Deutscher Heimatfilm und deutsche Geschichte

@Sascha: Ja, die beiden Filme sind auch schöne Beispiele! Die Natur spielt da eine noch weitaus größere Rolle - ähnlich wie in den Filmen Luis Trenkers - als hier bei uns.
Kann man in Luis Trenkers Filmen Vorläufer der Heimatfilme der 1950er sehen?
Ich kann mich nur an "Der Rebell - 1809" erinnern, was aber eher ein nationalsozialistischer Propagandafilm war. Aber diese Filme sind eben Kinder ihrer Zeit und ihrer Dramatisierung.

Sicherlich ist Heimatfilm nicht gleich Heimatfilm und auch in den 1950er und 1960er Jahren muss man zwischen Heimatfilmen, die eher an triviale, auf die Leinwand geworfene Lustspiele erinnern, und denen mit wirklicher Dramatik unterscheiden. Bei einigen sind beide Aspekte sogar seltsam verquickt.

Ganz gut kann ich mich noch an "Ruf der Wälder" mit Mario Girotti in einer der Hauptrollen entsinnen. Drolligerweise warb ein französisches Filmplakat mit Terence Hill mit seinem Italowesternnamen "Trinita".:D Hier zu finden: Ruf der Wälder#
 
Meistens wird in diesen Filmen eine heile Welt vorgegaukelt, die es so nicht gab.

Na ist doch klar, wer wollte schon Filme über den Alltag sehen, den man jeden Tag selbst erlebt.

Die Heimatfilme zeigen den Menschen ein sorgloses Leben ohne Krieg und Zerstörung mit den für damalige Verhältnisse moralischen Wertvorstellungen.

Die Menschen konnten bei diesen Filmen dem Alltag entfliehen.

Wir können solche einfach gestrickten Filme heute nicht mehr verstehen, da bei uns die Fantasie nicht mehr mit Einfachheit in einem Unterhaltungsfilm angeregt wird.

Das ist unser allgemeines Problem, das die einfachen Dinge in ihren Stellenwert innerhalb der Gesellschaft keine Beachtung mehr finden.
Wir leben in einer Überflussgesellschaft oder auch Mediengesellschaft, die auch als Ellenbogengesellschaft absoluten Egoismus und wenig Vertrauen außer zu einem Selbst erfordert, somit liegt auch die Bewertung solcher alten Heimatfilme bei uns weit unten, weil sie das genaue Gegenteil darstellen. Sie sind nicht mehr Zeitgemäß.
 
Kann man in Luis Trenkers Filmen Vorläufer der Heimatfilme der 1950er sehen? ...
Dahinter steht wohl auch die Frage: Was ist ein Heimatfilm und was ist keiner? Ich bin bei weitem nicht Fachmann genug, um darauf befriedigend antworten zu können. Durchgängige Strukturmerkmale des Heimatfilms sind jedenfalls (1) die Vorstellung von "freier und reiner" Natur bzw. der Gegensatz von Stadt und Land, (2) die Unterscheidung zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft sowie (3) die durch diese beiden Faktoren geformten Sozialisationstypen.

Ricarda Strobel hat bei ihrer filmtechnischen und -ästhetischen Analyse des Films Schwarzwaldmädel (1950) [1] weitere Gegensatzpaare herausgearbeitet: Theater - bürgerliches Leben; Innenräume - Landschaft; Maskenball - Dorffest; falsch - echt; Walzer - Choral; Koketterie - wahre Liebe; Diva - Schwarzwaldbraut; Collier - Hochzeitskrone; aktuell - traditionell. Diese Liste ließe sich mit anderen Filmen beliebig verlängern. "Das Setting im Heimatfilm ist keine realistische Handlung, sondern eine Chiffre" (S. 155). [2]

Na ist doch klar, wer wollte schon Filme über den Alltag sehen, den man jeden Tag selbst erlebt. Die Heimatfilme zeigen den Menschen ein sorgloses Leben ohne Krieg und Zerstörung mit den für damalige Verhältnisse moralischen Wertvorstellungen. Die Menschen konnten bei diesen Filmen dem Alltag entfliehen.

