Weil es keinen Grund gegeben hätte, auf Fort Sumter zu schießen, wenn man bereit gewesen wäre, die Sklaven frei zu lassen. Weil der Grund für die Sezession der Erhalt der Sklaverei war, und ein Freilassen der Sklaven nur möglich gewesen wäre, wenn man die gesamte politische Elite der Südstaaten entmachtet hätte, also erst mal einen Bürgerkrieg im Süden selbst ausgefochten hätte; wobei für die Anti-Sklaverei-Seite niemand die Waffe in die Hand genommen hätte, außer evtl befreiten Sklaven...
Ich könnte jetzt dagegenhalten und behaupten, dass rational betrachtet auch der Wille des Südens an der Sklaverei festzuhalten kein wirklicher Grund für die Sezession sein konnte, denn:
Spätestens nachdem der supreme court in der Sache Dread Scott zu Gunsten der im Süden hochgehaltenen Argumentation, dass Sklaven von der US-Verfassung geschütztes Eigentum sein gefolgt war und den Missouri-Kompromiss für verfassungswidrig erklärt hatte, musste klar sein, dass eine Abschaffung der Sklaverei nicht durch ein einfaches Gesetz, dass die Regierung Lincoln mit einfacher Mehrheit hätte zustande bringen können zustande gebracht werden konnte, sondern dass es dafür eines Verfassungszusatzes bedurft hätte.
Das hätte qua US-Verfassung allerdings eine 2/3 Mehrheit sowohl im Senat, als auch im Repräsentantenhaus vorausgesetzt, außerdem hätten 3/4 der Einzlstaaten den Zusatzartikel ratifizieren müssen.
Das hätte Lincoln, selbst wenn er gewollt hätte, ohne den Krieg niemals zusammen bekommen.
Er hätte vielleicht durch das demographische Übergewicht der Nordstaaten, dass sich auf die Zusammensetzung des Repräsentantenhauses auswirkte eine 2/3 Mehhrheit im Repräsentantenhaus erreichen können, wäre aber im Senat gescheitert.
Sklavenfreie Staaten waren bei Ausburch des Bürgerkrieges: Maine, Vermont, New Hampshire, Massachusetts, New York, Conneticuit, Rhode Island, New Jersy, Pennsylvania, Ohio, Indiana, Michigan, Wisconsin, Illinois, Minnessota, Iowa, Oregon, Kalifornien, Nevada. Kansas trat Anfang 1861 als freier Staat bei, allerdings hatten da die Ersten Südstaaten die Sezeesion bereits erklärt, weswegen man sich hier damit beschäftigen müsste, obe die Aufnahme ohne die Sezession (und damit das Ausscheiden der Senatoren der betreffenden Staaten) überhaupt durchgegangen wäre.
Da jedem US-Bundesstaat unabhängig von seiner Einwohnerzahl 2 Senatssitze zustehen, macht das 19 Staaten und damit 38 Stimmen
Dem standen als Sklavenstaaten gegenüber: Delaware, Maryland, Kenntucky, Missouri, Virginia, North Carolina, Tennessee, South Carolina, Georgia, Florida, Alabama, Missisippi, Louisiana, Arkansas und Texas.
Macht 15 Staaten und damit 30 Stimmen im Senat.
34 Staaten waren es insgeamt, dass wären 68 Senatssitze.
Um eine 2/3-Mehrheit zusammen zu bringen, hätte man die Zustimmung von 46 Senatoren für beide Szenarien benötigt.
Die war aber aus den Senatoren der sklavenfreien Staaten nicht zu bilden.
Selbst wenn die Vertreter der sklavenfreien Staaten geschlossen hinter dem Projekt der Abschaffung der Sklaverei gestanden hätten (was man wird bezweifeln dürfen), hätten die Senatoren von nicht weniger als 4 Sklavenstaaten geschlossen überlaufen müssen um das zu ermöglichen.
Die Perspektive die Sklaverei auf legalem Weg, abzuschaffen, war damit im Grunde genommen verbaut, weil am Veto der Sklavenstaaten, wenn diese zusammenhielten, kein Weg vorbei führte.
Befürchtungen, dass könnte auf legalem Weg umgesetzt werdenwären nur dann valide gewesen, wenn man aus Sicht des "deep south" den Sklavenstaaten im oberen Süden und ihren Vertretern die Bereitschaft unterstellt hätte, sich dafür herzugeben, was man, sicherlich nicht so ohne weiteres voraussetzen kann.
