Ich bin damit immer vorsichtig, ob ein Blick in die Gegenwart so hilfreich sein soll.
Das kann man nur dick unterstreichen.
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Ich bin damit immer vorsichtig, ob ein Blick in die Gegenwart so hilfreich sein soll.
Aber in beiden Fällen, Kinderarbeit und Frauenarbeit nahm die Landwirtschaft eine Ausnahmestellung ein. Bei den kleinen Hofgrößen bis 2 Hektar waren Frau und Kinder verm. die einzigen "Arbeiter" während der Familienvater einer anderen bezahlten Tätigkeit nachging.
Und bei den noch häufigeren bis 5 Hektar wird es so anders auch nicht gewesen sein.
Die Frau Bauer/Bäuerin in einer Person, die Kinder die Knecht und Mägde.
Die Bezahlung hat bei der Argumentation gegen die Frauenarbeit mW keine rolle gespielt.
Insbesondere die Kirchen sind Sturm gegen die Frauenarbeit gelaufen. Mit den bekannten Argumenten. Hausfrau und Mutter usw. kennt man ja.
Eine Argumentation die heute als überholt gilt.
Bis auf die Tatsache, dass auch damals die Bezahlung der Frau bei gleicher Arbeit deutlich niedriger war.
Die Kinderarbeit galt als schädlich für die körperliche und moralische! Entwicklung des Kindes.
Insbesondere wenn der Schulbesuch darunter litt, gab es kein Verständnis mehr bei der Gewerbeaufsicht. (Fabrik-Inspektion)
1.1.
Am Beginn der Industriealisierung mußten die Löhne für Frauen eigentlich nur knapp über dem Dienstmädchen/Magd-Niveau liegen.
2.
Für Kinderarbeit gab es gar keinen Mindestlohn, da Kinder vorher unentgeltlich zu Hause mithalfen.
Aber in beiden Fällen, Kinderarbeit und Frauenarbeit nahm die Landwirtschaft eine Ausnahmestellung ein. Bei den kleinen Hofgrößen bis 2 Hektar waren Frau und Kinder verm. die einzigen "Arbeiter" während der Familienvater einer anderen bezahlten Tätigkeit nachging.
Und bei den noch
Dann war die Ausnahme doch die Regel. Die Masse der späteren Fabrikarbeiter kam aus der Landwirtschaft mit ihren Nebenerwerbsformen. Die Schicht der armen Bauern, Dienstmägde, Knechte und Tagelöhner konnte sich schon vor der Industriealisierung insgesamt keine Untätigkeit leisten. Allerdings fand die Arbeit mehr im häuslichen Rahmen statt. Dass alle im Rahmen ihrer körperlichen Möglichkeiten mit anfassen mußten, waren sie jedoch gewohnt.
Am Beginn der Industriealisierung mußten die Löhne für Frauen eigentlich nur knapp über dem Dienstmädchen/Magd-Niveau liegen. Für Kinderarbeit gab es gar keinen Mindestlohn, da Kinder vorher unentgeltlich zu Hause mithalfen.
Welche Argumente waren das genau und wann? ich war bisher der Meinung, die "Hausfrau und Mutter" sei ein bürgerliches Luxusphänomen, dass sich nur eine Minderheit leisten konnte. Diese Rolle hatte aber eine gesellschaftliche Ausstrahlung, die sie erstrebenswert machte, als eine Art Statussymbol. Wenn die Frau zu Hause bleiben konnte, hatte es die Familie wirtschaftlich geschafft.
eine Ausstellung zum Thema.
Beim dörflichen Handwerk wird aber doch wahrscheinlich zwischen Haupterwerbslandwirten mit Nebenerwerb im Handwerk und Nebenerwerbslandwirten mit Haupterweb im Handwerk kaum unterschieden und alles der Landwirtschaft zugerechnet, oder?Dabei ist davon auszugehen, dass gerade die amtlichen Statistiken für die Landwirtschaft (Tagelöhner, Aushilfen) und häuslichen Arbeitsverhältnisse höchst lückenhaft sind, erhebliche Dunkelziffern bestehen müssten, allerdings ohnehin schon 3/4 aller Beschäftigungsverhältnisse darstellen.
Man muss sich mit diesem Bezug auf Branchen auch einmal die Verteilung der Beschäftigungsverhältnisse insgesamt verdeutlichen, um die "soziale Frage" im Hinblick auf Industriearbeit zu verdeutlichen. Die mE seriöse Schätzung von Hoffmann gibt folgendes für 1849 an:
Landwirtschaft, Forsten, Fischerei: 8,3 Mio.
