Warum keine Neutralitätspolitik?

(1) Frankreich war militärisch gedemütigt worden, (2) im Osten ein geeinigtes Deutschland entstanden, was Frankreich lange Zeit zu verhindern suchte. Aus meiner Sicht hätten diese beiden Punkte das deutsch-französische Verhältnis schon mehr als genug belastet.
na ja, (1) hat sich Frankreich mutwillig gleich doppelt eingebrockt: erst als zweites Kaiserreich und gleich anschließend als Republik - und was (2) betrifft: welchen anderen Grund als Eigennutz konnte Frankreich dafür gehabt haben?

Das kommt mir doch recht einseitig vor, weshalb sich mir bzgl deiner Darstellung die Frage aufgedrängt hatte:
und da frage ich mich, welche unumstößlichen Gründe es geben mag, Frankreich samt seiner eigennützigen Interessen auf ein solches Riesenpodest der Relevanz für den Frieden zu heben
 
Dennoch war grundsätzlich auch im Zeitalter des Imperialismus die Überwindung einer historischen "Erbfeindschaft" nicht per se unmöglich.
Das Problem dürfte auch weniger im Narrativ der "Erbeindschaft" liegen, als im Verlust der hegemonialen Rolle Frankeichs in Europa und in dem Faktum, dass sich mit der Reichsgründung die tatsächliche Sicherheitslage für Frankreich realiter änderte, insofern es jetzt erstmals seit Jahrhunderten mit einen gleichstarken oder stärkeren Konntrahenten direkt an seiner Grenze kofrontiert war.

Selbst befreit von Ideen-Müll der "Erbfeindschaft" waren das radikale Veränderungen und ob man die in Frankreich ohne weiteres akzeptiert hätte, wird man durchaus nicht ganz zu unrecht als fraglich einstufen dürfen.


Auch im Zeitalter des Imperialismus/Nationalismus gab es Beispiele dafür, dass eine historische "Erbfeindschaft" überwunden werden konnte, wenn die politischen Gegebenheiten einen Paradigmenwechsel in der Außenpolitik nahelegten.
Aber hätte ein Paradigmenwechsel nahegelegen, wenn man sich in Frankreich mit der Vorstellung tragen konnte, dass evt. wieder rückabwickeln zu können?

Hätte nicht z.B. die einsetzende Bismarck'sche Kulturkampfpolitik und die einsetzende Diskriminierung der Katholiken im neuen Deutschen Reich, in Frankreich zu der Vorstellung führen können, dass es in diesem Reich genügend Einwohner gab, die damit noch fremdelten und es vielleicht doch vorziehen würden, wieder zur alten Eigenstaatlichkeit zurückzukehren?
In Bayern gab es das mit der sogenannten "Patrioten-Partei" ja sogar relativ offen.

Daraus hätte man in Frankreich durchaus den Schluss ziehen können, dass mit den Süddeutschen eine Wiederherstelltung des Status von vor 1871 möglicherweise zu machen gewesen wäre und das diese angesichts der antikatholischen Politik Berlins möglicherweise geneigt sein könnten, diesem Preußisch-Deutschen Reich den Gehorsam auch wieder zu kündigen.

Das hätte mit dieser Vorstellung durchaus zu einem Revanchekrieg und dem Versuch die Zeit zurück zu drehen, einladen können.


Du hast bereits selbst auf die Beziehungen zwischen Österreich und Preußen hingewiesen. Da gab es eine gut hundertjährige Rivalität seit den Schlesischen Kriegen, und Wilhelm I. hatte im Krieg von 1866 noch an großzügige Annexionen gedacht, was Bismarck ihm ausreden konnte.
Das aber weniger, weil von Anfang an ein Paradigmenwechsel angedacht gewesen wäre, als vor allem, weil alles andere Verlängerung des Krieges und erhebliche Risiken mit sich gebracht hätte.

Zum einen war bei den Truppen die Cholera ausgebrochen, was der Kampffähgkeit der Armee nicht zuträglich sein konnte und zum anderen hätten ausufernde Ziele und damit zeitliche Verlängerung des Krieges die Gefahr geborgen, dass dann die diplomatische Situation nicht mehr halten und Intervention anderer Mächte drohen würde.

Frankreich zeigte sich bereit eine Dominanz Preußens in Norddeutschland grundsätzlich hinzunehmen, aber schon das Thema "Sachsen" strapazierte die französische Bereitschaft zum Stillhalten erheblich und es war nicht zu erwarten, das Paris bereit gewesen wäre größere machtzuwächse Preußens auch noch zu akzeptieren, während mit jedem Tag, den der Krieg länger dauerte und der die Preußen im Osten band Frankreich natürlich Zeit bekam in Richtung Rheinland aufzumarschieren.

Wie Großbritannien reagiert hätte, wäre es zur Ausweitung des Krieges durch Frankreich gekommen war nicht ganz einfach zu kalkulieren (London hätte darin die Gelegenheit sehen können das Ergebnis des Krieges gegen Dänemark rückabzuwickeln).

Russland duldete was Bismarck tat, aber es war nicht zu erwarten, dass es sich für Preußen schlagen würde. Außerdem betrachtete St. Petersburg Berlin als potentiellen Juniorpartner bei dem kein Interesse bestand, dass dieser so mächtig würde, dass er sich von Russland gänzlich emanzipieren und eine eigene erstrangige Großmacht werden könnte.
Auch da wären ausufernde Annexionen nicht gut angekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Deutschland war bei weitem die stärkste und dynamischste Großmacht in Europa. Deutsche Universitäten hatten einen hervorragenden Ruf, und ein Nobelpreis nach dem anderen ging nach D. Das Auto, das Luftschiff, der Computer und das Telefon wurden von Deutschen erfunden.
das mit dem Telefon wäre mir neu und das mit dem Computer lag, falls du auf Konrad Zuse anspielst im ausgehenden 19. Jahrhundert noch in weiter Ferne, da sind wir ja dann eher im NS-Reich.

Dass die Schweiz niemals erobert wurde
Wurde sie nie?
Was ist mit der Besetzung durch das Revolutionäre Frankreich in den 1790er Jahren und der Einrichtung der "Helvetischen Republik" unter de facto französischen Protektorat, während Genf und Ummgebung so wie Mühlhausen Frankreich einverleibt wurden?
 
Wobei auch die britische Seite nicht ganz unschuldig war. Deutschland brauchte gegen die Bedrohung Frankreichs und Russland eben mehr als nur gegenseitiges Einvernehmen, sondern ein festes Bündnis. Dazu war Großbritannien aber nicht bereit, auch nicht 1904 mit Frankreich.
Brauchte es eigentlich nicht.
Ein wohlwollend neutrales Großbritannien, hätte wahrscheinlich ausgereicht, wenn an gleichzeitig die Möglichkeit gehabt hätte das Bündnis mit Österreich-Ungarn aufrecht zu erhalten.

