Bodenmosaik in Galiläa - kosmische Jesus und Maria?

Es ist eine menschliche Konstante, die neurologisch begründbar ist
... neurologisch begündet ist auch diese Erklärung des Mikrobiologen und Nobelpristrägers Francis Crick:
„‚Sie’, Ihre Freuden und Leiden … Ihr Sinn für Ihre eigene Identität und Willensfreiheit – bei alledem handelt es sich in Wirklichkeit nur um das Verhalten einer riesigen Ansammlung von Nervenzellen und dazugehörigen Molekülen … Sie sind nichts weiter als ein Haufen Neurone.
 
Ihr Gedenktag, der 15. August, hat uralte kosmische Bezüge.

Was sollen das für uralte kosmische Bezüge sein? Bei kosmischen Bezügen fallen mir eigentlich nur die Tages-und Nachtgleiche (Winter- bzw. Sonnenwende um den 20. Dezember bzw. 20. Juni) herum ein.

Wiki schreibt zu dem Feiertag:

Das Fest „Mariä Aufnahme in den Himmel“ wurde im 5. Jahrhundert von Bischof Kyrill von Alexandrien eingeführt. Er legte es im Zuge der Christianisierung auf den 15. August, das wichtige römische Fest feriae Augusti, Feiertage des Augustus: Mitte des Monats August feierte der römische Kaiser Augustus seine Siege über Marcus Antonius und Kleopatra bei Actium und Alexandria mit einem dreitägigen Triumph. Die Jahrestage und später nur der 15. August waren von da an im ganzen römischen Reich Feiertage.[4]


Mariä Aufnahme in den Himmel – Wikipedia

In Italien hat bis heute dieser Tag seinen Namen behalten: Ferragosto – Wikipedia

Kosmologische Bezüge sehe ich da nicht. Mir scheint, dass die römische Kirche nach der Einführung des Christentums als Staatsreligion einen alten römischen Feiertag mit neuen Inhalt weitergeführt hat.


P. S. Könntest Du vielleicht ein wenig mehr mit Absätzen arbeiten und Zitate aus Wiki oder anderen Quellen irgendwie einrücken oder mit der Zitatfunktion kenntlich machen. Das würde zur besseren Leserlichkeit beitragen.
 
Eine Frau mit Mondsichel als Personifikation des Mondes ist in der mediterranen und europäischen Kunstgeschichte allgegenwertig. Sie sieht nicht nur genauso aus wie die römische Mondgöttin Luna oder die griechische Mondgöttin Selene, sie heißt auch so. Der Witz ist dabei, dass der Himmelskörper und die Göttin jeweils den gleichen Namen wie das Gestirn haben.

Eine kleine Übersicht bietet Wikimedia: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Luna_(mythology)?uselang=de

Bei der Ikonografie von Maria spielt der Mond kaum keine Rolle. Maria trägt wie Jesus stattdessen den Heiligenschein, der auf die Ikonografie des Sonnengottes Helios/Sol zurückgeht.
Eine Ausnahme bildet die Mondsichelmadonna, die allerdings direkt auf einer Beschreibung in der Offenbarung des Johannes basiert. Da diese Madonna allerdings mit den Füßen auf der Mondsichel steht, kann sie mit der Göttin Luna/Selene mit der Mondsichel auf dem Kopf nicht verwechselt werden.

Mit der steilen These, dass Maria Magdalena im frühen Christentum als Ehefrau von Jesus verehrt worden sei, hat das allerdings rein gar nichts zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was sollen das für uralte kosmische Bezüge sein?

Zitat aus `Muttergöttin und Gottesmutter in Ephesos. Von Artemis zu Maria´, das vollkommen unabhängig von den haltlosen Behauptungen in jener Doku verfasst wurde: "Im September, wenn die Sonne im Zeichen der Jungfrau stand, feierten die Griechen die großen Eleusinien zu Ehren der Erdmutter Demeter. Auch die christlichen Marienfeste am 15. August (Maria Himmelfahrt) und am 8. September (Mariä Geburt) sind wie die alten Feste der kosmischen Jungfrau fixiert nach dem Vorübergang der Sonne an der Spica. Wenn die Sonne sich auf ihrer jährlichen Bahn dem Madonnenstern Spica nähert, verschwindet der Stern am Abendhimmel in den Strahlen der Sonne. Das geschah im Altertum am 15. August. Dann feierte man Mariä Himmelfahrt. ... Am Tage des Hervortretens der Spica aus den Strahlen der Sonne feierte man Mariä Geburt" (8. Sep.).