Wie schon von anderen gesagt: Es gibt solche und solche Heimatfilme, und ein großer Teil davon zeigt sicherlich keine spektakulären Szenen, keinen "Showdown im Glottertal", sondern tatsächlich Alltägliches: die Situation in einer Familie, in einer dörflichen Gemeinschaft, die häufig beeinflusst/gestört/bedroht wird [3] und dies auf irgendeine Art und Weise "verarbeiten" muss. Im Unterschied zu Kostümfilm oder Klamotte werden in den Filmen, die ich meine, auch die Sorgen nicht unterschlagen - gänzlich unversehrt ist "nur" die Landschaft, in die das Geschehen eingebettet ist. [4]

Der Fluchtaspekt - darauf hat schon Saint-Simone hingewiesen - ist sicher ein zentrales Motiv. Aber wovor flieht man? Reicht es aus, mit "der Last des Alltag" zu antworten? Wie gesagt: der Krieg ist ja gerade erst zu Ende gegangen, die Trümmer sind noch überall zu sehen, und Millionen von Menschen sind verschwunden oder verstreut oder durch andere (Vertriebene) "ersetzt". [5] Der Heimatfilm, soweit er problematisiert, zeichnet sich dadurch aus, dass er die "eigenen Verluste und Leiden" beleuchtet. "Heimatfilme handeln von deutschen Opfern, sie blicken mit Scheuklappen auf die Vergangenheit" (Schuld und Sühne?: Kriegserlebnis ... - Google Buchsuche).

Das drückt sich in vielen Szenen von Heimatfilmen aus. Curt Riess hat z. B. geschrieben: "Wenn man sich die deutschen Filme jener Zeit wieder ansieht, so hat man das Gefühl, als seien nicht Millionen Menschen, sondern Millionen Mitglieder von Gesangvereinen aus ihrer Heimat vertrieben worden." Typisch: In Grün ist die Heide stimmt eine Trachtengruppe mitten in der Heidelandschaft das Riesengebirgslied an! Auch sonst wird dem, was verloren gegangen ist, mindestens unterschwellig breiter Raum eingeräumt - nur die Frage, wie das denn gekommen ist und wer daran die Schuld trägt, die bleibt außen vor bzw. wird "verdrängt".

Wir können solche einfach gestrickten Filme heute nicht mehr verstehen, da bei uns die Fantasie nicht mehr mit Einfachheit in einem Unterhaltungsfilm angeregt wird. Das ist unser allgemeines Problem, das die einfachen Dinge in ihren Stellenwert innerhalb der Gesellschaft keine Beachtung mehr finden. Wir leben in einer Überflussgesellschaft oder auch Mediengesellschaft, die auch als Ellenbogengesellschaft absoluten Egoismus und wenig Vertrauen außer zu einem Selbst erfordert, somit liegt auch die Bewertung solcher alten Heimatfilme bei uns weit unten, weil sie das genaue Gegenteil darstellen. Sie sind nicht mehr Zeitgemäß.

Du holst hier zu einem medien-, kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Rundumschlag aus, für den ich viel Sympathie habe :winke:, bei dem ich mich aber zurückhalten möchte. Es war nicht meine Absicht, ein Urteil über den Heimatfilm als solchen, dessen Macher und Zuschauer zu fällen [6]; was mich primär interessiert, ist eben der Zusammenhang von Heimatfilm/Filmgeschichte und Geschichte/Geschichtsschreibung. Aber schlag' ruhig - der Thread wird es verkraften! ;)


[1] In: Fischer Filmgeschichte, Bd. 3, S. 148-170
[2] Die Idylle selbst ist in diesem Film eine "doppelt" künstliche: Zu den Dreharbeiten wurde "Heimatkunst aus dem gesamten Schwarzwald in das kleine Dorf [den Spielort] importiert", und sowohl die Landschaftsaufnahmen wie auch der häufig gezeigte Gasthof wurden aus verschiedenen Teilen des Schwarzwalds bzw. aus verschiedenen Hausansichten "zusammenkomponiert"! (ebd.)
[3] Die Bedrohung kann von außen kommen, als Einbruch von Städtern oder von "Kapitalisten" in die Idylle usw., oder auch von innen als Gewissensqualen oder durch die angedeutete "Vorgeschichte" der Filmhelden.
[4] Dies beleuchtet übrigens auch die Zeitbedingtheit des Heimatfilms: Von Umweltzerstörung, saurem Regen und dergleichen weiss man in den 50er Jahren noch nicht viel.
[5] Vom Holocaust-Thema mal ganz abgesehen, das im Heimatfilm vollständig tabuisiert wird.
[6] Siehe für viele aber: Wer gibt Joe Hembus: Bei uns sind Schriften über Film, im Gegensatz ... | Gehört und Gesehen | Nachrichten auf ZEIT ONLINE.
 
