Die Abschaffung der Sklaverei durch industrielle Revolution und europäische Aufklärung

Es l
Hier mal eine Hypothese, oder eher eine Frage:
Ist es vielleicht richtig, dass die Südstaaten der USA im 19. Jahrhundert der einzige Fall einer Gesellschaft waren, in der ein erheblicher der Teil der Bevölkerung versklavt war und sich dieser selbst reproduzierte und nicht ständig durch Versklavungen etwa von Kriegsgefangenen "aufgefüllt" werden musste?
Ein Grund dafür wäre dann, dass der Sklavenhandel über Staatsgrenzen hinweg einigermaßen erfolgreich unterbunden worden war und es sich deshalb erst jetzt lohnte, die Lebensbedingungen der Sklaven soweit zu verbessern, dass dieses "Vermögen" auf Dauer erhalten blieb.

Nein! Auch auf Kuba und in Brasilien gab es eine erhebliche Anzahl von Sklaven. In Brasilien hielt sich die Sklaverei noch bis 1888, und sie wurde dort in Etappen abgeschafft.
 
Nein! Auch auf Kuba und in Brasilien gab es eine erhebliche Anzahl von Sklaven. In Brasilien hielt sich die Sklaverei noch bis 1888, und sie wurde dort in Etappen abgeschafft.
Auch in Uruguay gab es nicht gerade wenige Sklaven. Die wurden dort zwischen 1842 und 1850 etappenweise befreit - als Folge des Bürgerkrieges. Sowohl die liberalen Colorados als auch die konservativen Blancos erklärten 1842 die Emanzipation der Sklaven, um ihre Reihen mit neuen Soldaten zu verstärken.
 
Quellen, Archivalien: Virginia Gazette Jahrgänge 1775-1776.
Die Virginia Gazette ist ja wirklich ein interessantes und schauerliches Blatt.
Gibt auch viele Beiträge zu entlaufenen Sklaven. Diese heißen einfach nur "negro" und der Sklavenhalter ist ein "subscriber".
Über Dunmore wird auch berichtet. Dieser sei ein übler Geselle, seine Mitarbeiter eine Bande (gang).

"PHILADEPHIA, December 14. [1775] late last night a gentlewoman, going along Second street, was insulted by a negro, near Christ church; and upon her reprimanding him for his rude behaviour, the fellow replied, " Stay you d----d white bitch, till lord Dunmore and his black regiment come, and then we will see who is to take the wall.""
(Wart nur du verdammt Schlampe bis Lord Dunmore und sein schwarzes Regiment kommt. Dann werden wir ja sehen wer an die Wand gestellt wird.)
 
In Georgia war übrigens bei seiner Gründung 1732 Sklaverei verboten.
Die Abschaffung der Sklaverei in der Kolonie Georgia erfolgte nach dem der Quasi-Gouverneur James Oglethrope erfahren hatte, dass ein einzelner Sklave arabische Wörter schreiben konnte. Bei dem Sklaven handelt es sich um den verschleppten Ayuba Suleiman Diallo, ein Prinz mit islamischer Bildung aus dem heutigen Senegal. (Arabisch alphabetisierte afrikanische Sklaven waren in Amerika ein extrem sehr seltener Anblick.) Die Existenz eines afrikanischen Sklaven, der lesen und schreiben konnte, erschütterte die Institution der Sklaverei. Ogletrope kaufte Diallo frei und sorgte für dessen Rückkehr nach Afrika, später schaffte er die Sklaverei in der Georgia-Kolonie ab. Seine Begründung für das Verbot der Sklaverei war, dass sie gegen das Evangelium und gegen die englischen Gesetze verstoße. Oglethrope wollte aus Georgia eine Muster-Ländle machen und verbot deswegen auch den Alkohol.
 
Oglethrope wollte aus Georgia eine Muster-Ländle machen
das trifft die Sache vielleicht recht gut.
Er war wohl auch ein Philanthrop und Sozialreformer im Geiste und suchte die "Armenfrage" zu "lösen in dem sie eine Kolonie gründeten, in der ehrbare Arme als freie Kleinbauern auf eigenen, unveräußerlichen Parzellen angesiedelt wurden." (Hochgeschwender S.44)
Dieses Konzept schließt Großgrundbesitz aus und damit auch die Sklavenwirtschaft.
Aus dem Muster-Ländle wurde nichts, denn nur 17 Jahre später wurden Großgrundbesitz und Sklaverei eingeführt.
 