Das ist seinerseits ein Zitat aus: Arthur Schult: `Maria / Sophia. Das Ewig-Weibliche in Gott, Mensch und Kosmos´.

Diese Quelle liegt mir nicht vor.

Maglor: Vielen Dank für den Hinweis auf die "Mondsichelmaria". Johannes schrieb seine Apokalypse ja auf der Insel Patmos (Verbannung), zu Füßen des Artemis-Tempels. Später kehrte er zurück in seine Heimatstadt Ephesos, wo er hochbetagt sein Evangelium geschrieben hat (wer auch immer er war).
 
Dazu kommt, dass die Frau "mit der Sonne bekleidet und dem Mond unter den Füßen" uns Europäer nach einer langen kunstgeschichtlichen Entwicklung zwar eindeutig an Maria, die Mutter Jesu erinnert; das ist aber vom Text her nicht unbedingt zwingend, wenn man die Geburt nicht wörtlich versteht. Dann könnte es sich etwa auch um die Kirche/ Gemeinde handeln, die neue Kinder Gottes gebiert, und die Flucht vor dem Drachen in die Wüste wäre etwas leichter zu erklären.

So oder so, mit Maria Magdalena und einer möglichen Ehe oder Liebesbeziehung Jesu von Nazareth zu ihr oder einer anderen Frau hat das nicht viel zu tun. Maria Magdalena wurde zwar von vielen Christen sehr verehrt (Hieronymus nennt sie etwa "Apostelin der Apostel"), aber meines Wissens hat man sie nie in göttliche Sphären erhoben. Oder gibt es da in der Gnosis vielleicht solche Texte? Dort könnte ich es mir zumindest vorstellen.
 
Was sollen das für uralte kosmische Bezüge sein? Bei kosmischen Bezügen fallen mir eigentlich nur die Tages-und Nachtgleiche (Winter- bzw. Sonnenwende um den 20. Dezember bzw. 20. Juni) herum ein.

Wiki schreibt zu dem Feiertag:

Das Fest „Mariä Aufnahme in den Himmel“ wurde im 5. Jahrhundert von Bischof Kyrill von Alexandrien eingeführt. Er legte es im Zuge der Christianisierung auf den 15. August, das wichtige römische Fest feriae Augusti, Feiertage des Augustus: Mitte des Monats August feierte der römische Kaiser Augustus seine Siege über Marcus Antonius und Kleopatra bei Actium und Alexandria mit einem dreitägigen Triumph. Die Jahrestage und später nur der 15. August waren von da an im ganzen römischen Reich Feiertage.[4]


Mariä Aufnahme in den Himmel – Wikipedia

In Italien hat bis heute dieser Tag seinen Namen behalten: Ferragosto – Wikipedia

Und auch das, was Wiki schreibt, basiert auf einem populären Irrtum. Einen Feiertag "Feria Augusti" gab es nie, der ferragosto lag noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem 1. August. Der Name bezieht sich offensichtlich auf den Monat August, nicht auf den römischen Kaiser.

Am 15. August gab es kein "wichtiges Fest", im entsprechenen Wiki-Artikel zu den Festen im Römischen Reich wird bezeichnenderweise überhaupt kein Fest aufgelistet:
Liste der Feste und Feiertage im Römischen Reich – Wikipedia

Das hatten wir schon mal ausdiskutiert:
Es bleibt dabei: Für die Behauptung "Die drei Triumphtage - der 13., 14. und 15. August 29 v. Chr. - wurden mit allem Glanz gefeiert; sie galten als Festtage auch für die künftige Zeit und sind es bis heute in Italien geblieben" liefert Marion Giebel in dem Büchlein keinen Beleg, und ich finde auch sonst keinen Beleg. Das 740-seitige Buch von Jörg Rüpke, Kalender und Öffentlichkeit - Die Geschichte der Repräsentation und reiligösen Qualifikation von Zeit in Rom (Berlin/New York 1995) belegt auch nichts anderes, als dass Octavians Sieg am 2. September gefeiert wurde.

