Ich entnehme dem WELT-Artikel eigentlich nur, dass weitergeforscht werden sollte. Das halte ich für den klügsten Ansatz.
Richtig.
Der Einsatzplan der Westberliner Polizei (nicht der Stasi) war auf Eskalation angelegt.
Ich kenne diesen Plan nicht, vermute aber, daß Deine Formulierung mißverständlich ist.
Es würde mich sehr überraschen, wenn die Polizeiführung eine Eskalation beabsichtigte, das widerspricht der Polizeidenke.
Die Planung war wohl einfach noch sehr schlicht gestrickt: Wo sich was rührt, wird mit aller Macht "für Ruhe gesorgt". Und ob dieses Vorgehen nun für Eskalation sorgt, war den Verantwortlichen schlicht egal, dann wird eben noch mehr Polizei geschickt.
Das war m. E. aber ziemlich übliches Polizeivorgehen damals (siehe der heiße Mai in Paris), nicht unbedingt eine Berliner Spezialität. Mit Demos und Protesten deeskalierend umzugehen haben die Polizeiführungen des Westens erst in den folgenden Jahren gelernt (jedenfalls teilweise ...).
Deswegen:
Wenn dieser Plan von der Stasi für eine Provokation der Eskalation ausgenutzt wurde, zeigt das auch, wie berechenbar brutal die Westberliner Polizeileitung damals war.
Berechenbar normal, würde ich sagen. So war halt die Zeit.
Und unprofessionell handelten Polizei und Justiz zudem.
Wohl schon - wobei man sich natürlich jetzt fragen muß, wie stark die StaSi beim Vertuschen eine Rolle spielte.
Wäre der Kerl gleich verhaftet und seine Wohnung durchsucht woren, wäre die Stasi-Mitgliedschaft vermutlich schon früher herausgekommen.
Glaube ich nicht. Seine Verpflichtungserklärung lag in der StaSi-Zentrale, und er wird nicht so dumm gewesen sein, belastendes Material bei sich aufzubewahren.
Und für die Aufklärung der Vorgänge selber hätte die Wohnungsdurchsuchung wohl auch nichts gebracht. Da ist am Tatort selber die Spurensicherung nicht ordentlich erfolgt.
Was halt wirklich auffällig ist: Nicht nur Kurras gehörte zur DDR, sondern auch der Photograph, der sofort zur Stelle war (als einziger Journalist am richtigen Ort zur richtigen Zeit!) und die Bilder schoß, die dann die Bluttat medienwirksam machten.
Wie Du schon oben sagtest: Da gibt es noch viel aufzuklären.