Deutsche Kolonien- Einfach nur Provokation?

Auszugsweise aus einen anderen Beitrag von mir. Passt hier, der obere Teil, aber ganz gut.

Den Erwerb von Kolonien hat Bismarck erst zu einem Zeitpunkt sein Plazet erteilt, als die außenpoltische Großwetterlage außerordentlich günstig war. Großbritannien konnte nicht groß maulen, da es der Unterstützung des Reiches in der leidigen Ägyptenfrage benötige und auf dem Balkan hat es zu jener Zeit auch wieder beträchtlich geknirscht. Des Weiteren bot sich der Einstieg in das koloniale Geschäft an, um die Zusammenstzung des Reichstages bei der kommenden Wahl in seinem Sinne zu korrigieren.

Die deutsch-französische Zusammenarbeit fand zu der Zeit statt als Jules Ferry französischer Ministerpräsident war. Ausgangspunkt war der gemeinsame Widerstand gegen den britisch-portugiesischen Kongo-Vertrag aus dem Jahre 1884.

Die Faschodakrise fand aber erst im Jahre 1898 statt und hat in der Summe zu der Entente Cordiale geführt.
 
Auszugsweise aus einen anderen Beitrag von mir. Passt hier, der obere Teil, aber ganz gut.

Den Erwerb von Kolonien hat Bismarck erst zu einem Zeitpunkt sein Plazet erteilt, als die außenpoltische Großwetterlage außerordentlich günstig war. Großbritannien konnte nicht groß maulen, da es der Unterstützung des Reiches in der leidigen Ägyptenfrage benötige und auf dem Balkan hat es zu jener Zeit auch wieder beträchtlich geknirscht. Des Weiteren bot sich der Einstieg in das koloniale Geschäft an, um die Zusammenstzung des Reichstages bei der kommenden Wahl in seinem Sinne zu korrigieren.

Die deutsch-französische Zusammenarbeit fand zu der Zeit statt als Jules Ferry französischer Ministerpräsident war. Ausgangspunkt war der gemeinsame Widerstand gegen den britisch-portugiesischen Kongo-Vertrag aus dem Jahre 1884.

Die Faschodakrise fand aber erst im Jahre 1898 statt und hat in der Summe zu der Entente Cordiale geführt.

Sehr richtig, ich wollte mit der Faschodakrise nur andeuten, dass in der Kolonialfrage jederzeit das Potenzial gegeben war um einen Konflikt zwischen Großbritannien und Frankreich auszulösen.
 
Sehr richtig, ich wollte mit der Faschodakrise nur andeuten, dass in der Kolonialfrage jederzeit das Potenzial gegeben war um einen Konflikt zwischen Großbritannien und Frankreich auszulösen.

Hier ist das Stichwort "scramble for Africa" im Kontext wichtig. Siehe hier zur Gefährdung der britischerseits erträumten Cap-Cairo-Route, noch in der splendid isolation:
Scramble for Africa - Wikipedia, the free encyclopedia

Interessanter Punkt. Über die Gründe welche Bismarck letztendlich zu einem Quasi Verfechter der kolonialen Expansion werden liesen kann man nur spekulieren. So wird oftmals angeführt, dass Bismarck angesichts des hohen Alters Wilhelm I. mit seinem baldigen ableben rechnete.

Dazu eine Empfehlung, die das tiefschürfend (Innenpolitik neben dem "Tauschobjekt" afrikanische Kolonien für Englands Beistandspakt) auf fast 900 Seiten unterstützt:

Riehl, Axel T. G. - Der 'Tanz um den Äquator' - Bismarcks antienglische Kolonialpolitik und die Erwartung des Thronwechsels in Deutschland 1883 bis 1885.
 
Zuletzt bearbeitet:
silesia schrieb:
Dazu eine Empfehlung, die das tiefschürfend (Innenpolitik neben dem "Tauschobjekt" afrikanische Kolonien für Englands Beistandspakt) auf fast 900 Seiten unterstützt:

Riehl, Axel T. G. - Der 'Tanz um den Äquator' - Bismarcks antienglische Kolonialpolitik und die Erwartung des Thronwechsels in Deutschland 1883 bis 1885.

Diese Empfehlung kann ich nur unterstreichen. Eine hochinteressante und aufschlußreiche Arbeit.
 
In der Sache geht es darum, dass Bismarck die Außen- bzw. Kolonialpolitik für seine Zwecke missbrauchte. Worum ging es genau? Wilhelm I. war knapp 90 Jahre alt und sein Ableben wurde sehr demnächst erwartet. Thronfolger würde dann sein Sohn Friedrich Wilhelm werden.

Das war für Bismarck, und nicht nur führ ihm, ein Albtraum! Warum? Friedrich war mit der Tochter der britischen Königin Victoria verheiratet und war ein ausgesprochener Bewunderer des britischen politischen Systems. Er beabsichtigte von diesem System möglichst viel zu übernehmen. Des Weiteren hing Friedrich nebulösen Ideen des Kaisertums, wie sie im Mittelalter gang und gebe waren, an. Zu guter Letzt beabsichtige er die Befugnisse der Bundesstaaten zu beschneiden.


Bismarck ging es nun konkret darum, einen kommenden liberalen Reichskanzler, etwas Max Forckenbeck, das Leben so schwer wie möglich zu machen. Aus diesem Grunde war er bereit auf Machtbefugnisse, konkret das Amt des preußischen Ministerpräsidenten, zu verzichten. Des Weiteren wurde gezielt der Konflikt mit Großbritannien gesucht und dazu wurde diente u.a. die kurze Phase der bismarckschen Kolonialpolitik.
 
Herbert von Bismarck schrieb dazu später das Folgende:

"Als wir in die Kolonialpolitik hineingingen, war der Kronprinz noch nicht krank, und wir mußten auf eine lange Regierung desselben gefaßt sein, während der englische Einfluß dommieren und uns zum Kriege für britische Interessen unzweifelhaft mißbrauhen würde; um diesen vorzubeugen, mußte die Kolonialpolitik eingeleitet werden, welche volkstümlich ist und jeden Augenblick konflikte mit England herbeiführen kann." (1)

(1) Schweinitz, Briefwechsel S.193
 
Das spricht klar für den taktischen Charakter.

Bismarcks Imperialismus war von der Frage des europäischen Gleichgewichts initiiert, und die Kolonien waren in diesem Sinne als jederzeitiges Tauschobjekt gedacht.
 
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Genau. Die Außenpolitik wurde hier u.a. auch ganz klar für innenpoltischen Zwecke will heissen Machterhalt Bismarcks instrumentalisiert. Grundsätzlich betrachtet, waren Bismarck Kolonien völlig egal; im Gegenteil er sah sie eher negativ. Bei Gelegenheit hat er ja auch sich zu dieser Frage geäußert, das es mit ihm als Reichskanzler nie Kolonien geben würde.
 
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