Archäologischen Befunden zu Folge hat es in Köln – damals noch ara Ubiorum – um 13/14 n. Chr. einen Brand in einem Wohnviertel gegeben, welches daraufhin einige Zeit lang unbebaut blieb.
Die Auswertung der Fundmünzen dieses Wohnviertels ergab, dass 1/7 der dort gefundenen Münzen (55 Stück), die bei dem Brand verloren gingen, nach 10 geprägt wurden. Der Auswerter erklärt die relativ hohe Dichte an Münzen, die nach dem Jahre 10 geprägt wurden im Fundgut damit, dass es nach den monetären Verlusten der Varusschlacht einen Bedarf an frischem Geld gab. Ich halte diese Überlegung persönlich für falsch, da ja bei der Varusschlacht nur die Gelder verloren gingen, die auch bei den Varuslegionen im Umlauf waren (und mitgeführt wurden) nicht jedoch die Gelder, welche die Rheinuferbewohner besaßen, es also bei den Rheinuferbewohnern also eigentlich keinen Bedarf an frischem Münzgeld gab („uneigentlich“ mag das auch anders ausgesehen haben).
Aus diesem zeitlich eingrenzbaren Befund ergibt sich aber wichtiges für Haltern, Kalkriese und Waldgirmes. Nämlich dass die Überlegungen um die Lugdunum II-Serie als Nachweis für den Germanicus-Horizont ganz richtig waren.
Diese drei Orte haben einen klaren Varushorizont mit ihren Schlussmünzen von 2 n. Chr. und den VARus-Gegenstempeln von 7 – 9 n. Chr., mit den Münzen aus dem Kölner Brandhorizont ist klar nachgewiesen, dass die Truppen des Germanicus einen hohen Anteil (etwa 1/7) an Münzen haben mussten, die außerhalb des Varus-Horizontes lagen.
Dies ergibt für Kalkriese, dass die Schlacht dort vor 10 als terminus ante quem geschlagen worden sein muss und ist – neben der Wahrscheinlichkeit, dass man die pontes longi nach Tacitus südlich oder westlich der Ems suchen muss, ein weiteres starkes Indiz gegen Caecina, dessen Münzverluste ja dann auch zu ca. 1/7 den postvarianischen Horizont haben müssten, wie ihn der Kölner Brandhorizont zeigt.
Für Haltern ergibt dieser Befund, dass auch dieser Ort nicht mit dem Lager Aliso identisch sein kann, welches den Quellen zufolge nach der Varusschlacht evtl. bis 16 n. Chr. oder zumindest 15/16 n. Chr. wieder belegt war. Es sei denn, die Münzen aus Haltern wären alle im Zuge der Belagerung nach 9 in den Boden gekommen und keine mehr in den darauffolgenden Jahren, also auch nicht während der Belagerung 16 n. Chr.
Problematisch hieran ist eben, die aus dem arcchäologischen Befund offenbare Bedeutung Halterns und dass Aliso das einzig namentlich bekannte ostrheinische Römerlager ist.
Auch für Waldgirmes gilt damit wieder, dass der Ort spätestens 10 geräumt und aufgelassen worden sein muss.
Heinrichs, Johannes: Neues Vergleichsmaterial zur Datierung des Fundplatzes Kalkriese. Eine spätaugusteische Münzreihe aus dem Kölner Domareal, NNB 58, 2009/9, S. 373 - 76.
Ausführlicher:
Heinrichs, Johannes: Münzen einer Zivilsiedlung im Kölner Domareal in ihren Aufschlüssen für das augusteische Köln, die Datierung von Kalkriese und das Problem fehlender nachvarususzeitlicher Befunde östlich des Rheins, in: G.A. Lehmann, R. Wiegels (Hgg.), Römische Präsenz und Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit, Tagung Osnabrück 2004, Göttingen 2007, S. 225 - 320.
Außerdem: Eck, Werner: Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum (Geschichte der Stadt Köln. Band 1). Greven, Köln 2004.
Die Auswertung der Fundmünzen dieses Wohnviertels ergab, dass 1/7 der dort gefundenen Münzen (55 Stück), die bei dem Brand verloren gingen, nach 10 geprägt wurden. Der Auswerter erklärt die relativ hohe Dichte an Münzen, die nach dem Jahre 10 geprägt wurden im Fundgut damit, dass es nach den monetären Verlusten der Varusschlacht einen Bedarf an frischem Geld gab. Ich halte diese Überlegung persönlich für falsch, da ja bei der Varusschlacht nur die Gelder verloren gingen, die auch bei den Varuslegionen im Umlauf waren (und mitgeführt wurden) nicht jedoch die Gelder, welche die Rheinuferbewohner besaßen, es also bei den Rheinuferbewohnern also eigentlich keinen Bedarf an frischem Münzgeld gab („uneigentlich“ mag das auch anders ausgesehen haben).
Aus diesem zeitlich eingrenzbaren Befund ergibt sich aber wichtiges für Haltern, Kalkriese und Waldgirmes. Nämlich dass die Überlegungen um die Lugdunum II-Serie als Nachweis für den Germanicus-Horizont ganz richtig waren.
Diese drei Orte haben einen klaren Varushorizont mit ihren Schlussmünzen von 2 n. Chr. und den VARus-Gegenstempeln von 7 – 9 n. Chr., mit den Münzen aus dem Kölner Brandhorizont ist klar nachgewiesen, dass die Truppen des Germanicus einen hohen Anteil (etwa 1/7) an Münzen haben mussten, die außerhalb des Varus-Horizontes lagen.
Dies ergibt für Kalkriese, dass die Schlacht dort vor 10 als terminus ante quem geschlagen worden sein muss und ist – neben der Wahrscheinlichkeit, dass man die pontes longi nach Tacitus südlich oder westlich der Ems suchen muss, ein weiteres starkes Indiz gegen Caecina, dessen Münzverluste ja dann auch zu ca. 1/7 den postvarianischen Horizont haben müssten, wie ihn der Kölner Brandhorizont zeigt.
Für Haltern ergibt dieser Befund, dass auch dieser Ort nicht mit dem Lager Aliso identisch sein kann, welches den Quellen zufolge nach der Varusschlacht evtl. bis 16 n. Chr. oder zumindest 15/16 n. Chr. wieder belegt war. Es sei denn, die Münzen aus Haltern wären alle im Zuge der Belagerung nach 9 in den Boden gekommen und keine mehr in den darauffolgenden Jahren, also auch nicht während der Belagerung 16 n. Chr.
Problematisch hieran ist eben, die aus dem arcchäologischen Befund offenbare Bedeutung Halterns und dass Aliso das einzig namentlich bekannte ostrheinische Römerlager ist.
Auch für Waldgirmes gilt damit wieder, dass der Ort spätestens 10 geräumt und aufgelassen worden sein muss.
Heinrichs, Johannes: Neues Vergleichsmaterial zur Datierung des Fundplatzes Kalkriese. Eine spätaugusteische Münzreihe aus dem Kölner Domareal, NNB 58, 2009/9, S. 373 - 76.
Ausführlicher:
Heinrichs, Johannes: Münzen einer Zivilsiedlung im Kölner Domareal in ihren Aufschlüssen für das augusteische Köln, die Datierung von Kalkriese und das Problem fehlender nachvarususzeitlicher Befunde östlich des Rheins, in: G.A. Lehmann, R. Wiegels (Hgg.), Römische Präsenz und Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit, Tagung Osnabrück 2004, Göttingen 2007, S. 225 - 320.
Außerdem: Eck, Werner: Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum (Geschichte der Stadt Köln. Band 1). Greven, Köln 2004.