Deutsche Handelsseefahrt

Was war die deutsche Rolle auf hoher See zu beginn des Kolonialzeitalters?

Die Niederlande, England, Frankreich usw. entwickelten sich ja zu Weltmächten, während die mit ungleich weniger Küsten gesegneten Deutschen keine risigen Flotten unterhielten. Doch was war ihre Rolle wirklich?

Die Handelshäuser Fugger, Welser, Imhoff, Hirschvogel und Gossembrot finanzierten 1505 die erste Fahrt der portugiesischen Ostindienflotte und später die Fahrt Magellans, wofür den Fuggern die ganze Westküste Südamerikas von Peru bis feuerland als Lehen verliehen wurde. 1528 verpfändete Karl V. den Welsern Venezuela, wo ein gewisser Konrad Dalfinger Maracaibo gründete.

In Brasilien war in holländischen Diensten ein deutscher reichsfürst Gouverneur, als dieses für einige Jahrzehnte zum niederländischen Kolonialreich gehörte: Johann Moritz von Nassau- Siegen, Jan Maurits de Braziliaan kartographierte Brasilien und lockte einen Stab von wissenschaftlern und Gelehrten an, die umfangreiche ethologische, zoologische und botanische Sammlungen gründeten.

Im 17. und 18. Jhd. war das reich vom Atlantik abgeschnitten, und
das Kolonialprojekt des Großen Kurfürsten an der Guineaküste war ebenso kurzlebig wie eine von Karl VI. gegründete Ostindien- Gesellschaft mit Sitz in Ostende. Lübeck spielte politisch keine Rolle mehr, die Stadt profitierte aber ähnlich wie Danzig weiterhin am Transit- und Ostseehandel. Hamburg gehörte sogar zu den Gewinnern des Dreißigjährigen Krieges und war eine der bedeutendsten Hafenstädte.

Flensburg verdankt seine Bedeutung als "Rumstadt"- es soll dort einmal 200 destillen gegeben haben, dem regen Karibikhandel Dänemarks, zu dem Flensburg damals gehörte. Flensburg war einer der wichtigsten Häfen der dänischen Westindienflotte.
 
Die Handelshäuser Fugger, Welser, Imhoff, Hirschvogel und Gossembrot finanzierten 1505 die erste Fahrt der portugiesischen Ostindienflotte und später die Fahrt Magellans, wofür den Fuggern die ganze Westküste Südamerikas von Peru bis feuerland als Lehen verliehen wurde.

Die Westküste? Ging es dabei nicht um ganz Patagonien? :grübel:
 
Wie würdest Du das Thema "Groß Friedrichsburg" ansehen? Hat das nichts mit Handelsseefahrt zu tun?

Zählt der Sklavenhandel auch zur Handelsseefahrt? Aus damaliger Sichtweise war es sicherlich ein einträgliches Handelsgeschäft, war doch der Handel mit mineralischen und pflanzlichen Rohstoffen teurer aufzubauen.

Die ersten Versuche Ländereien zu erwerben wurden bereits 1650 unternommen. Dänemark bot das Fort Tranquebar an der Koromandelküste (Vorderindien) zum kauf an. Doch die wirtschaftliche Lage Brandenburgs so kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg sowie das fehlen geeigneter Schiffe , ließen den Plan scheitern.
Erst 30 Jahre später, also ab den 1680iger Jahren sandte der Kurfürst gecharterte Schiffe (Wappen von Brandenburg, Morian) unter dem Kommando des Kapitän Blonck auf Afrikakurs.
An der westafrikanischen Küste war der Handel mit Gold, Elfenbein und mit Sklaven zuhause.
Schon 1683 stieg die neue Gesellschaft des Kurfürsten in das Sklavengeschäft ein .
Dabei wurde 1685 ein Vertrag unterzeichnet, von Raule für Brandenburg und von Güldenpaar und Wüst für die Dänisch-Westindische-Guinesische Companie, über die Vermietung eines Teils der zu den Antillen gehörenden dänischen Insel St.Thomas. Der Vertrag betonte zwar die Souveränität des dänischen Königs, bot aber Brandenburg Grund und Boden zur Nutzung.
Doch von größerem Interesse war wohl der ebenfalls vereinbarte, auf 30 Jahre befristete Freihandel, denn gehandelt wurde vor allem mit dem „schwarzen Gold“, Sklaven. Westindien war ein gewaltiger Markt für afrikanische Sklaven.
Der abgeschlossene Vertrag enthielt für den Sklavenhandel 8 Paragraphen. Damit wurde geregelt, daß der Preis für einen Sklaven nicht über 60 Taler betragen durfte.Sollten die Brandenburger aber ein Überangebot an Sklaven haben, würde die dänische Companie jährlich 100 von ihnen zu jeweils 80 Talern kaufen. Die Dänen erhielten außerdem für jeden brandenburgischen Sklaven bei Einfuhr 1%, bei Ausfuhr 2% vom Kaufpreis. Festgelegt wurde auch, daß sich brandenburgische und dänische Schiffe den „Fang“ an Sklavenküste nicht streitig machen, sondern zusammenwirken.


Quelle:
Marinekalender der DDR 1984 – Roter Adler am Cabo tris Puntas – oder: Was wollte der Kurfürst an Afrikas Küsten? Von K. Paulsen
 
Schade, dass niemand eine Antwort auf meine Frage hat.

Öhh, auch wenn ich es nicht belegen kann, aber wenn Sklaven als Handelsware galten und von Handelsunternehmen verschifft wurden, dann dürfte sich das doch eigentlich als klar darstellen, oder? Was lässt dich daran zweifeln?
 
Zuletzt bearbeitet:
Sklavenhandel aus heutiger Sicht bestimmt nicht - der Mensch ist für uns nunmal keine Wahre - der sich daraus ergebene Dreieckshandel (in etwa so: Gewehre und billiger Tant nach Afrika, dafür Sklaven nach Westindien, dafür Rohrzucker etc. nach Europa) ist hingegen sicherlich so einzuordnen, zumal er extrem profitabel war.
 
Wieso sollte das verschiffen der Sklaven nicht zur Handelsschifffahrt gehört haben? Zu der Zeit welche angesprochen wurde, waren Sklaven eine ganz normale Handelsware. Wen auch ein ganz spezielles und auch die Seeleute auf den Sklavenfahrerern waren wohl auch speziell. Erst weit nach 1815, als die Sklaverei geächtet wurde, sprach man ja auch vom Schmuggeln. Und ab da wurden die Sklaverfahrer ja auch von einigen Marinen gejagt.

Apvar
 
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