rolo
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Hier ein Auszug aus einem Beitrag des Deutschlandradios, der unter untenstehendem Link vollständig nachzulesen ist:
In Polen leben offiziell über 150.000 Deutsche, tatsächlich aber
dürften es deutlich mehr sein. Die Deutschen, die sich nach der Wende
1989 auch in Polen frei entfalten konnten, haben sich überwiegend in
Freundschaftskreisen zusammengeschlossen. Friedrich Petrach ist
Vorsitzender der "Deutschen sozialkulturellen Gesellschaft" in
Breslau, die 1.300 Mitglieder hat. Zu Petrach kommen immer wieder
Besucher aus der Bundesrepublik:
Es sind Leute gekommen, die was eigentlich sagten, also sie wollen den
Besitz ihrer Eltern oder Großeltern zurück kaufen. Nicht, dass sie es
verlangen, aber sie wollen es zurückkaufen.
Petrach beobachtet das Wirken der "Preußischen Treuhand" mit großer
Skepsis. Gerade sei es gelungen, ein einigermaßen gutes Verhältnis mit
den Polen zustande zu bringen, wozu übrigens auch führende
Vertriebenenfunktionäre beigetragen hätten. Immer wieder fällt dabei
auch der Name von Herbert Hupka, des prominenten Schlesier-Sprechers
und Ostvertragsgegners aus den siebziger Jahren, auch in Polen einst
eine Persona non grata, der jetzt aber sogar Ehrenbürger von Ratibor
in Oberschlesien geworden ist. Der "Treuhand" aber, so Petrach, gehe
es doch wohl in erster Linie um Geld. Denn schließlich würden die
meisten Vertriebenen ohnehin nicht nach Polen zurück ziehen wollen:
Ich glaube kaum, dass viele Leute, die was vertrieben, die was die
Heimat verloren haben, ein Interesse haben, ihr Hab und Gut zurück zu
erobern oder zurück zu verlangen. Es sind einzelne Fälle, was auch
hier zu uns kommt. Die sagen, können wir das Haus oder den Bauernhof,
was die Eltern hatten, wieder zurück kaufen. Aber wenn man sich denn
mit ihnen ins Gespräch begibt und man frägt, ob sie dann wirklich hier
sich möchten niederlassen, kaum jemand sagt, sie täten hier wieder wohnen.
Dass sich der Drang zurück in die Heimat der Vorfahren heute im Rahmen
hält, muss schließlich auch Treuhand-Aufsichtsratsvorsitzender Rudi
Pawelka bestätigen:
Das werden gar nicht viele sein. Das ist mir klar. Deshalb will ich ja
auch die Polen nicht erschrecken. Ich sage nur, ihr habt doch gar
nicht nötig, so aufgeregt zu reagieren, das werden gar nicht viele
sein, die könnt ihr gut verkraften, nur, das ist eben Rechtsfrieden
dann hergestellt.
Doch intern hantiert die Treuhand mit großen Zahlen. Danach könnten
möglicherweise dreizehn Prozent aller Vertriebenen Ansprüche stellen
wollen. Pawelka spricht von ganzen Dörfern, die im Gebiet von Oder und
Neiße leer stünden. Dort seien deutsche Investitionen doch wünschenswert.
Demnächst will die Treuhand nun entscheiden, wie sie juristisch weiter
vorgehen will:
Es ist schwierig, es kostet viel Geld, aber wir haben jetzt auch
Leute, die sich an uns gewandt haben, und haben gesagt, sie würden die
Klage selber bezahlen und würden das über uns abwickeln wollen,
treuhänderisch. Sie wissen vielleicht, dass die Sudetendeutschen mit
77 Leuten klagen, und wir werden unser möglichstes tun, um diesem
Ziel, dass wir vor Augen haben, gerecht zu werden.
Sein Recht geltend zu machen, kann niemandem verwehrt werden. Bei der
"Preußischen Treuhand" mit dem Charakter einer nationalen
Sammlungsbewegung sind indes, wenn sie zum Beispiel permanent von
"Ostdeutschland" spricht, wenn sie die polnische Westgebiete meint,
revisionistische Untertöne nicht zu überhören. Andererseits kann sie
nur deshalb eine so wichtige Rolle im deutsch-polnischen Verhältnis
spielen, weil gut nachbarschaftliche Beziehungen zu Polen hierzulande
derzeit nicht gerade im Zentrum des öffentlichen Interesses stehen.
Dieser ernüchternde Befund steht übrigens nicht im Widerspruch dazu,
dass die erste Auslandsreise seiner Amtszeit Bundespräsident Horst
Köhler übermorgen nach Polen führen wird: Ein politisches Signal, das
in Warschau zweifellos als Zeichen besonderer Verbundenheit positiv
gewürdigt werden wird - andererseits aber spiegelt sich hier eine
"Politik der hohen Ebene" wider, die bekanntlich nicht immer und
unbedingt mit einem problemfreien Alltagsverhältnis zwischen zwei
Staaten gleichzusetzen ist.
