Die DDR - Verklärung oder Unterschlagung

Also Andronikos, bei aller Kritik der "westlichen" Demokratien, die ich teile. Aber was soll Deine Aufzählung von gleichgeschalteten(=Blockflöte) Parteien. Vielleicht beweisen daß die totalitäre DDR doch demokratisch war? Umkehrung von Legenden?
Das gibt doch einen völlig falschen Eindruck.

Hurvinek schrieb:
Wahlfälschungen, Einparteiensystem, Bespitzelung: das gibts auch heute noch in Deutschland. Das reißt mich nicht vom Hocker.
Und überhaupt: man kann nicht vergleichen mit DDR und BRD. In der DDR gab es Menschen, die sich trauten auf die Straße zu gehen und das System zum Teufel jagten.
Das soll der Westen erst mal nach machen.

Hurvinek, das Stasi Bespitzelungssystem, welches m.E. einmalig in der Welt war in seiner
Infamität, kriminellen Energie und Fiesheit mit heutigen Verhältnissen zu vergleichen ist falsch.
Wahlfälschung gibt es m.E. auch nicht bei uns, wenn auch die Art und Weise des Wahlkampfs
zu kritisieren ist.Ebenso verhält es sich mit dem Einparteiensystem. Das gibt es heute nicht
in Deutschland. Deine letzten beiden Sätze des Zitats sind richtig.
 
wthurner schrieb:
Also Andronikos, bei aller Kritik der "westlichen" Demokratien, die ich teile. Aber was soll Deine Aufzählung von gleichgeschalteten(=Blockflöte) Parteien. Vielleicht beweisen daß die totalitäre DDR doch demokratisch war? Umkehrung von Legenden?
Das gibt doch einen völlig falschen Eindruck.
Die Kritik an den westlichen Demokratien kam in diesem Thread nicht von mir!

Was die Aufzählung soll? Sie soll zeigen, dass die DDR kein Einparteienstaat war und nichts darüber hinaus. Denn die Bezeichnung Einparteienstaat, die hier genannt wurde, ist in Bezug auf die DDR schlichtweg falsch und solche Fehler wird man doch noch benennen und berichtigen dürfen.

Wahlfälschung war in der DDR auch weniger verbreitet als das vielfach angenommen wird. Der besonders eklatante Fall der Wahl im Frühjahr 1989 mal ausgenommen - dieser Fall war dann ja auch ein Grund für das Ende der DDR.

Aber das Wahlsystem der DDR war grundsätzlich so angelegt, dass Wahlergebnisse von über 90% praktisch logisch waren. Alle Parteien schlossen sich zur Nationalen Front zusammen und verabschiedeten eine gemeinsame Kandidatenliste. Der Wahlakt bestand für den Bürger dann aus seiner Zustimmung zu dieser fertigen Liste.

Andekdote am Rande:
Da meine Eltern 1978 keine Wohnung erhalten konnten, wollten sie sich aus Protest der Wahl enthalten, also einfach nicht hingehen. Kurz vor Schließung des Wahllokals bekamen sie dann Besuch, mit der höflichen Aufforderung doch noch zur Wahl zu gehen...:p
 
Zuletzt bearbeitet:
Bevor das hier noch ausartet:
Andronikos wollte klarstellen, dass die wörtliche Übernahme des Begriffs "Einparteiensystem" aufgrund mehrerer Parteien nicht in Ordnung wäre, während wthurner darauf hinwies, dass die existierenden Parteien nichts anderes als Pseudoparteien unter dem Kommando der vorherrschenden waren und somit de facto nur eine Partei existiert.

Läuft auf die Definition hinaus, die laut Lexikon folgendem entspricht:
Einparteiensystem