Wie schon von anderen gesagt: Es gibt solche und solche Heimatfilme, und ein großer Teil davon zeigt sicherlich keine spektakulären Szenen, keinen "Showdown im Glottertal", sondern tatsächlich Alltägliches: die Situation in einer Familie, in einer dörflichen Gemeinschaft, die häufig beeinflusst/gestört/bedroht wird [3] und dies auf irgendeine Art und Weise "verarbeiten" muss. Im Unterschied zu Kostümfilm oder Klamotte werden in den Filmen, die ich meine, auch die Sorgen nicht unterschlagen - gänzlich unversehrt ist "nur" die Landschaft, in die das Geschehen eingebettet ist.

Das drückt sich in vielen Szenen von Heimatfilmen aus. Curt Riess hat z. B. geschrieben: "Wenn man sich die deutschen Filme jener Zeit wieder ansieht, so hat man das Gefühl, als seien nicht Millionen Menschen, sondern Millionen Mitglieder von Gesangvereinen aus ihrer Heimat vertrieben worden." Typisch: In Grün ist die Heide stimmt eine Trachtengruppe mitten in der Heidelandschaft das Riesengebirgslied an! Auch sonst wird dem, was verloren gegangen ist, mindestens unterschwellig breiter Raum eingeräumt - nur die Frage, wie das denn gekommen ist und wer daran die Schuld trägt, die bleibt außen vor bzw. wird "verdrängt".

[3] Die Bedrohung kann von außen kommen, als Einbruch von Städtern oder von "Kapitalisten" in die Idylle usw., oder auch von innen als Gewissensqualen oder durch die angedeutete "Vorgeschichte" der Filmhelden.

Sorry, daß ich hier deinen Beitrag so zusammengeschnitten habe. Das erinnert mich sehr stark an die Theorie, daß der Heimatfilm auch ein Bauplan für die Gegenwart und Zukunft sei, die u. a. von O'Sickey angesprochen wurde. Bei den Heimatfilmen, die mir aus dem Stehgreif einfallen, wo sich 'Die Fischerin vom Bodensee' in den Vordergrund drängt, besteht ja ganz direkt die Bedrohung, daß Tradition und Althergebrachtes durch die Moderne zerstört werden.

Da gibt es eine Szene wo zwei junge modisch gekleidete Frauen mit verhältnismäßig kurzen Haaren mit dem Motorboot durch die Netze der Fischerin fahren, und so weit ich mich erinnere auch für den Rest des Filmes die Antagonistinnen bleiben, während der Held des Stückes zwischen der Moderne und der Liebe zur Fischerin, die alle traditionellen und guten Werte verkörpert hin und her gerissen ist. Man könnte das Ganze so interpretieren, daß versucht wird aus den Gegensätzen eine Synthese zu machen, um so richtungsweisend und mahnend zu wirken, trotz der modernen Zeiten das Althergebrachte nicht zu vergessen.

Auf der einen Seite ist das wie Köbis, schreibt nicht mehr zeitgemäß, auf der anderen Seite findet man die Sorge, daß traditionelle Werte verloren gehen auch heute noch. Der Kontext und die Darstellung hat sich geändert, aber Rückbesinnung und Zukunftsangst sind auch in heutigen Filmen zu finden, und auch die Gleichung 'Natur = gut' ist zu finden. Leider fällt mir spontan nur 'Apocalypto' als Beispiel ein, in dem der in der Natur lebende Familien- und- Gemeinschaftsmensch sich der Übermacht einer großen Zivilisation stellen muß, um seine Familie inklusive ungeborenes Baby, also die Zukunft, retten muß.

Diese Interpretation ist freilich nur dann sinnvoll, wenn man das Spektakel aus der Warte betrachten will, die von Sorge um den Zerfall von Gemeinschaften und Familien, und zunehmender Individualisierung, bedingt ist. Ähnlich verhält es sich meines Erachtens nach mit der oben angesprochenen Szene aus 'Grün ist die Heide'. Im ersten Moment hab' ich über diese Szene gelacht, aber mit entsprechender Hintergrundinformation, die den Kinobesuchern damals direkter im Gedächtnis war, spricht sie, wenn auch verdeckt, die soziale Wirklichkeit an. Vielleicht lässt sich die Popularität des Heimatfilmes nicht nur durch die Unterhaltung erklären, sondern weil sie gezielt auch Ängste, Wünsche und Sehnsüchte ansprachen, und der unvermeidlich glückliche Ausgang Zuversicht gab, wohingegen aus heutiger Warte die direkten Zusammenhänge nicht mehr so einfach zu entschlüsseln sind.

