Hitlers letzte Tage

Es gibt ja auch ein anderes Dossier ueber h.'s Gesundheitszustand dessen Author Theo Morell sein soll.

Im Unterschied zum lediglich von Kersten behaupteten Himmler-"Dossier" existieren die Tagebuchnotizen von Hitlers Leibarzt Morell tatsächlich, sie wurden auch verschiedentlich ausgewertet, in sachkundiger Weise etwa von Hans-Joachim Neumann und Henrik Eberle (War Hitler krank? Ein abschließender Befund, Bergisch Gladbach 2009)

Weil er geisteskrank gewesen war.

Neumann und Eberle kommen zum Fazit:

"Hitlers Handeln war nicht von einer krankhaften seelischen Störung oder von psychotropen Substanzen wie Alkohol oder Drogen beeinflusst, sondern hatte vielmehr etwas mit seiner 'Primärpersönlichkeit' zu tun. Gegen eine Bewusstseinsstörung spricht Hitlers aktives Handeln bis hinein in die letzten Kriegstage. Es ist nicht zu leugnen, dass Hitler 1945 gelegentlich erschöpft wirkte. Aber durch Selbstdisziplin und einen überaus starken Willen vermochte er es, sich und andere zu motivieren.
Die Antwort auf die Frage 'War Hitler krank?' lautet also: Der Führer der NSDAP, der Kanzler des Deutschen Reichs und Oberste Befehlshaber der Deutschen Wehrmacht war gesund und voll schuldfähig."
 
Im Unterschied zum lediglich von Kersten behaupteten Himmler-"Dossier" existieren die Tagebuchnotizen von Hitlers Leibarzt Morell tatsächlich, sie wurden auch verschiedentlich ausgewertet, in sachkundiger Weise etwa von Hans-Joachim Neumann und Henrik Eberle (War Hitler krank? Ein abschließender Befund, Bergisch Gladbach 2009)
Danke.
Neumann und Eberle kommen zum Fazit:

"Hitlers Handeln war nicht von einer krankhaften seelischen Störung oder von psychotropen Substanzen wie Alkohol oder Drogen beeinflusst, sondern hatte vielmehr etwas mit seiner 'Primärpersönlichkeit' zu tun. Gegen eine Bewusstseinsstörung spricht Hitlers aktives Handeln bis hinein in die letzten Kriegstage. Es ist nicht zu leugnen, dass Hitler 1945 gelegentlich erschöpft wirkte. Aber durch Selbstdisziplin und einen überaus starken Willen vermochte er es, sich und andere zu motivieren.
Diese Art von verbluemter Charakterisierung nennt man hier 'putting lipstick on a pig'.
Die Antwort auf die Frage 'War Hitler krank?' lautet also: Der Führer der NSDAP, der Kanzler des Deutschen Reichs und Oberste Befehlshaber der Deutschen Wehrmacht war gesund und voll schuldfähig."
Es sollte nicht heissen:
"Die Antwort auf die Frage 'War Hitler krank?"
sondern
"Die Antwort auf die Frage 'War Hitler geisteskrank?"

Der Typ war nicht nur ein besonders uebler Psychopath, sondern besessen; also 'obsessive compulsory disorder' (OCD) und dadurch in rationellen Denken durch mindestens einer idée ridicule behindert. Die Intensitaet seiner Besessenheit war jenseits von 'Gemuetserkrankung' doch diesseits von Geistesstoerung: OCD as a mental illness has been well-supported for a long time.
Kurzum, der Geisteskranke gehoerte in die Klapse.
 
Es sollte nicht heissen:
"Die Antwort auf die Frage 'War Hitler krank?"
sondern
"Die Antwort auf die Frage 'War Hitler geisteskrank?"
Und die Antwort auf genau diese Frage wird im Buch gegeben. Körperlich krank ja, geisteskrank nein.
Die medizinisch auswertbaren Berichte ergeben folgendes Bild:
1. Hitler litt unter Magen-Darm-Krämpfen, einem Reizdarm-Syndrom, das eine Abhängigkeit von seiner psychischen Verfassung erkennen ließ.
2. Der Tremor seines linken Arms und Beins, den sein Leibarzt Morell als 'Abart einer Schüttellähmung' bezeichnete, war keine 'Abart einer Schüttellähmung', sondern eine Parkinsonsche Krankheit, deren Anfänge in das Jahr 1941 fielen.
3. Darüber hinaus litt Hitler ohne Zweifel an einer Bluthochdruckkrankheit und einer sich verschlimmernden Koronarsklerose.
4. Für eine medizinisch objektivierbare Geisteskrankheit Hitlers gibt es keine Anzeichen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Typ war nicht nur ein besonders uebler Psychopath, sondern besessen

Auch dazu nehmen Neumann und Eberle klar Stellung (S. 295):

Eine "Besessenheit" im Sinne eines krankheitsbedingten Wahns gab es bei Hitler zu keinem Zeitpunkt. Die wirklichen Ursachen für diese Verbrechen sind in der deutschen Gesellschaft zu suchen, in ihrer Geistesgeschichte und den sozialen Zusammenhängen. Kein Zweifel, Hitler beeinflusste die Gesellschaft in erheblichem Ausmaß und kann als der Motor gelten, der die Deutschen in den 1930er und 1940er Jahren antrieb.
 
Die wirklichen Ursachen für diese Verbrechen sind in der deutschen Gesellschaft zu suchen, in ihrer Geistesgeschichtex und den sozialen Zusammenhängen.

Die Einstufung Hitlers als geisteskrank mag für manche eine Entschuldung (Entschuldung, nicht Entschuldigung) vieler sein, die Monstrosität der Shoa relativieren, aber sie erklärt eben nicht, wie der Holocaust (und mit ihm verbundene Verbrechen) geschehen konnte. Es ist also letztendlich unerheblich, ob Hitler geisteskrank gewesen sein könnte.

Trotzdem bin ich mit diesem Satz von Neumann und Eberle nicht ganz glücklich. Vernichtungskrieg und Holocaust als Folge deutscher Geistesgeschichte? Als Folge der sozialen Zusammenhänge?
 
"Viele Deutsche störten sich nicht an Hitlers Judenhass, und sie hatten denselben tief empfundenen Wunsch, die Niederlage im Ersten Weltkrieg zu revidieren. Diejenigen, die von der nationalsozialistischen Herrschaft nicht ausgegrenzt wurden, profitierten von der Diktatur, der Enteignung der Juden und der Unterdrückung anderer Völker. Hitlers persönliche Wertvorstellungen waren gesellschaftlich akzeptiert, seine Visionen konnten die Menschen begeistern, weil sie dafür empfänglich waren. Und viele Deutsche teilten seine Überzeugung, dass es sinnvoll und eine Ehre sei, ihr Leben für die Nation zu opfern." (Neumann/Eberle S. 296)
 
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