Bergbau, Salinen: 0,1 Mio.
Industrie und Handwerk: 3,4 Mio.
Verkehr: 0,2 Mio.
Handel, Banken, Gaststätten: 0,7 Mio.
häusliche Dienste: 1,4 Mio.
Dabei ist davon auszugehen, dass gerade die amtlichen Statistiken für die Landwirtschaft (Tagelöhner, Aushilfen) und häuslichen Arbeitsverhältnisse höchst lückenhaft sind, erhebliche Dunkelziffern bestehen müssten, allerdings ohnehin schon 3/4 aller Beschäftigungsverhältnisse darstellen.
Gut, dass Du das auch ansprichst.Da die Fabriken auf die Frauenarbeit angewiesen waren, wurden jede Menge Erleichterungen für die arbeitende Hausfrau und Mutter geschaffen, Stillstuben, Kindergärten, Mittagspause von 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr. usw. usf.
Aber das gehört überwiegend erst in ausgehende 19. Jahrhundert.
Ganz genau. Und diese Personengruppe wird - unabhängig von den Zuordnungsfragen, aber Du hast die wichtigen ja genannt - zahlenmäßig nur unzureichend erfasst worden sein.Beim dörflichen Handwerk wird aber doch wahrscheinlich zwischen Haupterwerbslandwirten mit Nebenerwerb im Handwerk und Nebenerwerbslandwirten mit Haupterweb im Handwerk kaum unterschieden und alles der Landwirtschaft zugerechnet, oder?
Tagelöhner sind dann eh, gerade auf dem Land, schwer einer Tätigkeit zuzurechnen, wie der Begriff selber schon andeutet.
Statistiken vor 1846 sind nicht nur nur ganz rudimentär erstellt worden (lt. Hoffmann). Von daher kann man nur Plausibilitäten für die Zeit davor überlegen, mit entsprechend noch geringerem industriellen Anteil.Um welche Zeit soll es denn nun gehen? Ab etwa den ersten Eisenbahnen in Dtl. in den 1830ern oder ab etwa 1790 (erster englischer "Hightech" in Dtl.)?
Gut, dass Du das auch ansprichst.
Es ist eben die Frage, ob es hier um die Grundlagen/Verhältnisse während oder vor bzw. in den Anfangsjahren (Protoindustrialisierung) gehen soll.
Super, freut mich, dass es hier mal so richtig abgeht.
Dann mal zugespitzt: Kocka, Weder Stand noch Klasse - Unterschichten um. 1800.
Je nach regionaler Verteilung setzt er vor der Industrialisierung die "Unterschicht" bei 50 - 75% an. Die Problematisierung der Frauen- und Kinderarbeit in der Industrie dürfte demnach eher eine Frage intellektueller Zirkel gewesen sein. Vielleicht ist die heutige Wahrnehmung dieser gesellschaftlich eher schmalen Basis von Stellungnahmen zu verdanken.
Das änderte sich mit der Verbreiterung des Standes/Klasse der industriellen Arbeiterschaft, eine andere Artikulierung bzw. nunmehr ein anderer Bezug der sozialen Frage.
Die Kernprobleme waren m.E. vor allem die Lösung der "sozialen Frage", .......
Hahn datiert den großen Bevölkerungsanstieg ab der Mitte des 18.Jh. und gibt diesen als eine Grundlage hinsichtlich des Arbeitskräftepotenzials an.*
Ich dachte auch gelesen zu haben, dass bis in diese Zeit Dtl. zur Erholung vom Dreißigjährigen Krieg brauchte.
Auch wenn wir um 1800, so die Meinertsche Spinnmühle bei Chemnitz von 1812, schon einige Unternehmen finden, die wohl nicht so unähnlich den englischen arbeiteten, frage ich mich, ob nicht auch gerade in dieser Zeit die napoleonischen Kriege auch einen Hemmschuh darstellten. Sicherlich wurde kaum ein Gebiet von Europa so schwer davon getroffen wie Deutschland (1792-97, 1798-1801, 1803, 1805-1807, 1809, 1813-14 Kriegsschauplatz). Wie ist da die Blockade des Handels zu bewerten? Hob sie nicht vielleicht auch die Vorteile durch die napoleonische "Flurbereinigung" z.T. auch auf?
Ich hoffe mal, dass das nicht zu sehr OT geht.
Aber die männlichen Kombattanten, die nun wirklich in einem nicht zu unterschätzenden Maßstab zwischen Lissabon und Moskau verbluteten, spielen doch schon in das Thema "Bevölkerungsentwicklung" hinein.