Das größere Problem ist, dass selbst wenn das irgendwann zwischen 1900 und 1902 zustande gekommen wäre, fraglich ist, ob es den russisch-japanischen Krieg überlebt hätte.
Einfach weil mit der Niederlage Russlands, der Revolution von 1905 und der Aufall dieses Players Frankreich in einer Weise isoliert wurde, dass es eine Zeit lang gegenüber dem Dreibund enorm angreifbar wurde.

Und wenn Großbritannien an der Machtbalance in Europa irgendwas lag, wäre ihm hier gar nichts anderes übrig geblieben, als sich auf die französische Seite zu stellen um Frankreich zu sichern, was allerdings, eine Verständigung mit Berlin sehr wahrscheinlich wieder unterminiert hätte.
 
@dekumatland

Um 1900 war Russland aber noch nicht geschlagen, sondern fest mit Frankreich verbündet und das Deutsche Reich in der Zwickmühle zwischen zwei formidablen Großmächten. Daher wurde von Berlin ein festes Defensivbündnis mit Großbritannien angestrebt. Was in London politisch nicht durchsetzbar war.

Auch die Entente Cordiale mit Frankreich wurde ein Jahr vor dem russisch-japanischen Krieg unterzeichnet. Und damit hatte es sich mit einer möglichen "wohlwollenden" Neutralität Großbritanniens zugunsten des Deutschen Reiches.

Warum sollte das Deutsche Reich 1906 die russische Schwäche ausnutzen und Frankreich angreifen? Zum einen fehlte der Anlass, selbst für einen Präventivkrieg, zum Anderen war selbst den nicht so brillanten deutschen Aussenpolitiker klar, dass Großbritannien in diesem Fall nicht neutral geblieben wäre.
 
Um 1900 war Russland aber noch nicht geschlagen, sondern fest mit Frankreich verbündet und das Deutsche Reich in der Zwickmühle zwischen zwei formidablen Großmächten. Daher wurde von Berlin ein festes Defensivbündnis mit Großbritannien angestrebt. Was in London politisch nicht durchsetzbar war.
Es wäre möglicherweise schon möglich gewesen, je nachdem, wie genau die Bedingungen im Vertragstext ausgefallen wären. Was sich als nicht möglich erwies, war das deutsche Ansinnen, dass Großbritannien doch dem Dreibund beitreten solle, was bedeutet hätte, Großbritannien wäre nicht nur Bündnispartner Deutschlands, sondern auch Österreich-Ungarns und Italiens geworden und hätte sich im Besonderen über Österreich-Ungarn wesentlich tiefer in die Balkanporoblematik verwickeln lassen.

Warum sollte das Deutsche Reich 1906 die russische Schwäche ausnutzen und Frankreich angreifen? Zum einen fehlte der Anlass, selbst für einen Präventivkrieg, zum Anderen war selbst den nicht so brillanten deutschen Aussenpolitiker klar, dass Großbritannien in diesem Fall nicht neutral geblieben wäre.

Seit wann brauchen Präventivkriege Anlässe? (Im übrigen historisch hätte die 1. Marokkokrise möglicherweise einen geliefert) In dem Fall lag die Möglichkeit auf dem Tisch Frankreich als Großmacht möglicherweise dauerhaft auszuschalten und damit gleichzeitig das russisch-französische Bündnis zu entwerten.

Denn London musste ja durchaus klar sein, wie unangenehm der französisch-russische Zweibund für Deutschland war und dass Deutschland in dem Moment in dem Russland ausfiel die Gelegenheit haben könnte aus dieser Konstellation auszubrechen. Während gleichzeitig klar sein musste, dass die Uhr für dieses Zeitfenster tickte, weil Russland sich früher oder später erhohlen würde.
Und es hätte dann auch klar sein müssen, dass die Situation, wenn sich Russland erstmal erhohlte für Deutschland gefährlicher werden musste, da der russisch-japanische Krieg klar machte, dass mit Expansion für Russland in Ostasien erstmal Schluss war, was vermehrte Konzentration der expansiven Energien Russlands auf Europa bedeuten musste.

Es hätte da aus meiner Sicht für London durchaus naheglegen, Berlin so etwas zu unterstellen und vorsorglich auf Frankreichs Seite zu treten um das Gleichgewicht zu wahren.
Dadurch wäre aber jede vorherige Einigung mit Deutschland Makulatur geworden.



Insofern weiß ich nicht, ob der Umstand dass man in Sachen Großbritannien Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zu Anfang das Jahrhunderts vertendelte für die spätere Mächtekonstellation so entscheidend war.
Hätte es, deutlich nach dem russisch-japanischen Krieg eine solche Gelegenheit gegeben und wäre sie nicht ergriffen worden, würde ich zustimmen, aber was vorher stattfand, hätte auch ohne deutsches Zutun schnell wieder gekippt werden können.
 
Was mir allerdings gegen den Strich geht, das ist, wenn bei einem Akteur andere Wert- und Bewertungsmaßstäbe angelegt werden. Sich aus der Perspektive des Deutschen Reichs über die Machenschaften des italienischen Imperialismus zu mokieren, ist in etwa so, als wenn der Chef eines Verbrechersyndikats über einen Kleinkriminellen beschwert.

Ich bin ja geneigt, den Seitenwechsel Italiens weniger emotional zu betrachten, als @Turgot das tut.
Warum auch hätte Italien klüger sein sollen, als andere Staaten, eine verantwortungsvollere Politik betreiben? Die öffentliche Meinung in Italien war nicht weniger aufgeheizt und aufgehetzt, als in D, der Donaumonarchie, in F, GB oder Russland.

Zweifellos wurden viele neutrale europäische Staaten ganz gehörig unter Druck gesetzt, sich der Entente anzuschließen. Griechenland wurde quasi dazu genötigt, Italien und Rumänien wurden Versprechungen gemacht, die sehr verlockend waren. Rumänien bestand 1914 im Prinzip nur aus der Walachei und der Moldova. 1913 war noch die Dobrudscha dazu gekommen, die RU von Bulgarien annektiert hatte. Rumänien hat sein Staatsgebiet nach 1918 nahezu verdoppelt. Rumänien bekam nach 1918 ganz Transsilvanien, das Banat, die südliche Bukowina, die Crisana und die Maramures und dazu noch Bessarabien, das heutige Moldawien.

Italien hatte sich seine Neutralität gut honorieren lassen, der deutsche Bundesgenosse hatte die Österreicher gedrängt, und auch bei einem Siegfrieden der Mittelmächte wäre Italien nicht leer ausgegangen, aber auf Seite der Entente war für Italien mehr zu gewinnen.

