Bayerische Reparationen nach Deutschem Krieg 1866

R

Rhubarb

Gast
Meine Information: Nach dem Deutschen Krieg 1866 wurde Bayern beim Friedensschluß zu Reparationszahlungen von 30 Mio Gulden an Preußen verdonnert. Ich habe keine Informationen gefunden, ob diese erhebliche Summe tatsächlich bezahlt wurde, und ggf. bis wann. Oder wurde die Schuld im Zuge der Reichsgründung irgendwie aufgehoben?

Danke für die Beantwortung!

(Frage ist nicht schul-bezogen.)
 
Das scheint bezahlt worden zu sein:

"Dem wird entgegen gehalten, dass zum Zeitpunkt des Telegramms von Graf Werthern die bayerische Regierung sich bereits zum Beitritt zum Deutschen Reich bereit erklärt habe und sich dabei mit ihrer Forderung auf Rückzahlung der Reparationen nicht habe durchsetzen können"
Kaiserbrief ? Wikipedia

Andererseits bietet der Artikel von Burkhard, Das Bayerische Staatsbudget in den ersten 70 Jahren seit Bestehen der Verfassung 1819-1889, keinen Hinweis auf außergewöhnliche Ausgabentitel im Zeitraum 1861-1870. Die Angaben dort sind allerdings rudimentär.

Vermutlich muss man die Bayerischen GVBl. der Jahre 1866 -1870 und die dort publizierten Etatpositionen im Einzelnen durchgehen, um Gewissheit zu erhalten.

P.S. den Aufsatz von Burghard gibt es digitalisiert unter archive.org
 
Vielen Dank, das beantwortet meine Frage schon im Wesentlichen.

Den Artikel war ich leider unfähig bei archive.org zu finden, aber er scheint ja auch nichts Definitives herzugeben.
 
Den Artikel war ich leider unfähig bei archive.org zu finden, aber er scheint ja auch nichts Definitives herzugeben.

Sorry, die Fundstelle, unter der der Artikel zu finden ist:

Finanzarchiv [->Suchbegriff bei archive.org], dann Volume 6 aus 1889, ab S. 220.
 
Zuletzt bearbeitet:
Manchmal führt der Umweg zum Ziel :devil:

Jahrbuch für die Amtliche Statistik des Preußischen Staates, Band 3 (1869), S. 462:

Dort sind unter den Isteinnahmen im Haushalt 1867 die Zahlungen aus "Anlass des Krieges gegen Österreich und in Deutschland" aufgeführt. Die Zahlungen sind allerdings sachlich unterteilt. Unter den "Kriegs-Contributionen" findet sich eine speziell ausgewiesene Summe, Kontributionen von Bayern, von 17.102.287 Taler (von der Gesamtsumme der Kontributionen iHv 55.734.245 Taler).

Da die gesamten Einnahmen aus dem Krieg 1866 im Haushalt 1867 mit 87.529.294 Taler ausgewiesen sind (Österreich musste nicht komplett zahlen, sondern bekam "Verrechnungen"/Erlass in Verbindung mit Ausgleichszahlungen für Schleswig-Holstein, wird der Rest der bayerischen Reparationen unter den übertragenen Staatsschatz-Beständen sowie in der Verwertung übertragener Effekten und Kriegskosten-Entschädigungen ausgewiesen sein (rd. 32 Mio. Taler für alle Kriegsteilnehmer). Die Summen dort sind leider nicht aufgegliedert.

Nach der Preußischen Statistik sind somit die 30 Mio. Taler aus Bayern 1867 "geflossen", zT vermutlich in Effekten und Staatsobligationen (12,9 Mio. Taler) -, in der Masse jedoch "bar": 17,1 Mio. Taler.
 
Noch ein Nachtrag: dieser ökonomische Hintergrund ist recht interessant, zumal doch häufig die Politikgeschichte um Bismarck, Norddeutschen Bund etc. bis zur Reichseinigung um Vordergrund steht.

Einmal kassierte Preußen die beachtlichen Reparationen, die in staatliche Ausgabentitel flossen (u.a. Eisenbahnprojekte), und die Wirtschaft ankurbelten. 1871 könnte natürlich auch nichts davon zurückbezahlt werden, weil schon ausgegeben.

Ein wesentlicher weiterer Faktor, geschickter ökonomischer Schachzug Bismarcks, war es, sich den (Finanzplatz) Frankfurt 1866 "unter den Nagel zu reißen).

Damit hatte er den Finanzplatz in der Hand, den die Süddeutschen Staaten bislang für die Emitierungen ihrer Staatsanleihen nutzten, der also laufend die staatliche Geldversorgung für die süddeutschen Staaten sicherstellte: ein Faustpfand ersten Ranges, um die Mitwirkung der süddeutschen Staaten 1870 im Krieg gegen Frankreich abzusichern (neben den bekannten Vorgängen der Politikgeschichte).
 
silesia schrieb:
ein Faustpfand ersten Ranges, um die Mitwirkung der süddeutschen Staaten 1870 im Krieg gegen Frankreich abzusichern (neben den bekannten Vorgängen der Politikgeschichte).

Ein weiteres vorzügliches Druckmittel war ganz sicher der Zollverein.
 
Zurück
Oben