"20.000 Sudetendeutsche als Geiseln genommen"? (Sudetenkrise)

GermagnaMania

Neues Mitglied
Vor dem Münchner Abkommen gab es den "Unerklärten Deutsch-Tschechoslowakischen Krieg", in dem das Dritte Reich hierbei zuerst 1. die vasallisierte SdF (Sudetendeutsche Front)[*] zu einem Volksaufstand anzettelte & 2. später das Sudetendeutsche Freikorps bilden ließ, welches einen Freischärlerkrieg gegen die CSR führte (es beteiligten sich auch SA- und SS-Einheiten). An diesem beteiligte sich später auch die Republik Polen, indem sie die polnische Bevölkerung innerhalb Polens und der CSR mit Radio und Presse zum Bilden eines Freikorps aufforderte - und auch durchführte - , was das Olsagebiet in einen Ausnahmezustand, mit Verletzten und Toten, brachte.

In Angesicht eines drohenden 'Kessel-Krieges' von allen Seiten gegen Deutschland, Polen, Ungarn und russinischen Separatisten, wurde die Generalmobilmachung ausgerufen und die altbewährte Taktik der Verbannten Erde angewandt. Nun lese ich:

Gleichzeitig mit der Mobilmachung wurde zudem ein vorbereiteter Plan für diverse Sperren umgesetzt, der eine echte Überraschung für die Wehrmacht war: Eine Vielzahl kleiner Sperren, wie z. B. Baumscheren und Zerstörungen von Telefonleitungen wurde sofort realisiert, andere wiederum wurden so vorbereitet, dass man sie bei Bedarf kurzfristig realisieren konnte. Alle Elbbrücken, Elektrizitätswerke und Betriebe mit strategischer Bedeutung wurden zur Sprengung vorbereitet. Außerdem wurden 20.000 Sudetendeutsche kurzerhand als Geisel genommen. Diese Maßnahme setzte das tschechoslowakische Staatsschutzkorps, zusammengesetzt aus Sondereinheiten von Polizei, Gendarmerie und Armee, um.
Sudetendeutscher Freikorps | Deutsche in Böhmen & Mähren


Ich habe bisher nur zwei weitere Quellen gefunden, welche auch genau die gleiche Zahl wiedergeben; Chroniken von Maffersdorf und Kreis Landskron:

Am 22. September macht die Tschechoslowakei mobil. 1 1/2 Millionen Soldaten standen unter Waffen. 5 Tage später werden in den Sudetengebieten die Rundfunkempfänger beschlagnahmt, 20000 Sudetendeutsche als Geiseln genommen, über 200 Brücken zerstört, Eisenbahnstrecken unbefahrbar gemacht, Tunnel gesprengt ...
Der Anschluß an das Deutsche Reich

Am 27. September 1938 wurden nun auch in Deutschland eine Teilmobilmachungvollzogen. An diesem Tag beschlagnahmten die Tschechen alle Rundfunkempfänger im Sudetenland, 20.000 Deutsche wurden als Geiselnfestgenommen, 200 Brücken und Eisenbahnstrecken zerstört, Tunnelgesprengt und weitere Verteidigungsstellungen gebaut.
Geschichte der Sudetenländer 1918 bis 1938


Entspricht das wirklich der Wahrheit? Ich kann es mir schwer vorstellen, wie man 20.000 Menschen als Geiseln nehmen sollte. Natürlich würde ich es net ausschließen, da Benesch in einer verzweifelten Lage war (dazu ein Deutschenhasser) und noch auf Unterstützung der UdSSR hoffte. Kann irgendwer das mit zusätzlichen Quellen untermauern?


Anmerkung:
[*] Ursprünglich eine ständestaatliche Partei im Orbit von Ottmar Spann, welche die NS-Bewegung unterwandern wollte, aber schließlich selbst unterwandert wurde. (Gestapo-Bericht: "Der Spannkreis - Gefahren und Auswirkungen", 1936)
 
Entspricht das wirklich der Wahrheit? Ich kann es mir schwer vorstellen, wie man 20.000 Menschen als Geiseln nehmen sollte.
Es wird sich dabei weniger um eine "Geiselnahme" gehandelt haben, als viel mehr um eine vorsorgliche Inhaftierung bekannter Personen mit extremen politischen Auffassungen, denen die staatlichen Stellen zutrauten Wehrkraftzersetzung zu betreiben oder im schlimmsten Fall direkt mit dem Feind zu kooperieren (was bei Kadern und insbesondere Funktionären, der separatistischen "Sudetendeutschen"-Organisationen durchaus eine berechtigte Annahme gewesen sein dürfte).

