Der Feldzug des Maximinus Thrax 235 n.Chr

Ich denke der Feldzug des Maximinus Thrax galt den Elbgermanen, denen man die Einfälle in die Rheinprovinzen der frühen 230 Jahre zuschrieb. Insofern scheint die Stoßrichtung Elbe durchaus plausibel. Fraglich und leider bisher nur spekulativ ist die Reichweite dieses Feldzuges. Ich interpretiere die verfügbaren Quellen so, dass M. T. die Elbe nicht erreicht hat, da dieses Ereignis vermutlich Niederschlag in der zeitgenössischen Überlieferung gefunden hätte.
Augenscheinlich wurde der weitere Vorstoß durch ein großes Sumpfgebiet aufgehalten. Derartige Sumpfgebiete gab es viele in Mitteldeutschland.
Der Ansatz von Hermundure ist in soweit plausibel wenn man annimmt, dass M.T. entgegen dem Uhrzeigersinn um den Harz herum marschiert ist.
Aber auch der Drömling oder das große Sumpfgebiet nördlich von Wolfsburg sind mögliche Kandidaten.
Fakt ist, dass auch in der Altmark viele severische Münzen gefunden wurden und teilweise die Belegung der großen Gräberfelder ab ca. 250 n.Chr. schlagartig abbricht. Vielleicht ein Zeichen für die Vertreibung der Germanen aus diesem Gebiet?
Zu hoffen bleibt, dass man das Schlachtfeld im "Sumpf" irgendwann entdeckt.
 
Der überlieferte Text gibt:

ingressus igitur Germaniam Transrhenanam per triginta vel quadraginta milia
Wenn wir aber einen Abschreibfehler (oder eine Verschlimmbesserung) annehmen, könnten wir mit Leichtigkeit diese Zahlen erhalten:

ingressus igitur Germaniam Transrhenanam per trecenti vel quadrigenti milia
Also anstatt 30 bzw. 40 Meilen, 300 bzw. 400 Meilen. Das würde dann auch mit einem Marsch in Richtung Elbe eher in Einklang zu bringen sein, als das Zehntel. Das Problem ist: Solange nicht weitere HSS der HA auftauchen, die unabhängig von dem Ast des Handschriftenstammbaums sind, der die 30 oder 40 Meilen angibt, ist so ein/e Verschreiber/schlimmbesserung praktisch nicht zu belegen...
 
@ ELQ

der Abschreibfehler wurde durch die AMS-Daten bestätigt. Der Zeitraum des Ereignisses konnte auf 230-240 n. Chr. eingegrenzt werden.

https://roemerschlachtamharzhorn.de/datierung/

Zwar gibt es noch weitere römische Münzen aus unmittelbar räumlicher Nähe (u.a. Sesterz des Philippus Arabs vom Kühler), jedoch vom Schlachtfeld selbst ist die Schlussmünze ein Denar des Alexander Severus.
 
der Abschreibfehler wurde durch die AMS-Daten bestätigt.

Der Abschreibfehler ist nichts weiter als eine Hypothese, eine begründete zwar, aber das war's auch schon. Die Hypothese ist ja gerade darin begründet, dass den archäologischen Quellen zufolge Max. Thrax wohl doch weiter als nur die 30 - 40 Meilen nach Germanien hineingestoßen ist. Man kann aber den Anlass für die Hypothesenbildung nicht gleichzeitig auch als Beleg für die Hypothese verwenden.

Alternative Hypothesen könnten sein:
- der Verfasser wusste es einfach nicht und hat die 30 - 40 Meilen einfach so eingesetzt und sie haben letztendlich gar keine Bedeutung
- der Verfasser wusste es zwar, wollte aber Maximinus' Leistung schmälern.

