Guanchen

Ich kenne zwei Quellen, die eine ist ein anonymer Autor (1682/1687), der schreibt:

"... acababan su año a el fin del quarto mes; esto es su año comensaban por el equinocio de la primauera i a el quarto mes qe. era quando habian acauado la sementera qe. era por fines de iunio hacian grandes fiestas por nuebe dias continuos"
=
"Sie bendeten ihr Jahr am Ende des vierten Monats, das heißt sie begannen ihr Jahr Jahr mit der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche und im vierten Monat, das war, wenn sie die Aussaat beendet hatten, das war am Ende des Juni, machten sie große Feste an neun aufeinanderfolgenden Tagen."


Die andere ist Tomás Marín de Cubas (1687), der schreibt:
"el año contaban por las sementeras i llamaban era tenianlos araiados, i señalados en tablas, i empessabanle serca de agosto llamado beñas mer en la primera luna i por quince dias continuos hasta la opocicion hacian grandes fiestas devia ser por sus difuntos iban a las sepulturas, y cuebas con teas y luces encendidas, i despues hacian grandes comidas"
=
"das Jahr zählten sie durch die Aussaaten und nannten es era, sie ritzten und markierten es auf Tafeln, und sie begannen es ungefähr im August, genannt beñas mer beim ersten Mond, und fünfzehn aufeinanderfolgende Tage bis zur Opposition machten sie große Feste"

Wie erklärst du dir diese Diskrepanz?
(Irgendwie ergibt das keinen richtigen Sinn.)
Irgendwie schon,da
Da beginnt das Jahr im März.
Es gibt eine Feierlichkeit in Essaouira das wird zur Tag und Nachtgleiche abgehalten.


Die Quellen beschreiben vermutlich Beobachtungen ,verschiedener Inseln.
 
da... was?
Ist der "vierte Monat" nun im März oder im Juni? Und wann ist dann der erste Monat?

Die Quelle hat sich wohl vertan, sie hat den Monat der Wintersonnenwende als Start mitgezählt und kommt so auf vier bis zum Equinox. ;selbes im zweiten Teil von März bis Juni ,sind es gezählt vier Monate .

Der erste Monat wonach du fragst wäre dann der Dezember korrekter wäre also vom 21.Dezember bis 21.Januar.
 
Der erste Monat wonach du fragst wäre dann der Dezember korrekter wäre also vom 21.Dezember bis 21.Januar.
Nun brauchen wir nur noch auszurechnen, wann das Ende des vierten Monats ist:
"... acababan su año a el fin del quarto mes -
Sie beendeten ihr Jahr am Ende des vierten Monats..."
[...]
(Irgendwie ergibt das keinen richtigen Sinn.)
Also ich komme auf 21. April, wenn ich nach den Monaten des Gregorianischen Kalenders rechne.

Warum man das Jahr nicht nach dem letzten Monat enden lässt, sondern schon nach dem vierten, will mir auch nicht einleuchten.
 
Tomás Marín de Cubas (1687), der schreibt:
"el año contaban por las sementeras i llamaban era tenianlos araiados, i señalados en tablas, i empessabanle serca de agosto llamado beñas mer en la primera luna i por quince dias continuos hasta la opocicion hacian grandes fiestas devia ser por sus difuntos iban a las sepulturas, y cuebas con teas y luces encendidas, i despues hacian grandes comidas"
Ich würde eine andere Übersetzung vorschlagen:

"Sie zählten das Jahr über die Aussaaten, und sie nannten sie [die Saatbeete] "Era" [= Tenne, Dreschplatz], nachdem sie geritzt und in Tafeln eingeteilt waren,
Und sie begannen es [das Jahr] ungefähr im August, der beñas mer genannt wurde, beim Neumond und hatten für 15 Tage anhaltend bis zum Vollmond große Feste für ihre Verstorbenen, bei denen sie zu deren Gräbern und Höhlen gingen, die durch Fackeln [tea: das harzreiche rote Kernholz der kanarischen Kiefer] und Lichter erleuchtet waren, und danach hatten sie große Festessen."

