Aussterben der Neandertaler

@Sepiola: Die Frage ist nicht, ob jeder Einzelne alles tut, was möglich ist. Das ist gewiss nicht der Fall. Die von mir aufgestellte Behauptung, richtiger die von Murphy geklaute Überlegung ist, dass wenn es genug Einzelfälle gibt, alles was möglich ist auch mal geschieht. Wir reden hier ja nicht von ein oder zwei Generationen, sondern von vielen tausend Jahren. Da solltest du dich nicht so zunageln.

Wie gesagt, es gibt viele gute und auch schlechte und trotzdem plausibele Gründe, übere eine größere Distanz auszuwandern. Wenn du über die schlechten und trotzem plausibelen Grüne nicht nachdenken magst, probier es doch mal mit den guten Gründen: Flucht vor Feinden, Bevölkerungsdruck, Seuchen, Unwettern - nur um ein paar mögliche Beispiele zu nennen. Willst du nun wieder eins der Beispiele zu widerlegen suchen? Denk doch lieber mal, was du selber für plausibel hälst.
 
Gibt es eine wissenschaftliche Arbeit, in welcher dem Homo sapiens eine bessere Vernetzung attestiert wird?

Gibt es eine wissenschaftliche Arbeit, in welcher die Möglichkeit von Handelskontakten zwischen Clans bestritten wird?

Und für das "weitab vom Herkunftsort" bitte ich auch noch um einen Beleg. Von welcher Größenordnung sprechen wir? 100 km? 1000 km?

Von was für Menschen gehst du eigentlich aus? Was soll denn der grundsätzliche Unterschied zwischen Menschen vor 40.000 oder 50.000 zu Menschen vor 2.000 Jahren, 1.000 Jahren oder auch heute sein? Ich meine mal abgesehen von rein kulturellen Unterschieden? Ganz offensichtlich konnten doch unser aller gemeinsame Vorfahren prinzipiell alles, was wir heute können. Dass sie erst so spät die Landwirtschaft entwickelt zu haben scheinen, ist auch für mich erstaunlich. Ich könnte mir auch noch gut vorstellen, dass Land- und Viehwirtschaft viele Male erfunden und wieder vergessen wurden. Aber der Umstand, dass Alle Heute Lebenden Menschen grundsätzlich alles können, was andere heute lebende Menschen können, ist doch ein klarer Beleg dafür, dass auch unser aller gemeinsam Vorfahren zumindest von ihrer genetischen Ausstattung her dazu in der Lage waren.
 
@Sepiola: Die Frage ist nicht, ob jeder Einzelne alles tut, was möglich ist. Das ist gewiss nicht der Fall.

Hab ich auch nicht so verstanden.
Ich kann mir aber wirklich genug bescheuerte Ideen ausdenken, "die so bescheuert sind, dass sie noch keiner in die Tat umgesetzt hat."

Wir reden hier ja nicht von ein oder zwei Generationen, sondern von vielen tausend Jahren. Da solltest du dich nicht so zunageln.
Nochmal: Siehe hier.
Beispiele von guten (noch nicht mal bescheuerten) Ideen, die viele Jahrtausende nicht umgesetzt worden sind.


probier es doch mal mit den guten Gründen: Flucht vor Feinden, Bevölkerungsdruck, Seuchen, Unwettern - nur um ein paar mögliche Beispiele zu nennen.
Sag doch mal, wie Du Dir das vorstellst. Vielleicht auch mal mit ein paar Kilometerangaben, damit wir wissen, wovon wir reden.

Zwei Clans bekommen Zoff. Der eine unterliegt. Auf eine wie lange Strecke wird der Sieger den Unterlegenen verfolgen?

Bevölkerungsdruck macht sich wie bemerkbar?

Ein Clan wird von einer Seuche befallen. Einige Mitglieder sind schwer erkrankt. Zur Erholung ordnet der Sippenchef einen Gewaltmarsch an - von wievielen Kilometern?

Mit Unwettern mussten die Menschen schon immer leben. Was für eine Art Unwetter müsste sich ereignen, um eine Gruppe Menschen aus ihrer Heimat zu vertreiben?


Dass sie erst so spät die Landwirtschaft entwickelt zu haben scheinen, ist auch für mich erstaunlich. Ich könnte mir auch noch gut vorstellen, dass Land- und Viehwirtschaft viele Male erfunden und wieder vergessen wurden.
Ja klar.
Kommt sicher häufig vor, dass man sowas vergisst.

