Natürlich IST Andreas Hofer ein Held. Er hat einen glanzvollen Volkskampf gegen fremde Invasoren - Erzfeinde gar! - geführt, ist durch Verrat gefangen, durch Bosheit zum Tode verurteilt worden und als Märtyrer für eine gute Sache gestorben.
Natürlich ist Andreas Hofer ein thumber Bauer, ungebildet, konnte gewiss nicht lesen, schießt mit einer Bande gewissenloser Verbrecher aus dem Hinterhalt auf brave reguläre Truppen, mordet, plündert und stiehlt und begeht allerhand Verbrechen gegen das Kriegsrecht. Ein Held? Nein, ein Mörder und Aufrührer, den nach fairer Verhandlung sein gerechtes Schicksal ereilt hat, den anderen zur Mahnung.
Es kommt halt jeweils auf die besonderen Umstände an, die man mit der jeweiligen Person verbindet. Man erinnere sich an einen Winston Churchill: In UK ist er der "Blut, Schweiß und Tränen"-MP, der das Land erfolgreich durch die dunkle Zeit des Zweiten Weltkrieges geführt hat. In Neuseeland und Australien erinnert man sich an den Schwätzer, der das Galipoli-Disaster vom Zaun gebrochen hat. In der deutschen Propaganda wurde er als verbrecherischer Säufer und Bettnässer verunglimpft. Heute delektiert man sich daran, dass er ein fauler Schulversager war. Trotzdem hat er einen Literaturnobelpreis und war begeisterter Hobbygärtner. Was ist falsch, was ist richtig? Wo liegt nun die "Wahrheit"?
Dass also antifranzösische Freiheitskämpfer sich eine Symbolfigur suchen, ist klar. In Spanien führten vorrangig Banden von vogelfreien und gesetzlosen feigen Wegelagerern den Freiheitskampf gegen die Invasoren, die mit Soldaten (und z. T. eigenen Zivilisten), die ihnen in die Hände fielen, nicht gerade zimperlich umgingen. Kriegsverbrecher? Jeder Angehörige der napoleonischen Armeen sagen ja, viele Spanier nein. Ebenso die Bauern, die die Etappe der Grande Armée in Rußland verwüsteten. Diebe und Mörder die aus dem Hinterhalt kriegsvölkerrechtlich sauber agierende reguläre Truppen überfielen und in Jauchegruben ersäuften und die weder für Demokratie, noch für Freiheit, sondern für ihr rückständiges, menschenverachtendes Zarentum und für eine alte Greisin, das Mütterchen Rußland kämpften. Der charismatischste aller britischen Admiräle, Lord Nelson, wird in Italien als Kriegsverbrecher gesucht. Dito der perfide und heimtückische karthagische Brigant Hannibal, der am Trasimenischen See eine Gruppe römischer Sportler, die sich auf einem Ausflug befanden, anfiel, niedermetzelte und ihrer persönlichen Habseligkeiten beraubte.
Schönheit oder Häßlichkeit liegen eben immer im Auge des Betrachters.
*Dieses Posting kann Spuren von Ironie und Zynismus enthalten.*