"Era" hat auf La Palma eine besondere Bedeutung, es gibt den Camino de La Era (von dem aus ich mir den Vulkanausbruch ansah) und vor allem "La Erita", den kleinen Dreschplatz, das Heiligtum und Versammlungsort auf der Spitze des Pico de La Sabina.

Petroglifos de La Erita Pico de La Sabina, Cumbres de Santa Cruz de La Palma. – La Palma Biosfera

Die Guanchen hatten keinen Pflug, sondern nur Hackbau, aber wie auf Lanzarote heute noch durch Anhäufeln und Ebnen mit Bimssteinen auf den Feldern die Möglichkeit Feuchtigkeit aus dem Nebel zur Kondensation zu bringen.

Ansonsten halte ich es für sehr naheliegend dass der Mondkalender zum Zeitpunkt der Tag-Nacht-Gleiche mit dem Jahreskalender synchronisiert wurde.
 
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Dieses alte Wissen nach Mondphasen und Konstellationen zu planzen,haben neuerdings BioBauern für sich entdeckt und soll ertragreicher sein als übliche Ernten.



Es gibt also drei Angaben für das Neujahr bei den Guanchen :

Frühlings Equinox
Sommersonnenwende
Wiederkehr von Sternenkonstellation
 
nachdem sie geritzt und in Tafeln eingeteilt waren,
Vielmehr haben sie es gemeißelt nehme ich an und da es keine solche JahresTafeln gefunden wurden ,nehme ich auch hier an ,dass das Jahr als "Tafel" auf einem Felsen gemeißelt wurde,wie siehe hier:File:Fuerteventura, mount Tindaya, ancient "graffiti" in crude shape of footprints, "podomorphs".jpg - Wikimedia Commons
File:Fuerteventura,_mount_Tindaya,_ancient_%22graffiti%22_in_crude_shape_of_footprints,_%22podomorphs%22.jpg

De Cubas hat es als Tafeln gedeutet was ja auch grob so aussieht.
Podomorfo (second.wiki),
 
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Canopus oder doch eher Sirus?

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Der Akronychischer Aufgang ist im Febuar und der Heliakischer Aufgang im August genau wie das Benesmenfest ,dass von Febuar auf August verlegt wurde.Zu Canopus konnte solch Diagramm nicht finden auch gibt die Tabelle den Beobachtungsort nicht her ,vermutlich Zentraleuropa.
 
Siehe wiki:
"Elements of the Beñesmen were Christianized, to officially move the festival of the Virgin of Candelaria of February 2 to August 15, coinciding with the feast of the Assumption of the Virgin Mary. Currently the pilgrimage to Candelaria (held during the night of August 14 to 15) is a legacy of this ancient rite of aboriginals. Besides various groups currently they have cultural events to mark the Beñesmen.[2]"
 
Siehe wiki:
"Elements of the Beñesmen were Christianized, to officially move the festival of the Virgin of Candelaria of February 2 to August 15, coinciding with the feast of the Assumption of the Virgin Mary. Currently the pilgrimage to Candelaria (held during the night of August 14 to 15) is a legacy of this ancient rite of aboriginals. Besides various groups currently they have cultural events to mark the Beñesmen.[2]"

Da hast Du was falsch verstanden. Wie gesagt, Beñasmen wurde jedenfalls nicht verlegt.

Ich bezweifle sehr, ob überhaupt etwas verlegt wurde. Der 15. August ist schon seit dem frühen Mittelalter das wichtigste Hochfest der Gottesmutter (1. Januar und 8. Dezember kamen erst in der Neuzeit dazu), da können die Guanchen sicher nichts dafür.
 
Eine erste Erwähnung eines Erntedankfestes, ohne den Namen zu nennen, ist bei Alonso de Espinosa 1594 ersichtlich:
Cuando hacían su agosto y recogían los panes, hacían juntas y fiestas en cada reino, como en agradecimiento del bien recibido, y eran estas fiestas tan privilegiadas, que aunque hubiese guerra se podía pasar de un reino a otro seguramente a ellas.
üs: Wenn sie ihren August hatten und ihre Brote sammelten, hielten sie in jedem Reich Versammlungen und Feste ab...
The Guanches of Tenerife, the holy image of Our Lady of Candelaria, and the Spanish conquest and settlement : Espinosa, Alonso de, 16th cent : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive (englische Übersetzung)

