen ein Treppenwitz der Küchengeschichte, dass gerade das trivialste aller Bismarck-Gerichte das einzige ist, das man heute noch kennt."​
(Frischer Hering ist ein exzellenter Fisch, dem man größte Wertschätzung entgegenbringen würde, wenn er teuer und selten wäre.)
(Petra Foede, Wie Bismarck auf den Hering kam. Kulinarische Legenden, Zürich 2009)
 
Der allseits bekannte Bismarckhering hat allerdins nur insofern etwas mit den Reichskanzler zu tun...
Ein Stralsunder Konservenfischfabrikant Johann Wiechmann, ein Verehrer des Kanzlers, hatte ihn zu 2 Gelegenheiten jeweils 1 Fässchen eingelegte Ostseeheringe zu kommen lassen.

Diese Gelegenheiten waren:
  • Zur Reichsgründung 18.01.1871 und
  • zu seinen 56. Geburtstag am 01.04.1871.
Der geschäftstüchtige Herr Wiechmann fragte schriftlich bei der zweiten Sendung beim Kanzler an, ob er denn die Heringszubereitung künftig als „Bismarck-Hering“ handeln dürfe.
Der Reichkanzler soll sich in einem persönlichen Brief bedankt haben und seine Zustimmung zum Namen „Bismarck-Hering“ gegeben haben.
Das jedenfalls versichern die Nachfahren des glücklichen Fischhändlers.
Das wertvolle Schriftstück existiert wohl leider nicht mehr, da es im Oktober 1944 bei der Bombardierung von Stralsund verbrannt ist. Bis dahin soll es im Kontor der Fabrik gehangen haben.

Nachzulesen bei: Udo Pollmer und Susanne Warmuth -> „Lexikon der populären Ernährungsirrtümer, Mißverständnisse, Fehlinterpretationen und Halbwahrheiten von Alkohol bis Zucker“. Erschienen in Verlag Piper, April 2018.
 
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