Von was für Menschen gehst du eigentlich aus?
Hast Du Dir diese Frage auch schon mal selber gestellt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja klar.
Kommt sicher häufig vor, dass man sowas vergisst.

Willst du damit sagen, dass etwa die Domestizierung von Getreide auf Anhieb funktioniert hat, und es deshalb von da an "vorwärts immer, rückwärts nimmer" hieß?

Oder kann es doch sein, dass dies über einen längeren Zeitraum über "try and error" lief, etliche Schienen - eventuell auch durchaus zukunftsträchtige - wieder im Sande verliefen?

Entstehung von Landwirtschaft heißt ja nun nicht, dass irgend einer merkt, dass etwas nachwächst, wenn man es aussät, sondern dass eine ganze Gruppe dies über einen längeren Zeitraum kontinuierlich und erfolgreich betreibt. Ein schlechter Winter kann da schon die Rückkehr zum Sammler und Jäger bedeuten, weil die Ernte hinüber ist.
 
Gibt es eine wissenschaftliche Arbeit, in welcher dem Homo sapiens eine bessere Vernetzung attestiert wird?
Gibt es bestimmt, weil Wissenschaftler auch Menschen wie wir sind, die gerne über die Frühzeit spekulieren, bes. dann, wenn der Neandertaler darin vorkommt. Oder warum kennt halb D das Gesicht von Herrn Pääbo?:winke:
Im Ernst, zuletzt habe ich die Aussage von der besseren Vernetzung in einem 4-Teiligen BBC-Film gehört, als die z. Zt. gängigste Erklärung dafür, dass die HN-Kultur nicht überlebt hat, die älteren Hypothesen wurden auch erwähnt.
Kann natürlich sein, dass es daran liegt, dass wir uns tagesaktuell soviel mit den Auswirkungen von Vernetzung beschäftigten, da liegt diese Rückprojektion quasi in der Luft.






Gibt es eine wissenschaftliche Arbeit, in welcher die Möglichkeit von Handelskontakten zwischen Clans bestritten wird?

Und für das "weitab vom Herkunftsort" bitte ich auch noch um einen Beleg. Von welcher Größenordnung sprechen wir? 100 km? 1000 km?

Da müßte ich suchen, zur Flintverteilung sollte es was geben.
Aus dem Kopf fällt mir nur der Feuerstein aus dem frühen Neolithikum ein, der erst aus Belgien kam und dann aus Bayern oder umgekehrt, also um die 500 km.
Zu den Handelskontakten hatten wir auch schon einen Thread http://www.geschichtsforum.de/f22/handel-der-fr-hzeit-austausch-oder-fernreisende-38578/ und das beste, der ist nur 9 Seiten lang.
 
Zu den Handelskontakten hatten wir auch schon einen Thread http://www.geschichtsforum.de/f22/handel-der-fr-hzeit-austausch-oder-fernreisende-38578/ und das beste, der ist nur 9 Seiten lang.
Danke!. Ich bin schon durch, weil das Thema "Paläolithikum" nur kurz gestreift wird. Interessant für unser Thema könnte sein:
http://www.geschichtsforum.de/586603-post23.html
http://www.geschichtsforum.de/592828-post140.html
http://www.geschichtsforum.de/594954-post162.html
 
@Sepiola: Können wir das dann nun so zusammenfassen: Du bist dagegen.

Dass die Entwicklung der Landwirtschaft durch viele Rückschläge und die wiederholte Rückkehr zu einer nicht-domestizierenden Lebensweise charakterisiert gewesen sein muss, ergibt sich aus der durchaus erheblichen Schwierigkeit, die die Kultivierung von Pflanzen und Tieren mit sich bringt, sowie daraus, dass es mitunter viel weniger Aufwand macht, sich vom Jagen und Sammeln zu ernähren. Wem der Großteil der Sippe verreckt ist, weil die Feldfrüchte z.B. durch Unwetter, Seuchen, Wildfraß oder Krieg die Ernte nicht erreicht haben, könnte doch wohl so einen Hals kiregen, dass er und auch noch seine Kinder nicht nochmal gegen dieselbe Wand laufen wollen.