Das ist letztendlich eine Routinemaßnahme im Mobilisierungsfall und in Erwartung eines Krieges, die es in allen Staaten gibt, in denen als extremistisch betrachtete Organisationen vorhanden sind.
Man möchte eben die eigene Armee und die eigene kritische Infrastruktur von Feindpropaganda abschirmen und vor Sabotageakten schützen.

Hier dürfte der Begriff "Geiselnahme" dann eher ein Tradieren von NS-Propaganda sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
20.000 Sudetendeutsche als "Geiseln" festgenommen? Und wo dann festgehalten, in welchem Lager, welcher Polizeidienststelle? Da würde es dann doch wohl propagandistisch ausgeschlachtete "Erlebnisberichte" von Sudetendeutschen gegeben haben, die zwischen 1938 und 1939 dokumentiert wurden, mit genauer Nennung von Zahl, Ort und Namen?

Es wird vermutlich Verhaftungen von Sudetendeutschen gegeben haben, deren Festnahme wegen objektiv und offenkundig vorliegender Unterstützung eines Angriffskriegs auf die Tschechoslowakei nach damaligem und heutigem Recht sowohl legitim als auch indiziert war: Es handelte sich ja bei deren Aktionen letztlich um nichts anderes als das, was wir als Bildung einer kriminellen oder terroristischen Vereinigung betrachten würden.

Das Wort "Geisel" ist hier fehl am Platze.
 
Geschichte der Sudetenländer 1918 bis 1938
In diesem Link, der auch von 20.000 deutschen Geiseln spricht, wird die deutsche Annexion nach dem Münchner Abkommen unter der Überschrift "Befreiung" abgehandelt.

Sudetendeutscher Freikorps | Deutsche in Böhmen & Mähren
Hier wird als Quellenangabe u.a. Helmut Südermann, ein wichtiger Vertreter der NS-Propaganda und seines Zeichens SS-Obersturmbannführer, mit einer Schrift aus dem Jahr 1938 genannt. Dass man in solchen Kreisen von "Geiseln" gesprochen hat, ist wenig verwunderlich.

Wenn du solche Seiten besuchst, ist es nicht erstaunlich, dass du auf solche oder ähnliche rechtslastigen Aussagen stösst.
 
Dass das ganze ein hanebüchener Unsinn ist, sieht man auch an der Behauptung, dass am 27.09.1938 200 Brücken und Eisenbahnstrecken gesprengt bzw. zerstört wurden:
über 200 Brücken zerstört, Eisenbahnstrecken unbefahrbar gemacht, Tunnel gesprengt

Keine Armee zerstört die Infrastruktur des eigenen Landes, ohne dass ein feindlicher Panzer oder Soldat die Grenze überschritten hat.

Fiat lux in tenebris.
 
Diese post facto Geschichte besteht den Riechtest nicht, zu vague usw. Stop chuckling David [Irving], for crying out loud!
 
Dass das ganze ein hanebüchener Unsinn ist, sieht man auch an der Behauptung, dass am 27.09.1938 200 Brücken und Eisenbahnstrecken gesprengt bzw. zerstört wurden:
Was das betrifft, würde ich etwas vorsichtiger sein, auch wenn die Zahl mit Sicherheit übertrieben ist.

Keine Armee zerstört die Infrastruktur des eigenen Landes, ohne dass ein feindlicher Panzer oder Soldat die Grenze überschritten hat.
Auf Grund der deutschen Materialüberlegenheit konnten die militärischen Pläne der Tschechen nur auf Verzögerung und Bindung deutscher Truppen hinauslaufen und auf die Hoffnung darauf, dass Frankreich und die Sowjetunion sich an ihre Bündnissvereinbarungen halten und Beistand leisten würden.

