Auch wenn man Italien sicherlich militärisch nicht als übermäßig stark ansehen konnte, die Vorstellung die gesamte italienische Armee mit lediglich zwei Korps neutralisieren zu können, erscheint etwas sehr optimistisch.Vielleicht 2 Armeekorps, mehr aber auch nicht.
Achso, waren mal wieder alles Narren in der Wilhelmstraße?Die deutschen Staatsmänner sahen, genau wie du, die Bindungswirkung französischer Streitkräfte; überschätzten die Italiener aber, vor allem hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit.
Italien hatte sich bis einschließlich 1914 an den Dreibundvertrag gehalten. Im Mai 1915 war es dann wegen der Territorien, die die Ententemächte im Londoner Vertrag offeriert hatten auf Seiten der Entente in den Krieg eingetreten.
Aber Rom hatte 1915 lediglich Österreich-Ungarn, nicht etwa dem Deutschen Reich den Krieg erklärt, die Beziehungen zwischen Berlin und Rom bleiben zunächst intakt.
Deutschland wurde von italienischer Seite her erst am 23. August 1916 der Krieg erklärt, damals unter dem Eindruck der laufenden Brussilow-Offensive und des Kriegseintritts Rumäniens. Wahrscheinlich also mit der Vorstellung, dass der Zusammenbruch der Zentralmächte ohne viel weiteres, eigenes Zutun bevorstehe und mit der Absicht sich in eine Verhandlungsposition wegen der deutschen Kolonien zu bringen.
Allein der Umstand zeigt, dass Rom durchaus zwischen seinem Verhältnis zur Donaumonarchie und zum Deutschen Reich unterschied und das Rom durchaus grundsätzlich an vernünftigen Beziehungen zu Berlin gelegen war.
Das italienischen Ausscheren aus dem Dreibundvertrag war dem Interesse an österreichischen Territorien gschuldet, nicht einer Abneigung gegen Deutschland.
Und ich sehe daher keinen Grund dafür zu unterstellen, dass Italien aus einem Bündnis mit Deutschland, an dem Österreich keinen Anteil gehabt hätte auch ausgeschieden wäre. Rom hat damals durch sein Verhalten durchaus schon klar gemacht, dass seine feindlichen Aktionen der Donaumonarchie, nicht dem Deutschen Reich galten.
Ja, die gab es durchaus.Auch in Deutschland gab es es so etwas wie eine kritische öffentliche Meinung.
Ah, hast du representative Umfragen von damals die das untermauern oder ist das lediglich Mutmaßung von deiner Seite?Die Aufkündigung des Bündnisses mit Österreich-Ungarn wäre nicht zu vermitteln gewesen
Ich kann mir nämlich durchaus vorstellen, dass man das durchaus hätte vermitteln können.
Dem national gesinnten Bürgertum und den Nationalliberalen hätte man das vielleicht nicht unbeding verkaufen können. Es den altpreußisch-Konservativen, den Linksliberalen und den sozialdemokratisch eingestellten Teilen der Bevölkerung aber schon.
Den Altkonservativen denen emotional nichts an Österreich lag, wäre das ohnedies egal gewesen und die Sozialdemokratischen und linksliberalen Teile der Bevölkerung hätte man mit dem Argument kriegen können, dass die von Österreich verursachten Probleme mit Russland erhöhte Kriegsgefahr und Kosten für Aufrüstung bedeuteten, die man nicht unbdingt haben musste.
Eben König von Belgrad. Nicht König von St.Petersburg oder "Selbstherrscher aller Reußen".Oh, da unterschätzt du diesen Herrn aber gewaltig. Hartwig wurde nicht ohne Grund König von Belgrad genannt.
Hartwig war eine Figur innerhalb des Dipomatischen Dienstes des Zarenreiches und nicht Entscheidungsträger innerhalb dieses Reiches.
[...] was aber nur funktionierte, wenn es einen grundsätzlichen Konsens zwischen Deutschland und Russland gab, nicht zu eng mit Frankreich, bzw. Österreich-Ungarn zu kooperieren, jedenfalls nicht in einer Weise, dass der andere Vertragspartner es das als feindlich empfinden musste.rgendwie hast du den Rückversicherungsvertrag mit seiner Konsequenz nicht so richtig durchdrungen. Das Wichtigste, ich wiederhole, war nicht so sehr der Inhalt, sondern, das Frankreich isoliert blieb und Russland gehindert war, sich an Frankreich zu binden.
Das war für Russland kein Problem, weil es damals keine Verpflichtungen gegenüber Frankreich hatte. Für Deutschland war es, da es Österreich-Ungarn über den Zweibund verpflichtet war, aber eine Gratwanderung.
Die war machbar, so lange auf dem Balkan nichts passierte, was Russland und Österreich dort tiefer hineinzog.
Das wäre aber von jeder größeren Veränderung auf dem Balkan massiv auf die Probe gestellt worden und solche Veränderungen waren zu erwarten.
