Der auferstandene Jesus

Die schlichte Frage, ob es sich bei der "Wahrnehmung" der Auferstehung um "Halluzinationen" gehandelt haben könne, ist unhistorisch und belegt, dass offensichtlich keine Beschäftigung mit der historischen Situation vorhanden ist.
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In diesem Kontext der Interpretation der Ereignisse ist die Frage, was wirklich geschah und was wirklich gesehen wurde zwar empirisch interessant, aber kirchengeschichtlich und für die Ausformulierung der zentralen Dogmen nicht zentral.
 
Das ist alles hochinteressant. Aber klärt eine Frage nicht - wie ist die Idee von der Auferstehung entstanden??

Die Idee der Auferstehung von den Toten war zur Zeit Jesu weder neu noch innovativ, zumindest als Narration. Es musste also weder einen wahren Kern geben, noch muss die Geschichte gewollt erfunden worden sein (zumal die Verschriftlichung ja Jahrzehnte nach den eigentlichen Ereignissen geschah).

Wie diese "ursprünglich" mal entstanden ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, das verschwindet in den tiefen der Zeit. Die erste längere Erzählung der Menschheitsgeschcihte, die uns überliefert ist, hat als ein Leitmotiv bereits die Suche nach der Unsterblichkeit. Man kann mE guten Gewissens davon ausgehen, die Idee, den Tod auf die eine oder andere Weise zu überwinden, ist so alt wie die Menschheit selbst. Auch wenns von Anfang an Wunschdenken war (wieder mE)...

Es gibt eine ganze Reihe Hypothesen, die die Wiederauferstehungsgeschichte der Bibel mit medizinischen Phänomenen erklären, teils als gezielte Täuschung, teils als zufälliges Ereignis; kann ich Namen raussuchen, wenns jemand interessiert, ist aber i-was zwischen esoterischem Kitsch und massiver Spekulation ohne jede weitere historischer Absicherung.

Die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus natürlich. War es ne Halluzination oder spätere Erfindung?

Das werden wir nicht mehr herausfinden können, zumal es darauf nicht eine Antwort geben muss. Vielleicht hatten i-welche aus der urchristlichen Gemeinde i-welche Halluzinationen oä, in denen sie glaubten, Jesus nach der Kreuzigung zu begegnen. Wenn es Geschichten oder Gerüchte gab, Jesus sei auferstanden, wollten sich vielleicht Leute wichtig machen, und haben solche Begegnungen schlicht erfunden. Vielleicht (eigentich bestimmt...) sind solche Erzählungen, Geschichten und Gerüchte, nachdem sie erst mal in der Welt waren, wie von selbst gewachsen, haben sich verändert und sich narrativen Mustern angepasst, wie Geschichten es nun mal tun.

Die Bibeltexte (und auch die Texte, die verloren gegangen sind, aber den Evangelisten als Vorlage dienten) wurden Jahrzehnte später von Leuten geschrieben, die probierten, aus einem Wust von Stories ene kohärente Geschichte zu machen. Vielleicht haben sie dabei besten Gewissens versucht, als gläubige Anhänger Jesu die Geschichte so zu rekonstruieren, wie sie sich ihrer Meinung nach abgespielt hat. Vielleicht haben sie gezielt redigiert, um daraus die publikumswirksame Erlöser-Geschichte zu stricken. Genau werden wir auch das nicht wissen (und natürlich muss man das auch für jeden Autor einzeln betrachten, oder bei den Evangelien zumindest zwischen Johannes und den Synoptikern unterscheiden).

Kurz: Der Kern der Bibelgeschichte (Kreuzigung & Wiederauferstehung) lässt sich historisch nicht rekonstruieren
 
Jede These wie man die Geschichte der Auferstehung deuten kann, hat ihre Argumente und Gegenargumente.

Die historisch-kritische Theologie hat da jede Menge Thesen herausgearbeitet.

Wir werden jetzt als Forum, auch keine schlüssige von allen akzeptierte These entwickeln können.
 
Wir werden jetzt als Forum, auch keine schlüssige von allen akzeptierte These entwickeln können

--- Gut, dann sehe ich das Thema jetzt als beendet außer wenn jemand noch was sagen will.

Wer höchstens noch interessant wenn mir jemand historisch-kritische Bücher zu dem Thema empfehlen könnte.
 
