In der Uni hat unser Wirtschaftsdozent einmal gesagt, in einer Zeit, in der das jährliche Wachstum des BIP nur minimal war, waren Krieg und Raub die wichtigste Methode, um eigenes, echtes Wirtschaftswachstum zu erzielen. Er meinte damit das Mittelalter, aber eigentlich die gesamte vorindustrielle Epoche. Ab wann lohnte sich Krieg ökonomisch nicht mehr und wurde die Konzentration auf den Ausbau der eigenen Wirtschaft profitabler? Oder anders formuliert: Ab wann wirkte das allgemeine Wirtschaftswachstum pazifizierend?
(Hervorhebung durch mich)
.. schwierige Frage. Ich mach mal einen Versuch.
Norman Angell hat wenige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg ein berühmtes, sehr kluges und weitsichtiges Buch zu eben diesem Thema geschrieben
Darin beschreibt er
1910 z. B. die Unmöglichkeit im Falle einer Eroberung Werte zu konfiszieren. (Chapter IV - THE IMPOSSIBILITY OF CONFISCATION) – und dieses Kapitel ist ein guter Einstieg in seine Argumentation, dass eine international hoch vernetzte Gesellschaft keinen wirtschaftlichen Erfolg durch einen Krieg erringen kann.
1898 veröffentlicht Iwan Bloch ein einflussreiches sechsbändiges Werk, das die Unmöglichkeit einen Krieg wirtschaftlich zu gewinnen ebenfalls darlegt. Allerdings weniger aus der Perspektive der wirtschaftlichen Vernetzung sondern der Evolution der Waffentechnik. Deren Zerstörungspotenz sei so gewachsen, dass deren Wirkung jeden möglichen Gewinn übertreffen müsse.
Ich denke das ist ungefähr die Zeit (Jahrhundertwende) ab der Krieg sich ökonomisch nicht mehr lohnen konnte. Vielleicht auch etwas früher.
„Ab wann wirkte das allgemeine Wirtschaftswachstum pazifizierend?“
Tat es das? Es ermöglichte doch auch den „totalen Krieg“.
Und dieses Wachstum ging Hand in Hand mit einer technischen Evolution, die auch eine Erhöhung der Zerstörungskraft bewirkte, während die möglichen Reaktionszeiten geringer wurden. (wie Bloch bereits 1898 feststellt)
Aber eigentlich bezog sich die Frage auf den Raubkrieg.
Fällt jemandem dazu ein erfolgreicher ein?
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Norman Angell: The Great Illusion
https://archive.org/details/in.ernet.dli.2015.88977 (Das ist sozusagen die Jubiläumsausgabe von 1933, des Jahres in dem Angell den Friedensnobelpreis erhielt)
Das Buch kannst Du ohne Weiteres als PDF runter laden.
Übrigens auch die Werke Blochs.