Und ich meine, dass dieser Text zeigt, dass sich hier jemand überhaupt nicht mit der These beschäftigt hat, sie aber gleich mit irgendwelchen Vorurteilen gleichsetzt.
Zugegebener Maßen bin ich nun nicht losgelaufen um mir dieses Buch zu besorgen und es eilends zu lesen. Ich bin von dem ausgegangen, was zum Beginn des Threads darüber referiert wurde. Da habe ich im Prinzip verstanden, zum lediglich Triebhaften (also dem Freudschen ES) sei als zweiter Persönlichkeitsaspekt eine höhere Instanz eine Art Übervater in Gestalt der Autorität des Häuptlings oder von Göttervorstellungen (also Freudsches ÜBER-ICH) hinzugetreten. Ein Bewußtsein (also das Freudsche ICH) sei erst später entstanden.
Ich finde es zudem auch immer wieder recht erstaunlich, wie man davon ausgehen kann, es habe Zäsuren in der menschlichen Entwicklung gegeben, die alle Menschen quasi gleichzeitig erfasst hätten, ob diese nun im angesprochenen Zeitraum 3000 bis 12000 vor der Gegenwart in Südamerika, Nordamerika, Australien, Afrika, Europa oder Ostasien gelebt haben. Das erscheint mir schlicht absurd. Entwicklungen, die vor 20.000 Jahren an einem Ort stattfanden mögen woanders erst in 200 Jahren stattfinden. Wer weiß? Wenn dieser Jaynes die Entwicklung der von uns als kulturelle Vorväter gesehenen Kulturen meint, also Römer, Griechen, Juden, Ägypter, darf ich dann annehmen, daß es noch immer Völker auf dieser Erde mit bikameraler Psyche, also ohne jedes Bewußtsein von sich selbst gibt??? Was sollte ich da falsch verstanden haben?
Da ich nun wenig Lust habe, jedes krude Buch zu lesen, wo irgendwer absonderlichste Thesen zum Besten gibt, würde ich Dich bitten, erforderlichenfalls zu erläutern, was ich denn hier falsch verstanden habe. Zudem würde mich doch mal sehr interessieren, wo der Autor denn seine Weisheit hernimmt. Da er nicht dabei war, mit damaligen Menschen nie sprechen konnte, müßte er sich ja auf allgemein zugängliche Funde, im Zweifelsfall prähistorische Funde beziehen; also auf Zeugnisse die vor der Schriftlichkeit entstanden sind. Er müßte also aus so Dingen wie Grabbeilagen, Gebäuderesten oder der Verzierung von Keramiken und Höhlenmalereien Informationen gewinnen, die einigermaßen zwingend auf die behauptete bikamerale Psyche schließen lassen. Na dann man bei. Wie sollte das denn bitte belegt werden????
Als Beleg Schriften aus historischer Zeit zu verwenden ist recht lustig, wenn das Phänomen sich rund 1.000 Jahre vor der Zeitenwende erledigt haben soll. Sind wir hier bei dem, was ägyptische Priester hinterlassen haben? In der Tat, die werden viel von den Göttern und wenig über sich selbst geschrieben haben. Auch Kant hat wenig über sich selbst geschrieben. War er auch bikameral? ergo ohne Bewußtsein? Womöglich befand es damals niemand für wert, eine Autobiografie zu schreiben, in der er sein Innerstes nach Außen gekehrt hätte, also von seiner Selbstwahrnehmung und seinen Gefühlen gesprochen hätte. Das tun auch heute die meisten Menschen eher ungern. Vielleicht wäre das ja auch als Frevel gesehen worden. Es ist auch viel einfacher zu schreiben, die Götter sähen das eine und das andere mit Mißfallen, anderes aber gerne, anstatt zu schreiben, man wolle das eine oder andere gern, hätte aber gern, anderes würde unterbleiben. Warum sollten wir denn nach der Pfeiffe des Schreiberlings tanzen? Aber, wenn das der Wille der Götter ist, wer wird dann dagegen freveln?
Wenn priesterliche Schreiber dergleichen schrieben, sagt das wenig bis nichts darüber aus, was die normalen Leute dachten.