Wechselte es die Seiten, hatte es die Chance, sein Territorium erheblich zu vergrößern und seinen Einfluss im Mittelmeer zu steigern. (Italien war wegen seiner geostrategischen Lage attraktiv. Es wurde stark umworben, ihm wurde einiges zugesagt und versprochen. Die Entente-Mächte,: GB und sein Empire, F und Russland waren nach ihrem Potenzial weitaus stärker als die Mittelmächte. Ein Sieg der Entente war zu erwarten, und Italien hatte sehr viel zu gewinnen, wenn es auf das richtige Pferd setzte.

Blieb Italien neutral, war zu befürchten, dass am Ende nicht so viel dabei heraussprang, dass es nicht zu den Siegermächten gehören würde, dass es von F überspielt wurde, dass andere Staaten das kassierten, was Italien haben wollte. Damit wären auch Italiens Großmachts-Ambitionen hinfällig gewesen.
Eine Großmacht oder zumindest eine Regionalmacht konnte Italien nur auf Kosten der Donaumonarchie, auf Kosten des Osmanischen Reichs werden, und wenn Italien zu lange zögerte, auf das richtige Pferd zu setzen, dann war es nicht dabei, wenn das Fell des Bären verteilt wurde.

Das Trentino, Istrien und Dalmatien, der Dodekanes, Südtirol bis zum Brenner - das war für Italien nicht drin, solange es neutral blieb oder gar aktiv auf Seiten der Mittelmächte eintrat in den Krieg.
Eine Großmacht oder zumindest Hegemonialmacht in der Adria, das konnte Italien nur auf Kosten von ÖU (und der Osmanen) werden, ähnlich wie Rumänien auf Kosten Ungarns und des Zarenreichs sein Staatsgebiet mehr als verdoppelte.

Das waren natürlich Faktoren, die Gewicht hatten, und die Politik des Sacro Egoismo, die erwarteten Gebietsgewinne-das war zweifellos auch sehr verlockend.
Andererseits war das das Risiko eines Krieges, die Leiden eines Krieges, die damit auch für die eigene Bevölkerung verbinden waren. und es war doch 1915 absehbar, dass es eben kein kurzer Krieg werden würde, dass eben auch hohe und sehr hohe Verluste auch bei der eigenen Armee zu erwarten waren.

Blieb es neutral, waren die zu erwartenden Gebietsgewinne deutlich geringer, es hätte Italien damit aber auch Hunderttausenden von Menschen die Gesundheit und das Leben erhalten.



ÖU war bereit, Italien die Neutralität schmackhaft zu machen. Italien hat zweifellos viele Jahre vom Dreibund profitiert, und es konnte sich in Punkto Loyalität eigentlich auch nicht über seine Partner beschweren. D und Österreich Ungarn haben Italien vielfach unterstützt. ÖU war schließlich zu Kompensationen bereit.

Die Politik des Sacro Egoismo war nicht alternativlos. Ich bin der Ansicht, dass eine Expansionspolitik auf Kosten seiner Nachbarn zu verfolgen und einen Angriffskrieg vom Zaun zu brechen in jedem Fall kritikwürdig ist, auch die Tatsache, dass andere Mächte das Gleiche tun oder taten kann das nicht rechtfertigen.

Ich sehe keinen Grund für Italien andere Maßstäbe gelten zu lassen,





Um im Bild mit den Ganoven zu bleiben. Kleine Gauner sind meist sympathischer als große und die italienische Politik war zumindest insofern scheinen mag, weil er zwar so scheinheilig war, seine Politik ganz offen zu
 
Aber Schweden ist da ein etwas "hinkendes" Beispiel. Schweden war mal eine starke expansive Macht. Parallel dazu war das HRR eher eine passiv ausgerichtet Macht ohne große Expansionsbestrebungen. Schweden hatte seine Stellung in der Ostsee klar verloren. Wozu jetzt wieder als Macht mit geringer Bevölkerung und ungünstiger Lage ins Rennen um Kolonien gehen?

Na ja, Belgien, die Niederlande, Portugal und Dänemark waren demographisch auch nicht gerade Schwergewichte, besaßen aber dennoch beachtliche koloniale Besitzungen in Übersee: Die Niederlande das heutige Indonesien, Portugal Angola, Mozambique, Goa, Macau und weitere Inseln.

Dänemark hat Grönland, die Faröer, zeitweise gehörten auch Island und Borwegen zu Dänemark. Dänemark besß aber auch eine ganze Reihe von Faktoreien und Stützpunkten in Afrika und Westindien. Vin 1-1917 hatte Dänemark einige Inseln in der Karibik (kleine Antillen, Jungferninseln) Dänisch Westindien traten die Dänen 1917 an die USA ab.

Die afrikanischen Faktoreien traten die Dänen bis in die 1850er an Briten ab, nachdem der Sklavenhandel verboten war und sich nicht mehr so lohnte.

Der dänischen Aktivität in der Karibik ist es auch zu verdanken, dass Rum in Skandinavien und in Norddeutschland so beliebt ist. Die Dänen hatten schnell raus, dass man aus Melasse prima Schnaps brennen kann. Ein Handelsgut, das sich billig produzieren ließ, das unbegrenzt haltbar war und das auf jeder Station im Transatlantischen Handel einsetzen konnte.

Flensburg gehörte bis 1864 zu Dänemark, und der Rohrzucker wurde aus Dänisch Westindien importiert und in Flensburg und Kopenhagen raffiniert und weiterverarbeitet. Flensburg verdankte dem Rum im 18. Jahrhundert einen großen Bööm es gab mal mehr als 200 Destillerien in Flensburg. Klangvolle Namen wie Pott, Hansen und Asmussen wurden inzwischen von größeren Firmen aufgekauft. Johansen ist die letzte, die noch im Familienbesitz ist.

Schweden hatte im Gegensatz zu Dänemark keine große Überseeflotte. Trotzdem hatte auch Schweden ein kurzes Intermezo als Kolonialmacht.

Schweden hatte auch einige Faktoreien an der sogenannten Schwedischen Goldküste die wurden zwischen 1650-53 gegründet, gingen aber schon 1657-59 in Besitz der Dänen über.

Länger dauerte Schwedens Intermezzo in Nordamerika. 1638 gründete Schweden im heutigen Delaware die Kolonie Neu-Schweden. Die wurde aber 1655 von den Niederländern erobert.

1750 gründeten Schweden eine Siedlung auf Tobago, die sie Fort Fredrik nannten, die sie aber an Frankreich abtraten. Von Frankreich kaufte Schweden 1784 St. Bartholemy St. Barts, die sie aber 1877 wieder an die Franzosen verkauften. 1810 eroberten die Briten Guadeloupe, das sie an Schweden abtraten. Die Schweden gaben es aber schon 1814 an F zurück.

Schweden kam ja auch ohne Kolonien aus.



