Dieter
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Es stimmt einfach nicht, dass was Menschen einmal können, stets an die Nachfahren weitergegeben wird. Kulturen differenzieren sich, häufen Wissen an und gehen wieder unter. Wenn die Menschen dazu zurückkehren, sich vom Jagen und Sammeln zu ernähren, haben sie keinen Anlass das Wissen darüber lebendig zu halten, wie man Ackerbau betreibt, den man doch schon verworfen hat.
Sicher gehen Kulturen unter, während andere aufsteigen. Was den Verlust von Wissen und Fertigkeiten angeht, so gibt es weder eine klare Tendenz noch ein berechenbares Schema.
Was die ersten Ackerbauern Europas angeht, so breiteten sich Landwirtschaft und sesshafte Lebensweise kontinuierlich vom südlichen Balkan bis Mittel- und Nordeuropa aus. Neolithische Kulturen wie die von Sesklo, Vinca, Tripolje, Bandkeramik oder Starcevo kamen und vergingen - die Ausbreitung des Ackerbaus ging dennoch unaufhaltsam weiter. Wenn einige Bevölkerungsgruppen möglicherweise (!) die sesshafte Lebensweise aufgaben und wieder zum mesolithischen Jäger- und Sammlerdasein zurückkehrten, so waren das nur Episoden, die den Erfolg der neuen Lebensweise nicht aufhielten.
Im Gegensatz dazu kam es z.B. nach dem Untergang Westroms in den einst römischen Gebieten nördlich der Alpen zu einem eklatanten Niedergang des Wissens und der Kultur, vielfach verbunden mit einem Verschwinden der Schriftlichkeit, des Münzwesens und einer geordneten Verwaltung. Aber auch hier kehrten versunkene kulturelle Leistungen nach einer Periode des Verfalls allmählich zurück.