Es ist 2019. Wir befinden uns in Alexandria. Die Bibliothek existiert noch. Darin lagern alle wichtigen Werke der griechischen Antike. Du bekommst den Schlüssel in die Hand gedrückt und wirst zum Bibliotheksleiter ernannt.
Was sind Deine Massnahmen um das Wissen über die nächsten 1000 Jahre zu konservieren.
Zum Vergleich: Die bayerische Staatsbibliothek digitalisiert ihre Bestände seit 20 Jahren und hat bisher 1,2 Millionen Seiten geschafft.
Damit es hier in irgendeiner Weise einmal wieder produktiv wird, wüsste ich von euch zweien gerne einmal den Grund, warum ihr auf die Idee kommt, Bibliotheken und Archive seien so ohne weiteres in einen Topf zu werfen, im Fall von
@drmarkuse noch Bibliotheken aus grauer Vorzeit?
@Dion
Kleines Gedankenexperiment:
1.200.000 Seiten. Nehmen wir der Einfachheithalber mal an, das durschnittliche Buch habe 100 Seiten.
Dann beläuft sich die Digitalisierungsleistung also auf einen Gesamtumfang von 120.000 Büchern in 20 Jahren.
Teilen wir das durch die Anzahl der angegebenen Jahre kommen wir bei 6.000 heraus.
Hat das durchnittliche Buch demgegenüber 200 Seiten, sind es noch 3.000 im Jahr.
Hat das durchschnittliche Buch demgegenüber 300 Seiten sind es noch 2.000 im Jahr
Wie wir an den Zahlen unschwer erkennen können beläuft sich die Digitalisierungsleistun, wenn wir hier auf die Handvoll vollständig arbeitsfreier Tage wegen Marginalität (Ich gehe mal davon aus die Barische Staatsbibliothek kann auch an Wochenenden aufgesucht werden) mal verzichten bzw. das einfach mal ungefähr umsetzen, sprich die 3.000 Exemplare a 200 Seiten im Jahr nochmal durch durch 300 Tage Teilen, stehen am Ende pro Tag ca. 10 Exemplare a 200 Seiten.
Gesamtleistung Pro Arbeitstag über den Daumen also ungefähr 2.000 Seiten.
Bei diesen 2.000 Seiten handelt es sich aber um (wie man annehemen dar vorwiegend neuere, sprich weniger behandlungsintensive) Literatur, die neben ihrer Digitalisierung keiner weiteren Bearbeitung bedarf.
Würde es sich im Archivalien handeln, wären diese erst noch zu sichten, zu ordnen und im Rahmen der Verfielfältigung müsste bei jedem einzelnen Dokument darauf geachtet werden ob es der Öffentlichkeit überhaupt bereits zugänglich gemacht werden darf oder nicht, bei älterem Material kommen gegebenenfalls Editionsarbeiten zur Erleichterung der Lesbarkeit oder Restaurationstätigkeiten hinzu, zudem müssen die älteren Bestände, ao wei dies möglich ist laufend an den neuesten Stand der Erkenntnisse in Sachen Konservierung angepasst werden, auch das kostet Manpower.
Darüber hinaus, stellst du dir selbst offensichtlich die Frage der Neuzugänge nicht. Nehmen wir hier mal bei ausschließlich neueren Werken eine durschnittliche Seitenzahl von 300 Seiten pro Exemplar an. Derer wäre die benannte Staatsbibliothek also in der Lage 2.000 Stück digital pro Jahr umzusetzen.
Die Wiki-Seite gibt für den Gesamtbestand 33,5 Millionen Medien (Nicht Seiten!!) an.
Selbst wenn man also davon ausginge, die Bayrische Staatsbibliothek, würde niemals Neuzugänge verzeichnen und jedes Medium würde nur eine Seite umfassen, währens man 1,5 Millionen schon abziehen darf, blieben weiterhin 32 Millionen Seiten.
Wenn die Umsetzung von 1,5 Millionen 20 Jahre gedauert hat und dies weiterhin der Fall ist weil einerseits die Digitalisierung selbst schneller geht, andererseits die Umformatierung und beständige Migration und Verwaltung der bisherigen Bestände Ressourcen binden, kannst du dir ja ausrechnen, wie lange es beim bestehenden PErsonalstand dauern würde die Bayrische Staatsbibliothek zu digitalisieren.
Nach meiner Rechnung deutlich über 400 Jahre.
Stellt man sich jetzt noch der Realität der Neuzugänge, müsste einem klar werden, das realiter die Digitale Umsetzung mit dem Wachstum des Bestands nicht mithalten kann.
Wohlbemerkt in einer BIBLIOTHEK, bei der anders als in einem ARCHIV keine Zusammenstellungen von Aktenbeständen etc. mehr vorgenommen und keine akribische Buchführung über Sperrfristen etc. eingehalten und umgesetzt werden müssen, sondern in einem Betrieb, in dem man bedenkenlos ohne Pause Medien über den Scanner ziehen und in Echtzeit einstellen kann.
Wollte man also eine umfassende Digitalisierung in einem einigermaßen akzeptablen Zeitraum unter Berücksichtigung der realen Größe der Bestände in Seitenzahlen und von Neuzugängen, bewältigen, müsste man die dafür aufgewandten personellen und technischen Ressourcen verhundertfrachen, wenn nicht vertausendfachen.
Was meinst du, wird man einem Abteilungsleiter antworten, der eine Expansion des Budgets seiner Abteilung um den Faktor 100 beantragt?