Schweden hat bis 1877 alle seine Kolonien an Frankreich verkauft, nach dem Verbot des Sklavenhandels und der Zuckerproduktion aus Zuckerrüben waren sie unrentabel geworden oder sie wurden von anderen erobert.
Als der Wettlauf um Afrika und die Hochphase des Imperialismus einsetzte, hatte Schweden seine Kolonien eingebüßt oder hat sie an andere Kolonialmächte verkauft oder abgetreten.
Nachdem die Sklaverei verboten war und der große Rohrzuckerboom vorüber, waren die Besitzungen nicht rentabel genug, verursachten Kosten für Administration, und Schweden hatte keine große Hochseeflotte, um seine Kolonien notfalls zu schützen.
 
Eine Großmacht oder zumindest eine Regionalmacht konnte Italien nur auf Kosten der Donaumonarchie, auf Kosten des Osmanischen Reichs werden, und wenn Italien zu lange zögerte, auf das richtige Pferd zu setzen, dann war es nicht dabei, wenn das Fell des Bären verteilt wurde.
Eine tatsächliche Großmacht, die in der Lage gewesen wäre mit den wirklich Großen auf Augenhöhe zu agieren, konnte Italien überhaupt nicht werden, oder jedenfalls nicht im Zusammenhang mit diesem Krieg.
Einfach weil die wirtschaftliche Basis fehlte und die ließ sich, was die industrielle Entwicklung angeht auch nicht einfach ohne weiteres nachholen, dafür fehlten die Bodenschätze, im Besonderen die fossilen Energieträger mit denen weder Italien überreichlich gesegnet war, noch die Territorien, die sich von Österreich-Ungarn oder Frankreich, was deren europäische Teile angeht erbeuten ließen.

Weite Teile der Adria und damit zum Teil auch Handelsströme aus dem Westbalkan heraus zu kontrollieren, war für Italien sicherlich sicherlich interessant und auch die Möglichkeit auf dem Balkan ein wenig Fuß zu fassen.

Auf der anderen Seiten, mit Korsika, Nizza, Tunesien und Malta (die eventuell bei einem Sieg der Zentralmächte als Beute für Italien hätten winken können) hätte sich insofern eine interessante Position ergeben, als das Italien damit in die Lage gekommen wäre strategisch das zentrale Mittelmeer in Nord-Südrichtung zu kontrollieren und damit ein Gebiet, durch das ganze Ostafrika- und Asienhandel der des westlichen und mittleren Europas lief.
Auch das wäre perspektivisch sicherlich nicht uninteressant gewesen, nur angesichts des Umstands, dass die Zentralmächte dabei waren den Krieg zu verlieren (oder jedenfalls konnte es den Anschein haben) auch wesentlich weniger realistisch, als das was die Entente versprach.

Andererseits war das das Risiko eines Krieges, die Leiden eines Krieges, die damit auch für die eigene Bevölkerung verbinden waren. und es war doch 1915 absehbar, dass es eben kein kurzer Krieg werden würde, dass eben auch hohe und sehr hohe Verluste auch bei der eigenen Armee zu erwarten waren.
Ich weiß nicht, ob das zu erwarten war.
Als im Frühjahr 1915 verhandelt wurde, waren die großen Niederlagen Russlands im Osten noch nicht eingetreten. Der "Große Rückzug" und die definitive Räumung Polens durch Russland passierte erst, nachdem Italien in den Krieg eingestiegen war.
Und auch die die weiteren Ereignisse auslösende Schlacht von Gorlice-Tarnów, die am Anfang der verherenden Rückschläge für Russland (anfang Mai 1915) stand, wurde erst geschlagen, nachem sich Italien und die Entente im April 1915 geeinigt hatten und Italien sich auf den Kriegseintritt schon festglegt hatte.

Anfang 1915, war klar, dass die Entente-Mächte im Westen überlegen sein würden und es war vielleicht noch nicht so unbedingt klar, dass das im Westen ein Stellungskrieg bleiben würde.

Definitiv festgelaufen hatten sich die Kriegsparteien im Westen ja erst als sich in der sogenannten "Ersten Flandernschlacht" keine Möglichkeit mehr ergab durchzubrechen und diese abgebrochen werden musste.
Aber das war Mitte November 1914, dann wurde allmählich das Wetter für militärische Offensiven schlechter und an wirklich große Durchbruchskampagnen war ja während des Winters ohnehin nicht wirklich zu denken.

Es gab von Februar bis März 1915 den französischen Versuch in der Champagne die Deutschen Truppen zurück zu drängen, der Scheiterte, was man zum Teil aber möglicherweise noch den schwierigen Witterungsbedingungen des Frühjahrs annlasten konnte, während den Briten zwischen dem 10. und dem 12 März immerhin die Rückeroberung von Neuve-Chapelle gelang.

Viel mehr war aber im Westen als die Verhandlungen zwischen der Entente und Italien finalisiert wurden noch nicht passiert. Es gab noch keine Jahrelangen Erfahrungen mit Großoffensiven, die sich in den Stellungssytemen im Westen festrannten.
Das Ende 1914 nichts mehr ging, mag man sich damals möglicherweise auch mit Erschöpfung der Truppen erklärt haben und das bis deutlich ins Frühjahr 1915 hinein nicht viel ging, mit den Witterungsbedingungen.

Die erste wirlich große Offensive unter brauchbaren Außenbeedingungen im Westen in 1915, in Form der 2. Flandernschlacht, war als die Verhandlungen zwischen der Entente und Italien abgeschlossen wurden von der deutschen Seite gerade erst begonnen worden und sie war gescheitert, als Italien tatsächlich in den Krieg eintrat, während die Ententemächte ihren ersten größeren Angriffsversuch an der Westfront erst am 9. Mai begannen und bis in den Juni hinein lief.


Man konnte zu den Zeitpunkt sicherlich die Vorstellung haben, dass die Westmächte mit ihrer Materialüberlegenheit vielleicht den Ausbruch aus dem Stellungskrieg schaffen könnten.
Und Im Osten wurden die Russen zwar aus Ostpreußen herausgedrängt, standen aber nach wie vor Tief in Galizien, während sich im März 1915 die Festung Przemysl den Russen ergeben musste.
Auf dem Balkan waren die Österreichisch-Ungarischen Kräfte bis dato gescheitert.


Ich denke, dass man da schon damit rechnen konnte, dass das möglicherweise recht schnell gehen würde, zumal parallel mit Italien auch Rumänien mit der Entente über einen Kriegseintritt verhandelte (Bukarest zog allerdings angesichts Gorlice-Tarnów und der beginnenden Serie der russischen Niederlagen und Rückzüge in Polen und Galizien, also direkt vor der eigenen Haustüre zurück.