*
Hahn: "Die industrielle Revolution in Deutschland". München 2005
Die Problematisierung der Frauen- und Kinderarbeit in der Industrie dürfte demnach eher eine Frage intellektueller Zirkel gewesen sein. Vielleicht ist die heutige Wahrnehmung dieser gesellschaftlich eher schmalen Basis von Stellungnahmen zu verdanken.
Das verstehe ich jetzt nicht.Die Gefallenen der Kriege werden überwiegend in die Schichten gehört haben, denen Familie und Kinder wohl verwehrt geblieben wären. Ist für die Bevölkerungsentwicklung vermutlich zu vernachlässigen.
1.
Das wäre zumindest ziemlich ungerecht, weil den Mägden ja die Verpflegung und Logis, z.T. auch die Kleidung gestellt wurde.
...Von daher würde es mich nichtmal überraschen, wenn man die eigenen Kinder in fremde Dienste gab und dennoch selber fremde Kinder in Dienste nahm.
Vorsicht!
Du verquickst hier die häusliche Tätigkeit der Frau, (worunter zB natürlich auch Dienstmädchen usw. fallen) die nie jemand in Frage stellte.
Mit der Fabrikarbeit. Lediglich die sah man als soziales Problem.
Das ist Denken des 20. Jahrhunderts.
Gut, dass Du das auch ansprichst.
Es ist eben die Frage, ob es hier um die Grundlagen/Verhältnisse während oder vor bzw. in den Anfangsjahren (Protoindustrialisierung) gehen soll.
Das Problem ist eben, dass die Industrialisierung ein Prozess ist, der regional und Branchenbedingt in sehr unterschiedlichen Zeitspannen und in sehr unterschiedlicher Intensität abgelaufen ist.
Dort wo heute das industrielle Zentrum Baden-Württembergs liegt, (sorry ich kenne mich halt regional aus) am "mittleren Neckar" ist sie erstaunlicherweise (für den Ortsfremden) recht spät abgelaufen. (dafür dann aber um so rascher) Am Albrand und auf der Schwäbischen Alb gut 40 Jahre früher.
Was dann leider dazu führt, dass man in der Diskussion am besten die Grenze 1814 - 1914 setzt.
Dann mal zugespitzt: Kocka, Weder Stand noch Klasse - Unterschichten um. 1800.
Je nach regionaler Verteilung setzt er vor der Industrialisierung die "Unterschicht" bei 50 - 75% an. Die Problematisierung der Frauen- und Kinderarbeit in der Industrie dürfte demnach eher eine Frage intellektueller Zirkel gewesen sein. Vielleicht ist die heutige Wahrnehmung dieser gesellschaftlich eher schmalen Basis von Stellungnahmen zu verdanken.
Am Rande könnten sich langsam durchsetzende Verbesserungen in der Landwirtschaft ab 1800 ausgewirkt haben, Fruchtfolge, Kartoffeln etc, dazu hatte Brissotin vor kurzem einen Thread eröffnet.Für die Bevölkerungsentwicklung einschl. 18. Jahrhundert wird diese in ein Verhältnis zur verfügbaren Nahrung gebracht.
Es gibt dafür auch einen Fachausdruck, der mir leider zZ nicht präsent ist:weinen:
Hinsichtlich der Kinderarbeit gab es die schlimmsten Missstände zu Beginn der Industrialisierung, als viele Unternehmer Kinder und Jugendliche schamlos ausbeuteten. Später lag es oft an den staatlichen Kontrolleuren, welche die Angaben der Fabrikanten selten vor Ort nachprüften, sodass Kinder oft weiterhin in Bergwerken und Fabriken schuften mussten.
In Deutschland verdrängte die allgemeine Schulpflicht und vor allem die Kindergesetzgebung die Kinderarbeit in den Fabriken. Sie untersagte in Preußen 1839 die Beschäftigung von Kindern unter 9 (!) Jahren in Bergwerken, beschränkte 1853 die Arbeitszeit der 12- bis 14-jährigen auf 6 Stunden und verbot Kinderarbeit erst 1891 gänzlich.
Das verstehe ich jetzt nicht.
Es geht ja hier nicht um die reinen Berufsheere. Gerade in den Napoleonischen Kriegen kam man mit den "Söldner-"Heeren nicht mehr zu Rande. Unruhen in Dtl. wegen der Belastungen durch die übermäßigen Aushebungen sind mir auch schon vorgekommen.
Aber das ist hier OT. Deswegen von meiner Seite: :still:
Indem die Industrialisierung die Hausindustrie weitgehend verdrängte, trug sie zur Überwindung der Kinderarbeit mindestens strukturell bei.
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