Sepiola, die frühe Theologie des Islam musste genau wie die christliche zwangsläufig zurückgreifen auf das Thema Auferstehung ,Himmelfahrt und Wundertaten
So erklärte der Kalif ʿ Umar ibn al-Chaṭṭāb(592-644):" Jedoch ist der Gesandte Gottes (Mohammed)nicht gestorben, sondern ging zu seinem Herrn .... Der Gesandte Gottes wird genauso zurückkehren wie damals Moses zurückgekehrt ist "
Das Zitat über Moses lautet vollständig (laut Wiki, oder wo hast Du es her?):

„Einige unter den Heuchlern behaupten, dass der Gesandte Gottes gestorben ist. Jedoch ist der Gesandte Gottes nicht gestorben, sondern ging zu seinem Herrn wie dereinst Moses der Sohn ʿImrāns es getan hat und vierzig Tage von seinem Volk fern blieb, dann aber zurückgekehrt ist, nachdem man behauptete, er sei gestorben. Bei Gott! Der Gesandte Gottes wird genauso zurückkehren wie damals Moses zurückgekehrt ist, und er wird die Hände und Füße derjenigen abschlagen, die behaupteten, der Gesandte Gottes sei gestorben!“

Moses ist nicht gestorben, sondern hielt sich nur vierzig Tage auf dem Sinai auf und wurde fälschlicherweise für tot gehalten. Um Auferstehung geht es hier also überhaupt nicht.
 
dann hab ich die Stelle "ging zu seinem Herrn " möglicherweise falsch interpretiert.
es ging also ,wenn ich dich recht verstehe hier um einen Aufenthalt im Sinai und nicht um den Tod , obwohl die Aussage nach dem Tod Mohammeds getroffen wurde und andere um Abu Bakr sich genötigt sahen, zu erklären, Mohammed sei sehr wohl gestorben ? Mir erschliesst sich da der Zusammenhang mit einem spirituellen Sinaiaufenthalt des Propheten nicht so recht , sodass ich es eher als Hinweis auf zwei widerstreitende Meinungen zu Tod und Auferstehung gesehen habe, der ja wie hier bereits dargelegt wurde ähnlich in der Zeit auch im Christentum stattfand
 
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es ging also ,wenn ich dich recht verstehe hier um einen Aufenthalt im Sinai
Ja, worauf sollten sich sonst die vierzig Tage beziehen?

"Und wir verabredeten uns mit Moses (am Sinai) auf dreißig Nächte und machten sie mit (weiteren) zehn voll. Damit betrug der Termin, auf den sein Herr sich (mit ihm) verabredete, volle vierzig Tage. Moses sagte zu seinem Bruder Aaron: ""Vertritt mich (während meiner Abwesenheit) in meinem Volk und sorge für Frieden und Ordnung (aslih) und folge nicht dem Weg derer, die Unheil anrichten!""" (Sure 7, 142)

Von eim "spirituellen Sinaiaufenthalt des Propheten" ist hier nicht die Rede. Der Kalif bestreitet hier vehement, dass Mohammed gestorben ist: "Jedoch ist der Gesandte Gottes nicht gestorben ... Der Gesandte Gottes ... wird die Hände und Füße derjenigen abschlagen, die behaupteten, der Gesandte Gottes sei gestorben!“
 
Nur zum Verständnis :
"sondern ging zu seinem Herrn wie dereinst Moses " bezieht sich aber schon auf Mohammed und nicht auf Moses ?
 
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es wäre ja mal interessant eine systematische Untersuchung zu den Auferstehungsmythen aller bekannten Religionen und Kulte im mediterranen und vorderasiatischen Bereich für die Zeit von 500 v.Chr bis 500n.Chr vorzunehmen und Parallelen und ggf. Verbindungen zwischen den diversen Überlieferungen festzustellen
Neben der auferstehung Jesu und anderer gottgleicher Personen gibt es als zweite Auferstehungstradition ja auch noch die Auferstehung der Toten im Rahmen von Weltgerichtsszenarien.
Möglicherweise gibt es ja schon Abhandlungen darüber ?
 
Neben der auferstehung Jesu und anderer gottgleicher Personen gibt es als zweite Auferstehungstradition ja auch noch die Auferstehung der Toten im Rahmen von Weltgerichtsszenarien.

Dieser Aspekt der "Weltgerichtsszenarien" war in der Folge in Palästina zu erkennen, so die Darstellung bei Leppin.

Und dieser Aspekt durchzieht ja auch das gesamte Mittelalter mit seinen Vorstellungen des "Weltuntergangs". Und hat beispielsweise auch einen Einfluss auf die trutzigen Bauten genommen, wie die Burg bei Angers gehabt.

Deswegen kam dem Narrativ über die Auferstehung und die Erlösung der Menschheit eine so zentrale Rolle zu. Und die "professionelle" Funktionsärselite des Christentum leistete die Vermittlungsarbeit im "Dialog" zwischen dem Himmel bzw. Gott und dem Irdischen bzw. dem "normalen" Menschen.

Deswegen auch der wiederholte Hinweis, dass die Geschehnisse zu trennen sind von der narrativen Aufbereitung.

Leppin, Hartmut (2018): Die frühen Christen. Von den Anfängen bis Konstantin. München: C.H.Beck (Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung).
 
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