Und wenn noch im 19. Jahrhundert der ferragosto auf den 1. August bezogen wird, bleibt überhaupt kein Spielraum, den 15. August zur unveränderten zweitausendjährigen Tradition zu erklären.
 
Oder gibt es da in der Gnosis vielleicht solche Texte? Dort könnte ich es mir zumindest vorstellen.
Es gibt den Codex Berolinensis Gnosticus P. 8502, darin ist ein Dialog zwischen Andreas, Petrus, Maria Magdalena und Levi überliefert. Maria erzählt den Aposteln etwas, worauf Petrus und Andreas aggressiv reagieren, Maria weint, Levi rettet die Situation. Es wird in diesem Codex davon berichtet, dass Jesus Maria mehr als die anderen geliebt habe und ihr daher Dinge mitgeteilt habe, die er anderen nicht mitgeteilt hat. Allerdings wird die körperliche Begierde als der Rettung der Seele abträglich dargestellt (Übersetzung Jacquline Wormstädt, Uni Münster/RWTH Aachen).
 
Es gibt den Codex Berolinensis Gnosticus P. 8502, darin ist ein Dialog zwischen Andreas, Petrus, Maria Magdalena und Levi überliefert. Maria erzählt den Aposteln etwas, worauf Petrus und Andreas aggressiv reagieren, Maria weint, Levi rettet die Situation. Es wird in diesem Codex davon berichtet, dass Jesus Maria mehr als die anderen geliebt habe und ihr daher Dinge mitgeteilt habe, die er anderen nicht mitgeteilt hat. Allerdings wird die körperliche Begierde als der Rettung der Seele abträglich dargestellt (Übersetzung Jacquline Wormstädt, Uni Münster/RWTH Aachen).
Den koptischen Text mit einer älteren deutschen Übersetzung gibt es hier online:
Die gnostischen Schriften des koptischen Papyrus Berolinensis 8502. : Walter C. Till; Hans-Martin Schenke; Staatliche Museen zu Berlin (Germany : East). : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive
 
Danke! Wenn ich es recht verstehe (ich habe noch ein paar Seiten zurückgeblättert) geht es also um einen Aufstieg der Seele zur Ruhe (?) oder zur Erkenntnis. Maria Magdalena berichtet den anderen Jüngern von einer Offenbarung,und Andreas und Petrus wollen ihr nicht glauben.

Maria wird hier ganz besonders hervorgehoben, weil Jesus sie mehr liebte als die anderen und ihr diese Erkenntnisse offenbarte. Eine "kosmologische" Position scheint sie aber nicht zu haben, oder ich verstehe das Wort falsch. Sie wird ja nicht mit irgendwelchen Naturgewalten oder Gestirnen verbunden, oder?
 
Nein. Aber dieser Text des Codex Berolinensis Gnosticus P. 8502, der als Evangelium der Maria Magadalena popularisiert ist entspricht durchaus dem Bild der Maria Magdalena als Apostelin der Apostel.
 
Weiß einer der virtousen Quellenjäger auch, ob es von dem in der Doku genannten "Evangelium" eine deutsche Überstzung gibt, womöglich frei zugänglich?
 
Weiß einer der virtousen Quellenjäger auch, ob es von dem in der Doku genannten "Evangelium" eine deutsche Überstzung gibt, womöglich frei zugänglich?
Ich hab jetzt nicht nochmal reingeschaut, ich glaube, es wird immer wieder auf "Joseph und Asenat" verwiesen. Das hat mit einem "Evangelium" nicht das Geringste zu tun, aber den Text gibt es auf Deutsch hier:
Joseph und Asenath – Wikisource
 
Es gibt den Codex Berolinensis Gnosticus P. 8502, darin ist ein Dialog zwischen Andreas, Petrus, Maria Magdalena und Levi überliefert

Wieder ein genialer Hinweis; ich bin tief beeindruckt.