So lange Russland bereit war sich auf den Artikel II zu verpflichten und jede Veränderung auf dem Balkan mit abzuwehren konnte das funktionieren, was aber vorraussetzte, dass Russland seine Machtinteressen anderswo, nämlich in Fernost weiterverfolgen konnte.
In dem Moment in dem Fernost und Persien entfiel und Russland nur der Balkan blieb, wäre Artikel II und damit der ganze Vertrag wahrscheinlich sehr schnell Makulatur geworden, weil Russland sonst seine imperiale Politik hätte einstellen müssen, da der Vertrag ihm ja verbot Änderungen auf dem Balkan ohne Zustimmung Deutschlands vorranzutreiben, die Deutschland aber mit Rücksicht auf Wien unmöglich geben konnte.
Und damit hätte sich der Vertrag wahrscheinlich spätestens 1905 selbst entwertet und den Zweck der Isolation Russlands nicht länger erfüllt.
Es ist nicht spekulativer, als deine Gangart den Status Quo von 1890 mal eben auf über 20 Jahre hinaus in die Zunkunft zu projizieren (zumal in einem durhaus dynamischen Raum, wie dem Balkan) und ausgehend von dieser Projektion die Beendigung des Vertragsverhältnisses zu einem Fehler zu erklären.Das ist viel zu spekulativ. Wir wissen es nicht.
Darin einen Fehler zu sehen, stetz vorraus, dass der Vertrag auch weiterhin in der Form, wie er mal ausgearbeitet war funktioniert haben würde.
Das ist zum einen spekulativ und zum anderen gibt es Anlass zur Vermutung, dass dem kaum so gewesen wäre.
Auch das wissen wir nicht. Was wir wissen, ist, das beispielsweise ein Hartwig den Balkanbund geschmiedet hatte. Die katastrophalen Folgen sind hinreichend bekannt.
Woher nimmst du eigentlich die Gewissheit, dass dieser Bund ohne Hartwig nicht in einer sehr ähnlichen Form möglich gewesen wäre?
Das die Regierungen der Balkanstaaten das überhaupt erwogen hatte ja nicht irgendwelche Phantasien Hartwigs zur Ursache, sondern das der Krieg Italiens gegen das Osmanische Reich die Schwäche des letzteren offenlegte und sich somit die Gelegenheit bot eventuell expandieren zu können.
Da alle kleinen Balkanstaaten mit Ausnahme Rumäniens solche Interessen hatten (darauf hatte sie ja nicht erst Hartwig gebracht, sondern die Angehörigen der eigenen Nation von der "türkischen Fremdherrschaft" zu befreien stand bei denen ja ohnehin auf dem Wunschzettel), gab es eine gewisse Grundwahrscheinlichkeit für solche Allianz.
Historisch hat hat Hartwig das am Ende vermittelt, es ist aber nicht gänzlich unwahrscheinlich, dass sich, wenn er das nicht getan hätte ein anderer Vermittler gefunden hätte.
Entscheidender als Hartwig dürfte die Entscheidung St. Petersburgs gewesen sein, die Hand über die Expansion der Balkanstaaten zu halten, falls Wien auf den Plan treten sollte, womit zu rechnen war.
Das wiederum hat dann allerdings nicht der "König von Belgrad" entschieden, sondern St. Petersburg und die eigentlich relevante Entscheidung für alles weitere, war diese.
Was Hartwig in Belgrad tat, wäre ohne Plazet dazu aus St. Petersburg herzlich irrelevant gewesen, jedenfalls was den 1. Balkankrieg angeht.
Schön das wir uns darauf einigen können.Russland interessierte sich für die Aufrechterhaltung des Status Quo am Balkan exakt nur so lange, wie es seine Aufmerksamkeit Ostasien zugewendet hatte.
Dann müsstest du doch aber durchaus zugestehen, dass der Rückversicherungsvertrag, der Russland genau darauf verpflichtete, was den Balkan betrifft, sehr wahrscheinlich spätestens 1905, als für Russland das fernöstliche Spielfeld entfiel kündigungsreif gewesen wäre und damit wahrscheinlich keine Grundlage für das Russisch-Deutsche Verhältnis war, die sich mittelfristig in die Zukunft hätte prolongieren lassen.
Was widerrum die Frage aufwirft, warum du die Kündigung als Fehler betrachtest.
ich würde dir ja in der Sache Recht geben, dass Bismarcks Nachfolger sich ungeschickt verhielten, in dem sie das Verhältnis zu Russland nicht hinreichend pflegten und dadurch Paris eine Gelegenheit eröffneten.
Aber ich würde das weniger an der Nichtverlängerung dieses Vertrags festmachen, sondern mehr daran, das nicht an Alternativen gearbeitet wurde das Verhältnis unter Einschluss der Balkan-Problematik zu klären und auch Druck auf Wien auszuüben sich einer verbindlichen Regelung anzuschließen, so lange das verhältnis zwischen Berlin und St. Petersburg noch gut war und Paris noch nicht dazwischen gegrätscht war.
			
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