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Wahrscheinlich gab es auch handfeste geostrategische Argumente für die Abschaffung der Sklaverei in Georgia.
Die spanische Florida-Kolonie bot seit 1693 entlaufenen Sklaven aus den britischen Kolonie die Freiheit an, wenn sie sich nur katholisch taufen ließen. Dadurch entstand eine Art Vorläuferin der Underground Railroad, die Sklaven in den benachbarten britischen Kolonien zur Flucht und zur Rebellion motivierte. Spanien sorgte für die Bewaffnung der Maroons und siedelte sie 1738 direkt in Grenznähe in Fort Mose an. Es handelt sich um die erste legale Siedlung von freien Schwarzen in Nordamerika.
Durch dieses Angebot Spaniens war die Sklaverei in Georgia auch ein beträchtliches Sicherheitsrisiko für die Briten in Georgia, da Spanien durch geflohene Sklaven irreguläre Truppen gewinnen konnte und gleichzeitig Sklavenaufständen etc. Vorschub leistete.
James Oglethrope verbot 1732 die Sklaverei. Stattdessen siedelte er britische Sträflinge an, zusätzlichen zur Strafkolonie wollte er verarmten Briten und Glaubensflüchtlingen Asyl bieten.
1740 griffen die Briten unter Führung von James Oglethrope die freie Schwarzen in Fort Mose an. Paradoxerweise sorgte die gleiche Person, die die Sklaverei in Georgia abschaffte, auch für die Zerstörung jener Maroon-Siedlung.
Die Zusammenhänge jener abolitionistischen Phase in Georgia haben ich jedenfalls nicht ganz durchschaut.
 
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Noch mal ganz allgemein zum Thema Sklaverei und Industrielle Revolution, wie ich es sehe:
Vor der Industriellen Revolution war die Bevölkerungszahl in den meisten Gesellschaften langfristig in etwa stationär. Der Lebensstandard des ärmeren Teils der Bevölkerung, sagen wir mal des unteren Drittels, war so gering, dass es Personen in der Regel (im Durchschnitt) nicht möglich war, eine Familie zu gründen und zwei oder mehr Kinder großzuziehen. Aus ökonomischen Gründen gab es häufig auch Heiratsverbote. Arme hatten zu einem großen Teil bessergestellte Vorfahren, die diese Stellung nicht hatten halten können.
In Sklavenhaltergesellschaften war der Lebensstandard der meisten Sklaven in der Regel erst recht so niedrig, dass die Zahl dieser Bevölkerungsgruppe tendenziell sank, wenn nicht durch Krieg und Raub immer wieder für Zufuhr gesorgt wurde. Zumal man in der Regel nicht durch Verarmung zum Sklaven wurde.
Erst durch die Industrielle Revolution sanken die Lebenshaltungskosten so weit, dass in vielen Gesellschaften ein dauerhaftes und erhebliches Bevölkerungswachstum möglich wurde, und dass es in Sklavenhaltergesellschaften für die "Eigentümer" lohnen konnte, die Lebensbedingungen ihrer Sklaven so weit zu verbessern, dass sich diese Bevölkerungsgruppe (ihr "Kapital") selbst reproduzierte; zumal dann, wenn externe Beschaffung wegen des Verbots von Sklavenhandel teuer oder unmöglich wurde. Das war so in den Südstaaten, und vermutlich auch in Brasilien und auf Kuba.

Die Abschaffung der Sklaverei hatte jedenfalls keine im engeren Sinn ökonomischen, sondern ethische Gründe.
 
Erst durch die Industrielle Revolution sanken die Lebenshaltungskosten so weit, dass in vielen Gesellschaften ein dauerhaftes und erhebliches Bevölkerungswachstum möglich wurde, und dass es in Sklavenhaltergesellschaften für die "Eigentümer" lohnen konnte, die Lebensbedingungen ihrer Sklaven so weit zu verbessern, dass sich diese Bevölkerungsgruppe (ihr "Kapital") selbst reproduzierte; zumal dann, wenn externe Beschaffung wegen des Verbots von Sklavenhandel teuer oder unmöglich wurde. Das war so in den Südstaaten, und vermutlich auch in Brasilien und auf Kuba.

Die Abschaffung der Sklaverei hatte jedenfalls keine im engeren Sinn ökonomischen, sondern ethische Gründe.
Das halte ich für einen Zirkelschluss.

Realiter fand doch die Industrialisierung vor allen Dingen in den Teilen der beiden Amerikas, die im 19. Jahrhundert noch Sklavenhaltergesellschaften waren, kaum statt.