Heißt es dort doch auf Seite 57:

"Die Erstzeugung des Ersten Menschen gemeinsam mit seiner Gefährtin, der großen Sophia, war ein männlich-weibliches Kind, dessen männlicher Teil der Sohn Gottes (Seite 58) das ist der Christus, und dessen weiblicher Teil, die Sophia, die Mutter des Alls“ ist, die man auch Liebe nennt ".
 
Mannomann, hier werden die Zuschauer aber nach Strich und Faden verarscht.
Aber wirklich vom ersten Satz an: „Ein uraltes Manuskript, mit einer gefährlichen Botschaft, fast 1500 Jahre alt...
Und der zweite Satz: „Nach Ansicht einiger Forscher ein verlorenes Evangelium, das die Geschichte Jesu in entscheidenden Punkten verändern könnte.“
Zunächst einmal handelt es sich um eine Erzählung, der eine alttestamentarische Erzählung ausschreibt. Wie wenig Ahnung die Erzähler haben, erkennt man daran, dass sie Joseph als Stammvater Israels darstellen, dabei ist er „lediglich“ Stammvater zweier Stämme. Um aus dem Text ein verfremdetes Evangelium zu machen, muss man die Fakten schon ziemlich verbiegen.
Z.B. wird behauptet, ein ägyptischer Bischof habe diverse Evangelien verboten. Daher also, schließt der Zuschauer, dieses als Josephsgeschichte verfremdete Evangelium. Gleichzeitig aber soll jeder antike Christ sofort Jesus und Maria Magdalena in dem Text wiedererkannt haben... Das ist mal eine Logik....

Als Historiker frage ich mich natürlich, warum ausgerechnet ein später Text besondere Erkenntnisse zur Leben Jesu-Forschung bringen soll. Er wäre eher interessant, Sichtweisen zu untersuchen, vorausgesetzt man stellt die richtigen Fragen an ihn und unterstellt nicht irgendwelche Bezüge.

Behauptungen aus dem Film, warum die Geschichte von Joseph und Asenat in Wirklichkeit die von Jesus und Maria Magdalena darstellen solle:
  • Joseph wird als Sohn Gottes bezeichnet. Jesus ist der Sohn Gottes
  • Asenat wohnt in einem Turm, hebräisch Migdâl. Maria Magdalena ist die einzige Frau in der Bibel, die in einem Turm wohnt
Faktencheck:
  • Der Begriff Sohn Gottes taucht tatsächlich bereits in Alten Testament auf, ist also dem Jüdischen nicht fremd.
  • Es ist korrekt, dass Migdâl ‚Turm‘ heißt. Allerdings ist Migdâl auch eine bekannte galiläische Stadt, die bei mehreren antiken Historiographen Erwähnung findet. Die Vorstellung einer Rapunzel-Maria Magdalena ist etwas absurd.
Auch werden Faktoide als Fakten dargestellt. So behauptet etwa James Tabor, dass 666 für Nero stünde. Das ist eine seit dem 19. Jhdt. verbreitete Idee, die darauf basiert, dass der gräzisierte Name von Nero (Νέρων Καῖσαρ) ins Hebräische übersetzt (נרון קסר) die Zahlenwerte 50+200+6+50+100+60+200 habe. Wenn man allerdings mit Τραιανός Άδριανός/טרינוס אדרינוס die Kommutationsprobe macht, erhält man auch 666. (Wikipedia entnommen).

Irgendwann turnt der selbstdarstellerische Filmemacher Simcha Jacobovici plötzlich in Israel auf einem antiken Mosaik (Synagoge von Tiberias Chamat) herum. Das ist eine der schärfsten Szenen. Das Mosaik zeigt einen Zodiac mit Helios im Zentrum, in der Synagoge. Oh Wunder, das Mosaik mit dem Sonnengott ist nach Osten ausgerichtet, wie (mittelalterliche) Kirchen. Also, so die schnellschießende Schlussfolgerung des Filmemachers: es muss sich um Jesus handeln und die Synagoge ist tatsächlich die Kultstätte einer unbekannten judenchristlichen Sekte. Die Stimme aus dem Off fragt dann:

Falls das Mosaik Jesus als Sonnengott darstellte, warum fehlt dann Maria Magdalena?“ (Minute 14)
Da fehlen einem doch echt die Worte.