Ich denke die Italiener konnten ihrerzeit noch damit kalkulieren, dass die Westmächte deren Offensiven anrollen würden, eventuell durchbrechen könnten und vor allem auch damit dass die Österreicher möglicherweise am Ende waren.
Der Großteil von Galizien und die Bukowina waren bereits weg, aus Serbien hatten sich die Österreicher größtenteils zurückziehen können, die deutschen waren Anfang 1915 noch damit Beschäftigt Ostpreußen zu befreien und hatten nicht viele Kapazitäten um den Österreichern zu helfen und wenn sowohl Italien, als auch Rumänien in den Krieeg eintreten würden, würde das für die Donaumonarchie gleich zwei neue Fronten bedeuten während ihnen eigentlich die Truppen fehlten um das zu bespielen.
Zudem konnten die Rumänen vielleicht in der Lage sein den Russen die Kapartenpässe zu öffnen und ein Eindringen in die ungarische Teifebene und eventuell ine Offensive in Richtung Budapest zu ermöglichen.

Wenn man das als Bestandsaufnahme im April, 1915, als sich Italien final entschied sich der Entente anzuschließen, nimmt, dann hatte Rom möglicherweise durchaus damals die Vorstellung, dass es 5 vor 12 sei und man jetzt unbedingt in den Krieg einsteigen müsste, um noch dabei zu sein.
Hätte sich die Entscheidung in Italien noch 1,5 Monate bis in den Juni 1915 hinein hinausgezögert, und man hätte gesehen, wie die Ententemächte im Westen scheiterten und die russischen Positionen in Polen zusammenbrachen, hätte man möglicherweise andere Schlüsse gezogen und die Neutralität erstmal fortgesetzt.
 
Na ja, Belgien, die Niederlande, Portugal und Dänemark waren demographisch auch nicht gerade Schwergewichte, besaßen aber dennoch beachtliche koloniale Besitzungen in Übersee: Die Niederlande das heutige Indonesien, Portugal Angola, Mozambique, Goa, Macau und weitere Inseln.
Naja, bis auf Belgien, war der Großteil dieser Besitzungen aber in der frühen Neuzeit zusammengetragen worden, als es nicht so viele Großakteure gab, die eine entsprechende Konkurrenz darstellten.

Die von Dänemark beherrschten gebiete in Island und Grönland waren ausgedeht, aber relativ dünn besiedelt und ressoucenmäßig kaum interessant, die Niederlande besaßen weite Teile des indonesischen Archipels bereits im 18. Jahrundert, für Portugals Stützpunkte in Goa und Macau gilt ähnliches und auch an den Küsten von Mocambique und Angola hatte sich Portugal bereits im zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert sukkzessive festgesetzt, was im 19. Jahrhundert dazu kam, war mehr die Expansion ins Hinterland der Küstenregionen.

Aber der Kolonialbesitz bestand grundsätzlich und wurde von den anderen Mächten anerkannt (was portugals afrikanische Kolonien angeht, wurden die bestehenden Verhältnisse etwa auf der "Kongo-Konferenz" explizit bestätigt).

Diese Akteure bauten ihr Kolonialreich nicht mehr in so großem Maße aus. Portugal vor allem noch im Hinterland von Angola, und die Niederlande im Westeen von Sumatra und in Zentral-Borneo aber so besonders viel war da nicht mehr mit kolonialer Expansion, zumal diese drei Akteure in der überseeischen Sphäre während des 19. Jahrhunderts auch allesamt deutliche Einbußen hatten.

Dänemark verlor Norwegen endgültig an Schweden, das portugiesische Kolonialreich in Brasilien verselbstständigte sich in den 1820er Jahren, die Niederlande verloren im Rahmen der Neuordnung nach der Napoléonischen Zeit die Kapkolonie endgültig an Großbritannien. Die verloren eigentlich im 19. Jahrhundert alle mehr, als sie neu hinzugewannen.
Diese drei Akteure waren auf dem absteigenden Ast.

Im Bezug auf Belgien hast du recht, allerdings kam das Land ja auf der anderen Seite auch eher auf Umwege zu dem Kolonialreich im Kongo.
Flensburg gehörte bis 1864 zu Dänemark,
Zu Schleswig, das sich in Personalunion mit Dänemark befand, nicht zu Dänemark selbst.

Flensburg verdankte dem Rum im 18. Jahrhundert einen großen Bööm
War der Kesseldruck in den Destillerien zu groß? Ich hoffe bei dem "Bööm" ist niemand zu Schaden gekommen.:p
 
Eine tatsächliche Großmacht, die in der Lage gewesen wäre mit den wirklich Großen auf Augenhöhe zu agieren, konnte Italien überhaupt nicht werden, oder jedenfalls nicht im Zusammenhang mit diesem Krieg.
Einfach weil die wirtschaftliche Basis fehlte und die ließ sich, was die industrielle Entwicklung angeht auch nicht einfach ohne weiteres nachholen, dafür fehlten die Bodenschätze, im Besonderen die fossilen Energieträger mit denen weder Italien überreichlich gesegnet war, noch die Territorien, die sich von Österreich-Ungarn oder Frankreich, was deren europäische Teile angeht erbeuten ließen.

Weite Teile der Adria und damit zum Teil auch Handelsströme aus dem Westbalkan heraus zu kontrollieren, war für Italien sicherlich sicherlich interessant und auch die Möglichkeit auf dem Balkan ein wenig Fuß zu fassen.

Auf der anderen Seiten, mit Korsika, Nizza, Tunesien und Malta (die eventuell bei einem Sieg der Zentralmächte als Beute für Italien hätten winken können) hätte sich insofern eine interessante Position ergeben, als das Italien damit in die Lage gekommen wäre strategisch das zentrale Mittelmeer in Nord-Südrichtung zu kontrollieren und damit ein Gebiet, durch das ganze Ostafrika- und Asienhandel der des westlichen und mittleren Europas lief.
Auch das wäre perspektivisch sicherlich nicht uninteressant gewesen, nur angesichts des Umstands, dass die Zentralmächte dabei waren den Krieg zu verlieren (oder jedenfalls konnte es den Anschein haben) auch wesentlich weniger realistisch, als das was die Entente versprach.


Ich weiß nicht, ob das zu erwarten war.
Als im Frühjahr 1915 verhandelt wurde, waren die großen Niederlagen Russlands im Osten noch nicht eingetreten. Der "Große Rückzug" und die definitive Räumung Polens durch Russland passierte erst, nachdem Italien in den Krieg eingestiegen war.
Und auch die die weiteren Ereignisse auslösende Schlacht von Gorlice-Tarnów, die am Anfang der verherenden Rückschläge für Russland (anfang Mai 1915) stand, wurde erst geschlagen, nachem sich Italien und die Entente im April 1915 geeinigt hatten und Italien sich auf den Kriegseintritt schon festglegt hatte.

Anfang 1915, war klar, dass die Entente-Mächte im Westen überlegen sein würden und es war vielleicht noch nicht so unbedingt klar, dass das im Westen ein Stellungskrieg bleiben würde.

Definitiv festgelaufen hatten sich die Kriegsparteien im Westen ja erst als sich in der sogenannten "Ersten Flandernschlacht" keine Möglichkeit mehr ergab durchzubrechen und diese abgebrochen werden musste.
Aber das war Mitte November 1914, dann wurde allmählich das Wetter für militärische Offensiven schlechter und an wirklich große Durchbruchskampagnen war ja während des Winters ohnehin nicht wirklich zu denken.