Und was die Lebenserhaltungskosten angeht, würde ich vermuten, dass diese in den agrarischen Gebieten, die als Zulieferer für die aufkommenden Industrien oder von Genussmitteln für die Industriegesellschaften Europas fungierten, eher zu, als abgenommen haben dürften.

Z.B. mit dem Aufkommen der industriellen Verarbeitung von Baumwolle und dem Ausbau der Kapazitäten für die Weiterverarbeitung stieg natürlich auch die Nachfrage nach Rohstoff-Input für die neuen Fabriken.
Das musste aber etwa in den Baumwollstaten im Süden der USA zu steigenden Preisen für Baumwolle gegenüber anderern Agrarerzeugnissen sorgen und damit in der Tendenz zur Ausweitung der Plantagenwirtschaft und der Verdrängung anderer Kulturpflanzen durch Baumwolle.

Das Resultat dürfte Rückgang der lokalen Lebensmittelproduktion zu Gunsten der Baumwollpflanzungen (bei gleichzeitiger, wenn auch mäßiger Einwanderung in die entsprechenden Gebiete) und damit Steigen der lokalen Lebensmittelpreise bedeutet haben, während Zufuhr aus anderen Landesteilen im frühen 19. Jahrhundert, als Eisenbahn und Dampfschiffahrt noch in den Kinderschuhen steckten noch an hohen Transportkosten litt.

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Warum hätte die Schaffung besserer Lebensbedingungen für Sklaven vor der Industrialisierung (mal abgesehen von der medizinischen Versorgung, was ein anderes Thema wäre) nicht möglich sein sollen?
Sie dürfte, so lange der transatlantische Sklavenhandel noch lief und "Nachschub" aus Afrika beschafft werden konnte, vor allen Dingen unwirtschaftlich gewesen sein.

Nur endete der transatlantische Sklavenhandel ja nicht, weil sich die ökonomischen Gewichte verschoben und der Nutzen als Wirtschaftsmodell auslief, sondern weil London und Washington sich Anfang des 19. Jahrhunderts darauf verständigt hatten, das gewaltsam zu unterbinden.

Dabei mögen ethische Gesichtspunkte eine Rolle gespielt haben, es dürften aber auch politische Absichten eine Rolle gespielt haben, die darauf hinausliefen die europäischen Kolonialreiche in Amerika zu unterminieren, in dem man ihre Wirtschaftsmodelle untergrub.

Großbritannien hatte sich während des Spanischen Erbfolgekrieges, während des Österreichischen Erbfolgekrieges, des French-and-Indian-war und während der Koalitionskriege und der Napoléonik immer wieder französisch-spanischen Koalitionen gegenübergesehen, für die Briten dürfte dass mit der Ruinierung von deren Kolonialreichen auch einfach um Konkurrenzausschaltung gegangen sein.

Und seitens der USA dürfte ebenfalls ein Interesse bestanden haben die Präsenz der europäischen Mächte auf dem amerikanischen Doppelkontinent zu unterlaufen.
Die Monroe-Doctrine die den Anspruch der USA, die europäische Kolonialherrschaft zurück zu drängen expliziter auszuformulieren beginnt, entsteht zwar als Dokument dieser Absichten erst 9 Jahre nach dem Frieden von Gent und anlässlich der lateinamerikanischen Unabhängigkeitskriege, aber es ist letztendlich die gleiche Generation von Politikern, die beides verantworteten, die Unterbindung des Sklavenhandels und die Monroe-Doctrine, insofern wird man wahrscheinlich auch solche Überlegungen bereits unterstellen dürfen.


Der veränderte Umgang mit den Sklaven ist nur insofern durch ökonomische Veränderungen motiviert gewesen, als dass mit der Unterbindung des transatlantischen Sklavenhandels das Angebot wegbrach.
Dem lagen allerdings wiederrum vor allen Dingen politische Ursachen zugrunde.
 
Warum hätte die Schaffung besserer Lebensbedingungen für Sklaven vor der Industrialisierung (mal abgesehen von der medizinischen Versorgung, was ein anderes Thema wäre) nicht möglich sein sollen?
Vor der Industrialisierung gab es auf Dauer kaum ein Bevölkerungswachstum. Ärmere Bevölkerungsschichten konnten sich kaum reproduzieren, erst recht nicht die Gruppe der Sklaven. Aber das hab ich ja eigentlich schon gesagt.
 
