Was die Habsburger-Darstellung betrifft, die kommen nicht gut weg - aber wenn ich mir den deutschsprachigen Buchmarkt anschaue und wie dort alles, was mit Österreich zu tun hat (und dazu gehören jedenfalls zurzeit auch die Habsburger) - Dort sind "österreichische" Figuren eigentlich nur mehr Untermenschen, ewige Nazis, Witzfiguren und grenzdebile Deppen - war das noch recht harmlos.
Zunächst habe ich mich sogar gefragt, ob die Vorlage etwa aus dem 19. Jahrhundert ist (und dem Zeitgeist entprechend nur mit Sex angereichert wurde), doch der Autor, auf dessen Büchern die Serie basiert, ist Jahrgang 1967 oder 1968.
Für mich wurde hier die Formel bedient: der aufrechte Held und die Leute von der Grenze, die für die Heimat kämpfen (und alles zu opfern bereit sind) und im Hinterland (in Sicherheit) die miese Herrscherschicht (Kaiser Sigismund, Habsburger, die Kirchenleute), die nichts taugt, da dekadent, intrigant und verweichlicht - an der Spitze der Verräter (Ulrich von Cilli). Einzig der polnische König war ein wenig differenzierter gezeichnet, der gibt sich wenigstens Mühe und zeigt zuletzt auch so etwas wie Verantwortung.
Natürlich ist Janos ein edler Held, nur für seine Sache und ohne jeglichen Ehrgeiz. Reichsverweser wird er nur deshalb, weil das in der Serie der einzige Weg ist, um zu verhindern, dass es Schurke Cilli sonst wird.
Wie die Figur des Sultan zeigt, hätte die Serie mit differenzierteren Figuren tatsächlich etwas werden können.
Was mich am meisten gestört hat, war aber der Sexismus und die Frauenfeindlichkeit, wobei das wieder vordergründig mit angeblicher Frauenpower getarnt wurde.
Bestes Beispiel - die weibliche Hauptfigur: Erzsebet darf mit dem Schwert fuchteln und mit dem Bogen schießen, aber bei dem Unterricht, den ihr Janos gibt, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er nur dazu da war, beide miteinander heiße Küsse austauschen zu lassen. In der Episode mit den Bergwerksverwalter wird deutlich gezeigt, wie unfähig Erszebet ist, und natürlich ist sie nicht einmal imstande, die Falle zu erkennen. (Ohne Mann oder Ehemann bringt Frau nichts zustande.) Damit der ehemalige Verlobte ihr seine Truppen zur Befreiung von Janos und ihren Sohn zur Verfügung stellt, muss sie sich prostituieren - die Frau mag zwar den Bogen führen und will Schwertkampf lernen, aber letztlich ist sie doch auf ihre Geschlechtsorgane reduziert.
Bei der Sigismund-Tochter (als Königin von Ungarn, die ihr historisches Vorbild eigentlich war, will ich die Serienfigur mit Absicht nicht bezeichnen) nicht viel anders: Elisabeth hat eine lesbische Beziehung mit der Kammerfrau, lässt sich verführen, wodurch sie zu einen Sohn kommt, da der Ehemann ein rechter Schlappschwanz ist. Um dessen Verwandten zu gewinnen, will sie ihn sexuell verführen, worauf dieser sie zum Oralsex zwingt --- zuletzt findet sie ihr Glück mit Mister Right (= einfühlsamen Sex mit ihm) und stirbt leider, ehe sie sein nun mehr braves Eheweib sein kann. (Was für ein Potential hätte die historische Elisabeth gehabt und dann reicht es nur für die klassische Suche nach Mister Right und für eine Frau, die völlig hilflos ist und als einzige Möglichkeit auf Sex reduziert wird.)
Die fiktive Nichte des Herzogs von Mailand ist dazu, Janos im Auftrag ihres Onkels zu verführen. Im Harem wiederum ist das Erste, was zu Mara Brankovic gesagt wird, sozusagen die Begrüßung: dass es einem im Harem gut geht, wenn man sich gegen Sexuelles nicht sträubt.
Etc.
Es ist nicht so, dass ich die Serie zur Gänze daneben gefunden habe, sie hatte auch einige gute Momente, aber der Sexismus, die vielen Sex- und Nacktszenen und das Frauenbild -das war einfach nur eine Zumutung. Nur leider habe ich den Verdacht, dass das der aktuelle Standard ist, den Film und Fernsehen inzwischen anbieten. (Da ich kaum noch Fernsehfilme ansehe oder ins Kino gehe, kann natürlich nicht beurteilen, ob das für heutige Serien und Filme mit geschichtlichen Hintergrund (Mittelalter) wirklich typisch ist.)
Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Szenen beim Sultan sogar etwas besser waren, als der restliche Film. Da gab es zwar auch einige Entgleisungen wie die "Begrüßung", aber es wurde zumindest versucht, die Konflikte aus dem historischen Umfeld zu entwickeln und die Figuren dort waren zeitweise sogar etwas differenzierter gezeichnet. Auf die schwierige Lage von Fürstentümern wie Serbien oder Walache zwischen den Fronten (Osmanisches Reich - Ungarisches Königreich / Heiliges Römisches Reich) wurde eingegangen und auch ihre "Schaukelpolitik" war nachvollziehbar. Die Schauwerte waren gut, ich hatte übrigens den Eindruck, dass die letzte Folge, wo es um die finale Schlacht geht, sogar ein etwas besseres Niveau hatte, als die übrigen Folgen.
Aber das kann für mich leider die negativen Aspekte nicht relativieren.