Aber: Das war nicht die KERNAUSSAGE dessen, was ich gesagt habe. Lass uns mal Stück für Stück vorgehen. Deshalb nun ein Selbstzitat: "Von was für Menschen gehst du eigentlich aus? Was soll denn der grundsätzliche Unterschied zwischen Menschen vor 40.000 oder 50.000 zu Menschen vor 2.000 Jahren, 1.000 Jahren oder auch heute sein? Ich meine mal abgesehen von rein kulturellen Unterschieden? Ganz offensichtlich konnten doch unser aller gemeinsame Vorfahren [von ihrer genetischen Ausstattung her] prinzipiell alles, was wir heute können."

Habe ich mit DIESER Aussage recht? Falls nein, warum nicht?
 
@Sepiola: Können wir das dann nun so zusammenfassen: Du bist dagegen.
Ich bin nicht "dagegen". Ich finde nur Deine "guten" Gründe nicht so besonders gut.
Wir müssen sie aber nicht ausdiskutieren, wenn Dir Lust oder Argumente fehlen.

Dass die Entwicklung der Landwirtschaft durch viele Rückschläge und die wiederholte Rückkehr zu einer nicht-domestizierenden Lebensweise charakterisiert gewesen sein muss, ergibt sich aus der durchaus erheblichen Schwierigkeit, die die Kultivierung von Pflanzen und Tieren mit sich bringt, sowie daraus, dass es mitunter viel weniger Aufwand macht, sich vom Jagen und Sammeln zu ernähren.
Das ist ein gutes Argument.

Wem der Großteil der Sippe verreckt ist, weil die Feldfrüchte z.B. durch Unwetter, Seuchen, Wildfraß oder Krieg die Ernte nicht erreicht haben, könnte doch wohl so einen Hals kiregen
Allerdings:
Genau das ist nach der nachweisbaren Erfindung der Landwirtschaft unzählige Male passiert.

Bei Missernten passiert das noch bis in die jüngste Zeit. Deswegen wird aber die Landwirtschaft nicht vergessen.

Aber eventuell als unbrauchbar abgestempelt.
Dazu fallen mir jetzt keine Beispiele aus jüngerer Zeit ein.

Als unbrauchbar abgestempelt wird eine Methode dann, wenn sie bei den ersten Versuchen in die Hose geht.


Hans forscht schrieb:
Aber: Das war nicht die KERNAUSSAGE dessen, was ich gesagt habe. Lass uns mal Stück für Stück vorgehen. Deshalb nun ein Selbstzitat: "Von was für Menschen gehst du eigentlich aus? Was soll denn der grundsätzliche Unterschied zwischen Menschen vor 40.000 oder 50.000 zu Menschen vor 2.000 Jahren, 1.000 Jahren oder auch heute sein? Ich meine mal abgesehen von rein kulturellen Unterschieden? Ganz offensichtlich konnten doch unser aller gemeinsame Vorfahren [von ihrer genetischen Ausstattung her] prinzipiell alles, was wir heute können."
Kein Einwand.
Nur Deine Folgerung "Alles was sie gekonnten hätten, haben sie dann auch erfolgreich ausgeführt", die halte ich falsch.
 
Hans, was ist Kultur, ganz schlicht, die Weitergabe und Manifestation von Erfahrungen.
Was heißt, je mehr Menschen und je länger die Zeit, desto mehr Erfahrungen können gemacht werden.
Das ist für mich der Unterschied zwischen den Menschen vor 40000 Jahren und uns. Sie hatten unsere Erfahrungen noch nicht gemacht.
 
Dazu fallen mir jetzt keine Beispiele aus jüngerer Zeit ein.

Wenn du möchtest, kannst du da die Landflucht in weiten Teilen Afrikas als Beispiel nehmen. Die Menschen strömen in die Städte, weil sie sich dort ein besseres Leben erwarten/erhoffen, das Wissen um die Landwirtschaft geht größtenteils verloren, Bewässerungssysteme etwa verfallen und können nicht wiederhergestellt werden, weil das Wissen nicht mehr vorhanden ist.

Nebenbei: Weißt du persönlich noch, wann man Dinkel aussäht? Oder hast du diesen Teil der Landwirtschaft vergessen?
 
