Bildung der Herrscher im 17. und 18.Jh. (Verschiedene Aspekte)

Brissotin

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Ich bin in meiner Beschäftigung mit Herrschern und deren Gemahlinnen immer mal wieder darüber gestolpert, dass deren Orthographie qualitativ extrem variierte. Es ist zwar so, dass es keine einheitliche Rechtschreibung im 18.Jh. gab und selbst die Ansichten Gottscheds erst mit der Zeit Verbreitung fanden, aber dennoch fällt manchen Biographen eine Eigenwilligkeit in der Rechtschreibung von diesem oder jenem Herrscher schon auf. Bisweilen waren auch einige Herrscher in einer Rechtschreibung verhaftet, welche dann in der 2. Hälfte des 18.Jh. bsw. schon sehr anachronistisch wirkte.

Eine interessante Passage fand ich bsw. in einem Text über Johann Adam von Posch, der 1782 bis 1791 Präsident der österreichischen Vorlande war.

"Ein Indiz dieses engen persönlichen Verhältnisses [zwischen Posch und dem Kaiser Franz I.] ist auch die Tatsache, dass Franz Stephan einen Band seiner geheimen Korrespondenzen mit Maria Theresia aus den Jahren 1741-1742 Posch anvertraute, ein Band, der sich später in Poschs Nachlass fand. Es ist dies eine einzigartige Quelle, da Maria Theresia nach dem Tod ihres Gemahls, offenbar da sie nicht wollte, dass die Nachwelt Kenntnis seiner recht eigenwilligen und selbst für die damalige Zeit entsetzlich fehlerhafte Orthographie erhielt, seine sämtlichen Privatschreiben vernichten ließ. ..."
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Interessant wäre da, ob man einen guten Nachweis zwischen rechtschreiblicher Schwächen und mangelnder Bildung aufzeigen kann. Immerhin war Franz I. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und offizielle Sprache am Kaiserhof war entsprechend Deutsch. Ein Kaiser, der seine eigene Sprache nicht oder nur mangelhaft beherrschte, war schon ein bisschen peinlich.

Ich werde noch weitere Beispiele von anderen historischen Persönlichkeiten aufführen.
Vielleicht werden wir da Unterschiede und Gemeinsamkeiten feststellen. Die Bildung der künftigen Herrscher und überhaupt der Prinzen und Prinzessinnen differierte ja ganz enorm im 17./18.Jh. von Hof zu Hof und von Herrscher zu Herrscher.
Bei August II., auf den ich noch zurückkommen werde, scheint es mit der Bildung nicht sehr weit her gewesen zu sein, während dessen Sohn August III. von Polen dafür berühmt war, dass er sämtlichen seiner Kinder, gleich welchen Geschlechts, eine besonders gute Ausbildung angedeihen ließ. Friedrich Christian (Kurf. 1763) hatte Studien in Leipzig bsw., Prinz Xaver und Albert Kasimir bewährten sich auf ihren jeweiligen Posten(der eine als Kuradministrator ab 1763, der andere als Statthalter für die Österreicher in Ungarn und daraufhin in den Österreichischen Niederlanden)...

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Franz Quartal: "Die Vorderösterreichischen Regierungspräsidenten"
S. 162
in: "Habsburg und der Oberrhein - Gesellschaftlicher Wandel in einem historischen Raum" Hrsg.: Saskia Durian-Ress u. Heribert Smolinsky; Waldkircher Verlag; Waldkirch; 2002
 
In der Tat waren die Habsburger Herrscher seit Karl V. als Politiker oder Militärs nur Mittelmaß und bisweilen noch darunter gewesen

Leopold, für den geistlichen Stand bestimmt und entsprechend erzogen, rückte nach dem Tode seines Bruders Ferdinand an die erste Stelle der Thronfolge.

Ist das nicht bedauerlich, dass nur der Erstgeborene für die Herrschaft erzogen wurde? Wieso haben sich die Monarchen hinreißen lassen ihre Söhne "anderweitig" erziehen zu lassen, wenn doch allen immer wieder vor Augen geführt wurde, dass der Erstgeborene nicht selten eher starb als sein Vater?

Könnte man in dieser Hinsicht auch bereits aufgreifen, dass die Bildung der Herrschenden vielleicht etwas grob in ihrer Jugend abgehandelt wurden war?