Das scheint mir aber nicht ganz zutreffend zu sein. Man nimmt wohl allgemein an, dass die Weltbevölkerung kurz nach 1800 erstmals die Marke von einer Milliarde Menschen überschritten hat. Zur Zeit der Entdeckung Amerikas rechnen die meisten Fachleute hingegen mit etwa der Hälfte, vielleicht sogar etwas weniger. Das dürfte ungeachtet aller Krisen und Rückschläge doch ein recht beachtliches Wachstum sein.
 
Ärmere Bevölkerungsschichten konnten sich kaum reproduzieren, erst recht nicht die Gruppe der Sklaven. Aber das hab ich ja eigentlich schon gesagt.
aber es gab sie doch zu allen Zeiten, die ärmeren - und stets ausgebeuteten! - Schichten. Und diese auszubeuten, weil es offenbar stets genug von ihnen gab, war zu allen Zeiten (um es im merkantilistischen Jargon zu formulieren) ein einträgliches Geschäftsmodell (kontinuierlich seit der Antike).
 
Nur endete der transatlantische Sklavenhandel ja nicht, weil sich die ökonomischen Gewichte verschoben und der Nutzen als Wirtschaftsmodell auslief, sondern weil London und Washington sich Anfang des 19. Jahrhunderts darauf verständigt hatten, das gewaltsam zu unterbinden.

Dabei mögen ethische Gesichtspunkte eine Rolle gespielt haben, es dürften aber auch politische Absichten eine Rolle gespielt haben, die darauf hinausliefen die europäischen Kolonialreiche in Amerika zu unterminieren, in dem man ihre Wirtschaftsmodelle untergrub.
Na ich weiß nicht. Immerhin hatte Großbritannien selbst nicht unbeträchtlichen Kolonialbesitz in der Karibik. Und seine Beziehungen mit Portugal waren in der Regel eher gut.
 
Na ich weiß nicht. Immerhin hatte Großbritannien selbst nicht unbeträchtlichen Kolonialbesitz in der Karibik. Und seine Beziehungen mit Portugal waren in der Regel eher gut.
Sicherlich, Großbritannien besaß mit Jamaica und einigen die kleinen Antillen auch Inseln in der Karibik.
Aber der ökonomische Schwerpunkt des britischen Kolonialreiches, hatte doch bereits merklich angefangen sich in Richtung Indien zu verschieben, so dass dieser Einschnitt Großbritannien als ganzes nicht so sehr traf, wie es potentiell die Konkurrenz traf.

Und was Portugal betrifft, zeichnete sich die Unabhängigkeit Brasiliens doch bereits ab. Portugals Königsfamilie war 1808 nach Brasilien geflohen, 1815 wurde Brasilien als eigenständiges Königreich proklamiert, dass zunächst noch in Personalunion mit Portugal regiert wurde, aber dass das auf Dauer nicht mehr zusammen zu halten war, war doch mehr oder minder abzusehen.

Zum anderen, die Allianzen mit Großbritannien hatten Portugal doch immer dazu gedient, Spanien und unter Napoleon dann auch Frankreich in Schach zu halten um als kleineres Land von diesen nicht ohne weiteres geschluckt werden zu können.
Eine Lösung von Großbritannien, war von dem her für Lissabon doch ohnehin nicht möglich, so lange man keine andere ernstzunehmende Schutzmacht als Ersatz aufbieten konnte.
Jedenfalls scheinen die Sorgen Großbritanniens um die Beziehungen zu Portugal nicht groß genug gewesen zu sein, als dass es eine zunächst bilaterale Einigung über die Ächtung des transatlantischen Sklavenhandels mit den USA verhindert hätte.
Und die Durchsetzung der Ächtung des transatlantischen Sklavenhandels nördlich des Äquators der Napoléonischen Kriege auf dem Wiener Kongress durch GB als Siegermacht hatte das auch nicht verhindert.

Wenngleich die Einschränkung auf den Bereich nördlich des Äquator für Portugiesische Händler natürlich die theoretische Möglichkeit offen hielt das zunächst noch eine Zeit lang weiter betrieben zu können, allerdings unter Inkaufnahme größerer Distanzen und damit geringerer Profite.
 