Nach Westen hin gab es mehrere Festungslinien:


Im Süden an der Grenze zum ehemaligen Österreich, in der Südwestlichen Slowakei, in der Kapartoukraine und im an Polen angrenzenden Norden der Solwakei waren aber nur wesentlich schwächere oder gar keine Befestigungen vorhanden.

Durch den Umstand, dass sowohl Deutschland, als auch Ungarn erhebliche Gebietsforderungen gegenüber der Tschechoslowakei erhoben und den erfolgten Anschluss Österreichs an Deutschland war es durchaus auch denkbar, dass für den Fall eines Krieges mit der Tschechoslowakei Werhrmachtsdivisionen auch z.B. in Westungarn aufmarschieren und die dortige Festungslücke würden nutzen können um mit schnellen motorisierten Truppen die besfestigungslinien zu umgehen.

Insofern konnte es von tschechischer Seite her durchaus Sinn machen, den Abbruch von Bahnlinien, Straßen, Brücken und Tunneln, in den Gebieten anzuordnen, die nicht durch audäquate Befestigungen und Hindernisse verteidigt waren und die auf grund der Länge der Grenze und des Umstands es wahrscheinlich mit 2 oder 3 Gegnern zu tun zu haben auch nicht adäquat verteidigt werden konnten.

Hier wären, wenn man der Meinung war, Krieg sei nicht mehr zu verhindern Sabotagen wahrscheinlich sinnvoll gewesen um feindliches Vorrücken, wo es nicht effektiv zu blockieren war, mindestens zu verzögern.

Zumal den Tschechen nicht entagenen sein dürfte, dass die Deutschen anfinden mit Fallschirm-/ Luftlandetruppen herum zu experimentieren, was für das handstreichartige Nehmen von potentiellen Einfallstoren und den Zeitplan natürlich auch nochmal andere Implikationen mit sich brachte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Von Terroraktionen die auf das Konto des Sudetendeutschen Freikorps gehen steht nichts auf dieser glorifizierenden Seite geprägt von Auslassungen und Lügen, ganz zu schweigen von verübten Morden an Zivilisten.
Ja, ich bin hier persönlich massiv angefasst! Ein in Kindheitstagen geschätzter Verwandter war an einem dieser Morde beteiligt, was er stets bestritt, wie auch seine Beteiligung an Verbrechen der Wehrmacht im Zuge des Ostfeldzugs. Zu ersterem, ich habe persönlich mit Angehörigen des Opfers gesprochen. Zum zweiteren, ich/wir durften ihn auf einem Bild der Wehrmachtsausstellung I des Hamburger Sozialforschungsinstituts entdecken.

Zur Eingangsfragestellung: In welchem Umfang es Ende Sept. 38 zu Internierungen seitens der tschechoslowakischen Armee u. Sicherheitskräfte kam, weiß ich leider nichts. Die KI hat mir die "20.000 Geiseln" auch geliefert, ansonsten jedoch nur die von dir verlinkten Seiten - das sagt einiges!

Edit:
Zur Ehrenrettung der KI, mit den Suchbegriffen "Internierungen Tschechoslowakei Sudetenland 1938" liefert sie:
"Im September 1938 fanden keine direkten Internierungen in größerem Stil im Sudetenland statt, sondern die Münchener Konferenz führte zum Münchner Abkommen (30. September 1938), das die Annexion des Sudetenlandes durch das Deutsche Reich beschloss. (...)"

Diese Geisel-Sache ist im Kontext Hitlers Lügen strotzender Agitationen zu sehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was das betrifft, würde ich etwas vorsichtiger sein, auch wenn die Zahl mit Sicherheit übertrieben ist.


Auf Grund der deutschen Materialüberlegenheit konnten die militärischen Pläne der Tschechen nur auf Verzögerung und Bindung deutscher Truppen hinauslaufen und auf die Hoffnung darauf, dass Frankreich und die Sowjetunion sich an ihre Bündnissvereinbarungen halten und Beistand leisten würden.

Nach Westen hin gab es mehrere Festungslinien:


Im Süden an der Grenze zum ehemaligen Österreich, in der Südwestlichen Slowakei, in der Kapartoukraine und im an Polen angrenzenden Norden der Solwakei waren aber nur wesentlich schwächere oder gar keine Befestigungen vorhanden.