Danach steht Barrie Wilson, der zweite Protagonist der „Doku“ in den Ruinen von Migdâl und behauptet allen Ernstes, basierend auf der Erzählung von Joseph und Asenat, dass Maria Magdalena eine heidnische Priesterin gewesen sei. Natürlich war Asenat Heidin, sie war ja die Tochter eines ägyptischen Priesters! Im Off wird das noch mal wiederholt:

Die archäologischen Funde deuten darauf hin, dass Maria Magdalena eine phönizische Priesterin war.“​

Bullshit!
Anschließend wird dann die Panthera-Legende ausgegraben (aber eine historische Einordnung der Quellen? Fehlanzeige).
 
Was mit hier entgegenweht ist nicht der "wind of change" sondern der "the wind of skepticism".

Dabei begrüße ich das Vorgehen zuallerst mal die Fakten zu checken und so sie Spreu vom Weizen zu trennen. So tief wie etwa El Quijote werde ich nie in die Materie eindringen können. Mein Ausgangspunkt ist allerdings auch ein völlig anderer, sehe ich mich vor die Frage gestellt, weshalb die Artemis von Ephesos ausgerechnet im wissenschaftlichen Kontext der Aufklärung (des 18. Jh.) für eine gewisse Zeit wieder auflebte. Siehe Pierre Hadot: "Zur Idee der Naturgeheimnisse" oder Andrea Goesch: "Diana Ephesia". Niemand in der Renaissance und Aufklärung / Romantik war so naiv, eine von Hand gemachte Statue oder ein Bild anzubeten, also ist klar: wo es sich nicht um Götzendienst handelt ist die Artemis ein Symbol und Symbole haben eine Bedeutung (und ohne das Wagnis der Deutung gibt es keine Bedeutung). Mit hat die "Doku" einen neuen Horizont von Möglichkeiten eröffnet, zumal im Verbund mit dem mehrfach genannten Buch: "Muttergöttin in Gottesmutter in Ephesos. Von Artemis zu Maria". Von den Mysterien weiß man, dass es eine offizielle Volksreligion und die sogenannten "Großen Mysterien" gab, die für die Eingeweihten mit einer ebenso großen Desillusionierung hinsichtlich des Volksglaubens einsetzte und natürlich ist dieses "Wissen" im Hermetismus tradiert, der in mancherlei Hinsicht eine große Antithese zu den Dogmen der Kirche darstellt. Hier nun begegnet uns das Theam der "Brautnacht", bzw. der "Heiligen Hochzeit" wieder. Doch schon Plutarch, der ja Hohepriester zu Delphi war, hat das Zwillingspaar Isis/Osiris philosophisch gedeutet. Artemis und Apollon sind ebenfalls Zwillinge (zahlreiche weitere Götterpaar stehen ihnen zu Seite).Das Thema der "Heiligen Hochzeit" ist außerordentlich tiefschichtig, geht es doch im Grunde um das, was die Alchemisten das "Große Werk" nannten, aber diese unerhörte Vorstellung, der Mensch könne eine "Verwandelnde Erfahrung" (Walter Burkert: Antike Mysterien) machen ist älter als das Christentum. Dort wird Jesus als Verkörperung des Göttlichen aufgefasst und dieser Gedanke der "Weltlichkeit des Göttlichen" widerspricht nicht nur dem Jenseitsglauben, sondern er ist im Grunde genommen schon Kosmotheismus. Paulus soll in Ephesos in Bedrängnis geraten sein, weil er die Leute darüber aufklären wollte, dass sie doch nur eine von Menschen gemachte Statue anbeten (Bilderverbot ...). Dem wurde entgegengehalten, dass die (originale) Statue "vom Himmel gefallen" sei. Natürlich ist das Quatsch, aber die Bedeutng ist dieselbe: Ein Meteorit ist in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt; in der Philosophie wird es die `"Immanenz des Transzendenten" genannt.