Die HA ist einfach eine unzuverlässige Quelle. Aber für den Zeitraum, den sie abdeckt, haben wir so wenig Quellen, dass wir über jeden Schnippsel froh sein müssen. Man muss bedenken, dass wir manche Kaiser nur deshalb kennen, weil sie in ihrer kurzen Regierungszeit wenigstens noch Münzen emittierten. Ich habe den Namen vergessen, aber da gibt es einen Kaiser, von dem in England mal eine Münze gefunden wurde, darüber wurde debattiert, ob die Münze eine Fälschung sei, bis man eine zweite Münze in Frankreich fand. Dieser Kaiser - er wird nur Tage, Wochen, maximal Monate im Amt gewesen sein - wird in keiner auf uns gekommenen Quelle genannt. (Zumindest nicht als Kaiser, denn wenn ich mich richtig erinnere, hat man diesen Zwei-Münzen-Kaiser mit einem Militär der Rheinlegionen identifiziert. Aber diese Angaben sind aus der Erinnerung).

Die HA schreibt auch, dass Max. Thrax etwa zweieinhalb Meter groß gewesen sei (Erat praeterea, ut refert Cordus, magnitudine tanta ut octo pedes digitis sex diceretur...
Die 8 Fuß sind schon 2 m 36 cm 8 mm, die sechs "Finger" fügen dann noch 11 cm, 1 mm hinzu: 2 m 47 cm 9).

Insgesamt ist der
 
Kurzzeitkaiser gab es ja einige. Den du meinst ist Domitianus:

https://www.armstrongeconomics.com/...eror/roman-empire-restored/domitianus-268-ad/

Das man alle persönlichen Angaben der HA nicht so genau nehmen bzw. kritisch hinterfragen sollte ist mir bewusst. Jedoch erinnere ich mich dunkel daran, dass man aus den ursprünglichen 300-400 Meilen erst später 30-40 Meilen daraus gemacht hatte. Die Vorstellung das spätere römische Kaiser nach Augustus nochmal so tief nach Germanien eindrangen, konnte man sich einfach nicht mehr vorstellen.
 
Also anstatt 30 bzw. 40 Meilen, 300 bzw. 400 Meilen. Das würde dann auch mit einem Marsch in Richtung Elbe eher in Einklang zu bringen sein, als das Zehntel. Das Problem ist: Solange nicht weitere HSS der HA auftauchen, die unabhängig von dem Ast des Handschriftenstammbaums sind, der die 30 oder 40 Meilen angibt, ist so ein/e Verschreiber/schlimmbesserung praktisch nicht zu belegen...
So wie ich es bisher immer verstanden habe, steht in den Handschriften tatsächlich trecenti vel quadrigenti. Daraus wurde im 17. Jahrhundert triginta vel quadraginta.
Das beste, was ich auf die Schnelle dazu finden konnte: "Schon im Jahr 1620 wurde daher der Text der Historia Augusta in einer bis heute akzeptierten Weise korrigiert: Nicht von 300-400, sondern wohl eher von 30-40 Meilen müsse im Ursprungstext die Rede sein." (Meier, Mischa: Geschichte der Völkerwanderung: Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert n.Chr., München 2019)
 
Gibt es zum Germanenfeldzug des Maximinus Thrax schon neuere Forschungergebnisse neben dem mutmaßlichen Gefecht am Harzhorn? Das Gefecht war doch gewiss ein guter Anhaltspunkt um südlich oder nördlich nach einem Marschlager zu suchen. Gibt es hierüber Erkenntnisse?
 
Das Gefecht war doch gewiss ein guter Anhaltspunkt um südlich oder nördlich nach einem Marschlager zu suchen. Gibt es hierüber Erkenntnisse?
Das hat man bei Kalkriese auch schon versucht. Jedoch fand sich bisher kein weiteres Marschlager vor oder nach dem dortigen Schlachtfeld. In der Theorie hört sich das logisch an, in der Praxis ist das wohl nicht so einfach. Überbauungen, weggebaggerte Flussufer, etc.
 
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