So bleibt zu befürchten, dass die "Preußische Treuhand", die nach
eigenen Angaben schon bald so richtig aktiv werden will, de facto eine
Art Neben-Außenpolitik betreiben könnte - mit allen einschlägigen
Folgen für das Verhältnis zwischen den Nachbarn und EU-Partnern Polen
und Deutschland.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/285023
In Polen leben offiziell über 150.000 Deutsche, tatsächlich aber
dürften es deutlich mehr sein. Die Deutschen, die sich nach der Wende
1989 auch in Polen frei entfalten konnten, haben sich überwiegend in
Freundschaftskreisen zusammengeschlossen. Friedrich Petrach ist
Vorsitzender der "Deutschen sozialkulturellen Gesellschaft" in
Breslau, die 1.300 Mitglieder hat. Zu Petrach kommen immer wieder
Besucher aus der Bundesrepublik:
Es sind Leute gekommen, die was eigentlich sagten, also sie wollen den
Besitz ihrer Eltern oder Großeltern zurück kaufen. Nicht, dass sie es
verlangen, aber sie wollen es zurückkaufen.
Petrach beobachtet das Wirken der "Preußischen Treuhand" mit großer
Skepsis. Gerade sei es gelungen, ein einigermaßen gutes Verhältnis mit
den Polen zustande zu bringen, wozu übrigens auch führende
Vertriebenenfunktionäre beigetragen hätten. Immer wieder fällt dabei
auch der Name von Herbert Hupka, des prominenten Schlesier-Sprechers
und Ostvertragsgegners aus den siebziger Jahren, auch in Polen einst
eine Persona non grata, der jetzt aber sogar Ehrenbürger von Ratibor
in Oberschlesien geworden ist. Der "Treuhand" aber, so Petrach, gehe
es doch wohl in erster Linie um Geld. Denn schließlich würden die
meisten Vertriebenen ohnehin nicht nach Polen zurück ziehen wollen:
Ich glaube kaum, dass viele Leute, die was vertrieben, die was die
Heimat verloren haben, ein Interesse haben, ihr Hab und Gut zurück zu
erobern oder zurück zu verlangen. Es sind einzelne Fälle, was auch
hier zu uns kommt. Die sagen, können wir das Haus oder den Bauernhof,
was die Eltern hatten, wieder zurück kaufen. Aber wenn man sich denn
mit ihnen ins Gespräch begibt und man frägt, ob sie dann wirklich hier
sich möchten niederlassen, kaum jemand sagt, sie täten hier wieder wohnen.
Dass sich der Drang zurück in die Heimat der Vorfahren heute im Rahmen
hält, muss schließlich auch Treuhand-Aufsichtsratsvorsitzender Rudi
Pawelka bestätigen:
Das werden gar nicht viele sein. Das ist mir klar. Deshalb will ich ja
auch die Polen nicht erschrecken. Ich sage nur, ihr habt doch gar
nicht nötig, so aufgeregt zu reagieren, das werden gar nicht viele
sein, die könnt ihr gut verkraften, nur, das ist eben Rechtsfrieden
dann hergestellt.
Doch intern hantiert die Treuhand mit großen Zahlen. Danach könnten
möglicherweise dreizehn Prozent aller Vertriebenen Ansprüche stellen
wollen. Pawelka spricht von ganzen Dörfern, die im Gebiet von Oder und
Neiße leer stünden. Dort seien deutsche Investitionen doch wünschenswert.
Demnächst will die Treuhand nun entscheiden, wie sie juristisch weiter
vorgehen will:
Es ist schwierig, es kostet viel Geld, aber wir haben jetzt auch
Leute, die sich an uns gewandt haben, und haben gesagt, sie würden die
Klage selber bezahlen und würden das über uns abwickeln wollen,
treuhänderisch. Sie wissen vielleicht, dass die Sudetendeutschen mit
77 Leuten klagen, und wir werden unser möglichstes tun, um diesem
Ziel, dass wir vor Augen haben, gerecht zu werden.
Sein Recht geltend zu machen, kann niemandem verwehrt werden. Bei der
"Preußischen Treuhand" mit dem Charakter einer nationalen
Sammlungsbewegung sind indes, wenn sie zum Beispiel permanent von
"Ostdeutschland" spricht, wenn sie die polnische Westgebiete meint,
revisionistische Untertöne nicht zu überhören. Andererseits kann sie
nur deshalb eine so wichtige Rolle im deutsch-polnischen Verhältnis
spielen, weil gut nachbarschaftliche Beziehungen zu Polen hierzulande
derzeit nicht gerade im Zentrum des öffentlichen Interesses stehen.
Dieser ernüchternde Befund steht übrigens nicht im Widerspruch dazu,
dass die erste Auslandsreise seiner Amtszeit Bundespräsident Horst
Köhler übermorgen nach Polen führen wird: Ein politisches Signal, das
in Warschau zweifellos als Zeichen besonderer Verbundenheit positiv
gewürdigt werden wird - andererseits aber spiegelt sich hier eine
"Politik der hohen Ebene" wider, die bekanntlich nicht immer und
unbedingt mit einem problemfreien Alltagsverhältnis zwischen zwei
Staaten gleichzusetzen ist.
So bleibt zu befürchten, dass die "Preußische Treuhand", die nach
eigenen Angaben schon bald so richtig aktiv werden will, de facto eine
Art Neben-Außenpolitik betreiben könnte - mit allen einschlägigen
Folgen für das Verhältnis zwischen den Nachbarn und EU-Partnern Polen
und Deutschland.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/285023