Von dieser Warte aus betrachtet machte die Sezession eigentlich wenig Sinn, selbst dann, wenn man sich auf die Eliten in den Baumwollstaaten beschränkt.
Der einzige andere Weg die Sklaverei abzuschaffen, wäre der des glatten Verfassungsbruchs gewesen.
Wenn die Sezessionisten eine solche Absicht aber annahmen, dann war von Anfang an tatsächlich nicht nur die Sklaverei, sondern auch die Frage der Machtbefugnisse der Bundesregierung und die US-Verfassung mit in der Verlosung für die Begründung, auch wenn sich das an der Sklaverei entzündet hätte.
Wie gesagt, du hast sicherlich recht darin, dass es ohne die Sklavenfrage die Sezession und den Bürgerkrieg wahrscheinlich nicht gegebenn hätte, allerdings die Sklavenfrage allein, war es auch nicht.
In Sachen Sklaverei hätten die Südstaaten-Eliten, sofern sie davon ausgagangen wären, dass Lincoln und die Republikaner die Sklaverei zwar verabscheuten, die Verfassung aber achten würden und dass die Vertreter der Sklavenstaaten im oberen Süden jeden Versuch der Abschaffung der Sklaverei, egal ob direkt durch Verfassungszusatz oder indirekt durch Aufnahme weiterer freier Staaten, durch ihre entscheidenden Stimmen im Senat blockieren würden, grundsätzlich beruhigt sein können.
Ohne die Vorstellung dass Lincoln die Sklavenbefreiung mit Gewalt unter Missachtung der Verfassung durchpeitschen würde, hatten sie in der augenblicklichen Situation nichts zu fürchten.
Perspektivisch schon, weil perspektivisch zu erwarten war, dass sich im Besonderen die beiden kleineren Staaten Delaware und Maryland in denen es für ausgedehnte Latifundienwirtschaft überhaupt keinen Platz gab, sich auf Dauer von der Sklaverei verabschieden und sie abschaffen würden.
Aber so weit mir bekannt, war diese Frage in den beiden genannten Staaten nicht so akkut (bei der Präsidentschaftswahl von 1860, wurden beide Staaten von den Südstaaten-Demokraten, nicht etwa von den Republikanern gewonnen), dass man sich im Süden darüber besondere Sorgen hätte machen müssen, mal davon abgesehen, dass wie du selbst beemerkt hast, realiter der Abolitionismus, sofern er den Anspruch betraf die Sklaverei in den ganzen USA, nicht nur in den Einzelstaaten zu verbieten eine Minderheitenposition war.
D.h. realitier wäre, selbst wenn Dalaware und Maryland ins Lager der sklavenfreien Staaten gewechselt wären und diese damit sehr nah an der 2/3 Mehrheit der Senatssitze gewesen wären, wäre nicht unbedingt zu erwarten gewesen, dass die geschlossen bei einem Projekt zur Abschaffung der Sklaverei mitgemacht hätten.
Dass der Süden in irgendeiner Weise zur Sklavenbefreiung bereit gewesen wäre, ist ein völlig absurder Gedanke in sich selbst.
In seiner Gsamtheit natürlich.
In seiner Gesamtheit war es aber auch ein völlig absurder Gedanke in sich selbst, dass die Regierung Lincoln die Sklaverei verbieten könnte. Das war wie oben aufgezeigt nämlich verfassungstechnisch ohne weiteres überhaupt nicht möglich.
Die Vorstellung dies könnte passieren, war vor dem Hintergrund der Verhältnisse ohne die Vorstellung Lincoln würde die Verfassung an die Wand fahren und despotisch regieren, überhaupt nicht denkbar.
Und da sind wir wieder bei der fehlenden Trennbarkeit dieser beiden Motive.
Und selbstverständlich konnten Einzelpersonen im Süden für das Verbot der Sklaverei sein oder mindestens bereit es hinzunehmen, ohne gleichzeitig die unterstellte Hinwegsetzung der Regierung über die Verfassung in der Sklavenfrage zu akzeptieren.
Nun könnte man argumentieren, dass all dass ja nur Hirngespinste der Südstaatler waren, was bis 1862 sicherlich zutrifft. Aber mit der Emanzipationsproklamation vom September 1862 betrat die Regierung Lincoln in der Tat rechtlich problematisches Gelände.