Andere Frage: Laufen Heimatfilme eigentlich immernoch im Deutschen Fernsehen? Ich bin da nicht so auf der Höhe was das Deutsche Fernsehprogramm angeht. Es wäre mal interessant zu wissen, welche Altersgruppe sich angesprochen fühlt und wie, und warum.
 
... besteht ja ganz direkt die Bedrohung, daß Tradition und Althergebrachtes durch die Moderne zerstört werden ...
Sorge, daß traditionelle Werte verloren ... Rückbesinnung und Zukunftsangst sind auch in heutigen Filmen zu finden, und auch die Gleichung 'Natur = gut' ist zu finden...
Da bin ich ganz bei Dir! Der Heimatfilm ist nicht nur in seiner Machart "konversativ", sondern er will auch etwas, dass er für wertvoll hält, "konservieren".

Was sind das für Werte, die da tradiert werden sollen? Ein typisches Beispiel ist sicherlich die Kleinfamilie: Vater, Mutter, mehrere Kinder - die "Keimzelle der Gesellschaft", wie bis heute in Sonntagsreden immer wieder gesagt wird. Daneben sind es natürlich gewisse "bürgerliche" Tugenden wie Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit usw. Wer möchte dagegen etwas sagen? Immerhin ist der Heimatfilm so ehrlich, dass er in erstaunlich vielen Fällen die unvollständige Familie zeigt: der Vater oder die Mutter fehlt usw. Aber es wird fast nie geklärt, warum das so ist.

Interessant wird es dann, wenn es um Dinge wie "Autorität" geht. Welche Art von Autorität ist nach allem, was geschehen ist, noch bewahrenswert? Der Heimatfilm drückt sich oft um diese Frage bzw. tut, als ob nichts geschehen wäre. Manchmal werden Kompromisse in der Form angeboten, dass die - entsprechend skurril dargestellten - Autoritätspersonen einem leichten Spott ausgesetzt werden [1].

Vielleicht lässt sich die Popularität des Heimatfilmes nicht nur durch die Unterhaltung erklären, sondern weil sie gezielt auch Ängste, Wünsche und Sehnsüchte ansprachen, und der unvermeidlich glückliche Ausgang Zuversicht gab, wohingegen aus heutiger Warte die direkten Zusammenhänge nicht mehr so einfach zu entschlüsseln sind.
Völlig richtig! Das Happy-End ist praktisch Pflicht.
Bei besagten Sängern liegt das Problem natürlich auf der Hand: Man kann und darf sich nach dem Riesengebirge sehnen, aber es gibt vorerst keinen Weg zurück - die Entfernung steht dazwischen, vor allem aber die Geschichte, die nicht erzählt werden kann.

Andere Frage: Laufen Heimatfilme eigentlich immernoch im Deutschen Fernsehen? Ich bin da nicht so auf der Höhe was das Deutsche Fernsehprogramm angeht. Es wäre mal interessant zu wissen, welche Altersgruppe sich angesprochen fühlt und wie, und warum.
Die "klassischen" Produkte aus den 50er werden relativ selten gesendet, ggfs. in den Dritten Programmen. Zu den Ausnahmen gehören natürlich die Sissi-Filme, die aber am Rande des Genres stehen. Die Zielgruppe dürften die über 65-Jährigen und die Yellow-Press-Leser aller Altersgruppen sein.


[1] Episode am Rande: als Grün ist die Heide 1931 zum ersten Male verfilmt wurde, gab es eine wütende Attacke von Beamtenverbänden, weil nämlich der Oberförster als etwas tüdelig und bisweilen unter "Strom" stehend dargestellt wurde - das untergrabe die notwendige Achtung für das Berufsbeamtentum, hieß es...
 