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Und was Portugal betrifft, zeichnete sich die Unabhängigkeit Brasiliens doch bereits ab. Portugals Königsfamilie war 1808 nach Brasilien geflohen, 1815 wurde Brasilien als eigenständiges Königreich proklamiert, dass zunächst noch in Personalunion mit Portugal regiert wurde, aber dass das auf Dauer nicht mehr zusammen zu halten war, war doch mehr oder minder abzusehen.
Aber zu dieser Zeit begannen doch auch die Unabhängigkeitskriege in den spanischen Kolonien Lateinamerikas.
Wenn Du also meinst, dass Großbritannien auf Portugal nicht mehr Rücksicht nehmen musste, weil die Unabhängigkeit Brasiliens absehbar war, galt das auch für die spanischen Kolonien.
 
Der Unterschied ist, dass Spanien wesentlich größere Chancen hatte als Portugal wenigstens erhebliche Teile seines amerikanischen Kolonialreichs zu halten (letztendlich gelang es ja auch am Ende immerhin Cuba und Puerto Rico noch fast ein Jahrhundert lang zu halten).

Spanien war der Staat mit den wesentlich größeren Ressourcen in Europa mit denen sich Kriege zur Erhaltung der Kolonien tatsächlich auch noch führen ließen und das spanische Kolonialreich in Mittel- und Südamerika war im Gegensatz zum Portugiesischen fragmentiert.

Das heißt für Spanien wäre es durchaus eine Option gewesen, einem Teil dieses Kolonialreiches die Unabhängigkeit zu gewähren, wenn dieses sich bereit erklärte Ressourcen zu stellen um Spanien zu helfen seine übrigen Besitzungen zu halten.
Dann kommt natürlich auch der Umstand hinzu, dass durch die Restitution der Bourbonenmonarchie, sowohl in Spanien, als auch in Frankreich, mittelfristig möglicherweise Spielräume für Zusammenarbeit beider Länder in Amerika hätten gegeben sein können.

Es wäre ja durchaus auch naheliegend gewesen von Spanischer Seite her mittelfristig einen Handel mit Frankreich zu suchen und zu versuchen Frankreich in Amerika mit hinein zu ziehen und es für militärische Hilfe mit einem Teil der Kolonien abzufinden.

Letztendlich ist es historisch nicht so gekommen, aber es wäre nicht abwegig gewesen.

Portugal mit wesentlich kleineren Ressourcen hatte demgegenüber weder die Möglichkeit verschiedene Teile des Kolonialreichs gegeneinander auszuspielen, noch gab es ein von der gleichen Dynastie regiertes Land, dessen Monarch interessen daran haben konnte, Portugal und sein Kolonialreich zu stabilisieren.
 
Das scheint mir aber nicht ganz zutreffend zu sein. Man nimmt wohl allgemein an, dass die Weltbevölkerung kurz nach 1800 erstmals die Marke von einer Milliarde Menschen überschritten hat. Zur Zeit der Entdeckung Amerikas rechnen die meisten Fachleute hingegen mit etwa der Hälfte, vielleicht sogar etwas weniger. Das dürfte ungeachtet aller Krisen und Rückschläge doch ein recht beachtliches Wachstum sein.
Ich denke, dass das malthusianische Modell im Großen und Ganzen für vorindustrielle Gesellschaften schon zutrifft, wie es etwa in A Farewell to Alms von Gregory Clarke schön erläutert wird, auch wenn es auch damals längere Perioden von Bevölkerungswachstum gegeben hat. Übrigens ist ja nicht so klar, wann die Industrielle Revolution (die ja auch eine Agrarrevolution war) angefangen hat; in England so langsam in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wohl.
 
aber es gab sie doch zu allen Zeiten, die ärmeren - und stets ausgebeuteten! - Schichten. Und diese auszubeuten, weil es offenbar stets genug von ihnen gab, war zu allen Zeiten (um es im merkantilistischen Jargon zu formulieren) ein einträgliches Geschäftsmodell (kontinuierlich seit der Antike).
Da sehe ich jetzt nicht so ganz den Bezug zu dem, was ich geschrieben habe.
 
Vor der Industrialisierung gab es auf Dauer kaum ein Bevölkerungswachstum.

Meines Wissens schon. Die Bevölkerungsentwicklung im Heiligen Römischen Reich von 962 bis 1806 zeigt zwei Einbrüche (Pest und Dreißigjähriger Krieg), tendiert aber ansonsten kontinuierlich nach oben:


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mein Einwand bezog sich auf die von dir geschilderte geringe Reproduktion der unteren Schichten.
Genau, die unteren Schichten, das ist meine Vorstellung, haben sich vor der Industriellen Revolution in der Regel nicht reproduzieren können, sie bekamen immer Nachschub von oben. Und die Gruppe der Sklaven, wo es sie gab, benötigte Nachschub von außen.
 
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