politische Organisationsform, die totalitären Herrschaftssystemen zugrunde liegt. Dabei ist die in Demokratien bestehende Parteienvielfalt zugunsten einer Partei aufgehoben, die in der Regel jegliche staatliche Verfügungsgewalt auf sich vereinigt ("Staatspartei") und außerdem oft eine Weltanschauung als Grundlage hat, die den Anspruch untermauert, alle gesellschaftlichen Gruppen und Interessen zu vertreten, so dass andere Parteien zwangsläufig überflüssig werden. Solche weltanschaulich begründeten Einparteiensysteme gab es etwa im nationalsozialistischen Deutschland sowie in Spanien bis zum Ende des Franco-Regimes. Auch in den sozialistischen Staaten findet bzw. fand sich das Einparteiensystem, so in der Sowjetunion mit der KPdSU. Die herrschende Partei war oft aus dem erzwungenen Zusammenschluss vorher selbständiger Parteien zu einer Einheitspartei gebildet worden (so etwa die Staatspartei der DDR, die SED, aus dem Zusammenschluss von KPD und SPD). Zwar gab es in einigen kommunistischen Diktaturen (z. B. in der DDR und Polen) formell mehrere Parteien, diese waren jedoch in eine Einheitsfront (Blockpartei) eingebunden, in der die Staatspartei eine dominierende Rolle hatte, und damit politisch bedeutungslos.
 
Meister schrieb:
wo (in zivilisierten ländern) ist es denn nicht so, dass zwei grossparteien abwechslungsweise von der regierungsverantwortung abgewählt werden und dabei mit einigen kleinen koalieren können?
mal abgesehen von der schweiz, aber da ist noch viel mehr "scheindemokratie" vorhanden als irgendwo anders in einem demokratischen land.
Genau das mein ich doch, aber was willst du mir damit sagen? Dass ich die Lüge von der Demokratie einfach so hinnehmen soll, nur weil es sie überall gibt?
 
nein, weil´s normal ist.

irgendwie musst du die kräfte ja bündeln und mit 120 parteien wird das schwierig.

was bleibt denn neben dem üblichen konservative-gegen-sozis-programm noch?
ju, grüne (da wird´s nie genug von geben für eine mehrheit - zum glück), extreme rechte und linke (muss wohl nicht sein), liberal/freiheitliche (ebenfalls eine splittergruppe)...
 
Auch wieder ein Fall der Definition.
LordVader, zum einen gibt es erheblich mehr Formen der Demokratie als nur die direkte oder plebeszitäre Demokratie.
Unser momentanes System hat genügend Fehler, aber eine Demokratie bleibt es trotzdem. Die Mehrheit der Bürger bestimmt wohin es geht, durch die Wahl der größeren Parteien (und deren möglichen Koalitionen) und deren Opposition und deren größe.
Unsere Wahlen werden im Auge behalten um Betrug zu vermeiden und fairness zu sichern.
Das Unterscheidet sich absolut vom System der DDR.
 
wobei das mit den Liberalen (vgl. Demokraten in USA) schon eine Überlegung Wert ist, Meister.
Zustimmung auch zu Tib.Gab.
 
Zuletzt bearbeitet:
ok, die ami-verhältnisse sind vielleicht etwas anders - da sind die unterschiede zwischen den parteien aber m.E. zu gering (sobald sie mal regieren), um wirklich von "liberalen" zu sprechen.
 
Andronikos schrieb:
Wahlfälschung war in der DDR auch weniger verbreitet als das vielfach angenommen wird. Der besonders eklatante Fall der Wahl im Frühjahr 1989 mal ausgenommen - dieser Fall war dann ja auch ein Grund für das Ende der DDR.
Wahlfälschung wurde ja auch erst dann notwendig, als die Wähler sich nicht mehr an die hergebrachte Ordnung hielten.
 
was mich schon länger sehr interessiert. Wie war das Gesundheitswesen in der DDR aufgebaut. War alles staatlich? Ausbildung der Ärzte, Krankenhäuser usw. Konnte wenn man krank wurde einfach wie bei uns in der Schweiz zu einem Arzt oder wurde das vorgeschrieben?
 
ursi schrieb:
was mich schon länger sehr interessiert. Wie war das Gesundheitswesen in der DDR aufgebaut. War alles staatlich? Ausbildung der Ärzte, Krankenhäuser usw. Konnte wenn man krank wurde einfach wie bei uns in der Schweiz zu einem Arzt oder wurde das vorgeschrieben?
Das Gesundheitswesen war staatlich organisiert. Selbst der Landarzt hatte eine staatliche Arztpraxis. Der DDR Bürger hatte selbstverständlich die freie Arztwahl. Studium- ,Aus und Weiterbildung der Ärzte war kostenlos.
Impfungen für Kinder waren Pflicht. In den Schulen kamen regelmässig Ärzte zu Untersuchungen. Für mich am schlimmsten in Erinnerung, der Schulzahnarzt, der einmal pro Jahr mit einer mobilen Praxis in die Schule kam.
Ich denke, in sachen Gesundheitswesen, brauchte sich die DDR nicht zu verstecken.
 
