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Rezension zu: M. Becher: Chlodwig I. | H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften | Geschichte im Netz | History in the webDass es kein leichtes Unterfangen darstellt, eine Biographie über Chlodwig zu schreiben, macht Matthias Becher gleich zu Beginn in seiner Einleitung klar. Aufgrund der schlechten Quellenlage sei eine Charakterisierung nahezu unmöglich (S. 11), was zur Folge habe, dass „wir uns auf die Rekonstruktion seiner Taten beschränken müssen, bei seinen Absichten, Plänen und Zielen aber kaum einmal über plausible Vermutungen hinaus gelangen“ (S. 11). Vor allem die einzige zusammenhängende, aber stark legendarisch-idealisierende und erst Jahrzehnte nach Chlodwigs Tod entstandene Erzählung Gregors von Tours bereitet dem modernen Historiker immer wieder Schwierigkeiten, die schon bei der zeitlichen Einordnung von Chlodwigs Taten offenbar werden (S. 17–21).
In allen Zeiten galt die goldene Regel. Auf den Kinderreim verkürzt: Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Vor allem aber muss sie für jeden Christen gelten - und als solcher verstand sich Chlodwig ja, spätestens seit seiner Taufe. (Ich persönlich glaube ja, dass er eigentlich nicht vom Heidentum zum Christentum konvertierte, sondern om arianischen zum katholischen Christentum, aber ich kann's nicht belegen.)Zum einen bin ich immer skeptisch, wenn moralische Bewertungen aus unserer Zeit auf historische Ereignisse und Personen angewendet werden.
Sieht du, kaum hast du geschrieben, dass du moralische Bewertungen auf historische Ereignisse und Personen ablehnst, vergleichst du deren Geld- und Machtgier mit Geld- und Machtgier moderner Akteure, machst also das, was du zunächst kritisiert hast, um das dann sofort wieder zu vergessen.Im Kampf um Macht und Geld werden und wurden zu allen Zeiten mehr oder weniger unlautere Mittel eingesetzt, man denke in unserer Zeit an die Zigarettenindustrie, die attraktive bunte Kinowerbung auch im Kinder-Nachmittagsprogramm auch noch geschaltet hat, als der Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungekrebs längst bekannt war.
Man kann im Übrigen auch Warlords vorwerfen, dass sie sich uneindeutig verhalten, Verrat üben, über die "Notwendigkeit" ihres Machterhalts hinaus grausam sind. Sonst könnte man auch die Straftaten eines jeden Mafioso irgendwie relativieren.Chlodwig war ein Kriegsherr seiner Zeit und er verhielt sich als solcher. Der einzige Vorwurf, den man ihm machen kann, ist, dass er erfolgreicher war als seine Konkurrenten
Keine Monumentalquelle ist in dem Sinne vertrauenswürdig, sie alle haben eine Darstellungsabsicht. Allenfalls Dokumente, als Quellen, die unmittelbar einen historischne Vorgang ohne Interpretation/Bewertung desselben mitteilen, sind voll vertrauenswürdig. Also im Prinzip Urkunden, die nicht gefälscht oder verunechtet sind. Aber auch die haben eine Narratio (die den Anlass der Urkunde wiedergibt) und diese Narratio kann auf Unwahrheiten basieren (ob der Aussteller das nun wusste oder nicht).Zum anderen ist Gregor von Tours keine vertrauenswürdige Quelle. Er wollte ja keine Geschichte der Franken, sondern eine Geschichte der christlichen Kirche schreiben, und da passen negative Darstellungen des zu diesem Zeitpunkt noch heidnischen Chlodwig gut ins Bild - nach seiner Taufe (und als er alles erobert hatte, was er wollte), war er wohl zahmer und das passt dann wieder ins Bild eines "christlichen Herrschers".
Das ist zwar richtig, bedeutet aber nicht, dass man in früheren Zeiten keine moralischen Bewertungen zu zeitnahen Ereignissen vorgenommen hätte.Zum einen bin ich immer skeptissch, wenn moralische Bewertungen aus unserer Zeit auf historische Ereignisse und Personen angewendet werden. Im Kampf um Macht und Geld werden und wurden zu allen Zeiten mehr oder weniger unlautere Mittel eingesetzt
Das passt von der Chronologie her nicht. Die Ausschaltung von Sigibert und seinem Sohn sowie von Ragnachar ereignen sich bei Gregor nach der Taufe Chlodwigs. Anschließend erwähnt Gregor noch, dass Chlodwig auch noch andere Kleinkönige töten ließ und auch gegen seine eigenen Verwandten vorging.Zum anderen ist Gregor von Tours keine vertrauenswürdige Quelle. Er wollte ja keine Geschichte der Franken, sondern eine Geschichte der christlichen Kirche schreiben, und da passen negative Darstellungen des zu diesem Zeitpunkt noch heidnischen Chlodwig gut ins Bild - nach seiner Taufe (und als er alles erobert hatte, was er wollte), war er wohl zahmer und das passt dann wieder ins Bild eines "christlichen Herrschers".
