Ich möchte nochmal zu den "verschönten" Bildern zurückschwenken.
Ich habe eben dieses Bild der Elisabeth Augste von der Pfalz-Sulzbach gefunden.
Ich finde man kann hier sehr gut erkennen, wie der Maler einerseits versucht die Realität darzustellen (die Dame ist scheinbar etwas älter - Tränensäcke und Falten sind gut zu erkennen) andererseits ist hier scheinbar auch einiges nach einem Ideal geschönt. So sind die Augen offen und freundlich, die Wagen sind jugendlich gerötet, das Dekolleté straff, ebenso wie ihre kleinen "zarten" Hände.
Datei:1721 Elisabeth Auguste.jpg ? Wikipedia
Auf mich wirkt das Bild sehr unrealistisch, da hier sehr viel Schein als Sein zu sehen ist. Was sagt ihr dazu? Da der Künstler hier leider unbekannt ist, kann ich auch keine weiteren Werke als Vergleich hinzuziehen.
Leider habe ich das Gemälde nicht in meiner Literatur finden können. Die vielen Porträts der Kurfürstin zeichnen ein etwas unterschiedliches Bild, ausgenommen dem Aspekt, dass sie eigentlich immer recht beleibt ausschaute. Mir fällt eigentlich nur ein Bild mit der Kurfürstin als Diana im Schloss Schwetzingen ein, das sie in ihrer Jugend zeigt, worauf sie ausnahmsweise eher schlank aussieht.
Eines der frühen mir bekannten Bilder ist "Kurfürstin Elisabeth Auguste von der Pfalz und ihre beiden Schwestern beim Musizieren" von Jan Philips von der Schlicht (um 1743, auf der verlinkten Homepage um 1745).
Alltag_Schlichten Die recht lockeren Kleider kaschieren ein wenig die Korpulenz der Damen, wobei mit die Kurfürstin am rundlichsten wirkt. Damit kommen die drei Schwestern ganz nach der Mutter, Elisabeth Auguste Sophie von Pfalz-Neuburg.
Johann Georg Ziesenis malte um 1744/46 das "Kniestück der Kurfürstin Elisabeth Auguste" nach Desmarés.
Carl Theodor - Lebenslust und Frmmigkeit
Auffällig scheint mir hier, dass die Kurfürstin deutlich älter als auf dem Bildnis von J.P. von der Schlicht wirkt. Ihr Gesicht wirkt eckiger. Der Hermelin wurde geschickt um die Taille drappiert, so dass der Maler weder viel verfälschen musste noch darauf verzichten brauchte zu schmeicheln. Bereits 1744/46 hatte die Kurfürstin diesen Ansatz zum Doppelkinn und sie sah im Vergleich zum Pendant mit ihrem Gatten deutlich älter aus als dieser. (Er war zu dem Zeitpunkt auch noch schlank; auf einer etwas naiven Darstellung (heute im Stadtmuseum Düsseldorf) hat er noch kindliche Züge und ist geradewegs dünn und zerbrechlich gemalt.) Die Kurfürstin wird hier entsprechend ihrer Würde und der Funktion als Staatsporträt mit Schmuck und Hofkleid abgebildet.
Bei dem Tischbein-Porträt von 1752 ist sie wenig älter wie es scheint. Sie ist diesmal primär als Musikliebhaberin ins Bild gesetzt. Keine Attribute deuten auf ihre herrschaftliche Bedeutung.
Carl Theodor - Lebenslust und Frmmigkeit
Auf einem weiteren Bild von Johann Georg Ziesenis "Kurfürstin Elisabeth Auguste am Spinnrad" von 1757 ist sie eine bereits eine ältliche, pummelige Frau, die einer bürgerlichen Hausfrau nicht wenig ähnlich sieht.
http://www.kunstkopie.de/kunst/johanngeorg_ziesenis/mariaelisabethaugustevonderpfa.jpg Das Porträt des Landesfürsten im Hintergrund verrät ihre Beziehung zu ihm. Ihr Kleid wirkt sehr züchtig, es handelt sich um vergleichsweise schlichte Hauskleidung.
Man sollte wissen, dass auf dem Pendant Carl Theodor als flotter Musiker zu sehen ist. Er hält eine Flöte in der Hand und trägt nach Künstler- oder Denkermanier lässig einen Morgenmantel, der das Hemd sehen lässt, die Strümpfe rutschen herunter.
http://www.altertuemliches.at/files...-large/soa2009-musikkultur-carl-theodor-k.jpg Einen extremeren Gegensatz zwischen zwei Eheleuten ist mir selten in Darstellungen, die als Pendants gedacht waren, untergekommen!
Es gibt noch diverse Bildnisse aus den 1760ern; interessant ist vielleicht auch in dem Zusammenhang eine Frankenthaler Porzellanplastik des Kurfürstenpaares von 1769, worauf die Kurfürstin bereits ein ausgeprägtes Doppelkinn hat. Bereits um 1770 erscheint die Kurfürstin eher als Landes(groß)mutter statt als herrschaftliche Regentin, so auf Bild mit Füllhorn.
Sehr häufig wurde die Kurfürstin von Heinrich Carl Brand über die letzten Jahrzehnte ihres Lebens gemalt. Sehr unterschiedlich tritt sie uns auf den Gemälden von seiner Hand von 1778 und 1782 entgegen. Auffällig beim Bild mit ihrem Orden, was sie fast in gleicher Kleidung wie auf einem Gemälde von 1770 zeigt, sind die beinahe maskulin erscheinden Arme.
Carl Thodor - Lebenslust und Frmmigkeit
Daneben fallen das breite Gesicht und die markanten Augen auf.
Auf dem Gemälde von 1782
Carl Theodor - Lebenslust und Frmmigkeit ist das Gesicht deutlich runder. Der Blick scheint regelrecht demütig, sie trägt eine modische Frisur und eine entsprechende große Haube. Auch der Katalog zur großen Carl-Theodor-Ausstellung unterstreicht, dass dieses Porträt so ungemein bürgerlich wirkt. Wie bei dem Bild der Kurfürstin am Spinnrad deutet eigentlich nur das kleine Porträt des Kurfürsten auf die Rolle der Kurfürstin in der Gesellschaft (auch wenn sie sich von ihm längt entfernt hatte oder er von ihr).
In dem besagten Katalog wird ein Porträt von Johann Georg Edlinger im historischen Museum Speyer angesprochen, was noch drastischer als das Bild von Brand von 1782 das Alter der Kurfürstin darstelle. Es soll von 1781 sein. Meines Erachtens wirkt die Kurfürstin auf dem von Dir vorgestellten Gemälde eher von der Gesichtsform wie auf dem Bild von 1778, die Frisur scheint mir aber eher auf eine Entstehung nach Brands Bild von 1782 hinzudeuten.
Hier sieht man einen Stich nach dem Bild von Edlinger:
Kurfürstin Maria Elisabeth Auguste von der Pfalz | Edlinger, Johann Georg
Auf mich wirkt darauf die Kurfürstin eher fülliger als auf dem Bild, das Du verlinkt hast.