Es gab von Februar bis März 1915 den französischen Versuch in der Champagne die Deutschen Truppen zurück zu drängen, der Scheiterte, was man zum Teil aber möglicherweise noch den schwierigen Witterungsbedingungen des Frühjahrs annlasten konnte, während den Briten zwischen dem 10. und dem 12 März immerhin die Rückeroberung von Neuve-Chapelle gelang.

Viel mehr war aber im Westen als die Verhandlungen zwischen der Entente und Italien finalisiert wurden noch nicht passiert. Es gab noch keine Jahrelangen Erfahrungen mit Großoffensiven, die sich in den Stellungssytemen im Westen festrannten.
Das Ende 1914 nichts mehr ging, mag man sich damals möglicherweise auch mit Erschöpfung der Truppen erklärt haben und das bis deutlich ins Frühjahr 1915 hinein nicht viel ging, mit den Witterungsbedingungen.

Die erste wirlich große Offensive unter brauchbaren Außenbeedingungen im Westen in 1915, in Form der 2. Flandernschlacht, war als die Verhandlungen zwischen der Entente und Italien abgeschlossen wurden von der deutschen Seite gerade erst begonnen worden und sie war gescheitert, als Italien tatsächlich in den Krieg eintrat, während die Ententemächte ihren ersten größeren Angriffsversuch an der Westfront erst am 9. Mai begannen und bis in den Juni hinein lief.


Man konnte zu den Zeitpunkt sicherlich die Vorstellung haben, dass die Westmächte mit ihrer Materialüberlegenheit vielleicht den Ausbruch aus dem Stellungskrieg schaffen könnten.
Und Im Osten wurden die Russen zwar aus Ostpreußen herausgedrängt, standen aber nach wie vor Tief in Galizien, während sich im März 1915 die Festung Przemysl den Russen ergeben musste.



Ich denke, dass man da schon damit rechnen konnte, dass das möglicherweise recht schnell gehen würde, zumal parallel mit Italien auch Rumänien mit der Entente über einen Kriegseintritt verhandelte (Bukarest zog allerdings angesichts Gorlice-Tarnów und der beginnenden Serie der russischen Niederlagen und Rückzüge in Polen und Galizien, also direkt vor der eigenen Haustüre zurück.



Ich denke die Italiener konnten ihrerzeit noch damit kalkulieren, dass die Westmächte deren Offensiven anrollen würden, eventuell durchbrechen könnten und vor allem auch damit dass die Österreicher möglicherweise am Ende waren.
Der Großteil von Galizien und die Bukowina waren bereits weg, aus Serbien hatten sich die Österreicher größtenteils zurückziehen können, die deutschen waren Anfang 1915 noch damit Beschäftigt Ostpreußen zu befreien und hatten nicht viele Kapazitäten um den Österreichern zu helfen und wenn sowohl Italien, als auch Rumänien in den Krieeg eintreten würden, würde das für die Donaumonarchie gleich zwei neue Fronten bedeuten während ihnen eigentlich die Truppen fehlten um das zu bespielen.
Zudem konnten die Rumänen vielleicht in der Lage sein den Russen die Kapartenpässe zu öffnen und ein Eindringen in die ungarische Teifebene und eventuell ine Offensive in Richtung Budapest zu ermöglichen.

Wenn man das als Bestandsaufnahme im April, 1915, als sich Italien final entschied sich der Entente anzuschließen, nimmt, dann hatte Rom möglicherweise durchaus damals die Vorstellung, dass es 5 vor 12 sei und man jetzt unbedingt in den Krieg einsteigen müsste, um noch dabei zu sein.
Ja, das gabe ich in #167 ja auch festgestellt. Aber das macht es ja nicht besser.
Hätte ..., und man hätte .....gesehen, ... ...hätte man ..... möglicherweise .......
Ja, hätte der Hund nicht...hätte er den Hasen erwischt!

Italien war nicht auf einen langen Krieg vorbereitet, und man rechnet in der Regel nie mit einer Niederlage,, wenn man Kriege erklärt. Trotzdem muss man aber doch Rückschläge und Niederlagen einkalkulieren, das Risiko einkalkulieren und wenn man den Zustand der italienischen Armee kritisch reflektierte hätte man doch erkennen müssen, dass trotz reicher britischer und französischer Material-Unterstützung der Ausbildungsstand der Rekruten häufig mangelhaft war, dass es an adäquater Winterausrüstung fehlte.

Deutschland hatte immerhin die Narew- und die Njemen-Armee vernichtet, und die Österreicher hatten sich gegen die Russen nicht schlecht geschlagen, hatten furchtbare Verluste erlitten, aber doch die Russen in den Karpaten gestoppt. Die Österreicher waren nicht zu unterschätzen, und sie haben allein oder fast allein zahlenmäßig weit interlegen, den Italienern jahrelang Paroli geboten.

Ende 1914/15 tobte in den Karpaten die Karpatenschlacht.
In den Karpaten haben beide Seiten im Winter 1914/15 extrem hohe Verluste erlitten. Das waren Verluste, die es bis dahin noch nie gegeben hatte, die Österreicher erlitten 320.000 Mann und die Russen ca. 250.000 Mann an Verlusten, das sind immerhin Zahlen, die die Karpatenschlacht zu einer der verlustreichsten Militäroperationen des ganzen Krieges machten, Zahlen, die erst im Jahre 1916 bei Verdun und an der Somme übertroffen wurden.

Es war vielleicht nicht vorhersehbar, aber man musste doch zumindest damit rechnen, dass man vielleicht auch in den Dolomiten und am Isonzo unter extremen Bedingungen würde Krieg führen müssen und dass man das unter Umständen im Winter tun musste und dass sich dabei auch ungekannte Herausforderungen an die Logistik stellen würden, dass man auch die eigenen Truppen extremen Bedingungen aussetzte, die viele nicht überlebten.
 
Italien war nicht auf einen langen Krieg vorbereitet, und man rechnet in der Regel nie mit einer Niederlage,, wenn man Kriege erklärt. Trotzdem muss man aber doch Rückschläge und Niederlagen einkalkulieren, das Risiko einkalkulieren und wenn man den Zustand der italienischen Armee kritisch reflektierte hätte man doch erkennen müssen, dass trotz reicher britischer und französischer Material-Unterstützung der Ausbildungsstand der Rekruten häufig mangelhaft war, dass es an adäquater Winterausrüstung fehlte.
Schon, aber man durfte auch damit rechnen, dass die Österreicher dem nicht viel besseres entgegen zu setzen haben würden.

Deutschland hatte immerhin die Narew- und die Njemen-Armee vernichtet
Die Narew-Armeee hatte man vernichten können, die Njemen-Armee lediglich schlagen und abdrängen, aber nicht vernichten.

die Österreicher hatten sich gegen die Russen nicht schlecht geschlagen, hatten furchtbare Verluste erlitten
Die nicht gleichwertig zu ersetzen waren.

