Erst durch die Industrielle Revolution sanken die Lebenshaltungskosten so weit, dass in vielen Gesellschaften ein dauerhaftes und erhebliches Bevölkerungswachstum möglich wurde, und dass es in Sklavenhaltergesellschaften für die "Eigentümer" lohnen konnte, die Lebensbedingungen ihrer Sklaven so weit zu verbessern, dass sich diese Bevölkerungsgruppe (ihr "Kapital") selbst reproduzierte; zumal dann, wenn externe Beschaffung wegen des Verbots von Sklavenhandel teuer oder unmöglich wurde. Das war so in den Südstaaten, und vermutlich auch in Brasilien und auf Kuba.
Die Abschaffung der Sklaverei hatte jedenfalls keine im engeren Sinn ökonomischen, sondern ethische Gründe.
Das halte ich für einen Zirkelschluss.
Realiter fand doch die Industrialisierung vor allen Dingen in den Teilen der beiden Amerikas, die im 19. Jahrhundert noch Sklavenhaltergesellschaften waren, kaum statt.
Und was die Lebenserhaltungskosten angeht, würde ich vermuten, dass diese in den agrarischen Gebieten, die als Zulieferer für die aufkommenden Industrien oder von Genussmitteln für die Industriegesellschaften Europas fungierten, eher zu, als abgenommen haben dürften.
Z.B. mit dem Aufkommen der industriellen Verarbeitung von Baumwolle und dem Ausbau der Kapazitäten für die Weiterverarbeitung stieg natürlich auch die Nachfrage nach Rohstoff-Input für die neuen Fabriken.
Das musste aber etwa in den Baumwollstaten im Süden der USA zu steigenden Preisen für Baumwolle gegenüber anderern Agrarerzeugnissen sorgen und damit in der Tendenz zur Ausweitung der Plantagenwirtschaft und der Verdrängung anderer Kulturpflanzen durch Baumwolle.
Das Resultat dürfte Rückgang der lokalen Lebensmittelproduktion zu Gunsten der Baumwollpflanzungen (bei gleichzeitiger, wenn auch mäßiger Einwanderung in die entsprechenden Gebiete) und damit Steigen der lokalen Lebensmittelpreise bedeutet haben, während Zufuhr aus anderen Landesteilen im frühen 19. Jahrhundert, als Eisenbahn und Dampfschiffahrt noch in den Kinderschuhen steckten noch an hohen Transportkosten litt.
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Warum hätte die Schaffung besserer Lebensbedingungen für Sklaven vor der Industrialisierung (mal abgesehen von der medizinischen Versorgung, was ein anderes Thema wäre) nicht möglich sein sollen?
Sie dürfte, so lange der transatlantische Sklavenhandel noch lief und "Nachschub" aus Afrika beschafft werden konnte, vor allen Dingen unwirtschaftlich gewesen sein.
Nur endete der transatlantische Sklavenhandel ja nicht, weil sich die ökonomischen Gewichte verschoben und der Nutzen als Wirtschaftsmodell auslief, sondern weil London und Washington sich Anfang des 19. Jahrhunderts darauf verständigt hatten, das gewaltsam zu unterbinden.
Dabei mögen ethische Gesichtspunkte eine Rolle gespielt haben, es dürften aber auch politische Absichten eine Rolle gespielt haben, die darauf hinausliefen die europäischen Kolonialreiche in Amerika zu unterminieren, in dem man ihre Wirtschaftsmodelle untergrub.
Großbritannien hatte sich während des Spanischen Erbfolgekrieges, während des Österreichischen Erbfolgekrieges, des French-and-Indian-war und während der Koalitionskriege und der Napoléonik immer wieder französisch-spanischen Koalitionen gegenübergesehen, für die Briten dürfte dass mit der Ruinierung von deren Kolonialreichen auch einfach um Konkurrenzausschaltung gegangen sein.
Und seitens der USA dürfte ebenfalls ein Interesse bestanden haben die Präsenz der europäischen Mächte auf dem amerikanischen Doppelkontinent zu unterlaufen.
Die Monroe-Doctrine die den Anspruch der USA, die europäische Kolonialherrschaft zurück zu drängen expliziter auszuformulieren beginnt, entsteht zwar als Dokument dieser Absichten erst 9 Jahre nach dem Frieden von Gent und anlässlich der lateinamerikanischen Unabhängigkeitskriege, aber es ist letztendlich die gleiche Generation von Politikern, die beides verantworteten, die Unterbindung des Sklavenhandels und die Monroe-Doctrine, insofern wird man wahrscheinlich auch solche Überlegungen bereits unterstellen dürfen.
Der veränderte Umgang mit den Sklaven ist nur insofern durch ökonomische Veränderungen motiviert gewesen, als dass mit der Unterbindung des transatlantischen Sklavenhandels das Angebot wegbrach.
Dem lagen allerdings wiederrum vor allen Dingen politische Ursachen zugrunde.