Obligatorische Fächer waren, außer natürlich Religion, Geschichte, Latein - damals die Staatssprache Ungarns -, Spanisch, Französisch, Italienisch, dazu Musik, die mit großer Sorgfalt, und Literatur, die oberflächlich, beides ganz Italienisch ausgerichtet, gelehrt wurden. Maria Theresia sprach mit Mann und Kindern Wienerisch, ansonsten fließend, Französisch. Auch Italienisch beherrschte sie gut. Ihre Korrespondenz ist ganz Französisch abgefasst. Die deutsche Grammatik und Orthographie erlernte sie zeitlebens nicht.

"Obligatorische Fächer" werden die Aufgeführten genannt, in denen Maria Theresia unterrichtet wurde, bis sie ab dem Alter von 11 Jahren von der Fuchsin erzogen wurde. Bis hierin ist es noch ersichtlich, dass sie wie eine "normale Erzherzogin" erzogen wurde, aber warum hat Kaiser Karl VI. sie nicht später "weiter erziehen lassen" damit sie seine Nachfolge vorbereitet antreten konnte?
Sie beschwerte sich darüber um 1750 selbst, als sie ein "Testament" nach 10-jähriger Regentschaft schrieb:

damahlen die zu Beherrschung so weit schichtiger und verteilter Länder erforderliche Erfahr- und Kenntnüs umb so weniger besitzen können, als meinem Herrn Vattern niemals gefällig ware, mich zur Erledigung weder der auswärtigen noch inneren Geschäften beizuziehen noch zu informieren, so sahe mich auf einmal zusammen von Geld, Truppen und Rat entblößet.

Ihre "Lust am Regieren und ihr Streben nach Macht" schreibt man ausschließlich ihren biologischen Vererbungen von vor allem mütterlicher Seite her zu:

(...) so scheint ihr Naturell mehr von den Anlagen der mütterlichen Linie, des Welfenhauses, und der Großmutter väterlicherseits, der Pfalz-Neuburgerin, geprägt wurden zu sein. (...) spezifische Charaktereigenschaften Maria Theresias wie ihr motorisches Temperament, ihre Arbeitsenergie, ihre Stetigkeit (...) und vor allem ihre niemals theoretisch verstiegene, immer an praktischen Erfordernissen orientierte Entscheidungsfähigkeit (...) deuten in Richtung auf das mütterliche und großmütterliche Blutserbe.

Er setzte eine Regentin ein, diesmal die verwitwete Kurfürstin von der Pfalz, Schwester des verstorbenen Großherzogs Gian Gastone. Er selbst blieb in Wien - warum ist schwer zu sagen. Vielleicht aus Bequemlichkeit, aus Verliebtheit (...)

Franz Stephan war jedenfalls kein unermüdlich arbeitender Monarch (wie so mancher Habsburger zuvor (s. Karl VI.)) - wenn man den Zitaten Glauben schenkt.
Also kann man behaupten, dass eine gute Herrschaft eines Monarchen nicht von der Bildung, sondern von dem "leidenschaftlichen Einsatz" allein abhängig war?

Bloß, wann kann man von "nützlicher" Bildung reden?
Was wäre für einen zukünftigen Monarchen entscheidend gewesen?
Wie sollte (er) erzogen werden, wenn die bisherigen politischen Regierungsformen langsam veralteten und eine europäische Großmacht weiter unter den Führenden bestehen musste?

Alle Zitate aus dem ersten Kapitel "Habsburgs Erbtochter" aus der Bio über "Maria Theresia" von Peter Berglar vom Januar 2004 (6. Auflage).

P.S. @ Brissotin - eigentlich wollte ich mit den Zitaten auf deinen ersten Beitrag eingehen, aber irgendwie ist das jetzt anders geworden. Aber ich denke und hoffe, der Kreis wird sich schließen. :D
 
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Ist das nicht bedauerlich, dass nur der Erstgeborene für die Herrschaft erzogen wurde? Wieso haben sich die Monarchen hinreißen lassen ihre Söhne "anderweitig" erziehen zu lassen, wenn doch allen immer wieder vor Augen geführt wurde, dass der Erstgeborene nicht selten eher starb als sein Vater?

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Könnte man in dieser Hinsicht auch bereits aufgreifen, dass die Bildung der Herrschenden vielleicht etwas grob in ihrer Jugend abgehandelt wurden war?