Die Österreicher waren nicht zu unterschätzen, und sie haben allein oder fast allein zahlenmäßig weit interlegen, den Italienern jahrelang Paroli geboten.
Das konnten die Italiener bevor das passiert war aber noch nicht wissen.

Ende 1914/15 tobte in den Karpaten die Karpatenschlacht.
In den Karpaten haben beide Seiten im Winter 1914/15 extrem hohe Verluste erlitten. Das waren Verluste, die es bis dahin noch nie gegeben hatte, die Österreicher erlitten 320.000 Mann und die Russen ca. 250.000 Mann an Verlusten, das sind immerhin Zahlen, die die Karpatenschlacht zu einer der verlustreichsten Militäroperationen des ganzen Krieges machten, Zahlen, die erst im Jahre 1916 bei Verdun und an der Somme übertroffen wurden.
Der Unterschied ist, dass Russland solche Verluste an Truppen einigermaßen verkraften konnte, Österreich-Ungarn hingegen nicht.
Außerdemm war da ja noch nicht das Ende der Fahnenstange.
Allein die Belagerung und Kapitulation von Przemysl, hatte die Österreicher weitere 130.000 Mann an Gefallenen und Gefangenen (übeer 100.000 davon) gekostet und die Kämpfe in Serbien und Galizien im Vorjahr hatten ebenfalls enormen Tribut gefordert.

Bis zum Ende des Jahres 1914 hatte die Österreichisch-Ungarische Armee an die 1,3 Millionen Soldaten verloren (zu nicht unerheblichen Teilen Linientruppen) und da sind ein Großteil der Verluste der Kapartenschlacht und die Verluste durch die Kapitulation von Przemysl noch nicht mit drinn.


"Mitte September waren große Teile Galiziens verloren gegangen und die Festung Przemyśl erstmals eingeschlossen worden. Entsatzversuche blieben zunächst erfolglos, bis die Schlacht bei Limanowa–Lapanow (1. Dezember bis 14. Dezember 1914) den russischen Angriffsschwung erlahmen ließ und die Front sich vorerst stabilisierte.

Nachdem sich die Lage an der Südostfront gegen Serbien im Dezember 1914 beruhigt hatte, konnte das Oberkommando Truppen an die Nordostfront verlegen, um die Abwehrfront an den Karpatenpässen zu verstärken. Am Ende des Jahres hatten die österreichisch-ungarischen Verbände Verluste von insgesamt 1.268.696 Mann an Gefallenen, Verwundeten und Vermissten (dazu zählen auch die in Gefangenschaft geratenen). Nur 863.000 Mann wurden ersetzt; Truppenteile mit 30 bis 40 % Ist-Stärke waren keine Seltenheit."




Damit waren die österreichisch-ungarischen Streitkräfte im Frühjerh 1915 bereits relativ weitgehend entkernt. Verluste konnten nicht 1:1 erstezt werden und an die Stelle von Linientruppen traten zunehmend Reservisten-Formationen und miliz-ähnliche Verbände, deren Ausrüstung und Kampfwert dem der regulären Divisionen nicht entsprach.
Und das Gros der noch einigermaßen brauchbaren und intakten Linienformationen wurde weiterhin in Galizien und Polen benötigt und stand für andere Schauplätze nicht zur Verfügung.
Bei den Verlusten von 1914, bis Frühjahr 1915 konnte man durchaus die Vorstellung haben, dass Österreich-Ungarn eine Wiederholung der Verluste des Vorjahres nicht würde ertragen und dass es wahrscheinlich binnen Jahresfrist zusammenbrechen würde, wenn das so weiter ging.

Man durfte in Italien also durchaus damit rechnen nicht auf gut ausgerüstete, hochwertige Formationen zu treffen, die sich im Osten einigermaßen gut schlugen, sondern dass man es allenfalls mit Linienformationen mit deutlich reduzierter Mannstärke und Einsatzbereitschaft zweitklassigen Reserveverbänden und eilig zusammengetrommelten Miliz-Formationen zu tun bekommen würde und dass man gegen diese durchaus eine Chance haben würde.

So abwegig war das nicht.

Und das Territorium im Trentino mag sehr schwierig gewesen sein und sich objektiv kaum für Offensiven geeignet haben, aber im Isonzo-Gebiet war es von den Geländegegebenheiten, was die Höhe der Erhebungen angeht, her nicht so schwierig. Jedenfalls entlang der Küste bis nach Istrien hinein.
Die Gebirgszüge im Slowenischen Raum sind auch deutlich niedrieger als im Bereich Tentino-Südtirol, so dass auch ein Festsetzen dort, möglicherweise nicht unbedingt als Phantasterei erscheinen musste.
 
Warum sollte das Deutsche Reich 1906 die russische Schwäche ausnutzen und Frankreich angreifen?
@collo warum stellst du mir diese Frage?
Das verstehe ich nicht, denn 1. habe ich mich hier nicht zu Russland geäussert und 2. ist diese Gegenfrage gewiß keine Antwort auf meine Frage(n) an dich in #161. Diese hatte ich dir gestellt, um deine Darstellung zum Verhältnis Frankreich-Deutschland zu verstehen.
 
Man durfte in Italien also durchaus damit rechnen nicht auf gut ausgerüstete, hochwertige Formationen zu treffen, die sich im Osten einigermaßen gut schlugen, sondern dass man es allenfalls mit Linienformationen mit deutlich reduzierter Mannstärke und Einsatzbereitschaft zweitklassigen Reserveverbänden und eilig zusammengetrommelten Miliz-Formationen zu tun bekommen würde und dass man gegen diese durchaus eine Chance haben würde.
Dem italienischen Gegner war der Ausbau der Festung Trient bekannt. General Cadorna vermied jede Offensive durch das Etschtal in Richtung Brennerpass; eine derartige Abnutzungsoffensive gegen diese mächtige Festung zu führen, war die italienische Armee weder gerüstet noch in der Lage. Die Festung Trient erfüllte damit ihren politisch-militärstrategischen Zweck.
 
@dekumatland

Was hat denn nun die Festung Trient mit der Aussage zu tun, dass die Italiener damit rechnen konnten auf Formationen des Gegners mit her niedrigem Kampfwert zu stoßen?

Die Festung Trient mag stark genug gewesen sein, insofern für Abschreckung zu sorgen, die Italiener davon abzuhalten eine Offensive duch das Etsch-Tal, und von da aus weiter nach Norden in Rchtung Bozen zu versuchen.

Natürlich war es aber theoretisch möglich Südtirol dadurch anzugreifen weiter nordöstlich anzusetzen, zu versuchen das Festungsareal Trient zu umgehen und zu versuchen durch das Gebirge direkt nach Bozen durchzubrechen und in Sachen Isonzo-Front ud Möglichkeiten in Richtung Istrien und Slowenien zu operieren, war Trient kein Hindernis.