Um also den wissenschaftlich festgestellten Tatsachen eine Bedeutung zu verleihen kommt man nicht umhin den Kontext auszuweiten, womit man sich auf unsicheren Boden begibt. Doch nur so, in der Zusammenschau, wird etwas sichtbar, dass dem "Faktencheck" entgeht, nämlich dass die einzelnen Dinge / Tatschen auf etwas Umfassenderes hindeuten. Das ist wohl auch der Grund, warum so viele große Naturwissenschaftler irgendwann persönlich gehaltene Bücher herausgegeben haben, worin es ihnen um die Bedeutung der Erkenntnisse und Tatsachen geht. Sicher ist es wichtig zu wissen, was ist, aber der Mensch als "homo symbolicum" will auch wissen was es bedeutet. Nur so, meine ich, kann es gelingen der "transzendentalen Obdachlosigkeit" zu entrinnen.

Schließlich noch etwas zu dem, was ein schweizer Physiker "verdunkelndes Wissen" nannte. Es ist tatsächlich eine menschliche Konstante alles in bekannten Formen aufzufassen. Doch dieses unser Wissen verstellt auch allzu leicht den Blick auf das, was wir nicht wissen.

Das Schiff hätte keine Form ohne das Meer. (Saint-Exupéry)

Es hat einen tieferen Sinn, wenn Nikolaus von Kues sagt:
„Die Vernunft muss also unwissend werden …, wenn sie sehen will.“
 
Also, lass mal das ganze kosmotheistische Brimborium sein.
Du hattest archäologisch-materielle Gegenstände vorgestellt und sie in diesen esoterisch-"alchemistischen"-kosmotheistischen Kontext gestellt.
Wir haben hier mehrfach erklärt, dass dieses archäologische Substrat nichts aber auch gar nichts damit zu tun hat, und auch nicht zu tun haben kann, und vor allem nicht als Beleg für was auch immer taugt.
Dann lass auch diese Weihrauchwolken mit Zitaten von Pierre Hadot, Saint-Exupéry bis Nikolaus von Kues.

Anders ausgedrückt: mache nicht immer ein neues Fass auf, wenn die Sinne vom "name dropping" und mystischen Geraune noch betäubt sind, und alle sich lieber frische Luft statt spirituellen Dunst wünschen.

Nur so, meine ich, kann es gelingen der "transzendentalen Obdachlosigkeit" zu entrinnen.
Ach, heiliger @Dion, erlöse mich...
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit einer tiefen Verneigung vor den Wissenden und mit zwei weiteren Zitaten verabschiede ich mich, dem der Kopf ordentlich gewaschen wurde, aus den heiligen Hallen dieses Forums:

Erstens ein von Goethe übersetzter Ausspruch Herklits: "Des Menschen Schicksal ist sein Charakter".

Zweitens die Wahrheit, zu der ich mich bekenne, wie sie in den Nag Hammadi Schriften verkündet wurde:

Die Wahrheit kam nicht nackt in die Welt,

sondern sie kam in den Sinnbildern und Abbildern.

Die Welt wird sie auf keine andere Weise erhalten.



Nochmal vielen Dank für die vielen wertvollen Hinweise; habt´s gut.
 
Nimm's nicht persönlich. Keiner würde Dich hier vergrämen wollen.
Du hast zwei bedeutende Fundstätten angesprochen, und die Beschäftigung damit ist interessant. Beth Sche'an ist ein faszinierender und noch zu wenig erforschter und dokumentierter Schnittpunkt hebräisch-christlicher Kultur,

Es ist nur so dass es vielleicht besser ist jedes einzelne Mosaik oder jede Statue einzeln zu prüfen und nicht von einem Thema aufs nächste zu hüpfen. Kontext ist gut, aber Kausalität und Sinnzusammenhang sind auch erforderlich.
 
Zurück
Oben