Bitte um Unterstützung bei Zufallsfund von "1943"

horny

Neues Mitglied
Hallo!

Ich weiß eigentlich gar nicht mehr wie ich dieses Papier gefunden habe, aber explizit danach oder ähnlichem hatte ich nicht gesucht.
Dieses Schreiben lässt mich sehr sehr zweifelnd an seiner Richtigkeit zurück, denn es widerspricht so völlig allem was ich mir bis dato
innerhalb der Vorkommnisse der NS Zeit angelesen habe.

Ich bitte sehr um Aufklärung dazu, denn es lässt mich derzeit sehr skeptisch, aufgewühlt und mit sehr großem Fragezeichen zurück (siehe Anhang)

Vielen Dank an jedem der mir eine hilfreiche und abschließende Antwort dazu geben kann.

LG
Horny
 

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Was genau ist denn deine Frage oder inwiefern meinst du stünde das Dokument im Widerspruch zu den Vorkommnissen in der NS-Zeit?
Das einzige, was ich mir erklären kann, dass du das Dokument im Widerspruch zu den dir bekannten Vorkommnissen in der NS-Zeit siehst, ist, dass dir der unverhohlene Zynismus des Dokuments entgangen ist. Es handelt sich um eine an die polnische Bevölkerung gerichtete Drohung. Das Dokument - September 1943 - fällt mitten in den Zeitraum der Aktion Reinhardt.
 
Ich konnte Naresuans pdf herunterladen, kann aber nicht viel dazu sagen, ob es vom polnischen Untergrund veröffentlicht wurde. Ich verstehe kein polnisch. Ein klitzekleiner Rechtschreibfehler im geposteten, "deutschen" Original ist mir aber aufgefallen: "welch furchbares Los" heisst es im oberen Drittel. Da fehlt ein "t" - furchtbares. Ich weiß nicht, ob so ein Patzer durch eine pedantische, deutsche Befehlskette durchgelaufen wäre. Nicht dass ich solche Patzer gelegentlich selbst fabriziere könnte, aber ich weiß, wie hilfreich ein Korrekturleser sein kann - und ich denke, in einer NS-Befehlskette gab es wahrscheinlich wohl mehr als nur einen Korrekturleser. Daher halte ich Naresuans Interpretationsvorschlag für sehr wahrscheinlich.
 
Ich konnte es mittlerweile downloaden, meine Partnerin hat (ab der Zwischenüberschrift) den Text auf S. 184 gelesen, allerdings hat sie einige Worte nicht verstanden.

Was mir aufgefallen ist: Das Dokument, wie es "horny" hier hochgeladen hat und wie man es auch auf der Website der Jagiellonen-Universität findet (auch doppelseitig, deutsch und polnisch) ist nicht zu 100 % identisch mit dem bei Dzikowski abgedruckten Dokument. Da gibt es z.B. Unterschiede in der Datierung, zwar alles der 13. April 1943, aber in der einen Darstellung der Monat mit lateinischen, in der anderen mit arabischen Zahlen. In dem bei Dzikowski abgedruckten Dokument findet sich auch ein falsches Ä (Bästialität), das sich in dem von horny hochgeladenen Dokument nicht findet.

Ein klitzekleiner Rechtschreibfehler im geposteten, "deutschen" Original ist mir aber aufgefallen: "welch furchbares Los" heisst es im oberen Drittel. Da fehlt ein "t" - furchtbares.
Dieser Fehler findet sich auch bei Dzikowski.
 
Es gab also, wie Horny ja auch als Wissensstand angibt, keine öffentliche Bekanntmachung über Gaskammern und den Zweck der Konzentrationslager? Wäre mir auch neu, selbst innerhalb der NS Organisationen.
 
Dafür, dass es sich um eine „Fake“-Bekanntmachung des polnischen Widerstands handeln muss, spricht für mich auch, dass suggeriert wird, Zweck der Vernichtungslager sei die Ausrottung der Polen. Die Juden werden nicht einmal erwähnt.
 
Guten Morgen!

Das hätte ich bei meiner eigenen Skepsis zu dieser Bekanntmachung noch hinzufügen müssen.
Es erscheint mir deshalb so völlig fremd, weil hier offen der "Gasmord" und somit die systematische Ermordung
an Menschen veröffentlicht wird, das wäre somit der einzige offizielle Wisch seitens Bewegung das dieses Vorhaben
und diese Vorgehensweise klar als Mittel zugibt. Hier ist nichts zweideutig geschrieben, hier wird klar gesagt ...so machen wir das...

Danke für die Aufklärung und den Hinweis auf die Widerstandsbewegung...das erklärt für mich alles!

LG
Horny
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich ist relativ sicher, dass das Schreiben – sofern es aus der angegebenen Zeit stammt – vom (nicht-kommunistischen) polnischen Widerstand stammen muss, da einerseits das Massaker von Katyn erwähnt wird, das zur fraglichen Zeit tatsächlich von den Nazis propagandistisch ausgeschlachtet wurde, andererseits aber die KZs, von denen jedoch behauptet wird, in ihnen würden systematisch die Polen vernichtet. Dass die Juden nicht erwähnt werden, könnte (außer dass der Fokus auf die Bedrohung für die Polen sowohl durch Deutsche als auch Sowjets gelenkt werden sollte) auch damit zusammenhängen, dass Teile des polnischen Widerstands selbst nicht viel für sie übrig hatten.
 
Für mich ist relativ sicher, dass das Schreiben – sofern es aus der angegebenen Zeit stammt – vom (nicht-kommunistischen) polnischen Widerstand stammen muss,
Der kommunistische Widerstand hatte in Polen bis zum Einrücken der Sowjets in das von Dtld. bis dato besetzte Polen 1944 keine Bedeutung. Die (kommunistische) Armija Ludowa war bis dahin unbedeutend, das Momentum lag bei der nationalkatholischen Armia Krajiowa.

Dass die Juden nicht erwähnt werden,
Nicht explizit, aber es ist von "alle[n] im G[eneral]G[ouvernement] beheimateten Volksgruppen" die Rede, darunter habe ich auch Polen und Sinti/Roma subsumiert verstanden. Auf der anderen Seite gab es natürlich einen Antisemitismus in Polen, der sich sowohl unter deutscher Besatzung als auch danach Bahn brach, wie bei den antijüdischen Ausschreitungen in Krakau 1945 und dem Pogrom von Kielce 1946.
Da war der nationalkatholische Impetus keineswegs homogen.
Ich denke aber, dass den meisten Polen klar war, dass die vorwiegenden Opfer Juden und ab 1943 auch Zigeuner waren, das somit also auch den Lesern des Flugblattes klar war.
Man kann es also so und so sehen: Die Juden wurden verschwiegen oder als integraler Bestandteil gesehen, dass man sie nicht expliziter erwähnen musste, als subsumiert unter "alle Volksgruppen".
 
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