1. Interessant wird es dann, wenn es um Dinge wie "Autorität" geht. Welche Art von Autorität ist nach allem, was geschehen ist, noch bewahrenswert? Der Heimatfilm drückt sich oft um diese Frage bzw. tut, als ob nichts geschehen wäre. Manchmal werden Kompromisse in der Form angeboten, dass die - entsprechend skurril dargestellten - Autoritätspersonen einem leichten Spott ausgesetzt werden

[...]

2. Die "klassischen" Produkte aus den 50er werden relativ selten gesendet, ggfs. in den Dritten Programmen. Zu den Ausnahmen gehören natürlich die Sissi-Filme, die aber am Rande des Genres stehen. Die Zielgruppe dürften die über 65-Jährigen und die Yellow-Press-Leser aller Altersgruppen sein.

1. Da stellt sich die Frage, ob man in den 50ern die Staatsautorität nicht anders darstellen 'durfte', und der Spott hier dazu dient sich unterschwellig kritisch damit auseinanderzusetzen, daß die vorangegangenen Staatsautoritäten nicht hinterfragt werden durften?

Auf der anderen Seite, ist dann aber auch die Unterscheidung zu machen was die Förster angeht. Da scheint der Protest des Forstamtes ja gewirkt zu haben. ;) In 'Der Förster vom Silberwald' (1954) und 'Heimatland' (1955), ist in beiden Fällen der Förster der Held, und sein Widersacher ein Wilderer. Davon abgesehen, daß das die Symbolik der zugehörigen Liebesgeschichte etwas pikant macht, scheint also dort wo gerechtfertigte Autorität besteht, die sich mit dem ordnungswidrigen Handeln Anderer befasst, diese unterstützt wird und über Hohn erhaben ist.

Moment mal, gibt's eigentlich auch Literatur die sich spezifisch mit dem dargestellten Männerbild und der Maskulinität befasst? Die mir vorliegenden Quellen behandeln in erster Linie das Frauenbild und die Weiblichkeit, und deuten darauf hin, daß die patriarchalische Familie propagiert wird, aber die stützen sich alle darauf wie Frauen gezeigt werden. Gibt es das entsprechende männliche Stereotyp dazu? Aus dem groben gedanklichen Überblick scheint das nicht so zu sein, sondern das 'Frauenschicksal' steht im Vordergrund, während die zugehörigen Männer eher etwas verschwommen bleiben. Das legte den Schluß nahe, daß der 'Deutsche Mann' im Heimatfilm eigentlich nur über seine Beziehung zur jeweiligen Heldin definiert ist, und wenige Eigenattribute hat, die sich nicht direkt auf sie beziehen. Hmm... Ich glaub' ich gehe noch mal auf die Suche.

2. Danke für die Auskunft. Ich hatte mich das nur gefragt, weil ich als Kind Sonntagsnachmittags von den Öffentlich Rechtlichen mit Heimatfilmen konfrontiert wurde, und mir deswegen viele geläufig sind. Hätte ja sein können, daß im meiner Abwesenheit eine Nostalgiewelle ausgebrochen ist, von der ich nichts mitbekommen habe. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Andere Frage: Laufen Heimatfilme eigentlich immernoch im Deutschen Fernsehen? Ich bin da nicht so auf der Höhe was das Deutsche Fernsehprogramm angeht. Es wäre mal interessant zu wissen, welche Altersgruppe sich angesprochen fühlt und wie, und warum.

Jede Woche mindestens einer in Farbe.
Oder glaubst du, die Heimatfilme seien schon ausgestorben? I wo.
 
Jede Woche mindestens einer in Farbe.
Oder glaubst du, die Heimatfilme seien schon ausgestorben? I wo.

Also, anscheinend unkaputtbar :D. Ich wohne in Großbritannien und kriege vom Deutschen Fernsehprogramm nichts mit, deswegen bin ich nicht im Bilde ob sich in Deutschland noch immer der Förster durch den Silberwald und über die Bildschirme treibt.
 
