Aufstände von 1795

ephemeral

Neues Mitglied
Hallo, schon wieder ich...das alte leidige Thema, nicht wahr?

Ich bitte nochmals (und bestimmt auch noch öfter) um Hilfe..
Folgendes..im Frühjahr 1795 kam es unter der französischen Bevölkerung zu erneuten Aufständen. Ein Jahr zuvor wurde Robespierre hingerichtet und die Jakobinerherrschaft beendet. Nun regierten die Thermidorianer, die gemäßigten Girondisten, oder?
Das Problem waren erneut auftauchende Hungersnöte und eine inflationäre Geldpolitik. Daher kam es zum Germinal-Aufstand und zum Prairial-Aufstand. Kann mir dazu einer was näheres sagen? Aber das ist nicht meine eigentliche Frage, hehe, das mit den Aufständen krieg ich auch so raus ;). Nein, die Geschichte geht weiter. Diese Aufstände bedeuteten anscheinend einen Einschnitt in der geschichte der Französischen Revolution, denn durch ihre Niederschlagung verloren die Sansculotten ihren politischen Einfluss. So. Wieso verloren die Sansculotten ihren Einfluss durch die Niederschlagung der Aufstände?

Also ich denke mir, dass die Sansculotten Anhänger der Jakobiner waren und daher ihren Einfluss verloren. Aber was hat das mit den Aufständen zu tun?

Und noch eine kleine Frage..

Was ist der Unterschied zwischen Jakobinern und Girondisten? In einer meiner Quellen steht, dass ist das gleiche, in anderen steht wieder was anderes...


Danke im Vorraus :)

Liebe Grüße
 
Hallo!
Die Thermidorianer waren nicht unbedingt Girondisten, viele von ihnen (den Thermidorianern) waren noch und während Robespierres Terrorherrschaft im Konvent vertreten, die Girondisten seit Juni 1793 aus diesem ausgeschlossen und verfolgt worden. Allerdings wurden nach der Hinrichtung Robespierres einige überlebende Girondisten zurück in den Konvent geholt.

Nun zu deinen Fragen wegen den Aufständen:
Wie die bereits erzählt hast, wurden die Aufstände durch die Hungersnot und die Inflation ausgelöst. Nachdem die Maximumgesetze aufgehoben wurden, begannen viele Händler im großen Stil zu spekulieren, was einer der Gründe für diese Missstände war.

Die Aufstände waren nicht alleine für den "Untergang" der Sansculotten verantwortlich: Wie du bereits richtig bemerkt hast, standen sich die radikalen Jakobiner und die Sansculotten (teilweise) recht nahe, so hatten die Sansculotten "auf der Straße" die Forderungen der Jakobiner im Parlament unterstützt und teils mit Gewalt durchgesetzt (z.B. Sturz der Girondisten). Neben den Jakobinern um Robespierre hatten die Sansculotten aber auch andere politische "Idole", etwa den Journalisten Hébert.
Hébert und viele andere Sansculottenführer wurden während der Terrorherrschaft hingerichtet, wodurch die Sansculotten einige ihrer "Anführer" verloren hatten.
Mit dem Sturz Robespierres und seines Gefolges verloren die Sansculotten dann ihre letzten politischen Obmänner (meines Wissens hatten sich Robespierre und Sansculotten aber während des Terrors teilweise voneinander abgewandt).
Zudem waren die Thermidorianer darauf bedacht, das Mittel- und Großbürgertum erneut zur Stütze der Revolution zu machen, weshalb die Sansculotten von der Regierungsseite aus bekämpft wurden.

Die Sansculotten waren daher schon vor den Aufständen weitgehend führungslos, wurden zusätzlich vom Staat bekämpft und hatten nach der Zeit des Terrors stark an Popularität in der Bevölkerung eingebüßt: Ihre alte Macht war praktisch dahin.

Die beiden (gescheiterten) Aufstände zeigten sehr deutlich, wie führungslos und machtlos die Sansculotten bereits waren. Im Anschluss an die Aufstände wurden auch die letzten sansculottenfreundlichen Abgeordneten aus dem Konvent ausgeschlossen.

