Wörter und Äußerungen sind dann rassistisch, wenn sie von vielen so aufgefasst werden und /oderwenn sie von den Betroffenen so aufgefaßt werden.Auch rassistisch sind scheinbar nicht rassistische Äußerungen, wenn sie rassistisch(wertend/abwertend) gemeint sind.
Genau das sehe ich als Rassismus an. Du interpretierst ihn irgendwo hinein, weil Du es so empfindest.
Ersetzen wir das Wort Rassismus durch Beleidigung. Nur weil ein geistig minderbemittelter glaubt, ich hätte ihn beleidigt, habe ich das noch lange nicht. Eindeutig ein Fall von "Die vier Seiten der Informationsübermittlung".
(Hervorhebungen von mir)
Ihr sagt da im Prinzip das gleiche in Grün, und es ist, nun... wie sag ich's jetzt höflich... Bullshit? Na ok, sagen wir mal, es ist analytisch problematisch.
Dieses Zeug mit der Beleidigung und dem Taktgefühl usw. wird in solchen Kontexten gern genutzt, um vom eigentlichen Problem beim Rassismus abzulenken. Rassismus spielt sich eben gerade
nicht zwischen einem Sprecher und einem Zuhörer ab - das wäre dann also, dass der (über)empfindliche Zuhörer irgendwas für Rassismus hält (bzw genug Leute mobilisieren kann die ihn in dieser Haltung unterstützen) dann können sie alle über den Sprecher herfallen und "Rassismus!" schreien.
Och nö, der arme Sprecher. Hat sich nichts Böses gedacht und halt einfach jemanden "N***er" genannt weil er dachte... blablabla... und jetzt kommen die alle an und sagen er sei böse, dabei hat der N***er selber gar nichts dabei gefunden... böse Welt.
Um es mal klarzustellen: Rassismus kann selbst dann eine Situation prägen, wenn
keiner der beiden sich bewusst ist dass Rassismus da mit hineinspielt, weil Rassismus eben gerade nicht die Beschreibung der
Motivation hinter einem Sprechakt ist, so à la "Ich hasse eine bestimmte Gruppe, da werd ich die mal gleich schön niedermachen in allem was ich sage!" Rassismus ist eine analytische Kategorie, die
Strukturen von Diskriminierung unter anderem in Sprache nachzeichnet.
Es wäre zB von mir (weiß, europäisch) selbst dann rassistisch N***er zu sagen wenn ich allein im Zimmer stünde und nur die Pflanzen mich hören können, weil ich mich auch dann sprachlich so positioniere, dass ich andere herabsetze. Ich würde als weiße Europäerin eine Sprache benutzen, die historisch von weißen Europäern benutzt worden ist, um andere Völker als barbarische Affen hinzustellen. Ich reproduziere also aktiv Macht- und Diskriminierungsstrukturen. Es ist egal ob ich das selber merke oder nicht, ob ich das will oder nicht, ob es sich je ganz auflösen lässt oder nicht. Es geht um die strukturellen Auswirkungen der Wiederholung in meinem Kopf und meinem Kulturkreis.
Eins aber kann man durchaus tun: man kann mal zuhören. Gelegentlich einfach mal ohne Einschränkung und Abwiegeln zugeben dass man Mist geredet hat. Man kann sich kritisieren lassen in seinem Sprachgebrauch und seinen kulturellen Gewohnheiten, und über die Kritik zumindest mal ersthaft nachdenken. Man kann vor allem aufhören sich selbst reflexhaft und durchgehend als das unschuldige Opfer derer zu stilisieren, die aktiv etwas an Alltagsrassismus ändern wollen. Das ist nämlich auch rassistisch. Weil's die Position der Rassismusopfer delegitimiert, die weiße Europäerhaltung (repräsentiert von einem selber) wieder als das entscheidende Nonplusultra hinstellt und damit Diskriminierungsstrukturen reproduziert. Ne?