Durch den Umstand, dass sowohl Deutschland, als auch Ungarn erhebliche Gebietsforderungen gegenüber der Tschechoslowakei erhoben und den erfolgten Anschluss Österreichs an Deutschland war es durchaus auch denkbar, dass für den Fall eines Krieges mit der Tschechoslowakei Werhrmachtsdivisionen auch z.B. in Westungarn aufmarschieren und die dortige Festungslücke würden nutzen können um mit schnellen motorisierten Truppen die besfestigungslinien zu umgehen.

Insofern konnte es von tschechischer Seite her durchaus Sinn machen, den Abbruch von Bahnlinien, Straßen, Brücken und Tunneln, in den Gebieten anzuordnen, die nicht durch audäquate Befestigungen und Hindernisse verteidigt waren und die auf grund der Länge der Grenze und des Umstands es wahrscheinlich mit 2 oder 3 Gegnern zu tun zu haben auch nicht adäquat verteidigt werden konnten.

Hier wären, wenn man der Meinung war, Krieg sei nicht mehr zu verhindern Sabotagen wahrscheinlich sinnvoll gewesen um feindliches Vorrücken, wo es nicht effektiv zu blockieren war, mindestens zu verzögern.

Zumal den Tschechen nicht entagenen sein dürfte, dass die Deutschen anfinden mit Fallschirm-/ Luftlandetruppen herum zu experimentieren, was für das handstreichartige Nehmen von potentiellen Einfallstoren und den Zeitplan natürlich auch nochmal andere Implikationen mit sich brachte.
Mit dem "Anschluß" Österreichs war die Defensivsituation für die Streitkräfte hoffnungslos. Die "Front" an der ehemaligen österreichischen Grenze war unter den gegebenen Umständen, auch der geographischen Bedingungen, nicht zu verteidigen.
 
Mit dem "Anschluß" Österreichs war die Defensivsituation für die Streitkräfte hoffnungslos. Die "Front" an der ehemaligen österreichischen Grenze war unter den gegebenen Umständen, auch der geographischen Bedingungen, nicht zu verteidigen.
Vor allem änderte es (und das ziemlich kurzfristig) die strategische Lage für die Tschechoslowakische Landesverteidigung auch konzeptionell.

Vor dem "Anschluss Österreichs" (der war ja gerade einmal ein halbes Jahr her) war ein Krieg gegen Deutschland, wenn er kommen würde im Westen und Nordwesten zu erwarten, mit dem "Anschluss" wurde auf einmal ein Krieg auch im Süden möglich, was bedeutete, die Verteidigungspläne kurzfristig umstellen zu müssen.
So lange Österreich außerhalb des deutschen Machtbereiches lag, war auch ein direktes deutsches Zusammenarbeiten mit den Ungarn nicht möglich, mit dem "Anschluss" wurde es möglich.

Ich sehe da durchaus Gründe für einem Kriegsbeginn vorrausgehende Saboetageakte an der Infrastruktur zu verüben um deutsches Vorgehen wenigstens verzögern und auf Eintreffen sowjetischer Verstärkungen und französische Offensive im Westen hoffen und warten zu können.
 
Ich sehe da durchaus Gründe für einem Kriegsbeginn vorrausgehende Saboetageakte an der Infrastruktur zu verüben um deutsches Vorhgehen wenigstens verzögern und auf Eintreffen sowjetischer Verstärkungen und französische Offensive im Westen hoffen und warten zu können.
Nein, ich sehe da keine, eben weil die Situation so aussichtslos war, nicht nur militärisch, sondern auch politisch. Zerstörungen hätten nur Sinn im Falle eines Angriffs aber vorher nicht, was sollte das nützen? Die Wirkung einer zerstörten Brücke, Eisenbahn, Straße oder anderes ist nur sehr!!! kurzfristig sofern dieses Hindernis nicht!! verteidigt wird. Und eine dadurch folglich nur statische Verteidigung ( Bedingt durch die geringe Truppenstärke) ist relativ schnell zu beseitigen. Die tschechische Armee stützte sich auf die Befestigungsanlagen gegen das DR mit mobilen Kräften für eventuelle feindliche Einbrüche. Mit der neuen Situation konnte die Armee nicht fertigwerden. Um auf Frankreich!! und Russland!! zu warten fehlte auch die weite des Raumes.
 