Welche späteren Darstellungen sollen das eigentlich sein? Die wichtigste Quelle zu Chlodwig I. ist Gregor von Tours, weiters die "Fredegar"-Chronik. Beide entstanden lange ehe die Karolinger den Thron usurpierten. Der "Liber Historiae Francorum" entstand zwar bereits zu einer Zeit, als die Karolinger ihre Macht als Hausmeier durchgesetzt hatten, aber ebenfalls noch vor ihrer Usurpation.Getrübt wird Chlodwigs heutiges öffentliches Bild auch von den späteren Darstellungen unter den Karolingern, die ihre Usurpation des fränkischen Throns durch möglichs negative Beschreibungen ihrer Vorgänger legitimieren wollten.
Das passt von der Chronologie her nicht. Die Ausschaltung [....] von Ragnachar ereignen sich bei Gregor nach der Taufe Chlodwigs.
Auch wenn es ein einfach gehaltenes Buch für Jugendliche ist, wundere ich mich doch wie Manfred Mai in seiner "Deutschen Geschichte" darauf kommt, ChlodwigI. als gerissen, hinterhältig etc zu beschreiben. Gibt es in den Quellen Hinweise dafür?
Seltsam, dass heute noch Bücher erscheinen, in denen Chlodwig I. unter "Deutsche Geschichte" fällt ...
Zum einen bin ich immer skeptissch, wenn moralische Bewertungen aus unserer Zeit auf historische Ereignisse und Personen angewendet werden. Im Kampf um Macht und Geld werden und wurden zu allen Zeiten mehr oder weniger unlautere Mittel eingesetzt, man denke in unserer Zeit an die Zigarettenindustrie, die attraktive bunte Kinowerbung auch im Kinder-Nachmittagsprogramm auch noch geschaltet hat, als der Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungekrebs längst bekannt war.
Chlodwig war ein Kriegsherr seiner Zeit und er verhielt sich als solcher. Der einzige Vorwurf, den man ihm machen kann, ist, dass er erfolgreicher war als seine Konkurrenten
Zum anderen ist Gregor von Tours keine vertrauenswürdige Quelle. Er wollte ja keine Geschichte der Franken, sondern eine Geschichte der christlichen Kirche schreiben, und da passen negative Darstellungen des zu diesem Zeitpunkt noch heidnischen Chlodwig gut ins Bild - nach seiner Taufe (und als er alles erobert hatte, was er wollte), war er wohl zahmer und das passt dann wieder ins Bild eines "christlichen Herrschers".
Getrübt wird Chlodwigs heutiges öffentliches Bild auch von den späteren Darstellungen unter den Karolingern, die ihre Usurpation des fränkischen Throns durch mögliche negative Beschreibungen ihrer Vorgänger legitimieren wollten. Die karolingische Sichtweise war lange auch unter Gelehrten weit verbreitet, hat Eingang in die Schul-Geschichtsbücher gefunden und wird teilweise heute noch populärwissenschaftlich verkündet.
Mir ging es darum, dass man bei der Zeit Chlodwigs I. noch nicht von "deutsch" sprechen kann. Den Begriff "Deutsche Geschichte" habe ich im Sinne von "Geschichte der Deutschen bzw. Deutschlands" verstanden.
Wenn man "Deutsche Geschichte" als "Geschichte des Gebiets Deutschlands" auffasst, kann natürlich sogar schon die Altsteinzeit darin behandelt werden und auch das Frankenreich.
Dazu noch einmal meine Frage, die ich bereits früher gestellt habe: Welche Quellen aus karolingischer Zeit sollen für ein negatives Chlodwig-Bild verantwortlich sein? Alle wichtigen Quellen zu ihm stammen doch aus merowingischer Zeit.Die Möglichkeit, dass Gregor von Tours und die Karolinger den Merowinger negativer schilderten als er war, sollte man nicht von der Hand weisen.
Dazu noch einmal meine Frage, die ich bereits früher gestellt habe: Welche Quellen aus karolingischer Zeit sollen für ein negatives Chlodwig-Bild verantwortlich sein? Alle wichtigen Quellen zu ihm stammen doch aus merowingischer Zeit.
Hatte ich im ersten Satz geschrieben.Einhard erwähnt in seiner Karls-Biographie Chlodwig I. gar nicht,
Das sieht Yitzak Hen anders.und abfällig äußert er sich nur über die späten Merowinger, als sie nur noch dem Namen nach Könige waren und die wahre Macht bei den Hausmeiern lag.
Hatte ich im ersten Satz geschrieben.
Das sieht Yitzak Hen anders.
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