wthurner schrieb:
Hurvinek, das Stasi Bespitzelungssystem, welches m.E. einmalig in der Welt war in seiner Infamität, kriminellen Energie und Fiesheit mit heutigen Verhältnissen zu vergleichen ist falsch.Wahlfälschung gibt es m.E. auch nicht bei uns, wenn auch die Art und Weise des Wahlkampfs zu kritisieren ist.Ebenso verhält es sich mit dem Einparteiensystem. Das gibt es heute nicht in Deutschland. Deine letzten beiden Sätze des Zitats sind richtig.

Wahlfälschung gibt es selbstverständlich immer da, wo man sie aufdeckt. Ungewollte Fälschungen, sprich Verzählen, ist ein Fehler, der passiert.
Kuba steht in Bespitzelung dem DDR-System in nichts nach. Hat auch seinen Grund: die Nähe zu den USA. Die DDR mußte ja auch so ein System aufbauen, der Klassenfeind sprach zudem deutsch und war der Vater, Bruder und Opa usw. aus dem Westen.



Liebe ursi,

ja, in der DDR gab es auch Freiheiten. Auch wenn es Ärzte nicht wie Sand am Meer gab.
 
Hurvinek schrieb:
Liebe ursi,

ja, in der DDR gab es auch Freiheiten. Auch wenn es Ärzte nicht wie Sand am Meer gab.

Ich glaube du hast mich nicht richtig verstanden, vielleicht habe ich es auch nicht richtig ausgedrückt. Ich möchte einfach wissen wie es für die Menschen in der DDR war, wie sie lebten, es geht mir nicht darum zu werten oder zu verurteilen. Wir in der Schweiz haben nur immer gehört wie schlecht es in der DDR ist und ich möchte einfach wissen wie es wirklich war.
 
ursi schrieb:
Ich glaube du hast mich nicht richtig verstanden, vielleicht habe ich es auch nicht richtig ausgedrückt. Ich möchte einfach wissen wie es für die Menschen in der DDR war, wie sie lebten, es geht mir nicht darum zu werten oder zu verurteilen. Wir in der Schweiz haben nur immer gehört wie schlecht es in der DDR ist und ich möchte einfach wissen wie es wirklich war.
Doch ich hab dich verstanden. Meine Antwort war keine Antwort auf eine wertende Frage.
Wenn du wirklich wissen willst, wie es in der DDR war, gibt es nur eine utopische Antwort: setz dich in eine Zeitmaschine und bleib 12 Monate.
Mir erzählt man aus der Zeit des Dritten Reiches. Vorstellen kann ichs mir trotzdem nicht, obwohl ein ungefähres Bild machbar ist. Aber wie es wirklich war, werde ich nie erfahren.
 
Hurvinek schrieb:
Doch ich hab dich verstanden. Meine Antwort war keine Antwort auf eine wertende Frage.
Wenn du wirklich wissen willst, wie es in der DDR war, gibt es nur eine utopische Antwort: setz dich in eine Zeitmaschine und bleib 12 Monate.
Mir erzählt man aus der Zeit des Dritten Reiches. Vorstellen kann ichs mir trotzdem nicht, obwohl ein ungefähres Bild machbar ist. Aber wie es wirklich war, werde ich nie erfahren.

Das mit der Zeitmaschine habe ich mir auch schon überlegt, aber dann würde ich wohl mal zuerst nach Rom fliegen ;)

Ist schon klar dass man sich das nie so vorstellen kann wie es war. Aber es ist doch auch so das wir im Westen ein Bild vorgesetzt bekommen haben das halt nicht stimmt. Und hier gerade mit der DDR haben wir Zeitzeugen die einem was erzählen können und ich finde es legitim solche Fragen zu stellen und mit vielen verschiedenen Antworten kann man sich dann schon ein Bild machen.
 
