Ich sehe, hier tun sich geerade einige Themenfelder auf, die möglicherweise eigene interssante Diskussionen hervorbringen könnten.
Vorschlag ernsthaft erwogen und selbigem nicht gefolgt. Warum? Weil Leipzig das napoleonische Zeitalter nicht beendet hat. Das war eindeutig und unbestreitbar Waterloo.
Ich weiß nicht, ob es so etwas, wie ein "napoléonisches Zeitalter" gibt, bzw. ob der etwas hochtrabende Begriff "Zeitalter" für eine Periode von mehr oder weniger an die 15 Jahre angemessen ist.
Zum Problem von Epochengrenzen:
Epochengrenzen haben in der Geschichtsschreibung generell eher den Charakter von Modellen und Arbeitsdefinitionen, die durchaus nicht unbedingt allgemeingültig sein müssen, von dem her halte ich die Argumentation, dass eine Schlacht ein Zeitalter benndet habe für etwas schwierig.
Ich würde sagen, dass hängt von der Betrachtungsweise der Nachwelt ab.
Ich würde was Waterloo angeht z.B. wie folgt argumentieren:
Der Wiener Kongress 1814/1815 hatte für Europa bereits eine neue Ordnung eingeläutet, bevor die Schlacht von Waterloo geschlagen wurde und in meiner Interpretation war Waterloo nicht so sehr die letzte große Schlacht der Napoléonischen- oder der Revolutionsepoche sondern die erste Bewährungsprobe des europäischen Mächtesystems des 19. Jahrhunderts, die bestätigte, dass dieses System die Probleme der Zeit bearbeitn und für relative Machtbalance in Europa und damit eine relativ stabile Ordnund in Europa sorgen konnte, die bis in die 1850er-1860er Jahre hinein im Großen und Ganzen hielt.
Eine andere Argumentation dagegen Waterloo als Abschlusspunkt zu sehen, wäre die Frage: "Wie sah Napoléon das eigentlich selbst?" Wollte der noch einmal da weiter machen, wo er 1813/1814 gescheitert war, oder sah er in der Stimmung in Frankreich einfach nur die Chance für sich und seine Familie Macht, Einfluss und Reichtum in Frankreich zurück zu erobern.
Ich halte mich weder für Napoléon, im Allgemeinen, noch für die "Herrschaft der 100 Tage" im Speziellen, für einen besonderen Experten, aber nach dem, was ich so gelesen habe, wollte Napoléon diesen Waffengang nicht, versuchte sich defensiv zu verhalten und auch die eigene Bevölkerung nicht wieder durch neue Aufrüstungen zu belasten, so lange bis sich abzeichnete, dass mit den anderen Großmächten zu keiner friedliche Lösung zu kommen war.
Er zog dann nach Belgien, aber wohl weniger in der Absicht einen neuen großen Eroberungsfeldzug zu beginnen, als mehr um die dort stehenden preußischen und britischen (wobei eher und den britischen Fahnen befindliche, Briten waren nur ein geringer Teil von Wellingtons Armee) Truppen zu schlagen, bevor diese die Chance haben würden sich mit den anrückenden Österreichern und Russen zu vereinigen, weil dann die Übermacht absehbar viel zu groß gewesen wäre.
Interessanter Gedanke, wirklich. Aber was folgte daraus? Burgund verschwand von der Landkarte der Mächtigen, Habsburg und Frankreich kassierten das Erbe und viel mehr war erstmal nicht. Außer, dass Wien und Paris künftig noch schlechter aufeinander zu sprechen waren, aber das hätten auch andere Konflikte zuwege gebracht. Ich gebe gern zu, dass die nun noch "engere" Nachbarschaft künftige Kriege geradezu herausforderte, aber das war ja auch vorher schon der Fall, oder? Sagen wir so - die Aufteilung Burgunds hat die kommenden Konflikte zwischen Habsburg/Österreich, Habsburg/Spanien und Frankreich beschleunigt. Aber die haben sich über so viele Jahrhunderte miteinander geprügelt - ist Nancy da in deinen Augen wirklich herausragend?
Zugegeben, könnte man sagen, Konfliktstoff für Frankreich und Habsburg gab es auch in Italien, ich meine aber dass das Verschwinden dieses "Zwichenreiches" für größere Probleme sorgte, die in the long run dann ein bisschen auf die Konstruktion der "Erbfeindschaft" zwischen Frankreich und Deutschland im 19. Jahrhundert hinläuft, einfach weil das Verschwinden dieses Reiches eine Basis für eine Serie von Konflikten zur Folge hatte, die sich zu diesem Narrativ verwursten leißen.
Eine andere, nicht unmittelbare, aber im weiteren Verlauf aus diesen Umständen resultierende Konsequenz für Europa, ist die machtpolitische Verklammerung zwischen dem Reich und Spanien dadurch, dass den Reglungen, die Karl V. traf die Niederlande erstmal an die spanische Krone gingen.
Die damit verbundene Reichsstandschaft der spanischen Könige und das Hineinziehen Spaniens in die Reichspolitik hatte z.B. mit Hinblick auf den 30-Jährigen Krieg durchaus nicht zu unterschätzende Auswirkungen.