Zum Unterschied zwischen Jakobinern und Girondisten: Man kann nicht ganz genau zwischen beiden Gruppen trennen, da es damals noch keine Parteien wie heute gab. Einige Politiker standen zwischen beiden Gruppen (oder gehörten beiden an) was aber auch daran lag, dass sie beide in der ersten Phase der Revolution (1789-1792) als Republikaner sehr dicht beieinander standen.
Erst im Konvent (also ab dem September 1792) entwickelten sie sich stärker auseinander.


Ich hoffe alles was ich gesagt habe war soweit richtig, sonst muss mich jemand korrigieren.
 
Alles richtig, Julian.J. Ich hätte nur eine Frage hierzu:

Die Sansculotten waren daher schon vor den Aufständen weitgehend führungslos, wurden zusätzlich vom Staat bekämpft und hatten nach der Zeit des Terrors stark an Popularität in der Bevölkerung eingebüßt: Ihre alte Macht war praktisch dahin.

Was meinst Du mit der "Popularität bei der Bevölkerung"?

Manchmal werden ja die Bauern und Sansculottes in einen Topf gehauen, indem man ihnen eine gemeinsame Interessenlage unterstellt, welche ich hinwieder nur für sehr eingeschränkt als zutreffend halte.
Die bürgerliche Oberschicht scheint sich, diejenigen Jakobiner mal ausgenommen, welche Adel wie städtischer Oberschicht wohl entstammten, im Großen und Ganzen von Anfang an von der Macht der Sansculottes schockiert gezeigt zu haben.
Wie bezeichnete eine Freundin von mir nicht ganz unzutreffend die Sansculottes? "Die Hooligans von damals".:D So sah wohl ein guter Teil der Bürgerlichen die Sansculottes, als eine Art Schreckgespenst, das, wer immer regierte, an die Leine gelegt gehörte, um die bekannten Greueltaten zu verhindern, welche schon ganz Europa entsetzt hatten.
 
Moin Brissotin!
Die Sansculotten rekrutierten sich ja überwiegend aus dem Kleinbürgertum, andersherum waren aber nicht alle Kleinbürger Sansculotten. Ich meine vor einiger Zeit gelesen zu haben (kommt mir auch sehr schlüßig vor), dass sich nach dem Terror auch viele Kleinbürger von den Sansculotten abwendeten, gleiches galt für Sympatisanten aus der "Mittelschicht".

Wie du schon sagtest stand das Großbürgertum den Sansculotten allgemein eher "kritisch" gegenüber, bereits vor dem Terror und danach wohl erst recht (und von da an auch mit gutem Grund).
 
Moin Brissotin!
Die Sansculotten rekrutierten sich ja überwiegend aus dem Kleinbürgertum, andersherum waren aber nicht alle Kleinbürger Sansculotten. Ich meine vor einiger Zeit gelesen zu haben (kommt mir auch sehr schlüßig vor), dass sich nach dem Terror auch viele Kleinbürger von den Sansculotten abwendeten, gleiches galt für Sympatisanten aus der "Mittelschicht".
Ich hätte die Sansculottes im Großen und Ganzen eher für ein frühes Proletariat gehalten: Hafenarbeiter, Tagelöhner, Arbeitslose, Straßenfeger, Schuhputzer. Wahrscheinlich waren auch niedere Handwerker darunter. Als Kleinbürgertum würde ich jetzt eher Handwerker eben von schlechter bezahlten Gewerken, kleine Angestellte oder Kleinhändler (?) bezeichnen. Klar gab es da bei jenen, welche vom Einkommen her recht nahe an den Sansculottes waren eher Sympathien, weil sie die (sozialen) Probleme der Sansculottes teilten.
Vielleicht wendete man sich von den Sansculottes auch ab, weil diese offenbar nicht in der Lage waren wirklich etwas konstruktiv zu verbessern, wenngleich die Forderungen der Enragés auch recht geordnet von Männern wie Roux dem Konvent vorgetragen wurden.
 
Hallo!

Danke für eure Hilfe :).. es wird mir auf jedenfall etwas klarer, allerdings weiß ich nun gar nicht was ich schreiben soll, außer danke :)

Liebe Grüße
 
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