Gibt es eine wissenschaftliche Arbeit, in welcher dem Homo sapiens eine bessere Vernetzung attestiert wird?
...
Gibt es eine wissenschaftliche Arbeit, in welcher die Möglichkeit von Handelskontakten zwischen Clans bestritten wird?
Meines Wissens gibt es dazu eben gar keine Arbeiten. Ich führe das darauf zurück, dass niemand in Erwägung zieht, dass Vernetzung und Handel existiert haben könnten. Sicher hängt das auch damit zusammen, dass die meisten der Spuren, die die Menschen damals hinterlassen haben, nicht bis heute erhalten geblieben sind. Und es hängt auch damit zusammen, dass die Menschen ihre Spuren wegen ihrer nichtsesshaften Lebensweise nicht an einem Ort sondern weit verstreut hinterlassen haben.

Genaueren Aufschluss über die steinzeitlichen Lebensverhältnisse haben wir erst aus der Phase, als die Menschen sesshaft zu werden begannen. Erst ab diesem Zeitpunkt treten die Spuren nämlich konzentriert an bestimmten Orten auf. Diese "Sesshaftwerdung" wird richtigerweise als "neolithische Revolution" bezeichnet. Wir sollten aber nicht davon ausgehen, dass grundlegende Kulturtechniken wie Landwirtschaft und überregionaler Handel erst durch diese "Revolution" entstanden sind. Vielmehr dürfte die nachhaltige Existenz solcher Kulturtechniken die Voraussetzung dafür gewesen sein, dass Sesshaftigkeit überhaupt möglich wurde. Beispiel Land- und Viehwirtschaft: Die Leute müssen sich damit schon gut genug ausgekannt haben, um überhaupt auf die Idee zu kommen, dass man davon dauerhaft leben kann, ohne immer durch die Welt zu ziehen.

Und für das "weitab vom Herkunftsort" bitte ich auch noch um einen Beleg. Von welcher Größenordnung sprechen wir? 100 km? 1000 km?
Wir haben zum Beispiel Bernstein von der Ostsee und Korallen vom Roten Meer in der Alpenregion oder baltischen Feuerstein im Rheinland (wobei der auch durch Gletscher Richtung Süden geschoben worden sein kann). Oder folgendes:
"Darüber hinaus unterhielten unsere Steinzeit-Vorfahren Kontakte bis an alle Küsten des Kontinents. Europa war von einem Netz an Tauschhandelswegen überzogen: Von der Ostsee wurde Bernstein in Richtung Süden gebracht, von der Adria, den Lessinischen Alpen und dem Vinschgau kamen Salz, Feuerstein, Kupfer und andere Waren in den Norden. Was hier vor 5.000 Jahren existierte, war eine hochkomplexe Gesellschaft, eine Art „Steinzeit-EU“.
Stammt von folgender Seite: http://www.archaeologie.sachsen.de/lmv/media/IV_living_science.pdf

Aus den oben genannten Gründen stammen die genannten Spuren allerdings erst aus der Zeit, da die Menschen schon sesshaft waren. Ich bezweifele nur, dass sich derartige Handelskontakte erst nach der Sesshaftwerdung entwickelten.

Allgemein ist festzustellen, dass wir den Menschen der Steinzeit wenig zutrauen, weil wir uns nicht vorstellen können, dass man nur mit Hilfe von Stein- und Holzwerkzeugen besonders viel erreichen kann. Zufallsfunde führen dann leicht zu überraschenden Erkenntnissen. Der selige "Ötzi" war so ein Zufallsfund. Die Forscher waren erstaunt über die "kunstvolle" Bekleidung, über die Tätowierungen über alten Verletzungen etc. Die Menschen konnten damals Dinge, die man ihnen nicht zugetraut hätte. Wir hätten sie ihnen nicht zugetraut, weil wir nie Spuren davon gefunden haben. Wie denn auch? Das ist alles längst vergammelt. Dass es im Ötzi-Fall erhalten geblieben ist, ist nur einem fast unmöglichen Zufall zu verdanken.

Hans, was ist Kultur, ganz schlicht, die Weitergabe und Manifestation von Erfahrungen.
Was heißt, je mehr Menschen und je länger die Zeit, desto mehr Erfahrungen können gemacht werden.
Das ist für mich der Unterschied zwischen den Menschen vor 40000 Jahren und uns. Sie hatten unsere Erfahrungen noch nicht gemacht.
Das ist ein wichtiger Punkt! Soziales Lernen. Die Menschen mussten nicht mehr in jeder Generation jede Erfahrung aufs Neue machen. Sie haben Wissen angesammelt und an ihre Nachfahren weitergegeben. Und nicht nur an ihre Nachfahren, sondern auch an ihre Zeitgenossen. Das setzt "Vernetzung" voraus.