Um auf Frankreich!! und Russland!! zu warten fehlte auch die weite des Raumes.
Im Bezug auf Frankreich mag das stimmen, aber die östliche Grenze der Kaparto-Ukraine gegen Polen war 200-250 Km von der Polnisch-Sowjetischen Grenze weg.

Sowjetische Bündnistreue und polnisches Einverständnis vorrausgesetzt, wäre rein logistisch ein Transfer von sowjetischen Truppen auf tschechisches Gebiet grunsätzlich innerhalb einiger Tage möglich gewesen, insofern hätte unter Umständen kurzfristige Verzögerung durchaus einen Sinn ergeben können.

Das hing halt davon ab, wo Warschau und Moskau standen.
Mit Polen lag die CSR im Streit wegen des teschener Gebiets, aber im Vergleich zu den Territorialforderungen Deutschlands und Ungarns war das eine Kleinigkeit, die sich eventuell bereinigen ließ.
Für Polen war die ganze Angelegenheit ohnehin ein zweischneidiges Schwert.
Ein polnischer Krieg gegen die CSR an der Seite Deutschlands wegen Teschen dürfte für Warschau wegen des sowjetischen und auch des französischen Bündnisess mit der CSR kaum infrage gekommen sein.
Außerdem war durchaus denkbar, dass wenn Hitler sich erstmal die deutschsprachigen Gebiete der CSR geholt haben würde, er als nächstes den "Polnischen Korridor" anvisieren könnte.
Gleichgültigkeit gegen Berlin war für Warschau also auch potentiell gefährlich.

Ich denke, dass man in Prag durchaus noch irgendwie die Hoffnung haben konnte sich mit Warschau evt. gegen Abtretung Teschens so zu einigen, dass sowjetische Truppen gegen Sierheitsgarantien für Polen zumindest Galizien würden passieren dürfen.
Und in diesem Fall hätte es durchaus Sinn ergeben vorsorglich auf Zeit zu spielen.
 
Dass das ganze ein hanebüchener Unsinn ist, sieht man auch an der Behauptung, dass am 27.09.1938 200 Brücken und Eisenbahnstrecken gesprengt bzw. zerstört wurden:
Ich gebe dir da recht. Wenn es zu größeren Zerstörungen der Infrastruktur gekommen wäre, hätte die Wehrmacht - nachdem die ČSR gezwungermaßen das Münchner Abkommen am 30.09.1938 anerkannte - nicht problemlos am 01.10.1938 das Sudetenland besetzen können. Das klingt nach Nazi-Propaganda im Vorfeld des Münchner Abkommens, die einige rechtsgerichtete Seiten und basierend darauf auch einige KIs heute als Fakten verkaufen wollen.
Edit: Wenn es solche Zerstörungen dennoch gab, dann müssten ja entsprechende Instandsetzungen nach der Zerstörung irgendwo dokumentiert sein. Wenn jemand da Quellen liefern kann, lasse ich mich dann auch davon überzeugen, dass ich falsch lag.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich gebe dir da recht. Wenn es zu größeren Zerstörungen der Infrastruktur gekommen wäre, hätte die Wehrmacht - nachdem die ČSR gezwungermaßen das Münchner Abkommen am 30.09.1938 anerkannte - nicht problemlos am 01.10.1938 das Sudetenland besetzen können.
Du setzt jetzt vorraus, dass das in den an Deutschland angrenzenden, einigermaßen stark befestigten Regionen passiert/nicht passiert wäre.
Da wäre es in der Tat wahrscheinlich eher unnütz gewesen.
Aber der Großteil der Grenzregionen gegenüber Deutschland im Westen und Nordwesten war ja verteidigungstechnisch überhaupt nicht dass Problem aus tschechischer Sicht.
Im Bereich der Befestigungslücken auf dem Gebiet des mährischen und slowakischen Teils der CSR hätte es gegebenenfalls Sinn ergeben, da wiederrum rückten nach dem "Münchner Abkommen" keine deutschen Truppen ein, bzw. nur in Teilgebiete, während ein Großteil bei der CSR verblieb.

Schaut man sich das ganze physisch an:


Sieht man eigentlich 3 Probleme für die tschechoslowakische Verteidigung, gegen Deutschland von denen 2 zusammenhängen.