Das Hauptaugenmerk von italienischer Seite musste sinnvollerweise ohnehin auf dem Isonzo liegen.
Zum einen war das Gelände hier besser geeignet um vorwärts zu kommen, als in Tirol, zum anderen lief Trentino-Südtirol den Italienern ja nicht weg, dafür interessierte sich (natürlich neben der Donaumonarchie) kein anderer Akteur.
In Istrien und Dalmatien hingegen musste daran gelegen sein Fakten zu schaffen, weil damit zu rechnen war, dass wenn Österreich-Ungarn erstmal besiegt sein würde, wegen der slawischen Bevölkerung Serbien möglicherweise Ansprüche dort anmelden würde.

Außerdem bestand zumindest 1915 als die Russen noch weit in Galizien standen, die strateische Möglicheit zu versuchen über den Isonzo nach Kroatien/Südungarn einzubrechen und zu hoffen, dass es die Russen, eventuell mit rumänischer Hilfe (wenn das Land in den Krieg eintreten würde) es möglicherweise doch noch über die Kaparten schaften.
Dann hätte man versuchen können sich in der ungarischen Ebene zu vereinigen und eine gemeinsame Front dort zu bilden.
 
Neutralität...

Die Chance hatte Deutschland als 1870/1871 der Deutsche Staat mit einen Kaiser an der Spitze geschaffen wurde.
M.E ein weiteres mal nach dem Jahr 1918.
Aber wie es nun so in Leben kommt.

Es gab immer Gründe auf eine Neutralität, wie beispielsweise die Schweiz oder Schweden, zu verzichten.
Die militaristischen Kräfte kamen immer und immer wieder zum Zug. Mal war es der Umstand/Grund mal war es ein anderer Umstand/Grund. Und jedesmal verlor Deutschland und wurde kleiner.
Und es ist ja in der Tat so, spielen macht süchtig auch wenn es sich um Va banque handelt.

Im Spielzimmer auf Schloss Eggeneberg/Graz findet sich eine ausgezeichnete Darstellung vom Grazer Maler Johann Baptist Anton Raunacher (1729–1771). Er dekorierte hier von 1757 bis 1761 fünf Säle mit großformatigen Wandgemälden. Eins davon ist das Spielzimmer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Italien war nicht auf einen langen Krieg vorbereitet, und man rechnet in der Regel nie mit einer Niederlage,, wenn man Kriege erklärt. Trotzdem muss man aber doch Rückschläge und Niederlagen einkalkulieren, das Risiko einkalkulieren und wenn man den Zustand der italienischen Armee kritisch reflektierte hätte man doch erkennen müssen, dass trotz reicher britischer und französischer Material-Unterstützung der Ausbildungsstand der Rekruten häufig mangelhaft war, dass es an adäquater Winterausrüstung fehlte.

Ganz genau. Cadorna war ja anscheinend nicht über den miserablen Zustand seiner Armee im Bilde. Wie hätte er sonst vollmundig versprechen können, in kurzer Zeit in Wien zu stehen? Das Gelände, ich schrieb es schon oben, das hatte er wohl auch übelst unterschätzt.

Deutschland hatte immerhin die Narew- und die Njemen-Armee vernichtet, und die Österreicher hatten sich gegen die Russen nicht schlecht geschlagen, hatten furchtbare Verluste erlitten, aber doch die Russen in den Karpaten gestoppt. Die Österreicher waren nicht zu unterschätzen, und sie haben allein oder fast allein zahlenmäßig weit interlegen, den Italienern jahrelang Paroli geboten.

Und nicht zu vergessen, der große Erfolg der Durchbruchschlacht bei Gorlice und Tarnow. Von den Russen ist dann in diesem Krieg, Brussilow-Offensive ausgeklammert, auch nicht mehr viel gekommen.


Bis zum Ende des Jahres 1914 hatte die Österreichisch-Ungarische Armee an die 1,3 Millionen Soldaten verloren (zu nicht unerheblichen Teilen Linientruppen) und da sind ein Großteil der Verluste der Kapartenschlacht und die Verluste durch die Kapitulation von Przemysl noch nicht mit drinn.

Richtig, und sie hielten trotz der großen Verluste den Italienern stand.


Damit waren die österreichisch-ungarischen Streitkräfte im Frühjerh 1915 bereits relativ weitgehend entkernt. Verluste konnten nicht 1:1 erstezt werden und an die Stelle von Linientruppen traten zunehmend Reservisten-Formationen und miliz-ähnliche Verbände, deren Ausrüstung und Kampfwert dem der regulären Divisionen nicht entsprach
Was ja gerade gegen Italien zum tragen kam. Dort wurde zusammengekratzt, was irgendwie verfügbar gemacht werden konnte.

Man durfte in Italien also durchaus damit rechnen nicht auf gut ausgerüstete, hochwertige Formationen zu treffen, die sich im Osten einigermaßen gut schlugen, sondern dass man es allenfalls mit Linienformationen mit deutlich reduzierter Mannstärke und Einsatzbereitschaft zweitklassigen Reserveverbänden und eilig zusammengetrommelten Miliz-Formationen zu tun bekommen würde und dass man gegen diese durchaus eine Chance haben würde.

Stimmt.
 
Die Narew-Armeee hatte man vernichten können, die Njemen-Armee lediglich schlagen und abdrängen, aber nicht vernichten.

Die 1.Armee unter Paul von Rennenkampf erlitt gewaltigen Verlust in Höhe von beachtlichen 125.000 Mann. Zum Beginn der Schlacht verfügten die Russen auch über 100.000 mehr Mann als die Deutschen.

Das konnten die Italiener bevor das passiert war aber noch nicht wissen.
Was konnten die Italiener nicht wissen? Wie das Gelände beschaffen wohl doch; ebenso über den Zustand der eigenen Truppen. Und die Österreicher waren voll von Hass gegen ihren ehemaligen Verbündeten; es dürfte müsste eigentlich klar gewesen sein, das der anpeilte Marsch nach Wien keine Kaffeefahrt werden würde.

Das Hauptaugenmerk von italienischer Seite musste sinnvollerweise ohnehin auf dem Isonzo liegen.
Zum einen war das Gelände hier besser geeignet um vorwärts zu kommen, als in Tirol, zum anderen lief Trentino-Südtirol den Italienern ja nicht weg, dafür interessierte sich (natürlich neben der Donaumonarchie) kein anderer Akteur.

12 Schlachten am Isonzo mit einer schrecklichen Zahl an Verlusten haben offenkundig nicht gereicht, um den entscheidenden Durchbruch zu erreichen. Im Gegenteil, 1917 hat nicht viel gefehlt und die Italiener wären aus dem Krieg geschlagen worden. Nur Briten und Franzosen konnten die Italiener stabilisieren.
 
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