Abschaffung der Leibeigenschaft (Erbuntertänigkeit) im Habsburgerreich durch Josef II.

Ja, die Todesstrafe ist ein interessantes, emotionales Thema. Aber das habe ich nur als vergleich angeführt. Meine Frage wäre, was hat sich für die Bauern in der Habsburgermonarchie konkret verändert mit der Aufhebung der Leibeigenschaft 1781. Den die Bauern waren der überwältigende Großteil der Bevölkerung. Denn ich glaube inzwischen, dass dieses Ereignis, welches immer als großer Wendepunkt gepriesen wurde und wird, viel weniger entscheidend war als man es populär historisch darstellt.

Durch die Aufhebung der Leibeigenschaft, Erbuntertänigkeit änderte sich nichts an den Besitzverhältnissen, und ein extremes Eigentumsgefälle blieb auch nach nach deren Abschaffung bestehen.

Viel mehr, als das was sie schließlich taten blieb aufgeklärten Fürsten aber auch gar nicht zu tun. Friedrich II. sagte ja recht offen, dass die Lage der Bauern in Schlesien außer auf seinen Domänen sehr bedrückt war.

Andererseits konnte aber ein Monarch nicht ohne Weiteres eine Landreform durchsetzen, ohne Besitzrechte des Adels oder der Kirche massiv zu verletzen.

Katherina II. hätte vielleicht, wie ihr Gatte Peter III. vorschlug, die Leibeigenschaft in Russland abschaffen können. Dann hätte sie aber die Loyalität des Adels verloren. Güter und Land waren häufig von früheren Zaren für Verdienste von Vorfahren übertragen worden. Hätte Katherina II. versucht, die Leibeigenschaft abzuschaffen, sie hätte kaum noch Soldaten für die Armee gehabt und sie hätte den Adel und Dienstadel brüskiert, aus der sich die beamten und Offiziere rekrutierten.

In Hessen-Darmstadt wurde 1811 die Leibeigenschaft abgeschafft, es waren aber von den Bauern Entschädigungszahlungen an die Grundherrn zu leisten. Viele Bauern verschuldeten sich, und die ökonomischen Verhältnisse blieben drückend.

Die Bauernbefreiung änderte vielerorts kaum etwas an den Besitz- und Eigentumsverhältnissen, die von aufgeklärten absolutistischen Fürsten meist nicht angetastet wurden oder angetastet werden konnten. Dennoch hatte die Bauernbefreiung für Einzelne erhebliche Auswirkungen. Die Möglichkeiten, sich anderswo eine Existenz zu suchen, ein anderes Gewerbe zu betreiben oder umzuziehen, wurde doch von vielen genutzt, und so mancher erreichte dabei auch bescheidenen sozialen Aufstieg.
 
Zurück
Oben