florian17160 schrieb:
Das attentat vom 20. juli ist zwar der versuch, durch die beseitigung hitlers günstigere bedingungen für die beendigung des krieges zu schaffen und eine weitere zerstörung deutschlands zu verhindern. aber auch für den fall des scheiterns versprachen sich die verschwörer eine wirkung auf das ausland
Sehr richtig. Das war aber nicht der alleinige Grund für den Widerstand gegen das NS Regime, auch nicht auf Seiten der Wehrmacht. Der Widerstand muß differenzierter betrachtet werden.
Die Opposition richtete sich insbesondere gegen das Führerprinzip, die Gleichschaltung in Verfassung Verwaltung und in allen Organisationen, gegen das Einparteiensystem, die Unterdrückung aller Andersdenkenden, die Behinderung der Kirchen, die Vergewaltigung des Rechts, vor allem die verbrecherische Verfolgung der Juden und anderer rassischer Minderheiten, die Liquidierung politischer Gegner ohne Gesetz und Urteil, die Vernichtung lebensunwerten Lebens, die Korruption innerhalb der Parteiführerschaft, Hitlers Eingriffe in die militärische Kriegführung seit 1941, die Terrorisierung der Zivilbevölkerung besetzter Gebiete und sinnlose Weiterführung des Aussichtslos gewordenen Krieges.
Innerhalb der Kreise und Gruppen der aktiven Widerstandsbewegung herrschten unterschiedliche Beweggründe und Ziele, entsprechend ihrer politischen Einstellung. Mehrere Widerstandsgruppen kamen aus den Gewerkschaften und der Sozialdemokratie. Der Kreisauer Kreis faßte besonders jüngere Kräfte aus verschiedenen Lagern zusammen und schuf dadurch Querverbindungen zu Konservativen und Sozialisten. Die Gruppe der Weißen Rose entfaltete aus christlichem Glauben herraus eine intensive antifaschistische Tätigkeit‚ dieser Kreis unterhielt Beziehungen besonders in die Schweiz. Die rote Kapelle umfaßte besonders linksgerichtete Intellektuelle und Kommunisten; ein äußerer Kreis stand in Verbindung mit der Sowjetunion.
Klarheit bestand unter den Widerstandsgruppen darüber, daß ein Sturz des Hitlerregimes nur unter entscheidender Teilnahme der Wehrmacht möglich sei. Der Plan, 1938 während der Sudetenkrise einen militärischen Staatsstreich durchzuführen, kam infolge des Münchner Abkommens nicht zur Durchführung. Auch die Absicht, Hitlers Westoffensive durch eine Erhebung zu verhindern (Spätherbst 1939), wurde aufgegeben. Versuche mit westlichen Staatsmännern Fühlung aufzunehmen, um Bedingungen für die Behandlung Deutschlands im Falle des Umsturzes festzulegen, stießen bei diesen auf Zurückhaltung. Mehrere Attentatspläne gegen Hitler nach dem Fall Stalingrads scheiterten bereits in der Vorbereitung.
Die Basis des Deutschen Widerstandes gegen das Hitler - Regime war eine weitverbreitete Überzeugungsgegnerschaft, die nach Ausschaltung aller legalen Oppositionsmöglichkeiten einen anderen Durchbruchsweg suchte. Diese innere Opposition fand sich insbesondere in den staatstragenden Schichten der Weimarer Republik, unter Gemeindemitgliedern und Geistlichen beider christlichen Bekenntnisse, bis zu den Kirchenführern hinauf, bei den Protestanten von der Bekennenden Kirche gestützt. Andere Oppositionelle waren überzeugt, daß der Krieg eine Katastrophe für Deutschland werden müsse, und wollten den Zusammenbruch vermeiden oder abschwächen (führende Persönlichkeiten der Wehrmacht und der Konservativen auch einzelne Nationalsozialisten). Allerdings waren jene wohl kaum in der Mehrheitim Widerstand.
Hochachtungsvoll, Robert Craven
Quelle: Peter Riedle (Hrsg.):Wiesbaden und der 20. Juli 1944. Stadtarchiv der Stadt Wiesbaden. Wiesbaden 1996 + Lexika
Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Widerstand_gegen_den_Nationalsozialismus#Struktur_des_Widerstands