1. Im Nordwesten die Gebirgslücke zwischen Aussig und Reichenberg also zwischen Erz- und Eulengebirge, von wo aus sich in das bömische Becken nördlich und nordwestlich Prag vorstoßen ließ. Der Abschnitt musste als direkt Kritisch für die Verteidigung der Hauptstadt erscheinen.
2. Die Lücke zwischen den nordmährischen Gebirgszügen (östliche Sudeten) und den Beskiden um Ostrau herum als Ansatzpunkt für eine Südvorstoß entlang der Oder in Richtung auf die March.
3. Die große klaffende Gebirgslücke im südlichen Mähren, südlich Brünn und der gasamten südwestlichen Slowakei mit Bratislava

Die große sich aus der Geographie ergebende Gefahr, ist offensichtlich, dass sich die Lücke bei Ostrau und die große Lücke in Südmähren und der Gegend um Bratislava für einen Gegner, der von Norden und Süden her angreifen konnte, die Möglichkeit eines Zangenangriffs in Mähren mit grobem Zielpunkt/Treffpunkt igendwo an der March oder im entsprechenden Gebiet auf halbem Weg zwischen Brünn und Olmütz ergeben konnte, damit wären die tschechischen Gebiete von den slowakischen zu trennen und völlig zu umfassen gewesen.

In diesen drei Lücken, konnte die Sabotage der Infrastruktur durchaus Sinn ergeben um deutsches Vorrücken wenigstens zu verlangsamen, in den anderen Breichen gaben Territorium und Befestigungen jedenfalls brauchbare Verzögerungslinien her.

Wenn es tschechische Sabotage von Infrastruktur gab, wird man sie in diesen drei Bereichen finden.

Sowohl Ostau/Ostrava, mit dem größten Teil der Lücke im Nordosten, als auch der größte Teil der Territorien südlich und südöstlich brünn, bis in die Slowakei hinein blieben nach München bei der CSR, so dass sabotierte Infrastruktur hier keinen Einmarsch behindert hätte.


Hinzu kommen potentielle Probleme gegenüber Ungarn, dass man von Seiten Prag wegen der Slowakei als potentiellen Kriegsgegner auf der Liste haben musste.
Hier hätte es sich ggf. angeboten zu versuchen mit Sabotagen ungarisches Vorgehen auf Bratislava und Kosice, die beide geographisch ungünstig für eine Verteidigung gegen Süden lagen, jedenfalls zu verlangsamen.

Die dargestellte Zahl von 200 sabotierten Bahnstrecken, Brücken, Tunneln halte ich für übertrieben, aber Sabotage einzelner wichtiger Strecken halte ich vor allem im Mährisch-Slowakischen Raum durchaus für gut denkbar, müsste man sich bei Zeiten mal ansehen, ob sich dazu etwas findet.

Allerdings, so wie die Belgier in der Hoffnung auf Frankreich versuchten die Maasbrücken zu sprengen, als der deutsche Überfall kam, wäre es für Prag durchaus nicht unplausibel gewesen die potentiellen Durchbruchstellen zwischen den Gebirgszügen zu sperren, wenn man auf die Sowjets hoffte und meinte bis zur Verstärkung durch die Rote Armee Zeit schinden zu müssen, wenn man Krieg für unausweichlich hielt.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Shinigami Hast du Belege für Sabotage der Infrastruktur seitens der ČSR vor dem Münchner Abkommen? Oder hast du gar Belege für die Instandsetzung von zerstörter Infrastruktur im Sudetenland durch die Deutschen nach dem Münchner Abkommen? Dann können wir weiterreden. Auf wortreichen Spekulatius lasse ich mich nicht ein.
 
Hast du Belege für Sabotage der Infrastruktur seitens der ČSR vor dem Münchner Abkommen?
Wenn ich ad hoc welche hätte, würde ich nicht auseinandersetzen, welche Gebiete für entsprechende Recherche wohl infrage kämen.
Werde ich mir innerhalb der nächsten 3 Wochen nicht näher ansehen können, außerdem spreche und lese ich, was hier wohl erheblich von Belang wäre kein Tschechisch, da wäre die Frage, ob wir jemanden im Forum haben, der das beherrscht, dass würde hier wohl sehr helfen.