MfG
 
Meines Wissens gibt es dazu eben gar keine Arbeiten. Ich führe das darauf zurück, dass niemand in Erwägung zieht, dass Vernetzung und Handel existiert haben könnten.

Da sind wir wohl beide schlecht informiert (gewesen).

Rena8 hat recht: Eine Vernetzung wird angenommen, sowohl über verwandtschaftliche Netze wie über Handelsbeziehungen:

Die linksrheinisch fehlende älteste Bandkeramik soll hier kurz erwähnt werden. Der nahe gelegene Fundplatz Niederkassel-Uckendorf weist neben Keramik auch Silexartefakte auf, die eine verwandtschaftliche Beziehung nach Bayern nahelegen. Zwei aus Bayern stammende Hornsteinartefakte, sowie die typische primäre Facettierung der Schlagflächen von Klingen lassen diesen Schluss zu.7 Diese hoch entwickelte Klingentechnik scheint aus dem Mesolithikum zu stammen, wie auch die noch in der ältesten Bandkeramik vorkommenden Trapeze. In jüngeren Inventaren verliert sich diese Art der Klingentechnik.8
Einen weiteren Hinweis auf verwandtschaftliche Beziehungen und ein darauf beruhendes Tausch-/Handelsnetz liefern die Dechselklingen aus Amphibolit. Es handelt sich hierbei um komplett überschliffene quergeschäftete Beilklingen. Es werden zwei Formen unterschieden: schmalhohe und breitflache Dechselklingen. Die völlig veralteten Bezeichnungen Schuhleistenkeil und Flachhacke werden leider immer noch verwendet. Der → Amphibolit wurde über 400 km weit bis hierher verhandelt. Ein weiters Importgut ist der gerne genutzte Farbstein → Hämatit , er gelangte aus 120 km weit entfernten Lagerstätten bis an den linken Niederrhein.9
Neolithische Steinartefakte | Steinzeit & Co

Siehe auch Renas Link. (Im Moment funktioniert er nicht, aber heute morgen hat er noch funktioniert.)

Aus den oben genannten Gründen stammen die genannten Spuren allerdings erst aus der Zeit, da die Menschen schon sesshaft waren. Ich bezweifele nur, dass sich derartige Handelskontakte erst nach der Sesshaftwerdung entwickelten.
Die Sesshaftwerdung ist gekoppelt mit einer Bevölkerungszunahme und einer stärkeren Arbeitsteilung. Da kann man mit festen Handelsrouten rechnen. Eventuell gab es auch schon professionellen Händlern, die von Dorf zu Dorf zogen.
Im Paläolithikum fehlten die Voraussetzungen dazu.

Die Forscher waren erstaunt über die "kunstvolle" Bekleidung
Na ja, weiß nicht, ob das so stimmt. Mit dem Zeug würde heute niemand freiwillig rumlaufen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für den Hinweis zum Dinkel.

Es stimmt einfach nicht, dass was Menschen einmal können, stets an die Nachfahren weitergegeben wird. Kulturen differenzieren sich, häufen Wissen an und gehen wieder unter. Wenn die Menschen dazu zurückkehren, sich vom Jagen und Sammeln zu ernähren, haben sie keinen Anlass das Wissen darüber lebendig zu halten, wie man Ackerbau betreibt, den man doch schon verworfen hat. Wenn man dann vielleicht erst mehrere Generationen später wieder damit anfängt, kann es sein, dass man sich noch an irgend etwas erinnert; es kann aber auch gut sein, dass man nich den blassesten Schimmer davon hat. Bedenke mal, dass wir von vorschriftlicher Zeit sprechen! Wir leben seit Jahrlhudnerten in einer Schriftkultur und trotzdem haben die meisten Leute doch keinen blassen Schimmer mehr von dem Wissen und den Fertigkeiten ihrer Urgroßeltern. Die meisten wissen nicht mal mehr deren Namen!
 
Wir haben zum Beispiel Bernstein von der Ostsee und Korallen vom Roten Meer in der Alpenregion oder baltischen Feuerstein im Rheinland (wobei der auch durch Gletscher Richtung Süden geschoben worden sein kann). Oder folgendes:

Einen nennenswerten Handel hat es in neolithischer Zeit vor allem in Südosteuropa gegeben, also in der Region, die manche Wissenschaftler auch als "Donauzivilisation" bezeichnen (Sesklo-, Starcevo-, Karanovo-, Vinca-Kultur) und der z.B. die Archäologin Marija Gimbutas hinsichtlich ungeklärter Symbole auf keramischen Überresten sogar den Gebrauch der Schrift zuschreibt - was allerdings sehr umstritten ist.