Eine Erwähnung des Namens findet sich bei Juan de Abréu Galindo 1632.
Historia de la conquista de las siete islas de Gran Canaria
Er bezeichnet den Monat August, den die Guanchen beñesmer nannten, als Zeit der Aussaat.
y esta sementera era en el mes de Agosto alcual mes Ilamaban beñesmer

Ich verstehe nichts von Landwirtschaft und kann darum nicht beurteilen, ob man auf Teneriffa im August gleichzeitig ernten und säen kann (gemäß Espinosa nur Gerste).
Was da im August genau gefeiert wurde, ist mir unklar, kann auch etwas ganz anderes gewesen sein. Ich fand auch nirgends Quellen, die behaupten, dass das Fest Beñesmen irgendwann verschoben wurde.

Auch das Fest der Jungfrau von Candelaria wurde m.E. nicht verschoben, wie es in der englischen Wikipedia steht. Mir scheint es von Anfang an von katholischer Seite auf den 2. Februar festgelegt worden zu sein. Überall auf der Welt, wo man sie besonders verehrt, ist das am 2. Februar. Die Einweihung der Basilika in Candelaria fand am 2. Februar 1672 statt. Möglich, dass dies die Vertreter des Vatikans so bestimmten, weil sie es absichtlich möglichst weit weg von den Beñesmen Feierlichkeiten haben wollten, ist aber nur Spekulation.

Allenfalls könnte man noch diskutieren, ob es sich bei der Verehrung der Jungfrau von Candelaria im August um eine Fortsetzung der Verehrung einer Gottheit der Guanchen handelt. Ich fühle mich dafür nicht befugt, fand aber die Arbeit von Joaquín Caridad Arias sehr interessant. Er sieht da Möglichkeiten:
"Artemis-Astarte". Die Göttin in der vorspanischen kanarischen Kultur

Andererseits ist nun mal sowohl am 2. Februar (Darstellung Jesu im Tempel bzw. Mariä Lichtmess im Volksmund), wie auch am 15. August ein Marienfest. Ich gehe darum davon aus, dass auf Teneriffa seit der Christianisierung, wie in manch anderen katholischen Orten, einfach an beiden Tagen ein Feiertag zu Ehren Marias war und ist.
 
Cuando hacían su agosto y recogían los panes, hacían juntas y fiestas en cada reino, ...
Das würde ich übersetzen "Wenn sie ihr Feld umgegraben und die Getreide geerntet hatten, hatten sie Versammlungen und Feste..."

["hacer su agosto" im Sinne von agostar = grubben, mit dem Grubber umgraben, nicht oder nicht unbedingt: "im August"; es kann auch ganz einfach im Sinne von "ernten" sein]

und die Getreide geerntet hatten [nicht:"die Brote sammelten"]..."

Meines Wissens haben die Guanchen kein Brot gebacken, sondern Brei und Gofio zubereitet, aus geröstetem bzw. gedarrtem Getreide.
 
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Nur um es mal zu Erwähnen die Guanchen verehrten oder sagen wir , für sie war einiges heilig wie die Biene z.b.; So glaubt sie auch an Schutzwesen also Engel.

(dieser Talisman soll einen Engel darstellen und keinen Vogel meiner Meinung nachGuatimac - frwiki.wiki)

Dennoch hatten sie einen Gott Achaman/Attaman und Espinosa schrieb:

"...Man sieht deutlich ,dass die Eingeborenen dieser Insel(T.)(ohne die anderen auszuschließen)...freundlich und unverdorben waren. Sie haben weder Riten,Zeremonien,Gebete oder Opfer für fiktive Götter , noch Umgang oder Unterhaltung mit Dämonen wie andere Völker...und besassen einen klaren Begriff von Gott..."J,Abreu Galindo."Historia general de las Siete Islas Canarias" Goya Ediciones ,S7C de Tenerife,1977
 
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Scheint mir aus der Zeit ihres Nomadentums zu kommen ,wo man Unterwegs das Mehl zum Brei zubereiten konnte

Du hast echt originelle Ideen.

