Knut Hacker
Mitglied
Nachdem das Echo auf meine beiläufige Bemerkung, es sei strittig, ob Platon Jude war, derart überwältigend ist, fühle ich mich auch in meiner Verärgerung zugunsten eines Interesses an diesem Thema überwältigt und möchte mich daher weiter an der Diskussion beteiligen.
Zunächst nur ganz kurz zu dieser von euch kritisierten Verärgerung:.
Ich schrieb.
„– [FONT=Times New Roman, serif]unabhängig von der Streitfrage, ob Platon ein Jude und damit Monotheist war –“[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der Ärger ging schon damit los, dass Ravenik antwortete:[/FONT]
Wer behauptet denn, dass Platon ein Jude gewesen sei? Selbst wenn er Monotheist gewesen sein sollte, macht ihn das nicht zum Juden. Monotheistische Vorstellungen waren bei vielen Philosophen verbreitet.
[FONT=Times New Roman, serif]Mir erschien diese Erwiderung aus doppeltem Grunde unlogisch:[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]1) Wenn darüber gestritten wird, ob Platon Jude war, muss es doch nicht auch einen an diesem Streit Beteiligten geben, der behauptet, dass Platon ein Jude war.Es kann ja auch darüber gestritten werden, ob Platon möglicherweise ein Jude war,oder ob dies auszuschließen ist.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]2) Wenn ich schrieb, dass darüber gestritten werde, ob Plato „ein Jude und damit Monotheist“ war, so brachte ich damit lediglich zum Ausdruck, dass jeder Jude Monotheist ist, nicht auch, dass dies umgekehrt gelte.Was sollte also dann die spitze Bemerkung, dass, selbst wenn Platon Monotheist gewesen sein sollte, dies ihn noch nicht zum Juden mache.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Auf Wunsch brachte ich eine Beleg - Quelle und fasste deren Inhalt wie folgt zusammen:[/FONT]
„[FONT=Times New Roman, serif]Nirgends wird behauptet, dass Platon Jude war, sondern lediglich die Möglichkeit in Betracht gezogen.Das beginnt schon bei Diogenes Laertius und wird insbesondere von Schadewaldt heftig ausgeschlossen. Weingärtner hat aus jüdischer Sicht die Auffassung vertreten, das die Unsterblichkeitslehre Platons dem frühen Judentum nicht widerspreche, da es dort noch keinen Glauben an ein ewiges Leben gab.“[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Zu berichtigen ist hier – aufgrund eines Fehlers meiner automatischen Spracherkennung - dass es sich nicht um einen „Weingärtner“, sondern um den namhaften jüdischen Judaisten Weinreb handelt. Dass es sich bei Diogenes Laertius um die Hauptquelle der uns bekannten Biografien altgriechischer Philosophen handelt und Schadewaldt wohl auch heute noch als der bekannteste Altphilologe gilt, setzte ich als bekannt voraus.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Gleichwohl wurde und wird mir immer noch vorgeworfen, keinen an dem von mir erwähnten Streit beteiligten Wissenschaftler genannt zu haben![/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Ich hatte auch erwähnt, dass ich mich auf meine Schulweisheit verlassen hatte.Jeder der Altgriechisch gelernt hat, wird bestätigen können, dass bei der Platon – Lektüre insbesondere im Zusammenhang mit dem Schlußsatz der Apologie und der Seelenlehre im Phaidon die Frage behandelt wird, ob es sich um einen eigenständigen Monotheismus oder einen an das Judentum angelehnten handele.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Und da muss ich hier im Forum lesen, es habe damals keine Kontakte zwischen den Griechen und den Juden gegeben.Kleinasien gehörte auch zur Zeit Platons bereits zur griechischen Kulturlandschaft.Zahlreiche Philosophen, Dichter und Künstler wurden dort geboren.Auch schon vor Alexander dem Großen erstrecken sich die kulturellen und wirtschaftlichen Kontakte über Persien und den Kaukasus sogar bis nach Indien.Der Platonischen Seelenlehre wird daher auch ein möglicher indischer Einfluss zugeschrieben.( siehe insbesondere Lüdkehaus im Zusammenhang mit seinen Untersuchungen zu Schopenhauer ).[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Zu der von euch bestrittenen Streitfrage möchte ich noch folgende Hinweise geben:[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Joseph Ratzinger, der heutige Papst, vertritt in seiner „Einführung in das Christentum“ ( Kösel 2005 ) unter Berufung auf die Kirchenväter die Meinung, zu seinem Gottesbild habe Platon „nicht aus eigenem vorstoßen können, sondern er habe das Alte Testament gekannt und seinen Gedanken daraus entlehnt.“[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Hannah Arendt, Philosophin (Schülerin Heideggers und Jaspers ) und Altphilologin findet die Parallelen zwischen dem jüdischen Monotheismus und dem Platons „verblüffend“ ( Über das Böse, Piper 2003 , S.68)[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Es gibt eine Sonderausgabe einer der Fachzeitschriften Concilium, Herder – Korrespondenz, ,Universitas oder Merkur zum Thema Monotheismus. Dort habe ich vor einigen Wochen zum Thema Platon und Judentum etwas gelesen.Ich werde mich am Montag in die hiesige Staatliche Provinzialbibliothek begeben und versuchen, diesen Artikel wieder zu finden.[/FONT]
Zunächst nur ganz kurz zu dieser von euch kritisierten Verärgerung:.