Realitätsflucht ist das sicher nicht, eher abgewandelte Realitäüt, denn jeder Film ist eine Art Flucht aus der Realität und ist weder posi noch negativ sondern einfach eine adnere Form der Realität. Und wieso soll ein Hematfim nicht real sein? Die leute waren fürher normaler udn einfacher, streiteten weniger, waren christlicher als heute, haben nicht so viel blödsinn gemacht und früher und öfters geheiratet, sie hatten andere Probleme, überhaupt am Land und waren nicht so aggressiv, mehr sieht man nicht in den Filmen also wieso sollten die nicht Real sein? sicher zählt auch der einwand - Der Heimatfilm war das erfolgreichste Genre des deutschen Films der fünfziger Jahre. Eine Zeit, die geprägt war von den Folgen des Zweiten Weltkriegs, vor allem aber von der ständigen Spannung zwischen Modernisierung und Restauration. Exemplarisch dafür steht die rückschrittliche Entwicklung der Frauenrolle. An den Ergebnissen lässt sich erkennen, wie klischiert die Welt des Heimatfilms, vor allem aber sein Frauenbild, ist. Sie offenbart jedoch auch die gesellschaftliche Bewertung bestimmter Verhaltensweisen. aber - Eine lückenlose Definition erscheint mir unmöglich, denn dafür ist das Genre zu unterschiedlich und wohl auch zu alt. Einige Ganghofer-Romane oder auch Wilhelmine von Hillerns Roman "Die Geierwally" sind seit der Stummfilmzeit immer wieder verfilmt worden. In den siebziger Jahren gab es dann den "linken" Heimatfilm, mit Arbeiten wie DER PLÖTZLICHE REICHTUM DER ARMEN LEUTE VON KOMBACH, JAGDSZENEN AUS NIEDERBAYERN oder MATHIAS KNEISSL, Filme, in denen das Genre politisch gleichsam "gegen den Strich" wiederbelebt wurde. Die Erben des traditionellen Heimatfilms sehen wir heute vor allem im Fernsehen, bis hin zu Serien wie FORSTHAUS FALKENAU. Als gemeinsamer Nenner bleibt da letztlich nur, dass die "Heimatfilme" in ländlichen Gebieten angesiedelt sind. Der konventionelle Heimatfilm hat dafür vor allem Gegenden bevorzugt, die auch von touristischer Bedeutung sind, die Alpen, den Schwarzwald, den Rhein oder die Lüneburger Heide. Die Konflikte dieser konventionellen Heimatfilme gehören eher ins 19. Jahrhundert, sie kreisen um Erbschaften, Besitz und vor allem auch um von der Elterngeneration arrangierte Ehen. Eine große Rolle spielt dabei auch die Folklore, als beharrendes, die Zeiten überdauerndes Element. Die profunde Geschichtslosigkeit des konventionellen Heimatfilms wird regelmäßig hinter Brauchtum versteckt. In den fünfziger Jahren kam noch das Motiv der "verlorenen" Heimat im Osten hinzu, immer wieder kreisen sie um das Problem der Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Osten - allerdings auf einer höchst sentimentalen Ebene. Soziale Realität ist in ihnen
allenfalls indirekt vorhanden.
Das Genre hat sich - mit Ausnahme der erwähnten "linken" Heimatfilme erstaunlich wenig verändert. Schlimmer noch: es war über Jahrzehnte hinweg ein gleichsam betoniertes Genre. Ich habe einmal davon geträumt, die jeweiligen Zeiten der Entstehung in den einzelnen Filmen nachzuweisen und die Frage zu stellen, wie sich die GEIERWALLY der Weimarer Republik unterscheidet von der GEIERWALLY der NS-Zeit, und was diese wiederum trennt von der Version der Adenauer-Ära und der jüngsten aus dem Jahr 2005. Die gleiche Frage habe ich mir gestellt bei den vielen Ganghofer-Adaptionen, die von den zwanziger bis in die siebziger Jahre reichen. Das Ergebnis war ernüchternd: die Stoffe und ihre Variationen erwiesen sich eher als immun gegen ihre Entstehungszeit; die jeweilige Gegenwart scheint von ihnen einfach abzuprallen. Bei dieser Entwicklung ist auch noch kein Ende abzusehen. Die Produzentin Regina Ziegler hat uns erzählt, sie plane für das kommende Jahr eine Neuverfilmung des Ganghofer-Romans DER FÖRSTER VOM SILBERWALD - auch von dem gibt es bis heute zahlreiche Adaptionen.
Die Armut der Landbevölkerung, wie sie zumindest bis in die zwanziger Jahre geherrscht hat, kommt in diesen traditionellen Heimatfilmen nicht vor – davon haben erst die "linken" Heimatfilme erzählt und mit ihren äußerlich vorwiegend historischen Stoffen gleichzeitig auch die Gegenwart gemeint.
Das Genre hat sich - mit Ausnahme der erwähnten "linken" Heimatfilme erstaunlich wenig verändert. Schlimmer noch: es war über Jahrzehnte hinweg ein gleichsam betoniertes Genre. Ich habe einmal davon geträumt, die jeweiligen Zeiten der Entstehung in den einzelnen Filmen nachzuweisen und die Frage zu stellen, wie sich die GEIERWALLY der Weimarer Republik unterscheidet von der GEIERWALLY der NS-Zeit, und was diese wiederum trennt von der Version der Adenauer-Ära und der jüngsten aus dem Jahr 2005. Die gleiche Frage habe ich mir gestellt bei den vielen Ganghofer-Adaptionen, die von den zwanziger bis in die siebziger Jahre reichen. Das Ergebnis war ernüchternd: die Stoffe und ihre Variationen erwiesen sich eher als immun gegen ihre Entstehungszeit; die jeweilige Gegenwart scheint von ihnen einfach abzuprallen. Bei dieser Entwicklung ist auch noch kein Ende abzusehen. Die Produzentin Regina Ziegler hat uns erzählt, sie plane für das kommende Jahr eine Neuverfilmung des Ganghofer-Romans DER FÖRSTER VOM SILBERWALD - auch von dem gibt es bis heute zahlreiche Adaptionen.
Die Armut der Landbevölkerung, wie sie zumindest bis in die zwanziger Jahre geherrscht hat, kommt in diesen traditionellen Heimatfilmen nicht vor – davon haben erst die "linken" Heimatfilme erzählt und mit ihren äußerlich vorwiegend historischen Stoffen gleichzeitig auch die Gegenwart gemeint.
doch haben die deutschen grade den Film gerne, und sind die alle blöd?