Brei gehörte überall auf der Welt, wo man Getreide anbaute, zu den Grundnahrungsmitteln. Auch in Europa wurde im Altertum und frühen Mittelalter mehr Brei als Brot gegessen.

Oder meinst Du, bei den Nomaden gäbe es kein Brot?

Taguella ist ein Fladenbrot, das auf die – vornehmlich in Algerien lebenden – Tuareg zurückgeht. Auf ihrer Wanderschaft dient es der Grundversorgung, da sich Taguella leicht zubereiten und lagern lässt.
Taguella – Wikipedia


(dieser Talisman soll einen Engel darstellen und keinen Vogel meiner Meinung nachGuatimac - frwiki.wiki)
Vielleicht handelt es sich auch um einen Osterhasen, wenn man die Ohren so betrachtet.

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Vielleicht handelt es sich auch um einen Osterhasen, wenn man die Ohren so betrachtet.

Den habe ich doch auch schon mal auf Teneriffa abgelichtet:

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(Sämtliche Unschärfen sind künstlerisches Ausdrucksmittel - außerdem hatte ich kein Stativ dabei).

Die kleine Figurine befindet sich im Archäologischen Museum in Puerto de la Cruz:

UPKDDFbvKD7Avje6rXanLUA-ZsrsrGlWeTt_-AlQFTGOHpEQm_qw82EeYhfxDK7aoYBgWTBJryWdvUXGnNNGCTw-yDvd0jnJE7MRYvu16WvGAzH4zq0ASYR7z_auq2YizQUexA0kAT5tMUVktmVBUeuE6hHODztgleryhT6n93ZpLp1henE9jzaNz_7F5HFJ3gos8zGnw8q0ufuCEPTrFuRC9oXpoIi6Zi44GK_yZl4oXInmlWfIpNrPYzo6mLUC3w8DX22v_-2HDgCicv_F3sLYSs8KegywbZesIt0jntYIUGv1a9deymff8gU3nNHT4wBLSVeDuLW7Jko_8qiWMHZl5PLjbLwo6BuhmipiybpIEpbntF85quL1sRCTjZLcueLyJWlJMJ9LouoUsdnKE_MIhQmxRzIBxFVU9pxJ9qqFuNfKwGWpLI361yMuvJmbYW7ZL2ZA4o60ZH92IM1DRf3h6Q4Wskb1rs08IBcdey-Dy9bAbTSg7D_hRbPsiaCRNSTYpFnKaydCb-GXpSAw2BB8zc3-5_I58naP9E1HrN1ZGq0atC4jsUQTPFNHz5CNe6TLkOhv0hImT2plvp2lHXe5kX6-yqWHEjgABvZD9G0ya2Fwt9ixNf9B9fPigpXBHhPPxD9svwxO6pe_gtI8YR16hh2WPeuhV-JqEBwemDqbhZD1mwB4N8DwO3B9rdZaeyftYrz3OwdFNEsX-ftuihI-qx4fDUYEfPtXsMDJPm9lsN2x0PzenlZOIFCRpxs=w920-h690-no
 
Du hast echt originelle Ideen.

Brei gehörte überall auf der Welt, wo man Getreide anbaute, zu den Grundnahrungsmitteln. Auch in Europa wurde im Altertum und frühen Mittelalter mehr Brei als Brot gegessen.

Oder meinst Du, bei den Nomaden gäbe es kein Brot?


Taguella – Wikipedia



Vielleicht handelt es sich auch um einen Osterhasen, wenn man die Ohren so betrachtet.

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Ich denke, MFelix hat recht.

Für die Ernährung der Guanchen war Gofio sehr wichtig. Das Mehl, auch heute noch aus verschiedenen gerösteten Getreidesorten und früher auch aus Farnmehl, wird in Ziegenleder mit etwas Wasser geknetet, unterschiedlich gewürzt und kalt oder warm verzehrt, in der Beschaffenheit je nach Flüssigkeitsmenge zwischen Gummi und Brei.
Der "Gofio escaldado", den man heute im Lokal bekommt, ist nur eine recht biedere Variante.

Zu der Statuette: sie hat eine erstklassige museale Provenienz, und stellt vermutlich eine Waldohreule dar, einer der wenigen größeren Vögel auf den Kanaren, die zudem wenig scheu ist.
 
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