HattoriH schrieb:
Warum hat man darüber hinweggesehen? War es wirklich die Unwissenheit der Bevölkerung?
Ich bin kein Psychologe, aber Verdrängung ist sicherlich nicht blos ein oberflächlicher Prozess. Vielleicht gehe ich zu weit, wenn ich die Nachkriegsgeneration mit mishandelten Kindern vergleiche. Aber das Trauma mag vergleichbar sein. So richtig verstanden haben es die meisten glaube ich nicht, was mit ihnen passiert ist.
Das Trauma dieses tapferen, auserwählten Volkes, das Väter und Söhne siegesgewiss in den gerechten Krieg gegen seine Unterdrücker schickt, um wenige Jahre später zum grausamsten aller Völker und die Heimgekehrten und Gefallenen zu den skrupellosesten Massenmördern der Geschichte deklariert zu werden, das sitzt schon tief.
Als Aussenstehender kann man sich die Fakten zurecht legen und in Büchern vor und zurückspringen. Die persönlichen Erfahrungen, die Fitzelchen an Informationen und Misinformationen, die Geschehnisse um einen herum, die ganz normalen Dinge des Alltags, der Tod eines Verwandten, all diese Dinge so zu verarbeiten und zusammenzusetzen, dass man im Nachhinein objektiv und systematisch darüber reden könnte, das schafften nur die wenigsten Deutschen.
(Ähnliches könnte man wohl über KZ-Insassen sagen, wobei das Trauma dort sicherlich noch ganz andere Dimensionen erreichte. Ein Wunder, dass es einige geschafft haben, irgendwie wieder ein "normales" Leben zu führen. Aber ich meine eigentlich das Abstraktionsvermögen ... kann ein Auschwitz-Überlebender "objektiv" über KZs und die Judenpolitik im 3.Reich reden? "Versteht" er, was mit ihm passiert ist, so wie wir heute Hitler "zu verstehen" veruchen? Schwierig...)
Wie gesagt, ich bin kein Psychologe und meine Gedankengänge könnten auch nur ein Haufen Mist sein ...:S
Jedenfalls hatte es da die Nachkriegsgeneration leichter. Sie war unschuldig, und dennoch betroffen. Also fingen sie an, Fragen zu stellen.