Seine Hochkonjunktur erlebte der deutsche Heimatfilm in den fünfziger Jahren: Das war die Zeit, in der die Leute einfach die Zerstörungen nicht auch noch im Kino sehen wollten - und diese Zerstörungen waren natürlich vor allem in den Städten sichtbar. Das Genre des "Trümmerfilms" hat ganz sicher weit wichtigere Filme hervorgebracht als der Heimatfilm - aber die Leute wollten diese "Trümmerfilme" einfach nur selten sehen, das ist letztlich auch nachvollziehbar. Die sentimentale Beziehung zur Heimat, wie sie sich im Kino ausdrückt, erklärt sich aus der deutschen Geschichte - auch in den zwanziger und dreißiger Jahren. Sie ist eine Folge der beiden Weltkriege. Aber diese Beziehung ist nicht nur eine deutsche - sie reicht in Europa von Marcel Pagnol bis Rosamunde Pilcher. Auch in der Literatur ist sie historisch zu erklären, was hier aber wohl zu weit führen würde.

Ne ich sage, Heimatfilme haben nicht nur eine Berechtigung sondern sind auch eine Bereicherung in geschichtlicher form
 
Das Genre hat sich - mit Ausnahme der erwähnten "linken" Heimatfilme erstaunlich wenig verändert. Schlimmer noch: es war über Jahrzehnte hinweg ein gleichsam betoniertes Genre. Ich habe einmal davon geträumt, die jeweiligen Zeiten der Entstehung in den einzelnen Filmen nachzuweisen und die Frage zu stellen, wie sich die GEIERWALLY der Weimarer Republik unterscheidet von der GEIERWALLY der NS-Zeit, und was diese wiederum trennt von der Version der Adenauer-Ära und der jüngsten aus dem Jahr 2005.

Bitte?
Was ist ein linker Heimatfilm?
Träum mal weiter. Man kann auch was hineininterprettieren, was so gar nicht gemeint war.
 