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"Obligatorische Fächer" werden die Aufgeführten genannt, in denen Maria Theresia unterrichtet wurde, bis sie ab dem Alter von 11 Jahren von der Fuchsin erzogen wurde. Bis hierin ist es noch ersichtlich, dass sie wie eine "normale Erzherzogin" erzogen wurde, aber warum hat Kaiser Karl VI. sie nicht später "weiter erziehen lassen" damit sie seine Nachfolge vorbereitet antreten konnte?
Sie beschwerte sich darüber um 1750 selbst, als sie ein "Testament" nach 10-jähriger Regentschaft schrieb:


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Ihre "Lust am Regieren und ihr Streben nach Macht" schreibt man ausschließlich ihren biologischen Vererbungen von vor allem mütterlicher Seite her zu:


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Franz Stephan war jedenfalls kein unermüdlich arbeitender Monarch (wie so mancher Habsburger zuvor (s. Karl VI.)) - wenn man den Zitaten Glauben schenkt.

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Also kann man behaupten, dass eine gute Herrschaft eines Monarchen nicht von der Bildung, sondern von dem "leidenschaftlichen Einsatz" allein abhängig war?

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Bloß, wann kann man von "nützlicher" Bildung reden?
Was wäre für einen zukünftigen Monarchen entscheidend gewesen?
Wie sollte (er) erzogen werden, wenn die bisherigen politischen Regierungsformen langsam veralteten und eine europäische Großmacht weiter unter den Führenden bestehen musste?
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Bei der Erziehung zum geistigen Stand müsste aber eigentlich eine Erziehung zum Herrschen eingeschlossen gewesen sein, denn ein Erzherzog sollte ja sicherlich keine Pfarrei bekommen, sondern später ein geistlicher Fürst werden, der dann auch sein eigenes Staatswesen zu verwalten gehabt hätte.

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Das kam vor.
Bei manchen scheint auch die Bildung abgebrochen worden zu sein, sobald diese genügte um eine von den Eltern beabsichtigte Laufbahn einzuschlagen - z.B. Feldherr.

3.
Dafür dass offenbar Staatstheorie oder sowas fehlte, kriegte sie es ja danach recht gut hin. ;)
Ich glaube mal gelesen zu haben, dass Maria Theresia dann in den späten 1730ern, als das Kaiserpaar scheinbar die Hoffnung auf einen männlichen Erben (oder eben auf einen frühzeitigen Tod der Kaiserin und eine neuerliche Verbindung des Kaisers mit weiteren potenziellen Versuchen einen Erben zu zeugen...) aufgegeben hatte, zusehends doch noch an die Staatsgeschäfte herran geführt wurde.

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Persönlich finde ich solche Erblichkeit von Fleiß absurd. Aber gut, sollen sie das meinen, wenn es ihnen gefällt...

5.
Ich denke die Toskana war weit von der kaiserlichen Residenzstadt Wien entfernt. Das darf man nicht vergessen. In Wien liefen nunmal die Fäden kaiserlicher Diplomatie, Lehns- und Rechtswesens zusammen. In Wien tagte bis auf die kurze Ausnahme in den frühen 1740ern der Reichshofrat. Ob der Reichshofrat für den Kaiser in die Toskana gewechselt wäre, erschiene mir kaum vorstellbar.
Persönlich dürfte für den Kaiser Franz noch die Besitzungen in Österreich eine Rolle gespielt haben. Er hatte dadurch und durch sein enorme Bedeutung als "Wirtschaftsfachmann" ein großes Vermögen angehäuft mit welchem er den zerrütteten österreichischen Finanzen beisprang, obwohl man durchaus versuchte seinen Einfluss auf Österreich und Ungarn zu begrenzen(Daher würde ich das einmal unter dem Thema Güte laufen lassen.).

6.
Nein. Leidenschaftlicher Einsatz ohne Bildung, könnte auch zu leidenschaftlichen Fehlentscheidungen führen.;)
Man muss sicherlich sagen, dass Maria Theresia auch viele gute Leute hatte, welche vielleicht manche Defizite hinsichtlich ihrer Bildung und Vorbereitung auf die Lenkung des Staates ausglichen. Sie übernahm ja von ihrem Vater den bewerten Bartenstein. Dann hatte sie Glück mit Chotek und Kaunitz. Klar ist das auch ganz wichtig für einen Herrscher damals gewesen zum richtigen Zeitpunkt die richtige Person zu wählen.

7.
Als wichtig galt Recht und Rechtsgeschichte, das Vertrautwerden mit der Verfassung des eigenen Staates, Sprachen, Verwaltungskenntnisse, Kenntnisse über die neuesten technologischen, bürokratischen und wirtschaftlichen Fortschritte in den anderen Ländern.

Für Letzteres war ja u.a. die Kavalierstour gedacht.

