weiß zufällig jemand, wie es um den Atheismus in der antiken Mittelmeer-Welt der Römer und Hellenen bestellt war? Kennt jemand ein paar bekannte Atheisten oder zumindest Agnostiker?
Speusippos lehnte das Prinzip des Guten im Weltprinzip ausdrücklich ab und wurde deshalb als Atheist bezeichnet. ... Als Gottlose (atheotes) wurden übrigens häufig auch die Christen verunglimpft, die sich nicht an religiösen Feiern beteiligten oder die Kaiserverehrung ablehnten.
Gutes Thema, wobei wir uns vorab über die Begriffe einigen sollten, etwa auf der Grundlage von
Peter Mller - Philolex - Ein Computer-Lexikon zur Philosophie, einer Seite, deren Verfasser sich intensiv um
Verständlichkeit bemüht.
Neben der Unterscheidung von Atheismus und Agnostizismus wären auch Materialismus und Skeptizismus hier irgendwie einzureihen. Zum ersten das Beispiel von Demokrit und Parmenides, welche die Meinung vertreten, es gebe Götter, die aber weder die Welt geschaffen haben noch außerhalb der ewigen naturgesetzlich Weltordnung stehen (siehe den Hinweis auf die Naturphilosophen).
Allerdings waren es nur wenige Denker, die sich ausdrücklich zum Atheismus bekannten oder ihn philosophisch vertraten, und die meisten von ihnen waren eher bedeutungslos.
Ich bin, wie immer, der Auffassung, dass solche Quantifizierungen angreifbar sind, zumal sich dem simplen Auszählen von Meinungen hier gewisse Hindernisse entgegenstellen... :winke:
Hatten es Atheisten noch leichter, bevor die großen monotheistischen Religionen das Heft in die Hand bekamen und wenig Toleranz walten ließen?
Wer sich die homerischen Epen ansieht, wird feststellen, dass die Griechen den Göttern gegenüber sehr viel freier waren...
Den hier anklingenden Gedanken einer Entwicklung unterstütze ich ausdrücklich und weise, was die griechische Kultur betrifft, gleich darauf hin, dass die "Affäre Protagoras" von manchen als ein Meilenstein in dieser Entwicklung gesehen wird (z. B. von Georges Minois, Geschichte des Atheismus, S. 39 ff.):
Der hatte um 415 eine Abhandlung
Über die Götter geschrieben, deren erster Satz lautete [1]: "Von den Göttern weiß ich nicht, weder daß sie sind noch daß sie nicht sind; denn vieles hemmt uns in dieser Erkenntnis, sowohl die Dunkelheit der Sache wie die Kürze des menschlichen Lebens." Der Autor verstieß damit gegen das 432 von Diopeithes initiierte Dekret, wonach alle zu verfolgen sind, die nicht an die vom Staat anerkannten Götter glauben. Ankläger war ein reicher Aristokrat namens Pythodoros.
Spannend ist es natürlich, sich die Hintergründe dieses Falles anzuschauen. (Bis hierhin erstmal, damit kein Monolog draus wird.)
[1] Der gesamte Rest ist unbekannt - wurde alles verbrannt, der Autor selbst in Abwesenheit zum Tode verurteilt (oder nach anderen Berichten "nur" verbannt).