Das Genre hat sich - mit Ausnahme der erwähnten "linken" Heimatfilme erstaunlich wenig verändert. Schlimmer noch: es war über Jahrzehnte hinweg ein gleichsam betoniertes Genre. Ich habe einmal davon geträumt, die jeweiligen Zeiten der Entstehung in den einzelnen Filmen nachzuweisen und die Frage zu stellen, wie sich die GEIERWALLY der Weimarer Republik unterscheidet von der GEIERWALLY der NS-Zeit, und was diese wiederum trennt von der Version der Adenauer-Ära und der jüngsten aus dem Jahr 2005. Die gleiche Frage habe ich mir gestellt bei den vielen Ganghofer-Adaptionen, die von den zwanziger bis in die siebziger Jahre reichen. Das Ergebnis war ernüchternd: die Stoffe und ihre Variationen erwiesen sich eher als immun gegen ihre Entstehungszeit; die jeweilige Gegenwart scheint von ihnen einfach abzuprallen. Bei dieser Entwicklung ist auch noch kein Ende abzusehen. Die Produzentin Regina Ziegler hat uns erzählt, sie plane für das kommende Jahr eine Neuverfilmung des Ganghofer-Romans DER FÖRSTER VOM SILBERWALD - auch von dem gibt es bis heute zahlreiche Adaptionen.
Die Armut der Landbevölkerung, wie sie zumindest bis in die zwanziger Jahre geherrscht hat, kommt in diesen traditionellen Heimatfilmen nicht vor – davon haben erst die "linken" Heimatfilme erzählt und mit ihren äußerlich vorwiegend historischen Stoffen gleichzeitig auch die Gegenwart gemeint.

Das Genre hat sich - mit Ausnahme der erwähnten "linken" Heimatfilme erstaunlich wenig verändert. Schlimmer noch: es war über Jahrzehnte hinweg ein gleichsam betoniertes Genre. Ich habe einmal davon geträumt, die jeweiligen Zeiten der Entstehung in den einzelnen Filmen nachzuweisen und die Frage zu stellen, wie sich die GEIERWALLY der Weimarer Republik unterscheidet von der GEIERWALLY der NS-Zeit, und was diese wiederum trennt von der Version der Adenauer-Ära und der jüngsten aus dem Jahr 2005. Die gleiche Frage habe ich mir gestellt bei den vielen Ganghofer-Adaptionen, die von den zwanziger bis in die siebziger Jahre reichen. Das Ergebnis war ernüchternd: die Stoffe und ihre Variationen erwiesen sich eher als immun gegen ihre Entstehungszeit; die jeweilige Gegenwart scheint von ihnen einfach abzuprallen. Bei dieser Entwicklung ist auch noch kein Ende abzusehen. Die Produzentin Regina Ziegler hat uns erzählt, sie plane für das kommende Jahr eine Neuverfilmung des Ganghofer-Romans DER FÖRSTER VOM SILBERWALD - auch von dem gibt es bis heute zahlreiche Adaptionen.
Die Armut der Landbevölkerung, wie sie zumindest bis in die zwanziger Jahre geherrscht hat, kommt in diesen traditionellen Heimatfilmen nicht vor – davon haben erst die "linken" Heimatfilme erzählt und mit ihren äußerlich vorwiegend historischen Stoffen gleichzeitig auch die Gegenwart gemeint.
doch haben die deutschen grade den Film gerne, und sind die alle blöd?

Ich hab' das mal so aus deinem Beitrag original zitiert, nur der Absatz dazwischen ist von mir, um es deutlicher zu machen. Darf ich fragen ob du das selbstgeschrieben und dann hineinkopiert hast, oder ob es vielleicht aus einer anderen Quellen stammt?
 
Ich hab' das mal so aus deinem Beitrag original zitiert, nur der Absatz dazwischen ist von mir, um es deutlicher zu machen. Darf ich fragen ob du das selbstgeschrieben und dann hineinkopiert hast, oder ob es vielleicht aus einer anderen Quellen stammt?

Da wurde kopiert:

Hier ein Ausschnitt aus einem Interview:

Das Genre hat sich - mit Ausnahme der erwähnten "linken" Heimatfilme erstaunlich wenig verändert. Schlimmer noch: es war über Jahrzehnte hinweg ein gleichsam betoniertes Genre. Ich habe einmal davon geträumt, die jeweiligen Zeiten der Entstehung in den einzelnen Filmen nachzuweisen und die Frage zu stellen, wie sich die GEIERWALLY der Weimarer Republik unterscheidet von der GEIERWALLY der NS-Zeit, und was diese wiederum trennt von der Version der Adenauer-Ära und der jüngsten aus dem Jahr 2005.

Und hier die Quelle:
Filmjournalist Hans Günther Pflaum - ARTE


@Adian
So geht es nicht. Wenn du etwas aus dem Internet oder andern Medien hier reinkopierst ist es zwingend notwendig die Quellen, Internetlinks, Sekundärliteratur mit Seitenangaben des Zitats, anzugeben.
 
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