Ein schönes Beispiel ist die Bildungsreise Friedrich Wilhelms als Kurprinz in die Niederlande. Der brandenburgische Hof war zur Zeit des 30-jährigen Krieges derart ruiniert, dass man sich eine weite typische Kavalierstour zum einen nicht leisten konnte, zum anderen hielt man sie in Kriegszeiten für zu gefährlich. Selbst der Aufenthalt in Leiden 1634 überstieg eigentlich die Möglichkeiten, welche die Reisekasse des Kurprinzen zuließ. Ja der Sohn eines de jure mächtigen Reichsfürsten und Kurfürsten konnte kaum standesgemäß in den Niederlanden leben. Aber neben dem Austausch mit wichtigen geistigen Köpfen der Zeit, hinterließ der Aufenthalt einen großen Eindruck auf den Kurprinz, da er in den Niederlanden den Fortschritt und Aufschwung durch eine starke Handelsmacht vor Augen geführt bekam.
 
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Bei der Erziehung zum geistigen Stand müsste aber eigentlich eine Erziehung zum Herrschen eingeschlossen gewesen sein, denn ein Erzherzog sollte ja sicherlich keine Pfarrei bekommen, sondern später ein geistlicher Fürst werden, der dann auch sein eigenes Staatswesen zu verwalten gehabt hätte.



Ein schönes Beispiel ist die Bildungsreise Friedrich Wilhelms als Kurprinz in die Niederlande. Der brandenburgische Hof war zur Zeit des 30-jährigen Krieges derart ruiniert, dass man sich eine weite typische Kavalierstour zum einen nicht leisten konnte, zum anderen hielt man sie in Kriegszeiten für zu gefährlich. Selbst der Aufenthalt in Leiden 1634 überstieg eigentlich die Möglichkeiten, welche die Reisekasse des Kurprinzen zuließ. Ja der Sohn eines de jure mächtigen Reichsfürsten und Kurfürsten konnte kaum standesgemäß in den Niederlanden leben. Aber neben dem Austausch mit wichtigen geistigen Köpfen der Zeit, hinterließ der Aufenthalt einen großen Eindruck auf den Kurprinz, da er in den Niederlanden den Fortschritt und Aufschwung durch eine starke Handelsmacht vor Augen geführt bekam.


Bei den Niederlanden musste ich an einen anderen Herrscher und Autodidakten denken, der dort ebenfalls wichtige Impulse empfing: Peter I. von Russland. Peters Bildung war überaus lückenhaft, und er hat als Erwachsener immer wieder betont, wie wichtig ihm Bildung schien.

Er war allerdings einzig am "praktischen Nutzen" orientiert. Alles, was ihn interessierte, lernte der Zar, der ein u.a. begabter Drechsler und weniger begabter Chirurg und Zahnarzt war. Seine Bedientsteten versuchten immer Zahnschmerzen vor ihm geheim zu halten, weil sonst der Zar mit seinem Instrumentenkasten an ihr bett kam. Er lernte in Holland Leuvenhook kennen und assistierte bei Operationen. Einmal ekelte sich ein russischer Adeliger vor einer Leiche, worauf Peter wütend wurde und ihm befahl, eine Sehne mit den Zähnen zu halten. Peter hat sehr viel in Holland und England gelernt, doch die schönen Künste waren ihm ein Buch mit 7 Siegeln, und von den Meisterwerken Vermeers, Rembrandts und Van Dhyks brachte er keines nach russland mit, sondern nur Bilder von Schiffen.

Peters Sohn Alexeij war recht gebildet. Er sprach mehrere Fremdsprachen fließend und war theologisch gut ausgebildet. Dennoch stand er immer unter dem Schatten seines Vaters. Einmal sollte er eine Zeichnung anfertigen oder er befürchtete, eine anfertigen zu müssen, so dass er sich vor Angst mit einer Pistole in die Hand schoss. Vor allem monierte sein Vater, dass er überhaupt kein Interesse am Soldatenhandwerk hatte. Alexeij wäre unter manchem Zaren ein guter Nachfolger gewesen. Er war europäisch beeinflusst, stand aber dennoch den Altgläubigen nahe und war die Hoffnung vieler Konservativer. Als Nachfolger Peters war er freilich sehr unglücklich, und ähnlich wie Friedrich II. sah er schließlich keine Wahl mehr, als vom Hofe zu fliehen.
 
Das könnte doch auch ein Anzeichen für Legasthenie sein.
Richtig. Leider habe ich noch keine Bemerkungen über seine französischen Schreiben gelesen.