Ich schrieb.
„– [FONT=Times New Roman, serif]unabhängig von der Streitfrage, ob Platon ein Jude und damit Monotheist war –“[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Der Ärger ging schon damit los, dass Ravenik antwortete:[/FONT]
Wer behauptet denn, dass Platon ein Jude gewesen sei? Selbst wenn er Monotheist gewesen sein sollte, macht ihn das nicht zum Juden. Monotheistische Vorstellungen waren bei vielen Philosophen verbreitet.
[FONT=Times New Roman, serif]Mir erschien diese Erwiderung aus doppeltem Grunde unlogisch:[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]1) Wenn darüber gestritten wird, ob Platon Jude war, muss es doch nicht auch einen an diesem Streit Beteiligten geben, der behauptet, dass Platon ein Jude war.Es kann ja auch darüber gestritten werden, ob Platon möglicherweise ein Jude war,oder ob dies auszuschließen ist.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]2) Wenn ich schrieb, dass darüber gestritten werde, ob Plato „ein Jude und damit Monotheist“ war, so brachte ich damit lediglich zum Ausdruck, dass jeder Jude Monotheist ist, nicht auch, dass dies umgekehrt gelte.Was sollte also dann die spitze Bemerkung, dass, selbst wenn Platon Monotheist gewesen sein sollte, dies ihn noch nicht zum Juden mache.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Auf Wunsch brachte ich eine Beleg - Quelle und fasste deren Inhalt wie folgt zusammen:[/FONT]
„[FONT=Times New Roman, serif]Nirgends wird behauptet, dass Platon Jude war, sondern lediglich die Möglichkeit in Betracht gezogen.Das beginnt schon bei Diogenes Laertius und wird insbesondere von Schadewaldt heftig ausgeschlossen. Weingärtner hat aus jüdischer Sicht die Auffassung vertreten, das die Unsterblichkeitslehre Platons dem frühen Judentum nicht widerspreche, da es dort noch keinen Glauben an ein ewiges Leben gab.“[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Zu berichtigen ist hier – aufgrund eines Fehlers meiner automatischen Spracherkennung - dass es sich nicht um einen „Weingärtner“, sondern um den namhaften jüdischen Judaisten Weinreb handelt. Dass es sich bei Diogenes Laertius um die Hauptquelle der uns bekannten Biografien altgriechischer Philosophen handelt und Schadewaldt wohl auch heute noch als der bekannteste Altphilologe gilt, setzte ich als bekannt voraus.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Gleichwohl wurde und wird mir immer noch vorgeworfen, keinen an dem von mir erwähnten Streit beteiligten Wissenschaftler genannt zu haben![/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Ich hatte auch erwähnt, dass ich mich auf meine Schulweisheit verlassen hatte.Jeder der Altgriechisch gelernt hat, wird bestätigen können, dass bei der Platon – Lektüre insbesondere im Zusammenhang mit dem Schlußsatz der Apologie und der Seelenlehre im Phaidon die Frage behandelt wird, ob es sich um einen eigenständigen Monotheismus oder einen an das Judentum angelehnten handele.[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Und da muss ich hier im Forum lesen, es habe damals keine Kontakte zwischen den Griechen und den Juden gegeben.Kleinasien gehörte auch zur Zeit Platons bereits zur griechischen Kulturlandschaft.Zahlreiche Philosophen, Dichter und Künstler wurden dort geboren.Auch schon vor Alexander dem Großen erstrecken sich die kulturellen und wirtschaftlichen Kontakte über Persien und den Kaukasus sogar bis nach Indien.Der Platonischen Seelenlehre wird daher auch ein möglicher indischer Einfluss zugeschrieben.( siehe insbesondere Lüdkehaus im Zusammenhang mit seinen Untersuchungen zu Schopenhauer ).[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Zu der von euch bestrittenen Streitfrage möchte ich noch folgende Hinweise geben:[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Joseph Ratzinger, der heutige Papst, vertritt in seiner „Einführung in das Christentum“ ( Kösel 2005 ) unter Berufung auf die Kirchenväter die Meinung, zu seinem Gottesbild habe Platon „nicht aus eigenem vorstoßen können, sondern er habe das Alte Testament gekannt und seinen Gedanken daraus entlehnt.“[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Hannah Arendt, Philosophin (Schülerin Heideggers und Jaspers ) und Altphilologin findet die Parallelen zwischen dem jüdischen Monotheismus und dem Platons „verblüffend“ ( Über das Böse, Piper 2003 , S.68)[/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Es gibt eine Sonderausgabe einer der Fachzeitschriften Concilium, Herder – Korrespondenz, ,Universitas oder Merkur zum Thema Monotheismus. Dort habe ich vor einigen Wochen zum Thema Platon und Judentum etwas gelesen.Ich werde mich am Montag in die hiesige Staatliche Provinzialbibliothek begeben und versuchen, diesen Artikel wieder zu finden.[/FONT]