Seefahrt, Handel und Tauschgeschäfte förderten in diesem Raum die Kontakte zwischen den Menschen und waren offenbar wichtige Katalysatoren für das Aufblühen der neolithischen Wirtschaft. Vom 8. Jahrtausend an, noch vor der eigentlichen Jungstenzeit, gibt es Zeuignisse für den Handel mit Feuersteinen und Obsidian. Die ständige Zunahme der Kommunikation mit dem Beginn einer Nahrung produzierenden Wirtschaft wird durch den Import von Obsidian, Marmor, farbigen Steinen und Spondylusmuscheln deutlich.

Obsidian - also vulkanisches Glas aus siliziumreicher Lava - eignete sich besonders für Sichelklingen und andere Schneidewerkzeuge. Er war deshalb sehr begehrt und wurde noch hunderte von Kilometern von den Orten seiner Entstehung entfernt gefunden. Der Obsidian, der in der Ägäis und ganz Griechenland verwendet wurde, stammte hauptsächlich von der Insel Melos in der Südägäis. Der im zentralen Mittelmeerraum, an den Adriaküsten und auf der westlichen Balkanhalbinsel verarbeitete Obsidian kam von Sardinien (Monte Arci) und den Liparischen Inseln nördlich von Sizilien. Für das Karpatenbecken und das Donautiefland wurde Obsidian aus den Karpaten in NO-Ungarn und NW-Rumänien herbeigeschafft.

Marmor, den man zur Herstellung von Trinkschalen, Schüsseln, Schmuck und Statuetten benutzte, stand an vielen Orten zur Verfügung, aber die Inseln Paros und Skyros in der Ägäis dürften die Hauptlieferanten gewesen sein, denn dort gibt es neolithische Fundstätten.

Den Bedarf an den Schalen ägäischer Spondylusmuscheln für die Herstellung von Perlen, Anhängern und Armbändern war groß. Sie wurden in beträchtlichen Mengen von der Ägäis nordwärts nach Bulgarien und Rumänien und entlang der Donau bis Mitteleuropa (!) gehandelt. Muscheln aus der Adria gingen auch nach Dalmatien und SO-Italien. Spondylus gaederopus ? Wikipedia
 
Es stimmt einfach nicht, dass was Menschen einmal können, stets an die Nachfahren weitergegeben wird.

Hat das jemand behauptet?

Es stimmt auch nicht, dass die Menschen des Paläolithikums schon alles konnten, was die Menschen der Neuzeit können.

Unser Wissen über das Paläolithikum ist begrenzt.
Aber nicht so begrenzt, dass wir so tun sollten, als würden wir gar nichts wissen und müssten alles zusammenfantasieren.
Es gibt eine Menge Funde, die Auskunft über den Lebensunterhalt geben: Werkzeuge, Essensreste, sogar Bilder. Kein einziger Hinweis darauf, dass irgendwo schon mal Landwirtschaft betrieben wurde.

Die Landwirtschaft ist nur eines von vielen Beispielen. Ich hatte weitere genannt und kann auch noch mehr aufzählen.
Ganz sicher hatte der frühe Homo sapiens das Gehirn und die Rohmaterialien, um nicht nur das Rad zu erfinden, sondern auch die Hochseeschifffahrt, die Buchstabenschrift, den Kompass und den Heißluftballon.

Bin schon gespannt auf weitere Theorien.
 
Einen nennenswerten Handel hat es in neolithischer Zeit vor allem in Südosteuropa gegeben, also in der Region, die manche Wissenschaftler auch als "Donauzivilisation" bezeichnen (Sesklo-, Starcevo-, Karanovo-, Vinca-Kultur) und der z.B. die Archäologin Marija Gimbutas hinsichtlich ungeklärter Symbole auf keramischen Überresten sogar den Gebrauch der Schrift zuschreibt - was allerdings sehr umstritten ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Spondylus_gaederopus

Das gehört wohl hierher.

Wir sprechen eigentlich übers Paläolithikum. Neandertaler, früher Homo sapiens und so.
 
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