2 Fragen zur französischen Revolution

todesbreit

Neues Mitglied
Also, da ich mich momentan aufs Abitur vorbereite und eine Zusammenfassung erstelle, die auf verschiedenen Materialien beruht, bin ich auf ein paar Widersprüche mit meinem Geschichtsbuch (Französische Revolution Verlag: C.C.Buchner) und Wikipedia gestoßen. Ich hoffe mir kann jemand helfen, damit ich meine Zusammenfassung korrekt ausfüllen kann.

1. Im Buch steht: "Im Januar 1789 wurde die Wahlordnung veröffentlicht. Die Zahl der zu wählenden Abgeordneten des Dritten Standes war nicht verdoppelt worden, doch der künftige Abstimmungsmodus blieb weiter ungeklärt.

Wikipedia sagt, dass die Anzahl der Abgeordneten von Ludwig XVI verdoppelt wurden.
Ich könnte mir vorstellen dass es sich entweder um einen Druckfehler im Buch handelt, oder hat es was mit den "zur Wahl" stehenden Abgeordneten zu tun?

2. Im Buch widerspricht der Graf Mirabeau dem Zeremonienmeister, der der Nationalversammlung den Befehl gibt sich aufzulösen. (Was übrigens auch mit einer Quelle belegt ist: Mirabeau ,,Der Redner der Revolution". Reden, Briefe, Schriften, herausgegeben und übersetzt von Horst Günther, Frankfurt am Main 1989, S.181 f. [falls das wen interessiert ^^])

Bei Wikipedia steht: "Bailly als gewählter Präsident der Versammlung verweigerte dem die Auflösungsorder überbringenden Zeremonienmeister den Gehorsam mit dem markanten Ausspruch, dass die versammelte Nation von niemandem Befehle entgegenzunehmen habe."


Vielleicht kann mir da jemand helfen, wäre einfach schön hier Gewissheit zu haben. :winke:
LG todesbreit
 
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2. Im Buch widerspricht der Graf Mirabeau dem Zeremonienmeister, der der Nationalversammlung den Befehl gibt sich aufzulösen. (Was übrigens auch mit einer Quelle belegt ist: Mirabeau ,,Der Redner der Revolution". Reden, Briefe, Schriften, herausgegeben und übersetzt von Horst Günther, Frankfurt am Main 1989, S.181 f. [falls das wen interessiert ^^])

Bei Wikipedia steht: "Bailly als gewählter Präsident der Versammlung verweigerte dem die Auflösungsorder überbringenden Zeremonienmeister den Gehorsam mit dem markanten Ausspruch, dass die versammelte Nation von niemandem Befehle entgegenzunehmen habe."


Vielleicht kann mir da jemand helfen, wäre einfach schön hier Gewissheit zu haben. :winke:
LG todesbreit

Bei de Castries finden sich folgende Schilderungen:

"Der König ergriff wieder das Wort und beendete seine Rede folgendermaßen:
"Meine Herren, ich befehle Ihnen, sich sofort zu trennen und sich morgen früh jeder in die Kammer seines Standes zu begeben, um die Verhandlungen dort fortzusetzen."
Nach dem Befehl zog der König sich zurück. Der Adel und die hohen geistlichen Würdenträger folgten ihm. Die Pfarrer und die Abgeordneten des Dritten Standes blieben auf den Bänken sitzen, wie sie es am Vortag verabredet hatten."

Die Order wurde also nicht überbracht, sie stand bereits im Raum.

"Vielleicht wäre gar nichts weiter geschehen, wenn nicht Monsieur de Dreux-Brézé, der Oberhofmarschall, mit dem Hut auf dem Kopf eingetreten wäre. Vermutlich wollte er nachsehen, ob sich die Abgeordneten des Dritten Standes zurückgezogen hätten. Es ist nicht mehr festzustellen, ob er offiziell abgesandt war oder den Auftrag zu irgendeiner Vermahnunng besaß. Aber er wurde von den Anwesenden angegriffen. Sie forderten ihn auf, sein Haupt zu entblößen; das war ein Protokollfehler, denn Dreux-Brézé verkörperte in seiner Stellung den König. Also widersprach er lebhaft, vielleicht auch ungezogen, wandte sich dann an den Präsidenten Bailly und fragte ihn:
"Monsieur, Sie haben die Absichten des Königs verstanden?"
Bailly war ein friedlicher Gelehrter, nicht für öffentliche Kämpfe geschaffen. Vermutlich hatte er ein schlechtes Gewissen. Er antwortete nicht direkt, sondern sagte halblaut zu einem Kollegen:
"Mir scheint, dass die versammelte Nation keinen Befehl empfangen kann."
Da griff Mirabeau von seinem Sitz aus ein. Was er vorbrachte, war die natürliche Fortsetzung seiner Rede, die durch Dreux-Brézés Ankunft unterbrochen war; aber diesmal richteten sich die Schlussworte an den ersehnten Zuhörer, an den Vertreter des Königs:
"Ja, wir haben die Absichten verstanden, die dem König eingeblasen wurden; und Sie, die Sie nicht sein Sprecher in den Generalständen sein können, die Sie hier weder Platz noch Stimme haben, Ihnen kommt es nicht zu, uns seine Rede ins Gedächtnis zu rufen. Um aber jedes Missverständnis und jede Verzögerung zu vermeiden, erkläre ich: falls man Sie beauftragte, uns hier herauszuwerfen, müssen Sie Befehle zur Gewaltanwendung einholen, denn wir verlassen unsere Plätze nur unter dem Zwang der Bajonette."
Die Abgeordneten waren durch diese Erwiderung aufs höchste erregt, sie riefen im Chor:
"So ist der Wille der Versammlung."
Dreux-Brézé gab kaltblütig zurück:
"Ich kann in Monsieur de Mirabeau nur den Abgeordneten der Baillage Aix sehen, aber nicht den Sprecher der Versammlung."
Als brauche er den Zwischenfall nicht weiter zu beachten, wandte sich der Oberhofmarschall erneut an Bailly, der entschlossen erklärte:
"Die Versammlung hat sich nach der königlichen Sitzung vertagt; ich kann sie nicht auflösen, ehe sie nicht beraten hat."
"Ist das wirklich Ihre Antwort, und kann ich sie dem König mitteilen?"
Während Bailly bejahte und Dreux-Brézé unwillkürlich rückwärts den Raum verließ, als ob er sich vor dem zum Souverän erklärten Volk verneige, soll Mirabeau spöttisch gesagt haben:
"Und wenn die Bajonette kommen, kneifen wir aus."
Bailly bemerkte sehr vernünftig, dass von Bajonetten niemals die Rede war. Sieyès rückte die Dinge richtig, indem er sagte:
"Wir sind heute, was wir gestern waren; setzen wir die Beratungen fort."" [1]

De Castries gibt Mirabeaus XIII. Brief an seine Auftraggeber als Quelle an; möglicherweise in dem von dir angegebenen Buch zu finden.

Grüße
excideuil
[1] Castries, Duc de: „Mirabeau – Das Drama eines politischen Genies“, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart, 1963, Seiten 256-258
 
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