Auf wortreichen Spekulatius lasse ich mich nicht ein.
Aber auf wortarmen Spekulatius, wenn du es von Anfang an, für Unsinn erklärst und es mit der relativ reibungslosen Besetzung der Sudetengebiete erklärst ungeachtet des Umstands, dass infragekommende Regionen möglicherweise gar nicht oder nur teilweise von Besatzung betroffen gewesen wären?
 
Aber auf wortarmen Spekulatius, wenn du es von Anfang an, für Unsinn erklärst und es mit der relativ reibungslosen Besetzung der Sudetengebiete erklärst ungeachtet des Umstands, dass infragekommende Regionen möglicherweise gar nicht oder nut teilweise von Besatzung betroffen gewesen wären?
Wenn du etwas behauptest, wie etwa Zerstörungen der Infrastruktur im Sudetenland seitens der ČSR, bist du in der Beweispflicht. Wenn ich diese Behauptung in Zweifel ziehe, bin ich es nicht.
 
Wenn du etwas behauptest, wie etwa Zerstörungen der Infrastruktur im Sudetenland seitens der ČSR, bist du in der Beweispflicht. Wenn ich diese Behauptung in Zweifel ziehe, bin ich es nicht.
Ich behaupte bislang gar nichts, außer dass es nicht völlig unplausibel erscheint.

Die Behauptung, wie sie oben im Text steht, vor allem im Bezug auf die angebliche "Geiselnahme" bzw. in Verbindung damit muss natürlich grunsätzlich unter dem Verdacht stehen, dass es sich da gut um Propaganda handeln kann, wenn dass so dargestellt wird (bzw. man kann es ja so lesen), dass da ein orchestriertes Zerstörungswerk stattgefunden hätte um unabhängig vom militärischen Nutzen die zivile Infrastruktur in den teilweise deutsch bewohnten Gebieten platt zu machen.

In dieser Lesart, ist das sicherlich Gräuelpropaganda, die wenig mit der Realität zu tun haben dürfte.

Allerdings ähnlich, wie es mich angesichts der terroristischen Aktivitäten und des offenen Separatismus der sudetendeutschen Organisationen wundern würde, wenn dort nicht für diese Organisationen wichtige Funktionäre von den tschechoslowakischen Behörden im Zuge der Mobilmachung aus dem Verkehr gezogen worden wären, was die NS-Propaganda hier wahrscheinlich zur "Geiselnahme" verdreht hat, würde es mich in gleichem Maße wundern, wenn in Vorbereitung auf einen als sicher geltenden Krieg, einzelne für das deutsche Vorrücken relevante Verkehrswege nicht durch Sabotage gesperrt worden wären, was natürlich der NS-Propaganda, die dass hier in die Richtung eines terroristischen Zerstörungswerks rückt, nicht entspräche.
 
würde es mich in gleichem Maße wundern, wenn in Vorbereitung auf einen als sicher geltenden Krieg, einzelne für das deutsche Vorrücken relevante Verkehrswege nicht durch Sabotage gesperrt worden wären,

Hier ist die Rede vom 27.09.1938.
Das Münchner Abkommen ist vom 30.09.1938.


Wir sprechen von angeblich am 27.09.1938 durchgeführten, tatsächlich aber nirgendwo belegten Zerstörungen der Infrastruktur eines souveränen Landes, auf eigenem Territorium, durch dessen souveräne Streitkräfte, um einen Angriff auf dessen Souveränität durch einen gegnerischen Überfall zu verhindern.
  • Wo hat es denn 200x "Bumm" gemacht? Ist ja nicht ganz lautlos.
  • Welche Tunnel waren gesprengt? Müsste ja doch im Fahrplan bemerkbar sein.

Ich bin angefressen, wenn hier die Begriffe im Sinne der nationalsozialistischen Propaganda verwendet werden.

Im Gegenteil: Nach heutigem deutschen Strafrecht (s.o.) wären alle Sudetendeutschen, die sich zur Unterstützung eines solchen Überfalls organisierten, als Saboteure definiert.
Im Kriegsfall hätte für sie nach damals geltendem Recht die Todesstrafe verhängt werden können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben