Wenn wir schon "off topic" sind, dann möchte ich nur auf die Rechtschreibkünste mancher (vor allem Neuer) hier im Forum erinnern. Sorry, ich bin da ein wenig pedantisch, und zuweilen juckt es mich in den Fingern, einen passenden Kommentar dazu abzugeben.
Zurück zum Thema:
Mein Großvater war Lehrer zur Zeit der Weimarer Republik. Sowohl in der Großstadt (Nürnberg) als auch auf dem umliegenden Land.
Er lebt zwar schon lange nicht mehr, ich kann mich aber an viele Gespräche über die damalige Zeit erinnern.
Es war zu Weimar immer noch so, dass gerade auf dem Land die Kinder nur das Nötigste zu lernen brauchten. Ab 13, spätestens 14 mussten sie zuhause mithelfen. Damals kam natürlich die hohe Arbeitslosigkeit hinzu, die eine angestrebte Berufsausbildung von Anfang an oft als sinnlos und ohne Perspektive erscheinen ließ. Man war also froh, wenn die Kinder entweder daheim oder bei bekannten Bauern mitarbeiten konnten. Da es auch kaum landwirtschaftliche Maschinen gab, war die Arbeit (ein Knochenjob!) nie endend. Aber dafür sicher. Der Lohn war gering und wurde oft in den begehrten Naturalien ausbezahlt - gerade für die Städter ein wichtiges Motiv.
Auf gute Lese- und Schreibkenntnisse wurde somit weniger Wert gelegt. Bei Mädchen war dies aber manchmal genau umgekehrt. Es gab 2 große Strömungen, die einander gegenüberstanden:
1.) Mädchen brauchen keine Ausbildung, die heiraten eh'.
2.) Mädchen gehören in ein Bureau (oder Kontor, wie Büros damals genannt wurden) und mussten daher die deutsche Sprache in Wort und Schrift beherrschen.
Alternative 1) war eher auf dem Land und in der Unterschicht verbreitet, Nr 2) ab Kleinbürger/Handwerker aufwärts.
Natürlich sind das nur subjektive Erfahrungen und vielleicht auch nur Einzelfälle. Da sie jedoch von einem Lehrer gemacht wurden, messe ich ihnen doch eine gewisse Bedeutung zu.
Nach 1933 wurde die Einhaltung der Schulpflicht wesentlich rigoroser gehandhabt als zuvor; die Entschuldigung "Landarbeit" wurde nicht mehr so leicht akzeptiert.
Jacobum