ursi schrieb:
Ich glaube du hast mich nicht richtig verstanden, vielleicht habe ich es auch nicht richtig ausgedrückt. Ich möchte einfach wissen wie es für die Menschen in der DDR war, wie sie lebten, es geht mir nicht darum zu werten oder zu verurteilen. Wir in der Schweiz haben nur immer gehört wie schlecht es in der DDR ist und ich möchte einfach wissen wie es wirklich war.
Auch wenn es jetzt komisch klingen mag. ich möchte meine Kindheit auf keinen Fall missen. Es war ja nicht so, das hinter jeder Ecke ein Stasispitzel gesteckt hat. Aber solche gruselmärchen hat die Welt wohl gebraucht. Wir haben hier ganz normal gelebt, hatten immer zu Essen, man staune, sogar Bananen. Die selben Sorgen als Jugentlicher, wie jeder andere in der Welt, sprich Jugendliebe. Schule, Ausbildung, Beruf. Heirat, Kinder.
Und wenn ich immer höre, die bösen NVA Soldaten. Von uns hätte keiner geschossen oder zumindest in die Luft. Wir waren Söhne und Väter. Die meisten, die geschossen haben, waren Offiziere. Ich will das nicht verklären. Ich habe mir die mauer auch weggewünscht und war mit in Leipzig. Aber von Grund auf alles schlecht zu machen nur weil es DDR war finde ich verwerflich und ist genau das selbe, wie man uns immer weissmachen wollte, wie schlecht doch der Kapitalismus sei
 
florian17160 schrieb:
Auch wenn es jetzt komisch klingen mag. ich möchte meine Kindheit auf keinen Fall missen. Es war ja nicht so, das hinter jeder Ecke ein Stasispitzel gesteckt hat. Aber solche gruselmärchen hat die Welt wohl gebraucht. Wir haben hier ganz normal gelebt, hatten immer zu Essen, man staune, sogar Bananen. Die selben Sorgen als Jugentlicher, wie jeder andere in der Welt, sprich Jugendliebe. Schule, Ausbildung, Beruf. Heirat, Kinder.
Und wenn ich immer höre, die bösen NVA Soldaten. Von uns hätte keiner geschossen oder zumindest in die Luft. Wir waren Söhne und Väter. Die meisten, die geschossen haben, waren Offiziere. Ich will das nicht verklären. Ich habe mir die mauer auch weggewünscht und war mit in Leipzig. Aber von Grund auf alles schlecht zu machen nur weil es DDR war finde ich verwerflich und ist genau das selbe, wie man uns immer weissmachen wollte, wie schlecht doch der Kapitalismus sei

Das denke ich eben auch Florian.
 
florian17160 schrieb:
Auch wenn es jetzt komisch klingen mag. ich möchte meine Kindheit auf keinen Fall missen. Es war ja nicht so, das hinter jeder Ecke ein Stasispitzel gesteckt hat. Aber solche gruselmärchen hat die Welt wohl gebraucht. Wir haben hier ganz normal gelebt, hatten immer zu Essen, man staune, sogar Bananen. Die selben Sorgen als Jugentlicher, wie jeder andere in der Welt, sprich Jugendliebe. Schule, Ausbildung, Beruf. Heirat, Kinder.
Deine Kindheit sollst du nicht missen, sie gehört dir, da hat sich niemand einzumischen.
Dass aber tatsächlich überall Stasispitzel standen, ist nachweisbar, auch wenn du es nicht wahrgenommen hast (oder haben willst). Da beginnen die Verdrängungsmechanismen.
 
Mercy schrieb:
Deine Kindheit sollst du nicht missen, sie gehört dir, da hat sich niemand einzumischen.
Dass aber tatsächlich überall Stasispitzel standen, ist nachweisbar, auch wenn du es nicht wahrgenommen hast (oder haben willst). Da beginnen die Verdrängungsmechanismen.
Klar, du hast das ja auch erlebt. Ich komme aus einem keinem Dorf und da kannten wir die 3.
So geheimnisvoll war das alles nicht. und die haben das auch nur gemacht, um ihre Ruhe zu haben. Einen habe ich sogar schon mal verprügelt, weil er in der Kneipe mit seinen Beziehungen angeben wollte. Es kam nichts danach, weil sie alle selber Dreck am stecken hatten.
Ach übrigens, bei uns hat auch die Sonne geschienen.
 
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