Meine Vermutung ist daher als Erklärung für das Verhalten von Franz I., dass er zuwenig auf Deutsch las und daher wahrscheinlich diese Fehler machte. Aber, wie sich zeigen wird, befand er sich damit in bester Gesellschaft, auch wenn er eher zur letzten Generation von Herrschern gehörte, welche sich möglicherweise kaum mit der deutschen Sprache beschäftigt haben.
Immerhin förderte das Kaiserhaus in Wien Johann Balthasar Antesperg. Dessen Bemühungen um eine einheitliche deutsche Sprache und dessen Werke wie "Die kayserliche Grammatick..." (1747) wurden von Gottsched abgelehnt. Quasi setzte sich Gottsched und die Leipziger Sprachrichtung durch und die oberdeutschen Schreibsprache trug weniger zu der letztlichen Standartsprache bei, als von Antesperg beabsichtigt.
 
Ein anderes Problem lag sicher darin, dass es eben keine einheitliche Schulbildung für Herrscherkinder und Hochadel gab.

Es herrschte zwar Übereinstimmung darüber, was zur höheren Bildung und Erziehung/Ausbildung eines zukünftigen Herrschers oder Fürsten, Lords gehören sollte, aber letztlich entschieden die Eltern, vor allem der Vater WAS unterrichtet wurde und wie streng/eng das gesehen wurde. Reagierte der Vater, wenn sich der Lehrer über Unaufmerksamkeit, Unlust oder Faulheit beschwerte, mußten die Schüler also den Zorn des Vaters fürchten? Oder wagte der Lehrer gar nicht, sich zu beschweren? Hatte vielleicht sogar Verständnis, wenn der Vater seinerseits allzustreng und grausam war und behielt also etwaige Unzulänglichkeiten der Kinder für sich?
 
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Ein anderes Problem lag sicher darin, dass es eben keine einheitliche Schulbildung für Herrscherkinder und Hochadel gab.

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Es herrschte zwar Übereinstimmung darüber, was zur höheren Bildung und Erziehung/Ausbildung eines zukünftigen Herrschers oder Fürsten, Lords gehören sollte, aber letztlich entschieden die Eltern, vor allem der Vater WAS unterrichtet wurde und wie streng/eng das gesehen wurde.

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Reagierte der Vater, wenn sich der Lehrer über Unauafmerksamkeit, Unlust oder Faulheit beschwerte, mußten die Schüler also den Zorn des Vaters fürchten? Oder wagte der Lehrer gar nicht, sich zu beschweren? Hatte vielleicht sogar Verständnis, wenn der Vater seinerseits allzustreng und grausam war und behielt also etwaige Unzulänglichkeiten der Kinder für sich?
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Richtig. Aber die gab es ja auch in den unterschiedlichen Staaten nicht.
Jeder Hofmeister, so er denn studiert hatte, was nicht selten war, orientierte sich natürlich nach seiner Universität, worauf seine Bildung zurück ging.

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a) Lords würde ich rausnehmen. Lords waren keine Herrscher im engeren Sinne. Mir geht es um spätere souveräne Fürsten, Könige oder Kaiser, wobei der Begriff "Fürst" (Prince) oft alle schlicht souveränen Herrscher zusammen fasste.
Die Anforderungen an einen späteren souveränen Fürsten sind andere als an einen Hochadeligen, welcher einem Landesherren unterstand.

b) Da bin ich mir nicht ganz sicher. Man kann eine gewisse Häufigkeit bei bestimmten Prinzipien und Herrangehensweisen der Hofmeister, Lehrer und Erzieher erkennen. Eigentlich war bsw. die Kavalierstour der jugendlichen Prinzen, Erb-, Kur- und Kronprinzen obligatorisch. In Brandenburg-Preußen bsw. kam sie aber kaum vor.
Während in Frankreich ein recht umfangreicher Stab an Erziehern sehr unterschiedliche Fächer unterrichtete, waren die Erzieher in Preußen überschaubar, wenn auch bisweilen erstaunlich qualifiziert.

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Sicherlich spielten in der Beziehung zwischen Hofmeister oder Erzieher und Schüler immer wieder auch die künftigen Aussichten der Erzieher eine Rolle. Würde sich ein späterer Herrscher an seinem Erzieher für schlechte Behandlungen oder Verrat gar rächen? In Preußen ist da Danckelmann ein gutes Beispiel welch eine Karriere ein ehemaliger Lehrer später unter dem erwachsenen Schüler, der Kurfürst wurde, machen konnte.
 
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